Nach einigen Jahren Pause habe ich vor einigen Wochen endlich wieder den Telefonhörer ergriffen und meine Therapeutin angerufen und bin überglücklich, dass ich wieder in Therapie bin und diesen Austausch und diesen Ruhepunkt habe.
Bevor ich zu dem für mich verwirrenden Gedanken komme, der in der Therapie aufgekommen ist, möchte ich euch quasi als Vorgeschichte etwas über meine Mutter erzählen.
Meine Mutter hat sehr eigene Ansichten zu "Wer ist schön" und "Was macht Lebensqualität aus" und zum Essen.
Schön sind Mädchen bis ca. 18 Jahre. Evtl. auch bis 20 Jahre. Aber danach sieht man den Verfall des Menschen deutlich an seiner Haut, seinen Falten, den Haaren etc. und ihrer Meinung nach KANN man nicht mehr schön sein jenseits der 20. Das ist für sie eine logische Schlussfolgerung. Wer das nicht sieht ist ihrer Meinung nach dumm (weil er quasi das dahinterstehende Naturgesetz nicht sieht).
Bei meiner Mutter gibt es nur die Körperform dünn (also eindeutig untergewichtig) und dick. Normalgewichtig gibt es nicht bzw. das ist eben dick.
Ich war als Kind und Jugendliche immer Normalgewichtig und meiner Mutter damit ein Dorn im Auge. Niemals bin ich von Mitschülern, Fremden, Lehrern als dick tituliert worden (war ich ja ach nicht), aber von meinen Eltern. Meine Mutter fand mich immer zu dick um mit schöne Kleider zu kaufen und mein Vater setzte dick mit dumm gleich.
Wenn meine Mutter z.B. beim Spazierengehen sagt "Schau mal wie die aussieht", dann will sie mir eigentlich sagen, dass die betreffende Person kurz vorm Tod steht und fett ist. Schaue ich die Person an, sehe ich eine nette, vollbusige, 40-Jährige.
Lebensqualität beinhaltet für meine Mutter viele Dinge, die sie aber aufgrund ihrer Lebenshaltung am Schlank sein ausmachen kann. Wer schlank ist ist schön (naja .. wäre da nicht das Alter), erfolgreich, verheiratet, hat Kinder, fährt in Urlaub, macht Sport, ist gesund etc.
Ich bezeichne meine Mutter als ersten Öko Deutschlands.
Andere Kinder hatten in der Schule Pausenbrote mit Nutella, ich hatte selbstgebackene Körnerbrötchen mit tollen Salaten drauf. Ja, lecker, aber man will als Kind, was die anderen haben.
Süßigkeiten waren verboten, weil Süßigkeiten schlecht sind.
Einige Wochen musste ich immer Sechskornmüsli essen, dass ich über Wochen jeden Morgen hochkotzte und schließlich nach 5-6 Wochen hatte meine Mutter Erbarmen und ich durfte wieder Haferflocken essen.
Meine Mutter kocht seit über 50 Jahren täglich und dennoch wiegt sie Nudeln und Reis aufs Gramm ab. Sie hat eine Tabelle die besagt, dass jeder Erwachsene 40g Nudeln bekommt und dann wiegt sie genau 40g ab. Kein Gramm mehr und keines weniger. Jeder andere der schon lange kocht, hat mit einem Griff in die Nudelpackung raus, wie viel in der Hand sein muss für eine Person.
Meine Mutter weiss, dass ich gerne vegetarisch esse. Also besprechen wir unter der Woche telefonisch, was meine Mutter am Sonntag kocht. Das ist für sie ganz wichtig darüber lange und ausgiebig zu reden. Wir einigen uns auf etwas (z.B. einen Zucciniauflauf) und dann ruft sie Freitags an um zu sagen, dass sie den Zucciniauflauf nächsten Sonntag macht, aber sie hat da gesehen, dass sie noch Schweinegulasch in der Truhe hat und das muss jetzt weg. Das würde ich doch verstehen.
Das geht so jede Woche!
Und obwohl sie Nudeln und Reis panisch abwiegt, macht sie so viel Fleisch und Gemüse, dass ganze Heerscharen davon satt werden können.
Esse ich wenig oder auch "normal", dann ist sie beleidigt und ich kann mir anhören, dass ich wieder keine Rücksicht auf sie nehme und mich böse verhalte und sie jetzt auf dem Essen sitzenlasse.
Seitdem ich nicht mehr zu Hause bin reden wir nur übers Essen. Oder alles ums Essen: eben auch Diät, Abnehmen, Krank sein.
Wenn ich einmal sage, dass ich einfach mal einen Tag über was anderes reden möchte und mal einen Tag nicht über Krankheiten und Dick sein und Essen reden möchte, dann ist meine Mutter beleidigt und sagt, dass ich nicht so tun soll und jetzt würde ich sie schon wieder schlecht behandeln.
Meine Mutter und auch mein Vater sind/waren immer schlank und sehr sportlich. Meine Eltern sind z.B. mit 70 noch wöchentlich mehrmals ins Fitnessstudio gegangen.
Wäre meine Mutter eine Freundin von mir und ich würde ihr abwiegen beobachten und ihr ständiges nur über das Essen reden können, dann würde ich sagen, dass sie eine Essstörung hat.
Ja, ihr lest richtig.
Nach 40 Jahren glaube ich, dass gar nicht ich die Esssgestörte in der Familie bin, sondern meine Mutter.
Ich bin die Co-Abhängige. Wie in vielen Alkoholikerbeziehungen.
Meine Mutter lebt ihre Essstörung über mich aus.
Als ihr Sohn tödlich verunglückte (meine Schwester und mein Vater waren dabei, meine Mutter war zuhause und ich noch nicht geboren) ist sie mit gestorben und nie mehr in diese Welt zurückgekehrt. Der Tod wurde tabuisiert, durfte nicht erwähnt werden. Als ich mit 4 Jahren fragte wer der kleine Junge auf den Fotos im Familienalbum ist den alle im Arm halten, bekam ich eine Ohrfeige, dann wurde mir gesagt, dass ich einen toten Bruder habe und dann bekam ich zu hören, dass wir darüber nicht reden.
Meine Mutter untersagt sich jegliche Emotionen.
Bei uns gibt es kein Lachen, keine Bewegung, kein Krank sein, kein Traurig sein, keine Wut, keine Angst.
Menschen ohne Emotionen sind aber tot. Da unterscheidet uns nichts mehr vom Roboter.
Jedoch hat jeder Mensch Emotionen und die müssen irgendwohin. Aber meine Mutter ist so kaputt, dass sie ihre eigene Essstörung nicht selber ausleben kann, weil das ja bedeuten würde, dass es etwas gibt, was sie verbergen muss und so projiziert sie diese auf mich.
Seitdem ich den Gedanken habe, dass nicht ich, sondern meine Mutter esssgestört ist, esse ich anders. Ganz oft nehme ich etwas zu Essen unbewusst zur Hand, dass ich dann wieder weglege und laut sage "Ne Mama, ich möchte das nicht essen. Und dadurch dass ich es esse, wird weder mein Bruder lebendig, noch dein Schmerz weniger. Du musst lernen deinen Schmerz zu fühlen oder du nimmst ihn mit ins Grab. Ich will für dich da sein, weil ich dich liebe und dir dadurch, dass es mich gibt helfen, aber mehr kann ich nicht."
Versteht ihr?
Einerseits ist der Beitrag nun sehr lang, andererseits bin ich neu und habe noch gar nichts über meine Suchtgeschichte erzählt und so möglicherweise zu kurz. Hoffentlich ist es trotzdem im Ansatz verständlich.
Jeder Kommentar ist mir willkommen, aber besonders bin ich im Moment interessiert an Erfahrungsberichten von Co-Abhängigen. Natürlich findet man einiges über Alkoholiker im Netz. Sucht hat viel Gemeinsames und dennoch gibt es Unterschiede und es würde mich interessieren, ob es andere gibt, die eine Co-Abhängigkeit hinter sich haben und mir davon erzählen mögen.
Die Warscheinlichkeit, dass meine Mutter sich mit 75 Jahren noch ändert ist gering und so haben wir die letzten Jahrzehnte nur über Essen geredet.
Im Moment macht sie ein paar Tage Urlaub.
Sie wird davon nach ihrer Rückkehr erzählen und sich freuen und ich werde mich für sie freuen und wisst ihr, wie das Gespräch weitergeht?
Wie folgt:
"Ach ... es war so schön und ich bin so traurig, dass du das alles nicht machen kannst, weil du dick bist und deswegen so krank. Aber nächstes Jahr ... da klappt das bestimmt oder? Da bist du schlank." (Bei 150kg eine läppische Kleinigkeit wie wir wissen :-)
Und so laufen unsere Gespräche seit Jahrzehnten nach immergleichen Mustern mit den immergleichen Sätzen und Resultaten.
noch-abhängige Grüße,
Teichrose
Seit dem 12.12.2020 ist das Forum dauerhaft geschlossen.
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Technische Probleme
Leider ergaben sich vor einiger Zeit technische Probleme, die eine Abschaltung der Website und ein Update der Foren-Software erforderlich machten. Ich werde mich bemühen, das Forum in nächster Zeit wieder der gewohnten Optik anzupassen.
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Die Beiträge in diesem Forum wurden von engagierten Laien geschrieben. Soweit in den Beiträgen gesundheitliche Fragen erörtert werden, ersetzen die Beiträge und Schilderungen persönlicher und subjektiver Erfahrungen der Autoren keineswegs eine eingehende ärztliche Untersuchung und die fachliche Beratung durch einen Arzt, Therapeuten oder Apotheker! Bitte wendet Euch bei gesundheitlichen Beschwerden in jedem Fall an den Arzt Eures Vertrauens.
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Dreh doch einfach mal den Spieß um. Mach Urlaub, genieß es, und dann erzähl begeistert deiner Mutter, wie toll das war und was du alles gemacht hast. Wäre das eine Idee? Dein Posting war schon richtig so. Gerade so belastende Gefühle müssen mal raus. Ich kann über so Persönliches eher mit völlig Fremden reden oder posten als mit Leuten, die mich näher kennen. Und ich denke, viele hier haben ihre eigene mehr oder weniger traurige Geschichte. Und du hast recht: deine Mutter ist essgestört. Ich glaube, diese Form heißt Orthorexie. Genau, hab grade gegoogelt. Lies mal unter dem Stichwort nach.
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Hallo Sophie, Echt nach dem "bisschen" was ich erzähle meinst du auch schon, dass sie esssgestört ist? (Äh ... Rhetorische Frage :-) Danke für den Tipp mit Orthorexie. Hab ich noch nie gehört! Ich bin mir nicht sicher, wie weit ich mir in meiner Beurteilung trauen kann und merke, dass mich der Gedanke vollkommen verunsichert. Wenn ich Urlaub mache und meiner Mutter freudig davon erzähle passiert das Gleiche. Sie freut sich um dann im Nebensatz umzuschwenken und zu sagen "Ach und wie schön wäre es erst wenn du schlank wärest. Dann könntest du einfach alles machen und wärest gesund". EGAL worüber wir reden, es endet immer damit, dass es alles viel schöner wäre, wenn ich schlank wäre und alles machen könnte was ich wollte und dann natürlich auch gesund wäre. (Das ich gesund bin, geht nicht, weil DICK=KRANK :( Diese Strukturen sind ihr nicht mehr auszutreiben, bzw. ich werde es nicht ändern. Egal wie ich diskutiere oder welche Konsequenzen ich folgen lasse nach Ankündigung. Seitdem ich in der Therapie bin hat sich ganz viel an der Beziehung geändert und ich habe meine tiefe Zuneigung zu meiner Mutter entdeckt, die ich auch zeigen kann, egal ob sie es annehmen kann oder nicht. Aber es ändert natürlich nichts daran, dass es viele ganz schwierige Dinge zwischen uns gibt, die ich nicht einseitig ändern kann. Sie will aber auf ihr Lebensende zugehend auch nichts mehr ändern, denn die Position "Ich habe immer Recht und weiss halt alles, weil das im Alter so ist", ist natürlich sehr bequem. Sie muss ihr Glück in die Hand nehmen und ich kann ihr nur signalisieren, dass ich da bin. Aber andererseits muss ich jetzt auch deutlich daran arbeiten bei mir zu bleiben und im Jetzt zu bleiben und mich abzugrenzen zu meiner Mutter. lernende Grüße, Teichrose
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Hallo Teichrose, ich denke auch, dass Deine Mutter die Essgestörte ist. Und ich finde, was Du beschreibst, auch gar nicht so fremd. Ich habe schon oft das Gefühl gehabt, dass Essgestörte gerne auch mal all ihre Probleme im Umgang mit Essen auf andere projizieren, egal ob betroffen oder nicht. Es kommt mir nach Deiner Schilderung so vor, als führest Du einen Stellvertreterkrieg. Folgerichtig finde ich es gut, dass Du versuchst, das zu unterbrechen. Liebe Grüße Martina
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Teichrose [quote] Sie muss ihr Glück in die Hand nehmen und ich kann ihr nur signalisieren, dass ich da bin. Aber andererseits muss ich jetzt auch deutlich daran arbeiten bei mir zu bleiben und im Jetzt zu bleiben und mich abzugrenzen zu meiner Mutter.[/quote] Gerade bei geliebten Menschen ist das besonders schwer. Aber es geht nicht anders. Mit meiner sehr geliebten Schwester ist/war es in gewisser Weise ähnlich. Ich kenne es nicht anders, als das irgendein neues Diätbuch herum liegt und sie wieder ganz darin ist. Die gerade aktuelle Diät ist natürlich auch immer die, die die einzig wahre und richtige Ernährungsform ist und die wird dann bis ins kleinste Detail durchgeführt. Seit vielen Jahren geht das nun so. Da sie außerdem fast schon exzessiv läuft, schafft sie es ihr Gewicht (schlank bis dünn) zu halten. Darauf ist sie sehr sehr stolz und meint im Grunde, das kann jeder. Nur schlank ist schön, das ist ihre Einstellung. Und das muss doch jeder so wollen... Entsprechend oft ist/war Diät/Ernährung/Sport/Kalorien etc. mit allem drum und dran ihr Thema. Viele Jahre war sie in vielem - auch darin - mein Vorbild. Die "große Schwester" die alles gebacken kriegt. Irgendwann hob sich das mit dem "große Schwester-Gefühl" auf und irgendwann kam ich auch dahinter, das auch meine große Schwester nicht alles gebacken kriegt und genauso Fehler macht wie ich und jeder andere Mensch. Na ja und als ich anfing zu merken, was es mit all den Diäten auf sich hat und ich ihnen nach und nach den Rücken kehrte und nun seit geraumer Zeit weiß, das Diäten mich zum Sklaven und auch noch dick gemacht haben, sehe ich die ganzen ständigen Bemühungen meiner Schwester eben auch mit anderen Augen. Zum Glück konnte ich ihr in immer wiederkehrenden Gesprächen ( hat lange gedauert) klar machen, dass sie MICH nicht mehr überzeugen kann und vor allem, dass schlank/dünn sein für mich nicht die einzig wahre Lebensqualität bedeutet. Nach und nach wurden ihre Gesprächansätze in Richtung Diät etc. weniger, wenn wir zusammen waren. Ich merke zwar immer noch, dass sie nicht wirklich genau versteht - oder verstehen [U]kann[/U], warum ich anders denke und das ich tatsächlich zufrieden sein kann, auch ohne dauernd eine Diät zu machen und es als höchstes Ziel anzusehen unbedingt schlank zu werden, aber sie versucht es eindeutig. Wenn ich sie besuche und sehe wieder wie immer die neuesten Diätbücher, mit denen sie sich offensichtlich sehr beschäftigt, dann weiß ich heute, dass sie ein viel größeres Problem mit einer entspannten Sicht in Bezug auf Ernährung hat, als ich. Sähe ein "unbeleckter" Mensch uns - sie sehr schlank, ich dick - würde er es mit Sicherheit umgekehrt sehen. Für mich steht heute fest: Wer sich jeden Tag stundenlang mit dem Thema Essen - was und wieviel darf ich, wie nehme ich bloß kein Gramm zu - mit immer mindestens einem Auge auf der Waage - beschäftigt, ist essgestört. Inwieweit ich es bin, oder noch bin, kann ich schlecht beurteilen. Ich denke, ich war es sicher mal. Heute versuche ich wieder auf meinen Körper zu hören und das ist echt schwer, denn ich habe das ganz verlernt. Ich glaube auch, mein Körper hatte es verlernt, Signale zu geben, denn auf diese habe/konnte ich ja gar nicht hören, da alles so oft mit Diätplänen zugedeckt war. Er wurde ja nicht gefragt, sondern zwangsernährt. Wieder dahin zurück zu finden, was ich/mein Körper will, ist ein sicherlich langer Weg. Aber es war auch ein langer Weg, ihn so durcheinander zu bringen. -------------------- Deine Mutter wirst Du, wie Du selber schreibst, nicht mehr ändern können. Da Du aber trotzdem gern mit ihr in Kontakt bleiben willst, wirst Du Dir eine Schutzwand aufbauen müssen. Ihre Sätze, die oft sehr verletzend für Dich sind, darfst Du einfach nicht mehr für voll nehmen. Sie glaubt ja wirklich, was sie sagt. Wahrscheinlich will sie Dir nicht einmal bewusst weh tun. Ich stelle mir gerade die Lotusblüte vor, die auf ihren Blättern eine Substanz hat, die Regenwasser samt dem Schmutz der darin ist, einfach abperlen lässt. Vielleicht schaffst Du es, in Bezug auf Deine Mutter eine Lotusblüte zu werden. :)
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[quote='Martina','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83077#post83077']Es kommt mir nach Deiner Schilderung so vor, als führest Du einen Stellvertreterkrieg.[/QUOTE] Genau das mache ich. Meine Therapeutin fragte, was der Satz ist, der mich treibt all das zu tun, was ich tue. Sie hatte Beispiele, wie "Ich sterbe, wenn ich das nicht tue" oder "Ich bekomme nur so die Liebe meiner Mutter" oder ... Mein Satz lautet: Ich muss das ganze Leid unserer Familie ertragen. (In der Hoffnung, dass ich das Leid den Menschen die ich liebe abnehmen kann und sie dann glücklich sind und das macht mich glücklich, weil man niemanden leiden sehen möchte, den man liebt.) Ich möchte, dass mein Opa die zerfetzen Körper in den Schützengräben des 1. Weltkrieges vergisst, dass meine Oma all die Bomben und den Hunger des 2. Weltkrieges vergisst und meine Eltern den Tod ihres Kindes. Ich versuche stellvertretend, wie du richtig sagst Martina, das Leid meiner Familie zu tragen. Heute sehe ich, was ich vor 5 Jahren noch nicht sah und das ist vielleicht auch eine der Erklärungen, warum ich noch nicht dauerhaft von meiner Essstörung (???) lassen konnte. Bzw. meiner Co-Abhängigkeit. [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83078#post83078']Viele Jahre war sie in vielem - auch darin - mein Vorbild. Die "große Schwester" die alles gebacken kriegt. ... Wenn ich sie besuche und sehe wieder wie immer die neuesten Diätbücher, mit denen sie sich offensichtlich sehr beschäftigt, dann weiß ich heute, dass sie ein viel größeres Problem mit einer entspannten Sicht in Bezug auf Ernährung hat, als ich.[/QUOTE] Man lernt als Kind in der Familie eigentlich ja auch Vertrauen zu den Großen zu haben und sich diese als Vorbild zu nehmen. Verständlich, dass du erstmal alle Diäten und alles Sporteln mitmachst und es für richtig hältst. Du und wir, die wir hier im Forum sind wissen heute, dass derjenige, der sich nur noch mit Diät und Sport und Waage beschäftigt ein großes Problem hat an welches er sich noch nicht traut. Es ist unser Schutz um Dinge zu verdrängen, die so sehr weh tun. Das kann ich und warscheinlich jeder hier sehr gut verstehen. Es ist so traurig, wenn man das in der eigenen Familie erkennt und zuschauen muss, finde ich. Bisher habe ich bei meiner Mutter immer gedacht, dass sie nur das Beste für mich will, weil sie mich liebt und sie hat halt Angst, dass ich durch mein extremes Übergewicht einmal richtig krank werde und dann keine Hilfe habe, da ich alleinstehend bin und dann ... sterbe. Aber all das resultiert eben nur daraus, dass sie nie gelernt hat den Tod ihres Sohnes zu verarbeiten. Deswegen hat sie irrationale Ängste aufgebaut. Und ich akzeptiere das bis heute einfach so und unterstütze sie als Co-Abhängige darin. Meine Mutter hat sich auferlegt keine Trauer um ihren Sohn zeigen zu dürfen und die Familie zusammenhalten zu müssen. Aber natürlich braucht sie einen Ersatz für all diese gewaltigen Gefühle in ihr und so wurde ich später sehr dick, damit meine Mutter all ihren Schmerz auf mich projizieren kann und eine Art Ersatztrauer bei mir ausleben kann. Oh ... mir wird gerade beim Schreiben so klar, was ich tue. Mir wird auch gerade klar, warum meine Drogenzeit als Jugendliche nicht gezogen hat. Ich habe ja alle Grenzen überschritten um meinen Eltern Gefühle (Sorge um mich) zu entlocken. Aber Drogen sind ein Zeichen für eine kaputte Familie und das durfte nicht sein. Deshalb haben meine Eltern darauf quasi nicht reagiert, denn was nicht sein darf, gibt es eben nicht. Und so fing ich dann mit ca. 18/19 Jahren an meine Essstörung zu entwickeln. (Wobei Ernährung/Sport seit meiner Geburt schon immer wichtig war in unserer Familie) "Essen" muss jeder und Gesunde Ernährung und Sport sind wichtige und gesellschaftlich anerkannte Themen. Meine Mutter wollte eine äußerst erfolgreiche und schöne Familie (perfekt) und wer schlank ist, ist erfolgreich und schön und somit habe ich mit der Essstörung endlich ihren Nerv getroffen und ihre Zuwendung erhalten. Wir hatten quasi beide was wir wollten: ich bekam endlich einmal Emotionen "light" zu spüren und meine Mutter konnte ihre endlose Trauer in die Sorge um mich verpacken. Wie krass. [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83078#post83078']Inwieweit ich es bin, oder noch bin, kann ich schlecht beurteilen. Ich denke, ich war es sicher mal.[/QUOTE] Itsme, warum kannst du das schlecht beurteilen? Warum bist du dir nicht sicher heute noch esssgestört zu sein? [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83078#post83078'] Vielleicht schaffst Du es, in Bezug auf Deine Mutter eine Lotusblüte zu werden. :)[/QUOTE] Danke! blühende Grüße, Teichrose
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Teichrose [quote] Itsme, warum kannst du das schlecht beurteilen? Warum bist du dir nicht sicher heute noch esssgestört zu sein? [/quote] Weil ich auch heute noch - zwar selten, aber immer wieder mal - z.B. diese "schlechtes Gewissen-Momente" habe. Damit meine ich, dass ich beim einkaufen zufällig am Süßigkeitenregal vorbei komme, hinschaue und sich ein "Verboten-Schild" im Kopf meldet. Oder auch - ebenfalls selten - das Gegenteil vollzieht, indem ich denke, "ich darf - alles und so viel ich will" so ein bisschen kindlich-trotzig und ich mir dann etwas in einer Menge kaufe, die wirklich übertrieben ist. Eine andere Variante: Ich habe Japp auf einen schönen frischen, gemischten Salat. Wiederum sehr selten, aber es kommt doch noch vor, schleicht sich der Gedanke ein: "Nö! Bloß kein Salat! Davon hast Du während so mancher Diätphase leben müssen. Das tust Du Dir nicht an..." Verstehst Du? Da hängen noch immer so Dinge aus den "Zwangsernährungszeiten" - auch Diät genannt, in meinem Kopf herum. Aber es wird stetig weniger und diese Momente immer seltener, in denen so verquere Gedanken in meinen Kopf kommen.
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[QUOTE]das Leid der Familie tragen.......[/QUOTE] Dieser Satz hat bei mir *pling* hervorgerufen da er auf jeden Fall zu einem Teil meiner - und auch der Eßstörung meiner Mutter - paßt. Darüber muß ich noch eine Weile nachdenken und versuchen das zu besprechen. Danke für die Anregung. Früher wars gesellschaftlich gesehen so dass über viele Dinge nicht gesprochen wurde und schon gleich nicht aufgearbeitet wurden. So bin ich aufgewachsen - mit vielen ungesagten Dingen über viel Leid, das irgendwo dazwischen stand. Teils Dinge die meine Großeltern betrafen, aber auch meinen Vater und meine Mutter. Dazu kam dann noch das Desinteresse meines Vaters an meiner Person, die dadurch ausgelösten Gefühle holen mich bis heute immer wieder ein (glücklicherweise nur noch in schwierigen Phasen, denn ich weiß um den Mechanismus und kann zumindest teilweise dagegen steuern) Für mich ist die Eßstörung auch ein Zeichen für "eigenes Leid tragen" für das man keine Worte findet oder keinen Platz im Leben hat. Z.B. habe ich nach dem tragischen Krebstod meines Mannes (vor vielen Jahren) auf einen Schwupp xx kg raufgefuttert (davor war ich normalgewichtig, eigentlich schlank) und habe diese kg nie mehr losbekommen (je mehr ich mich bemüht habe desto dicker wurde ich, daher bin ich heute natürlich dicker). Allerdings war ich vorher schon eßgestört, aber eben diejenige die alles und jedes Essen total kontrolliert und Kalorientabellen auswändig konnte. Nur in dieser Ausnahmesituation versagte jegliche Kontrolle; alles in meinem Leben entglitt mir damals. So kam ich zu dem "Gefühle wegessen". Ich lebe mit der Sucht und sie lebt mit mir, wenn mein Leben ausgeglichen ist dann brauche ich sie nicht und fühle mich gut. Das ist das einzige was ich erreichen möchte und die letzten Monate läufts wieder besser, meine nicht nur deswegen begonnene Therapie ist erstmal abgeschlossen und wir schauen mal wie es so läuft. Mein neuer Partner ist verständnisvoll und läßt mich so wie ich bin oder es möchte; genauso wie ich ihn. Meine Mutter ist seit über 10 Jahren in Therapie, allerdings nur in den Anfangszeiten mit vielen Therapiestunden und in den letzten Jahren nur noch ca. 6 Stunden im Jahr, ich bemerke kaum Veränderungen - in ihren Augen ist das möglicherweise anders. Ich glaube nicht mehr dass sie mich jemals völlig ganz so akzeptieren wird wie ich bin, aber ehrlich gesagt habe ich die Hoffnung darauf aufgegeben und versuche mich dagegen nur noch abzugrenzen (wie sollte sich mich so akzeptieren, sie kann ja nicht mal sich selbst akzeptieren) Irgendwie ist es schon traurig dass man sogar in fortgeschrittenem Alter sich immer wieder mit diesen "alten" Geschichten beschäftigen muß; jedoch solange ich den Kontakt zu ihr pflege wird sich das nicht anders leben lassen. Nachdenkliche Grüße Ulrike
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Deine Mutter ist nicht nur essgestört, sondern dazu noch hochneurotisch mit einem sehr diskriminierendem und beleidigem Weltbild. Sie terrorisiert Dich meiner Meinung nach und nahm Dir als Kind und als Heranwachsende viel Lebensqualität. Sicherlich macht sie das heute, und oft unterschwellig auch. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass dieses ewige über andere Leute gelästere Dir auf die Nerven geht, oder? Du wirst Deine Mutter nicht mehr ändern, aber Du musst Dich ändern. Und ein erster Schritt wäre es, den Kontakt zu minimieren und Dich auf DICH zu konzentrieren, Dinge zu tun, die DIR in dem Moment gut tun, und auf ihre Neurosen keine Rücksicht mehr zu nehmen. Auch mal Deinen Gedanken wie "Boor Mutter, DU nervst!!" auszusprechen und nicht nur runterzuschlucken. Minimiere den wöchentlichen sonntäglichen Besuch und das Mittagessen mit ihr auf einmal monatlich, auch wenn es eine Gewohnheit ist und vielleicht auch ein Ritual, welches Du für die Seele brauchst...aber brauchst Du auch solche ermüdenden Diskussionen und Telefonate mir ihr? Mache und esse an drei Sonntagen im Monat was Du willst und wo Du willst und lerne es zu geniessen und gehe einmal im Monat auf Höflichkeitsbesuch zu Deiner Mutter und zeige ihr, dass Du stark und autark bist/wirst/geworden bist. Nehme ihr den Wind aus den Segeln! Lehne Dich gegen Sie auf und mache sie mundtod. Und das hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun...Deine Mutter hat Dich auch nie mit Respekt behandelt. Wenn es alles nichts mehr bringt, dann löse den Kontakt, denn solche Kontakte bringen Dir nichts. Besonders nicht, wenn es so ist, wie Du es beschrieben hast: [I]Meine Mutter untersagt sich jegliche Emotionen.[/I] [I]Bei uns gibt es kein Lachen, keine Bewegung, kein Krank sein, kein Traurig sein, keine Wut, keine Angst.[/I] [I]Menschen ohne Emotionen sind aber tot. Da unterscheidet uns nichts mehr vom Roboter[/I] Das Du wieder auf eigenen Antrieb eine Therapiebereitschaft hast zeigt, dass Du kein emotionsloser Mensch bist und anders leben willst und sein willst als "sie". Vielleicht wäre ein Ansatz in der Therapie das "wir" und "bei uns" unzuwandeln in ein "ich" und "bei mir" und die Abgrenzung von der emotionalen Unterdrückung der Familie. Alt genug bist Du dafür :-) Auch wenn es bedeuten würde, dass es Stunk in der Familie gibt, weil Du renitent wirst, aber das sollte es Dir wert sein, für Deine ureigene Lebensqualität. Kopf hoch und weiter machen:) Du bist auf einem guten Weg. Sich zu öffnen, sich Gedanken machen und Mißstände anzusprechen und dazu aus eigener Antrieb sich professionelle Hilfe zu suchen zeigt, dass Du alles andere bist, als das, wie Du deine Familie beschreibst!
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@ Jamona dea: Alles in allem hast du recht. Aber es ist ungeheuer schwer, so vorzugehen, weil man dem Anderen ja trotz allem nicht wehtun möchte - letzten Endes ist es ja doch die Mutter, und da hat man auch meistens noch irgendwelche positiven Gefühle, man hängt immer noch emotional an den Eltern. Wenn das nicht so wäre, wenn es nur noch Hass gäbe, wäre das Thema ja keins, weil dann der Kontakt schon längst abgebrochen wäre. Die Frage ist die nach der Co-Abhängigkeit: Ich würde mir (auch unter Mithilfe einer Therapie) die Frage stellen, was mich dazu bringt, in dieser verkorksten Beziehung mitzuspielen? Ist es die Angst vor Einsamkeit? Hoffe ich nach all den Jahren immer noch auf Zuwendung? Ist es Mitleid? Ist es das uneingestandene Bedürfnis, gebraucht zu werden (und sei es nur als Fußabtreter)? Zur Anregung mal zwei Links: [URL]http://www.lumrix.de/medizin/sucht/co-abh%E4ngigkeit.html[/URL] [URL]http://www.lebenshungrig.de/index.php?id=52,0,0,1,0,0[/URL]
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@ Sophie: Klar ist es schwierig seine familiären Bande abzubrechen. Ich finde aber, dass hier schon lange das Fass voll ist und da nicht mehr die Frage ist "Tu ich dem Anderen (hier die Mutter) weh?", denn die Grenzen der Teichrose wurden auch kaum beachtet. Bei Ko-Abhängigkeit oder gerade wegen der Angst, alleine zu sein, spielt Hass eine kleine Rolle, denn die Angst (z.B. vor dem alleine sein), unterdrückt auch den Hass. Sophie, Deine Bemerkung [I][B]Ich würde mir (auch unter Mithilfe einer Therapie) die Frage stellen, was mich dazu bringt, in dieser verkorksten Beziehung mitzuspielen?[/B] Ist es die Angst vor Einsamkeit? Hoffe ich nach all den Jahren immer noch auf Zuwendung? Ist es Mitleid? [B]Ist es das uneingestandene Bedürfnis, gebraucht zu werden (und sei es nur als Fußabtreter)?[/B][/I] bringt es auf den Punkt und ist sicherlich für die Teichrose ein guter Beitrag für die Therapie. [B]Die Frage "Was ist meine Rolle in dieser verkorksten Familie und welche Rolle will ICH spielen und wie weit darf man bei MIR gehen!![/B] Es sei denn, die Teichrose gefällt sich in ihrer Rolle (???) und hat eine devote Mentalität und braucht das (???)...was ich mir aus ihrer Beschreibung aber nicht wirklich vorstellen kann. Ich kenne das aus Erfahrung. Ich habe mich mit 18 Jahren von meiner Mutter "getrennt", damit ich meinen eigenen Weg gehen kann, so, wie ich es will. Die ersten Jahren waren schwer und ich hatte auch mal den Telefonhörer in der Hand und war versucht anzurufen, aber heute, 20 Jahre später, weiss ich, dass es die beste Entscheidung war. Meine Mutter war herrisch und dominant und sehr ambivalent und damit kam ich nicht mehr klar und wusste, dass es sich nie ändern wird. Also musste ich etwas tun.
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Hallo alle, [quote='Jamona_dea','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83188#post83188']Ich finde aber, dass hier schon lange das Fass voll ist und da nicht mehr die Frage ist "Tu ich dem Anderen (hier die Mutter) weh?", denn die Grenzen der Teichrose wurden auch kaum beachtet.[/QUOTE] Richtig. Grenzen werden nicht respektiert. Im Gegenteil, ich erlebe meine Mutter sogar als übergriffig und gewalttätig. Ich finde ein Kind zu zwingen Sechskornmüsli zu essen über Wochen, dass es jeden Morgen hochwürgt, ist gewalttätig, oder? Meine eigenen Grenzen wurden massiv übertreten und gleichzeitig mir auch keine Grenzen aufgezeigt. Ich habe als Kind und vor allem Jugendliche nach Grenzen geschrieen in dem ich z.B. Drogenabhängig wurde und auch heute teste ich bei Erwachsenen wie weit ich gehen kann und ob sie mir irgendwann Grenzen aufzeigen. Nur die, die mir Grenzen geben, werden von mir respektiert. Immerhin sehe/weiss ich das heute und dann kann man ja weiterarbeiten. [QUOTE][I][B]Ich würde mir (auch unter Mithilfe einer Therapie) die Frage stellen, was mich dazu bringt, in dieser verkorksten Beziehung mitzuspielen?[/B] Ist es die Angst vor Einsamkeit? Hoffe ich nach all den Jahren immer noch auf Zuwendung? Ist es Mitleid? [B]Ist es das uneingestandene Bedürfnis, gebraucht zu werden (und sei es nur als Fußabtreter)?[/B][/I] bringt es auf den Punkt und ist sicherlich für die Teichrose ein guter Beitrag für die Therapie. [B]Die Frage "Was ist meine Rolle in dieser verkorksten Familie und welche Rolle will ICH spielen und wie weit darf man bei MIR gehen!![/B][/QUOTE] Angst vor Einsamkeit kann ich verneinen. Hoffnung auf Zuwendung? Hoffnung sollte man nie aufgeben, aber in keinem gesteigerten Masse. Fußabtreter .. hm ... sehr hart, weil ich natürlich nicht so empfinden möchte, aber nüchtern und von Außen betrachtet, ist es nichts anderes. Und eine devote Ader habe ich nun wirklich nicht in meiner Familie. Meine Rolle ... ... ich bin die, die ab und zu "Leben" in diese Familie eingehaucht hat. Alle waren tot. Bei uns gab es keine Musik, nur geflüsterte Unterhaltungen, meine Eltern hatten keine Freunde mit denen man Kegeln ging oder grillte etc. Bis heute überlege ich alles, was ich tagsüber tun muss, überlege mir die Wege die ich gehe, damit ich keinen Schritt zu viel mache. Bewegung ist Leben, Leben ist Emotion und die darf nicht sein. Ich habe (wenn auch nur sehr, sehr, sehr gering!) versucht aus der Familie auszubrechen und durch meine Taten Leben in diese Familie einzuhauchen. Das durften gerne auch negative Emotionen sein, Hauptsache Emotionen. Der Versuch eine Drogenkarriere zu starten mit 13 Jahren, Sex mit 14 Jahren, viel Schule schwänzen, viel Lügen und erwischt werden (nicht erwischt werden, wäre ja witzlos, wenn ich die Aufmerksamkeit will), Ziel meines Schulalltages war es Lehrer zum Heulen zu bringen, nebenbei als Kind Lettisch lernen, mal vom KGB in Gewahrsam genommen werden als ich dort reiste ... egal was ... hauptsache extrem. Aber da kam nichts von meinen Eltern. Nicht, weil ich Luft war, sondern weil sie emotional nie mehr in diese Welt zurückgekehrt sind. Im Moment kann ich nicht sehen, warum ich den Kontakt zu meiner Mutter abbrechen sollte. Ja, vieles nervt ... ja, das Gelästere geht mir auf die Nerven, ja, ich bin traurig, dass sie nicht merkt, was sie tut ... ja, sie verletzt mich ... ja, sie ist übergriffig ... ja, sie nährt meine Essstörung. Es gibt Situationen, wo ich auch sage, man muss aus der Situation raus um wieder gesunden zu können. Aber das sehe ich hier nicht. Möglicherweise, weil ich einfach zu gestört bin um diese Beziehung mit Abstand zu betrachten, möglicherweise habe ich recht :rolleyes: Andererseits wäre folgendes vielleicht eine Bestätigung für deine Annahme, dass ich mich trennen sollte, dass ich automatisch, wenn ich länger im Ausland bin einen ganz anderen Lebensstil pflege und dann auch immer abnehme. Kein anderer Lebensstil aufgrund einer anderen Kultur in der man lebt, sondern ein anderer Lebensstil, weil ich mir Dinge zutraue, die ich hier NIE machen würde (weil ich das eben NIE so gemacht habe). Eben alles was "leben" ist: in meiner Wohnung singen, weil ich fröhlich bin, Sport (auf meine Kondition/Körper zugeschnitten), abends weggehen bzw. an einem sozialen Leben teilnehmen, was ich mir hier sehr verbiete, da es auch ein Teil von "Leben" ist. Und wenn ich "lebe", dann nehme ich ohne Dazutun ab. Ich fahre im Moment meine Sonntagsbesuche auf alle 2 Wochen runter und telefoniere nicht mehr täglich (mehrmals) mit meiner Mutter. Meiner Mutter sagen "Du nervst" oder auch mal die Konsequenz zu ziehen und einfach zu fahren, wenn sie von mir vorher aufgezeigte Grenzen überschreitet und ihr auch sagen, dass ICH nicht anrufen werde, gehören auch zu dieser Beziehung in den letzten Jahren. Aber anstatt den Kontakt abzubrechen, möchte ich lieber lernen, wie ich ihre verachtende Haltung gegenüber der Welt mit der sie sich selber letztendlich ja am Meisten straft, an mir abgleiten lassen kann (wie die Lotusblätter von Itsme) bzw. mich so angrenzen kann, dass ich ihre Verletzungen nicht auf mich beziehe, sondern eben auf sie selber, denn ich denke, sie will eigentlich über sich reden und meine Grenzen zu setzen und dann auch zu schützen. Puuuh ... es ist verwirrend über sich zu schreiben, wenn man noch nicht weiss, wo die Reise hingeht. Das war vor 5 Jahren im Blauen noch einfacher. reisende Grüße, Teichrose
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[quote='teichrose','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83196#post83196'] [B]Im Moment kann ich nicht sehen, warum ich den Kontakt zu meiner Mutter abbrechen sollte[/B]. Ja, vieles nervt ... ja, das Gelästere geht mir auf die Nerven, ja, ich bin traurig, dass sie nicht merkt, was sie tut ... ja, sie verletzt mich ... ja, sie ist übergriffig ... ja, sie nährt meine Essstörung. reisende Grüße, Teichrose[/quote] Sorry, aber wenn Du nicht sehen kannst, warum Du den Kontakt zu Deiner Mutter und Deiner Familie abbrechen sollst, besonders nach den detaillierten Schilderungen, die Du hier schreibst, dann ist Dir nicht wirklich zu helfen...oder Du bist zu eingefahren und Deinem "Schicksal ergeben", dass Du dir nichts mehr anderes vorstellen kannst. Deine Entscheidung, wieder Kontakt zu einer Psychotherapeutin aufzunehmen, war eine gute Entscheidung, aber Du musst auch offen für Veränderungen sein und diese anpacken, mit allen Konsequenzen. Wenn Du dich aus einer giftigen Beziehung / Kontakt, der Dir so viel Lebensqualität nimmt, nicht lösen kannst, oder willst, dann erwarte nicht, dass Dir andere Leute nur nickend zuhören (oder Dir wie hier, nur aufmunternde Sätze schreiben) und Verständnis für Dich haben.
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[quote='teichrose','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83196#post83196']. [B]Der Versuch eine Drogenkarriere zu starten mit 13 Jahren, Sex mit 14 Jahren, viel Schule schwänzen, viel Lügen und erwischt werden[/B] (nicht erwischt werden, wäre ja witzlos, wenn ich die Aufmerksamkeit will), [B]Ziel meines Schulalltages war es Lehrer zum Heulen zu bringen[/B], nebenbei als Kind Lettisch lernen, mal vom KGB in Gewahrsam genommen werden als ich dort reiste ... egal was ... hauptsache extrem. reisende Grüße, Teichrose[/quote] Hört sich für mich an, wie ein Schrei nach Liebe, der in die falsche Richtung geschrien wurde. Wie sieht Dein Hier und Jetzt aus? In der Vergangenheit zu leben bremst nur aus.
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[quote='Jamona_dea','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83199#post83199']Wenn Du dich aus einer giftigen Beziehung / Kontakt, der Dir so viel Lebensqualität nimmt, nicht lösen kannst, oder willst, dann erwarte nicht, dass Dir andere Leute nur nickend zuhören (oder Dir wie hier, nur aufmunternde Sätze schreiben) und Verständnis für Dich haben.[/quote] Wer nicht selbst in so einer Beziehung lebt, kann leicht von außen her ein Urteil fällen. Da geht es nämlich nicht um "wollen", sondern um "können". Die beteiligten Personen sind wie in einer Symbiose aneinander gekettet. Um sich daraus zu lösen, braucht es einen langen Prozess, und dazu gehört auch, erst mal alles auszusprechen, und sich Ermunterung von außen zu holen. Alles weitere kommt später - vielleicht. Eine Scheinlösung wäre die Flucht z.B. in den Alkohol oder Drogen, aber über diese Stufe ist Teichrose anscheinend hinweg. Also sollten wir zwar in deutlichen Worten sagen, was Sache ist, was durchaus auch unangenehm sein kann. Aber von heute auf morgen Radikalschritte erwarten, ist ein bisschen viel verlangt. Wir können Teichrose zeigen, dass es auf der Welt Menschen gibt, denen ihr Schicksal nicht egal ist, das ist schon viel wert, wenn man in so einer Situation ist und das Gefühl hat allein nicht weiterzukommen. @Teichrose: Dein Ansatz sagt schon viel aus. Der Mangel an Leben und die Allgegenwärtigkeit des Todes in Gestalt des toten Kindes in eurer Familie scheint der Hauptgrund für das ganze Leid zu sein. (Stoff für ganze Romane!) Deine Erfahrungen zeigen ja, dass es dir besser geht, wenn du in einer völlig anderen Umgebung bist mit anderen Menschen, anderen Gedankenwelten. Essen = Leben, [B]Lebens[/B]mittel, Hunger nach Leben, Hunger nach [B]Lebens[/B]mitteln, das ging mir so durch den Kopf, als ich das letzte Posting gelesen habe. Jamona dea hat recht, wenn sie sagt, dass du die Vergangenheit Vergangenheit bleiben lassen sollst. Was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern: den Tod des Bruders, das Verhalten der Eltern, die eigene verzweifelte Reaktion darauf. Man kann es bedauern, aber es ist nun mal genauso und nicht anders geschehen. Das Leid muss losgelassen werden, sonst erdrückt es einen. Ich würde ein Abschiedsritual draus machen: in der Kirche Kerzen anzünden oder Blumen im Meer schwimmen lassen, oder einen Brief schreiben, verbrennen und die Asche fliegen lassen (das habe ich gemacht). Grübeln und "hätte" und "wäre" erzeugen nur neues überflüssiges Leid. Du bist noch jung und kannst noch mal neu anfangen. Für deine Mutter ist es vielleicht zu spät, sie hat sich in ihrem Privatmausoleum eingerichtet, aber du solltest dich doch nicht freiwillig in eine Gruft legen und zu leben aufhören. Betrachte deine Mutter als Überlebende einer schrecklichen Katastrophe. Für sie selbst wird es sich wohl so anfühlen. In der Verwandtschaft hatte ich Überlebende des Holocaust und von Flucht und Vertreibung. Da war auch diese lebenslängliche Erstarrung im Schmerz. Wenn man so etwas sieht, zerreisst es einem schier das Herz, aber man kann nichts ungeschehen machen. Man kann Gedenktage feiern, gemeinsam weinen, aber nichts davon macht die Toten wieder lebendig. Es gibt bestimmt vieles, was dir Freude bereitet. Konzentriere dich darauf.
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[quote='teichrose','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83196#post83196'] Im Moment kann ich nicht sehen, warum ich den Kontakt zu meiner Mutter abbrechen sollte. Ja, vieles nervt ... ja, das Gelästere geht mir auf die Nerven, ja, ich bin traurig, dass sie nicht merkt, was sie tut ... ja, sie verletzt mich ... ja, sie ist übergriffig ... ja, sie nährt meine Essstörung. [/quote] Na wenn das keine Gründe sind - dann weiß ich nicht, was es sonst für Gründe geben sollte... Sicher wäre es gut, wenn Du einfach damit umgehen könntest - aber gerade dazu kann es sehr sehr hilfreich sein - erstmal auf Distanz zu gehen und den Kontakt zu meiden! Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich hatte auch eine furchtbar dominante, übergriffige Mutter, die uns Kinder immer hat spüren lassen, dass wir ihr einfach nur lästig sind und einen gewalttätigen Stiefvater. Den Stiefvater habe ich seit der Scheidung meiner "Eltern" (mit 16 Jahren) nicht mehr gesehen - zum Glück! Mit meiner Mutter habe ich mal für zwei Jahre den Kontakt angebrochen und erst aufgenommen als sie schwer erkrankt war. An dieser Krankheit ist meine Mutter vor 13 jahren verstorben und ich weiß dass es ganz schrecklich klingt - es ist aber so: Die Tatsache dass sie plötzlich aus meinem Leben verschwunden ist hat mir vieles leichter gemacht. Schlimm - aber wahr.
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[quote='Hummelchen','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83204#post83204']Mit meiner Mutter habe ich mal für zwei Jahre den Kontakt angebrochen und erst aufgenommen als sie schwer erkrankt war. An dieser Krankheit ist meine Mutter vor 13 jahren verstorben und [B]ich weiß dass es ganz schrecklich klingt - es ist aber so: Die Tatsache dass sie plötzlich aus meinem Leben verschwunden ist hat mir vieles leichter gemacht. Schlimm - aber wahr[/B].[/quote] Ich kenne das gut! Mir geht es genau so. Eine Freundin von mir hat eine On and Off-Beziehung zu ihrem Vater. Da gab es immer Phasen, da hatten sie monatelang keinen Kontakt gehabt (nach einem Disput) und wenn dann wieder Kontakt war, war es wie auf einem Pulverfass. Sie denkt zum wiederholten Male darüber nach, den Kontakt entgültig abzubrechen, weil sie der Kontakt belastet. Jetzt hat der Vater von sich aus wieder eingelenkt und der Umgang miteinander ist auf sehr dünnem Eis...und sie steckt mitten im Dilemma. Bis zum nächsten Mal...dem übernächsten Mal...absolut zermürbend. Aber irgendwann muss jeder für sich seine Entscheidung treffen...und damit leben können/müssen/wollen...
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[quote='Sophie','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83202#post83202']Wer nicht selbst in so einer Beziehung lebt, kann leicht von außen her ein Urteil fällen. Da geht es nämlich nicht um "wollen", sondern um "können". Die beteiligten Personen sind wie in einer Symbiose aneinander gekettet. Um sich daraus zu lösen, braucht es einen langen Prozess, und dazu gehört auch, erst mal alles auszusprechen, und sich Ermunterung von außen zu holen. Alles weitere kommt später - vielleicht.[/QUOTE] Danke dafür Sophie. Ich freue mich für dich jamona_dea, dass die finale Trennung von deiner Mutter in deiner Sucht- und Lebensgeschichte der richtige Weg ist und du diesen Schritt gegangen bist. Ich weiss aber noch nicht, was für meine Geschichte der Fortgang ist. Dafür muss ich die neuen Erkenntnisse erst einmal analysieren, fühlen können und nicht nur rational beschreiben, Zusammenhänge erkennen und mehrere Wege sehen, die man gehen könnte, um dann meine Entscheidung zu treffen mit Überzeugung und Konsequenz. Auf/An diese(n) Veränderungen die in einem Prozess geschehen, freue ich mich. Jeder Beitrag hier gibt mir dabei einen Input. [QUOTE]Eine Scheinlösung wäre die Flucht z.B. in den Alkohol oder Drogen, aber über diese Stufe ist Teichrose anscheinend hinweg.[/QUOTE] Nein. Ich bin essgestört. [QUOTE] Deine Erfahrungen zeigen ja, dass es dir besser geht, wenn du in einer völlig anderen Umgebung bist mit anderen Menschen, anderen Gedankenwelten.[/QUOTE] Ja und wie ich schrieb macht es mir Angst, weil es ein Hinweis ist, dass jamona_deas Weg auch meiner sein könnte und der erfordert so viel Kraft, das es mir davor graut. [QUOTE]Das Leid muss losgelassen werden, sonst erdrückt es einen.[/QUOTE] Genau das ist der Punkt! Ich will die Vergangenheit nicht zurückholen. Mein Bruder ist tot und er ist als toter Bruder in mein Leben integriert, so wie mein toter Vater in mein Leben integriert ist. Bei jedem Tor von Schalke jubel ich noch gen Himmel, damit mein Vater es nicht verpasst :-D Verabschieden und Loslassen von Verstorbenen ist kein Problem für mich. Das Problem ist das Leid, dass ich sehe bei denen die noch leben. Ich nehme hier die Stellvertreterrolle ein, wie Martina auch richtig meinte, bzw. muss das Leid loslassen wie du richtig sagst. Das habe ich verstanden. Jetzt muss ich vielleicht die Muster hinter meinem Festhalten aufdecken. Wann halte ich fest und warum halte ich in dem Moment fest? Mal schauen ... Jamona_dea [QUOTE]Wenn Du dich aus einer giftigen Beziehung / Kontakt, der Dir so viel Lebensqualität nimmt, nicht lösen kannst, oder willst, dann erwarte nicht, dass Dir andere Leute nur nickend zuhören (oder Dir wie hier, nur aufmunternde Sätze schreiben) und Verständnis für Dich haben.[/QUOTE] Glücklicherweise erwarte ich das nicht NUR, aber gut, wenn es mir nochmal um die Ohren gehauen wird ;) Jeder der hier schreibt trifft Urteile basierend auf kurzen Ausschnitten und immer mit dem eigenen Hintergrund. Das muss man bzw. ich immer vor Augen haben, wenn er Reaktionen liest. Der eine äußert sich impulsiv, der andere überlegt. Der eine nutzt seine Ausdrucksform um Hoffnung und Zuversicht und Verständnis auszudrücken und der anderen versucht dies über Aggression und Angriff und wieder ein anderer greift vielleicht zu Beleidigungen etc. pp. Es gibt viele Formen und alle haben ihre Berechtigungen, weil sie den emotionalen Moment und die lebenslange Erfahrung des Schreibenden wiedergeben. Jeder gibt sein Feedback verbunden mit seinem Leben, seinen Verhaltensmustern und seiner Persönlichkeit weiter. Glücklicherweise bin ich ja erwachsen und brauche nur das Herauspicken, was mich weiterbringt und kann das andere Liegenlassen. vielfältige Grüße, Teichrose
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[quote='teichrose','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83067#post83067'] Meine Mutter hat sehr eigene Ansichten zu "Wer ist schön" und "Was macht Lebensqualität aus" und zum Essen. Schön sind Mädchen bis ca. 18 Jahre. Evtl. auch bis 20 Jahre. Aber danach sieht man den Verfall des Menschen deutlich an seiner Haut, seinen Falten, den Haaren etc. und ihrer Meinung nach KANN man nicht mehr schön sein jenseits der 20. Das ist für sie eine logische Schlussfolgerung. Wer das nicht sieht ist ihrer Meinung nach dumm (weil er quasi das dahinterstehende Naturgesetz nicht sieht). [B]Lebensqualität beinhaltet für meine Mutter viele Dinge, die sie aber aufgrund ihrer Lebenshaltung am Schlank sein ausmachen kann. Wer schlank ist ist schön (naja .. wäre da nicht das Alter), erfolgreich, verheiratet, hat Kinder, fährt in Urlaub, macht Sport, ist gesund etc.[/B] [/quote] Für diese "Krankheit" gibt es auch einen Namen: Halo-Effekt. [URL]http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmungsfehler[/URL]
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hm, jamona_dea, nach durchlesen der beschreibung fand ich persönlich auch die falsche Wahrnehmung der sozialen Rollen verschiedener Menschen (zu finden unter "weitere Wahrnehmungsfehler"), wo als Beispiel dem Arbeitslosen automatisch auch Unsauberkeit nachgesagt wird. Ist allgemein ein interessanter Effekt, sowas. Gruß Dani
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Genau. Und Dicke werden automatisch als dumm, ungepflegt und faul einsortiert. Der gläubige Muslim ist automatisch ein Bombenleger, und die kinderlose Frau kann einfach nur zickig und frustriert sein. Jeder hat irgendwelche Vorurteile, aber schlimm ist es, wenn diese Vor-Urteile nicht mehr hinterfragt und gegebenenfalls korrigiert werden. Was das Thema von Teichroses Mutter angeht: wenn sie nur junge schlanke Menschen schön und damit auch gut findet - das ist ihr persönlicher Geschmack. Boris Becker findet anscheinend nur dunkleren Teint bei Frauen schön - auch gut. Es gibt kein objektives, messbares Kriterium für "Schönheit". Es gibt nur kulturell geprägte Ideale und persönliche Geschmäcker. Ich würde ihr ziemlich drastisch zu verstehen geben, dass es halt ihre persönliche Meinung ist, die nicht jeder Mensch teilt, und ihr dann das Wort abschneiden, wenn sie wieder mit diesem Thema anfängt. "Das ist dein Geschmack, meiner ist anders. Jetzt will ich zu dem Thema nichts mehr hören." Da muss man aber konsequent bleiben, und das Gespräch abbrechen, wenn sie immer wieder drauf rumreitet. Wir finden verwitterte Felsen und knorrige Bäume schön, der morbide Charme von Venedig zieht uns in den Bann. Genauso haben die Gesichter und Hände älterer Menschen eine Ausstrahlung, die jungen Barbie-Gesichtern fehlt. All die Lebenserfahrung, Freude und Leid, spiegelt sich wieder. Oder Narben, ramponierte Hände, Speckröllchen, der ausgeleierte Bauch nach vielen Geburten: alles erzählt eine Geschichte. Das macht uns doch erst zur Persönlichkeit. So ein austauschbares Puppengesicht plus Normfigur würde ich nicht haben wollen, selbst wenn es risikolos und kostengünstig zu machen wäre.
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Jeder kann und sollte nach seinem Geschmack und Präferenzen so leben, wie er will. Aber man(n) (und frau) sollte dann versuchen, dabei nicht diskriminierend zu werden und dem anderen Menschen, der die Meinung nicht vertritt, möglichst wertfrei entgegen zu treten. Ja, es ist schwierig, ich kenne das selber...aber ich versuche in kleinen Schritten diesem, meinem Kriterium, entgegen zu kommen.
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[quote='Jamona_dea','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83362#post83362']Jeder kann und sollte nach seinem Geschmack und Präferenzen so leben, wie er will. Aber man(n) (und frau) sollte dann versuchen, dabei nicht diskriminierend zu werden und dem anderen Menschen, der die Meinung nicht vertritt, möglichst wertfrei entgegen zu treten. Ja, es ist schwierig, ich kenne das selber...aber ich versuche in kleinen Schritten diesem, meinem Kriterium, entgegen zu kommen.[/quote] Vielleicht solltest Du selbst dies dann auch tun :applaus:
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Jo, Muttchen:baeh:
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[quote='Jamona_dea','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83385#post83385']Jo, Muttchen:baeh:[/quote] :grins: :grins: :grins: