Die schwache Seite in mir...

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  • Ich weiß nicht, wie es Euch damit geht. Ich bin ja schon ein bisschen älter und habe vielleicht in einigen Teilen noch eine andere Erziehung genossen, als manch anderer. Ich hatte eine wunderbare Mutter, aber sie war eben noch geprägt von einer Erziehung, die bedeutete, dass Frauen bestimmte Dinge zu erfüllen hatten. [B]"Stark sein", "immer für die Familie da sein", "sich nicht gehen lassen"[/B] waren nicht ihre Worte, aber doch grob gesagt, unter anderem ihre Werte, die sie vermittelte. Und so war sie auch mit und zu sich selber. Erst vor kurzem ist mir etwas sehr bewusst geworden: Was ich bei [B]anderen[/B], auch besonders bei Männern, als Stärke empfinde, ist, wenn sie ihre schwache Seite zeigen können. Wenn sie sich einfach eingestehen, auch mal schwach zu sein, das Bedürfnis nach Schutz und Wärme haben, sich anlehnen möchten, auch mal klein sind, einfach nicht immer funktionieren, sich unbeholfen und schwach zu fühlen. Mir selber habe ich das nicht eingestanden. Oder zumindest nicht vor anderen. Dabei habe ich diesen Teil in mir, wie wahrscheinlich alle Menschen. Bis ich eines nicht lang zurück liegenden Tages wie unter Zwang in die Tasten gehauen habe und alles, was damit zu tun hat, aus mir heraus geschrieben habe, ohne vorher über das Thema und das, vohin das führen wird, Bescheid zu wissen. Nicht an jemanden gerichtet oder für jemanden bestimmt, nur für mich. Gestern abend las ich zum ersten Mal, was ich da geschrieben habe und meine Gedanken fingen an zu kreisen. Wie kann ich erwarten, dass jemand das schwache Kind, den schwachen und schutzbedürftigen Teil in mir sieht, wenn ich ihn niemandem zeige? Wie kann ich traurig darüber sein, dass dieser Teil so allein ist, wenn ich ihm gar nicht die Chance gebe, das jemand in kennenlernt? Wie kann ich Hilfe erwarten, wenn ich nicht zeige, dass ich Hilfe brauche? Wieso habe ich so lange geglaubt, ich muss immer stark sein, wenn ich es bei anderen völlig in Ordnung finde, wenn sie ihre verletzbare, ihre schwache Seite zeigen? Und wie schwer mache ich es anderen, wenn sie den Eindruck von mir haben, ich wäre immer gut drauf, immer fröhlich, immer stark? Wie schwach kommen sich andere vielleicht vor und wie schwer muss es ihnen fallen, mir gegenüber ihre schwache Seite zu zeigen, wenn sie glauben, ich wäre immer stark? Schlafen konnte ich wegen der Hitze sowieso kaum, also gingen mir alle diese Gedanken durch den Kopf. Dieses sind die ersten Worte, die ich in Bezug auf dieses Thema nicht nur an mich richte. Nein, ich befinde mich nicht gerade in einer durch die Schilddrüsenunterfunktion bedingten depressiven Phase. Im Gegenteil, ich bin erleichtert und froh über diese Gedanken. Nein, ich muss nicht immer stark sein. Ich bin manchmal traurig, manchmal klein und hilflos und brauche dann Hilfe. Und ich werde es lernen, dies zu formulieren.
  • Ich verstehe Dich sehr gut. Auch ich finde, man muss nicht immer stark sein. Im Gegenteil: Wer nach außen immer stark ist, baut in gewisser Weise eine Mauer um sich auf. Wirkliche Nähe ist dann ja gar nicht mehr möglich. Es ist das gleiche wie mit den Leuten, die immer nur lächeln, egal wie es ihnen geht. Jemanden wirklich "kennen lernen" ist so ja nicht möglich. Und wenn man jemandem nur [I]eine[/I] Seite seines Wesens zeigt - nur die starke oder nur die lächelnde - nimmt man sich selbst ja auch die Möglichkeit, verstanden oder ganz angenommen zu werden, so [I]wie man eben ist[/I]. Und ist das nicht der Wunsch eines jeden Menschen? So akzeptiert werden [I]wie man ist[/I], ohne wenn und aber? Dafür müssen die anderen natürlich auch wissen, [I]wie man ist[/I] (logisch, oder?). Von daher: Weiter so, gestehe es Dir genauso zu, (vermeintlich) schwache Seiten zu zeigen, wie Du es anderen zugestehst! Andererseits: Ich kenne es von mir selbst nur zu gut, dass ich phasenweise abschotte und meine "schwachen" Seiten nicht zeige. Ich glaube, das kommt daher, dass ich auch immer mal wieder schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Z. B. von Leuten nicht mehr ernst genommen werde, wenn ich mal kurz davor (oder auch danach :-D) war zu weinen - in der Öffentlichkeit. Oder ausgelacht zu werden, wenn man sich sonstwie schwach zeigt. Oder oder oder... Mein Problem ist dann, dass ich darauf sehr empfindlich reagiere und mich erst mal für eine gewisse Zeit in mein Schneckenhaus zurückziehe. Klar - wer will schon verletzt werden? Andererseits sage ich mir immer wieder: Nicht diese A***, die mich in solchen Momenten niedermachen, sollten mein Leben bestimmen. Sondern andere, die es eben auch zu schätzen wissen, dass man Schwächen zugeben kann (und liegt nicht genau darin eigentlich eine wahre Stärke?? Anstatt immer nur Coolness zur Schau zu tragen? Immerhin gibt man etwas von sich preis, was einen - s. o. - ja evtl. für manche angreifbar macht!) Klar, die Gesellschaft wird immer oberflächlicher (so kommt es mir jedenfalls vor). Und alles Schwache, alle "negativen" Gefühle sind "out" - "uncool" eben. Aber ich glaube auch, dass Leute, die sich immer nur im Griff haben und immer nur stark sind, weil sie meinen, sie [I]müssten[/I] immer nur stark sein, auf Dauer vereinsamen. Weil sie eben nur an der Oberfläche bleiben. Da mögen sie noch so viele - ebenfalls "starke" - sog. "Freunde" haben. Mir jedenfalls sind Leute lieber, die wie Du auch mal traurig, wütend, niedergeschlagen usw. sind. Es gehört eben zum Leben dazu. Schließlich führen wir hier auf dieser schönen Welt doch kein Theaterstück auf, oder? LG Lea
  • [quote]Andererseits: Ich kenne es von mir selbst nur zu gut, dass ich phasenweise abschotte und meine "schwachen" Seiten nicht zeige. Ich glaube, das kommt daher, dass ich auch immer mal wieder schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Z. B. von Leuten nicht mehr ernst genommen werde, wenn ich mal kurz davor (oder auch danach :-D) war zu weinen - in der Öffentlichkeit. Oder ausgelacht zu werden, wenn man sich sonstwie schwach zeigt. Oder oder oder... Mein Problem ist dann, dass ich darauf sehr empfindlich reagiere und mich erst mal für eine gewisse Zeit in mein Schneckenhaus zurückziehe. Klar - wer will schon verletzt werden?[/quote] Ja Lea, das ist sicherlich mit ein Grund, warum man auch in diesem Punkt vorsichtig wird. Ist das ein spezifisches Frauenthema? Sind viele von uns doch noch / oder wieder in dieser Rolle? War es früher das Frauenbild, als Hüterin und Wächterin der Familie und vielleicht heute falschverstandene Emanzipation? "Nur keine Schwäche zeigen"? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall erleichtert mich diese "Erkenntnis", dass auch Frau nicht immer ihren "Mann stehen" muss, sehr. Wie geht es Euch anderen eigentlich damit?
  • Meine Eltern waren beide starke Persönlichkeiten, wobei meine Mutter wohl die Stärkere war, was meinen Vater dazu brachte, sich dann irgendwann eine vermeintlich nicht soooo starke Frau zu suchen. Und dann die nächste.. und die nächste.. und mein Vater, bei dem ich dann gelebt habe war eine fürchterliche Mischung zwischen einem Workoholic und einem Idealisten. Aufgewachsen bin ich mit dem Motto "The show must go on" im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Eltern und später mein Vater alleine hatten ein Theater. Gefühle hatten auf der Bühne statt zu finden und bitte sonst nirgends. "Man" hatte einfach nicht zu zeigen, wenn es einem schlecht ging, man krank war oder auch einfach nur müde. Ich habe lange Jahre gebraucht um mir selber einzugestehen, dass und wenn ich nicht mehr kann. Was allerdings nicht heißt, dass ich es Leuten mitteilen oder zeigen kann, die mir nicht nahe stehen und häufig genug auch nicht den Leuten die mir nahe stehen. Ich schotte mich dann auch komplett ab. Ich arbeite dran.
  • Das ist gut.:) Für mich denke ich, dass von der Erkenntnis, bis zum offenen (nicht nur hier) eingestehen, noch ein Stück Arbeit ist.
    • Offizieller Beitrag
    Ich will ja nicht nölen, aber darf ich das auch in Dick & Leben verschieben? :grins:
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • Mir ist dazu auch noch eingefallen, dass ich wenn es um andere geht sofort meine Gewehre lade und kämpfe bis zum Sieg. Ohne irgendein Problem und ohne Zögern. Gelegentlich mit dem Temperment und Charme eines grad frisch entgleisten ICEs. Dadurch glaubt dann ja auch keiner, dass ich nicht immer stark bin. Und das hinter dem Lächeln und dem freundlich blickenden Gesicht jemand weint.
  • Mica, ich sah gestern auf MDR etwas im Fernsehen, was irgendwie hier her passt. Ich bin wütend geworden, als ich das gesehen habe. Eine vollkommen verdrehte Form von dem, über das wir hier sprechen. In Russland (es soll dort bedeutend mehr Frauen als Männer geben) gibt es Seminare für Frauen, die einen Partner suchen und bisher keinen Erfolg hatten. Tenor: Zurück zur früheren "Weiblichkeit". Es wird dort unterwürfige Gestik und Mimik gelehrt, bis zum "auf dem Boden knien und den Herrn und Meister von unten unterwürfig anbetteln. In bedienen und ihm gehorchen... etc. "Es gäbe zu viele selbstbewusste Frauen. Vor so etwas hätten "die Herren der Schöpfung" Angst.... -------------- Von so etwas sprechen wir hier natürlich nicht. Nur, solche Auswüchse kann es auch haben, wenn Frau gelernt hat hart zu sein und sich durch alles durch zu kämpfen. Ist das nicht schrecklich? -------------------- Mica, (zu dem, was Du geschrieben hast) wie konnten wir nur dahin gekommen? Wie kann man auf Trost hoffen und auf Verständnis, wenn man sich immer stark gibt? Guck mal, Lea schrieb: [quote]Mir jedenfalls sind Leute lieber, die wie Du auch mal traurig, wütend, niedergeschlagen usw. sind. [/quote] Mica, der Witz ist, mir auch! Geht es Dir auch so?
  • [QUOTE=Itsme]Mica, (zu dem, was Du geschrieben hast) wie konnten wir nur dahin gekommen? Wie kann man auf Trost hoffen und auf Verständnis, wenn man sich immer stark gibt? [/QUOTE] Mir sind auch die Personen lieber die sozusagen "vollständig" oder "authentisch" sind und eben auch mal schwach und nicht immer stark. Bei meinen Eltern habe ich schon gesehen, wie daran deren Ehe zerbrach. Meine Mutter, eine kleine zierliche Person war die absolut Stärkere der beiden. Ich kann mich an eine Situation erinnern: ich war 14, mein Hund war an dem Nachmittag überfahren worden und mein Vater hatte Besuch. Ich hatte mich in mein Zimmer verkrochen und war sehr traurig. Dann kam mein Vater rein und holte mich und sagte mir dabei, ich solle doch freundlich gucken und lächeln, schließlich hätten wir ja Besuch..... Diesen Prägungen zu entkommen ist richtig schwere Arbeit. Ich muß mich immer wieder darauf zurück bringen, dass ich um Hilfe bitten kann und es nicht den Verlust meiner Selbständigkeit bedeutet.
  • Ach Mica, von einem 14-jährigen Kind zu verlangen, seine Trauer zu überspielen, ist schon hart. So war es bei mir in meiner Kindheit nicht. Meine Mutter hat einfach durch sehr harte (Kriegs)-Zeiten gelernt, mit sich hart zu sein. Es war sicher reine Liebe, die sie dazu brachte, in gewisser Weise auch uns Kinder eine gewisse Härte mit sich zu lehren. Dann ist man geschützt für schlechtere Zeiten und nicht jeder Windhauch pustet einen um. Ich denke, so, oder so ähnlich waren ihre Hintergrundgedanken. Bis zu einem gewissen Maß ist das ja auch richtig. Ich zum Beispiel mag die Menschen, die immer und stets jammern und glauben, nur[B] ihnen[/B] ginge es schlecht, nicht besonders. Ich habe beruflich viel mit menschlichen Problemen zu tun. Wenn mir so jemand begegnet, zeige ich ihm vorsichtig, dass er nicht der einzige Mensch auf der Welt ist, der Probleme hat. Natürlich soll und darf man weinen, traurig sein, jammern, wenn es einem schlecht geht. So meine ich das nicht. Aber es gibt eben diese Menschen, die nur [B]sich[/B] sehen. Die andere praktisch als Mülleimer gebrauchen und überhaupt nichts ändern [B]wollen[/B]. Jeder wird einfach nur zu gemüllt und danach geht es ihnen gut. Wie es dem geht, der nun den ganzen Müll mit sich herum schleppt, das interessiert sie nicht. Und schon gar nicht interessiert es sie, ob andere Menschen nicht auch Probleme haben. Sie hören nie zu, sie wollen nur jammern. Sie zapfen ihre Kraft immer von anderen und geben selber nichts. Solche meine ich. Verstehst Du, was ich meine? Vielleicht sind solche Menschen auch mit ein Grund, warum ich mir keine "Blöße" geben mag/mochte. Ich mag andere nicht gern belasten, will/wollte immer mit allem allein klar kommen, denn ich bin doch stark. :-o Nun aber merke ich so langsam, dass ich meinen Liebsten damit gar nicht gut tue. Und mir auch nicht. Für mich ist es ein guter Anfang und eine immense Erleichterung, hier über dieses Thema zu schreiben. Hast Du auch das Gefühl, dass sich dadurch in gewisser Weise sozusagen die erste (innere, verrostete) Tür öffnet?
  • Hallo Itsme und mica, in euren Berichten finde ich ganz viel von mir wieder. wie meine Eltern mich erzogen haben, kann ich nicht sagen, mein Vater ist gestorben als ich 13 Jahre alt war, durch seine Arbeit habe ich nicht sehr viel Zeit mit ihm verbracht, aber die die wir zusammen verbracht haben war gut. Meine Mutter hat mir schon immer das Gefühl gegeben, das ich als Mensch nicht viel Wert bin. Sie musste ständig damit angeben, wieviele Instrumente ich spielen kann usw. Sie wollte immer das wir immer was besonderes machten, aber um unsere Gefühle hat sie sich nie gekümmert. (Habe 1 Schwester, die den Kontakt mit meiner Mutter und mir total abgebrochen hat.) Mich plagen noch heute mit 40 Jahren, Schuldgefühle und oft merke ich, dass ich bei vielen Entscheidungsfragen über die Reaktion meiner Mutter nachdenke, aber nicht wegen ihrer Meinung, sondern, weil ich ihre Antworten und ihren abwertenden Tonfall nicht ertragen kann. Ich habe ihr lange im Stillen Vorwürfe gemacht, aber ich weiß, dass ich für mich und mein Glück selbst verantwortlich bin. Es fällt mir jedoch schwer, mich in ihrer Gegenwart nicht minderwertig zu fühlen. Speziell zu euren Berichten ist mir die Situation vor der Beerdigung m. Vaters eingefallen, in der meine Mutter uns sagte, sie will nicht, dass irgendjemand der Trauergäste auch nur eine Träne von uns sieht. Ich denke das spricht für sich. Auch danach hat sie alles mögliche unternommen, nur damit ihr niemand ihre Trauer anmerkt. Ich weiß heute, dass mir das trauern um meinen Vater und die Traurigkeit zu zeigen gefehlt hat. Habe mich auch mit 13 schon als komplett erwachsen gefühlt. Was mich betrifft, habe ich nicht nur das Problem Schwächen zu zeigen, sondern auch erstmal zu erkennen, wo meine Schwächen sind. D.h. wo die Grenzen meiner Belastbarkeit sind. Daraus resultieren zum großen Teil die Schwierigkeiten mit meinen Kindern, meine beiden geschiedenen Ehen usw. Es ging mir so wie mica, dass ich für andere sofort auf der Matte stand, immer zuhörte, immer versuchte die Probleme anderer zu analysieren und der bei der Lösung behilflich zu sein. Ich helfe immer noch gerne, aber reduziert. Mein Sohn (15) fragte mich vor einiger Zeit, warum ich mich immer so um andere kümmere und nicht mal um mich selbst. Dadurch bin ich wieder mal zum Nachdenken gekommen, warum ich das tue. Ich hatte schon die Befürchtung dass fehlende Anerkennung der Grund wäre, aber ich weiß jetzt dass ich es tue, weil ich selbst weiß, wie schlimm die Probleme verschiedenster Arten einem zusetzen können und wie hilflos man damit oft ist. Ich finde auch das es wichtig ist, seine Gefühle zu zeigen, nur so kann der Gegenüber einen richtig erkennen und man hat es einfacher miteinander umzugehen. Mir fallen im Moment so viele Sachen dazu ein, und es ist mir schwer gefallen, das irgendwie zusammen zufassen. Eure Berichte kamen genau heute genau richtig für mich, danke lg Kerstin
  • Hallo Morla, ich kann vieles von dem, was Du schreibst, gut nachvollziehen. Dieses fast schon "Helfersyndrom", dieses glauben, man muss helfen, das kenne ich sehr gut. Eines Tages las ich einen Spruch, der sinngemäß etwa so geht: "Wer die Probleme der ganzen Welt löst, braucht nicht über seine eigenen Probleme nachzudenken." Zum Teil fühlte ich mich ertappt. Wenn man sich ständig um die Probleme anderer dreht, hat man ja gar keine Zeit mehr über sich nachzudenken. Ich ging dann in mich und versuchte, heraus zu finden, ob ich nicht auch meine Probleme zuschütte. Ja, Teilweise war das so. Ich musste lernen, auch mal nein zu sagen. Da ist diese versteckte Angst, nicht mehr gemocht zu werden, oder als nicht mehr so hilfsbereit angesehen zu werden. Aber ich habe gemerkt, dass genau das Gegenteil passierte. Die, mich vorher nicht ausgenutzt haben, haben es sehr gut verstanden, wenn ich meine Argumente, warum ich gerade nicht kann, vorbrachte und respektierten mich und meine Entscheidung. Die, die mich sowieso nur ausnutzen wollten, waren beleidigt und zogen sich zurück. So hat sich auf diese Art von allein die Spreu vom Weizen getrennt, was sehr hilfreich war. Man muss nicht immer und überall und überhaupt auf der Matte stehen. Es gibt bestimmte Menschen, die dafür einen Riecher haben und die solche "Dummchen" gern ausnutzen. Nun, diese Zeiten sind (weitestgehend) vorbei und den Beziehungen zu den echten Freunden hat es überhaupt nicht geschadet. [quote]Mich plagen noch heute mit 40 Jahren, Schuldgefühle und oft merke ich, dass ich bei vielen Entscheidungsfragen über die Reaktion meiner Mutter nachdenke, aber nicht wegen ihrer Meinung, sondern, weil ich ihre Antworten und ihren abwertenden Tonfall nicht ertragen kann.[/quote] Zwar habe ich erst vor wenigen Jahren angefangen mir einzugestehen, dass auch meine Mutter Fehler gemacht hat, aber ansonsten ist es bei mir genau das Gegenteil von dem, was Du schreibst. Mich begleiten in vielen Situationen meines Lebens immer noch die weisen Sprüche und die guten Ratschläge und Gedanken meiner Mutter, ich sehe ihr liebes Lächeln, das mich wie ein warmes Tuch umhüllt. Je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest wie durchdacht, gerecht und wirklich weise meine Mutter war. Sie hat mir, obwohl sie schon lange nicht mehr da ist, in vielen Dingen des Lebens geholfen. Sie ist in meinen Gedanken weiterhin als Gesprächspartnerin, liebe Freundin und Mutter da. Sie war auch ein sehr gefühlvoller Mensch, nur durch die harten Lebensumstände eben in gewisser Weise hart mit sich geworden. Sie gestand sich zum Beipiel praktisch kein Umwohlsein ein. Der Haushalt mit allem hatte zu funktionieren. Wer sonst, wenn nicht sie (Vater war Kriegsinvalide und ist in meiner Kindheit gestoben) musste dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. Sie hat viel und hart gearbeitet und war trotzdem immer für uns Kinder da. Wie sie das alles geschafft hat, weiß ich beim besten Willen nicht. Was ich damit sagen will, sie war nicht von sich aus hart in manchen Dingen, sondern durch die Umstände Teilweise so geworden. Ich habe sie geliebt, verehrt, bewundert und wollte immer so werden wie sie. Das auch sie Fehler gemacht hat, habe ich erst vor wenigen Jahren vor mir selber und dann ganz langsam auch vor anderen eingestanden. Es tut meiner Liebe zu ihr keinen Abbruch. Heute weiß ich das. Und erst, seit dem ich diese Fehler (meiner Mutter) erkannt und eingestanden habe, konnte ich anfangen, sie (diese anerzogene Sichtweise) bei mir zu erkennen. Auch eine Mutter muss nicht immer funktionieren, ist nicht immer perfekt und muss jedes Stadium des Mutterseins lernen. Egal, wie alt meine Kinder waren/sind, ich hatte sie vorher in diesem Alter nicht und wusste nicht wie das sein würde. Jeder Moment, jedes Jahr ist eine neue Schulung. Auch für sie, denn auch sie sind nur jetzt so alt, wie sie jetzt sind. (Verständlich ausgedrückt?) Aber ganz egal um welches Thema es sich handelt, das Leben ist eine ständige Schulung, ein ständiges dazu lernen, erkennen, verwerfen, neu starten, besser machen, Fehler machen, daraus lernen. So ist das nun mal und wäre das nicht so, wäre das Leben sicher recht eintönig. Ich finde jede neue Erkenntnis spannend, auch wenn sie manches Mal schmerzhaft ist.
  • [B]Hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben...[/B] [size=8]Nein. Ich kann es bald nicht mehr hören. Ständig wird von Frauen behauptet, Sie hätten gerne einfühlsame, liebe Männer.[/SIZE] [size=8][/SIZE] [size=8]In Wirklichkeit wünschen sich fast alle Frauen ein Alpha-Männchen und kein Weich-Ei. Schade![/SIZE] [size=8][/SIZE] [size=8]*undwegduck*[/SIZE]
  • [quote=Itsme]ich kann vieles von dem, was Du schreibst, gut nachvollziehen. Dieses fast schon "Helfersyndrom", dieses glauben, man muss helfen, das kenne ich sehr gut. [/quote] :rolleyes: Das Helfersyndrom - das hat mich auch lange begleitet. Dem bin ich dann ganz gut beigekommen mit einer Strategie die ich mir erarbeitet hatte: Jeder hat drei Mal zum Jammern und dann höre ich erst wieder zu, wenn die Person angefangen hat, etwas zu tun und helfe dann auch gern. Ansonsten - no way. Seitdem ist es deutlich ruhiger geworden und mir ist es auch so gegangen dass sich die Spreu vom Weizen getrennt hat. [quote=Itsme] "Wer die Probleme der ganzen Welt löst, braucht nicht über seine eigenen Probleme nachzudenken." Zum Teil fühlte ich mich ertappt. Wenn man sich ständig um die Probleme anderer dreht, hat man ja gar keine Zeit mehr über sich nachzudenken. Ich ging dann in mich und versuchte, heraus zu finden, ob ich nicht auch meine Probleme zuschütte. [/quote] Ja, das kenne ich auch sehr gut. Und ertappt fühle ich mich da auch trotz Strategie immer noch ein bisschen. Aber es ist deutlich besser geworden. So mit Anfang 30 ist es mir gelungen das Verhältnis zu meiner Mutter aufzuarbeiten, damals lebte sie noch. Ich finde es schön, dass wir noch die Gelegenheit hatten, viele Dinge aus meiner Kindheit unter denen ich sehr gelitten hatte, zu klären. Unter anderem gehörte auch meine Omi, die Mutter meines Vaters dazu. Sie lebte bei uns und konnte meine Mutter nicht leiden. Ein sehr beliebter Moment für ihre Szenen war das Essen. Sie hatte Magengeschwüre und war klapperdürr. Wenn meine Mutter kochte legte sie sich was auf, stocherte in dem Essen rum und stand auf mit dem Spruch: "Das sagt uns nicht zu" auf. Als nächstes warf dann regelmäßig meine Mutter, 1.50 gross und 90 Pfund schwer, das Besteck auf den Tisch und verließ das Eßzimmer. Grauenvoll. Es ist wirklich kein Wunder, dass ich mich sozusagen "ausser Konkurrenz" gefuttert habe. Und zu allem servierte dann mein Vater den Spruch: "Alles was uns nicht umbringt macht uns nur härter!" Fröhliches Familienleben.
  • [quote=Guenter Osterma][B]Hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben...[/B] [size=8]Nein. Ich kann es bald nicht mehr hören. Ständig wird von Frauen behauptet, Sie hätten gerne einfühlsame, liebe Männer.[/SIZE] [size=8]In Wirklichkeit wünschen sich fast alle Frauen ein Alpha-Männchen und kein Weich-Ei. Schade![/SIZE] [size=8]*undwegduck*[/SIZE][/quote] Hallo Guenter, vielleicht bin ich ein bisschen schwer von Begriff, :-o aber ich weiß nicht worauf sich Dein State bezieht und was Du damit sagen willst. @ Mica Dein "fröhliches Familienleben" hört sich in der Tat nicht fröhlich an. Für mich sieht das nach ganz vielen unausgesprochenen Differenzen aus. So lange ich meine Mutter hatte, konnte ich über vieles mit ihr sprechen. Nur ist sie leider viel zu früh verstorben und so blieb ganz vieles unausgesprochen. So vieles hätte ich gern als wirklich erwachsene Frau mit ihr besprochen. Für mich war die Zeit, in der man seine Mutter noch stark braucht, noch nicht vorbei. Plötzlich nicht mehr Tochter zu sein, fand (und finde) ich sehr schwer. Das war doch der Mensch, bei dem man das "Kind" war, bezw. auch sein durfte. Nun, von heute auf morgen, durfte man das nicht mehr sein. Vielleicht ist das der leere Platz, der nie wieder gefüllt werden konnte?
  • [quote=Itsme]Hallo Guenter, vielleicht bin ich ein bisschen schwer von Begriff, :-o aber ich weiß nicht worauf sich Dein State bezieht und was Du damit sagen willst.[/quote] Ich bezog mich auf Deinen Satz: [quote=Itsme]Was ich bei [B]anderen[/B], auch besonders bei Männern, als Stärke empfinde, ist, wenn sie ihre schwache Seite zeigen können. Wenn sie sich einfach eingestehen, auch mal schwach zu sein, das Bedürfnis nach Schutz und Wärme haben, sich anlehnen möchten, auch mal klein sind, einfach nicht immer funktionieren, sich unbeholfen und schwach zu fühlen.[/quote] Nach [U]meinen[/U] Erfahrungen sieht die [B]Wirklichkeit[/B] anders aus. Männer, die ihre schwache Seite zeigen, sind Weicheier - und damit alles andere als begehrt...so etwas gesteht Frau in aller Regel den Männern eben [B]nicht[/B] zu. Vielleicht bist Du eine rühmliche Ausnahme, oder vielleicht habe ich ganz und gar untypische Erfahrungen. Na ja. Schön, dass wir darüber geschrieben haben.
  • Ich denke, Günter hat Recht. Ich persönlich mag das, was allgemein hin als Mann gilt, gepaart mit einem nie erwachsen werden wollenden Kindskopf und Technikverständnis. Ich mag 3 Tage Bart und ne kleine Wampe. Ich will einen Mann, der mich auffängt, der stark ist und mir Sicherheit gibt. Gleichzeitig will ich aber einen Mann, der keine Angst hat aus sich rauszugehen und zwar so aus sich rauszugehen, dass er eben nicht wie das typische Weichei wirkt. Ich will keinen Weichgespülten Kerl, der voller Verständnis ist und gar keine Ecken und Kanten hat. ICh will einen, der mir zur rechten Zeit in den Allerwertesten tritt, wenn ich mal wieder nicht voran komme, aber auch mit einem wachenden und einem lächelnden Auge daneben steht und mir zuhört, wenns mir schlecht geht. Das ist schwer zu erklären. Aber ja, einen Softi will ich nicht. Zumindest nicht das, was gemeinhin als Softi gilt. Ein grundanständiger Kerl, der seine MEinung sagen kann und das auch tut, gilt für mich nicht als Softi. Ach ja, schwer in Worte zu fassen.
  • [quote]Was ich bei [B]anderen[/B], auch besonders bei Männern, als Stärke empfinde, ist, wenn sie ihre schwache Seite zeigen können. Wenn sie sich einfach eingestehen, auch mal schwach zu sein, das Bedürfnis nach Schutz und Wärme haben, sich anlehnen möchten, auch mal klein sind, einfach nicht immer funktionieren, sich unbeholfen und schwach zu fühlen.[/quote] [quote]Ich persönlich mag das, was allgemein hin als Mann gilt, gepaart mit einem nie erwachsen werden wollenden Kindskopf und Technikverständnis. Ich mag 3 Tage Bart und ne kleine Wampe. Ich will einen Mann, der mich auffängt, der stark ist und mir Sicherheit gibt. Gleichzeitig will ich aber einen Mann, der keine Angst hat aus sich rauszugehen und zwar so aus sich rauszugehen, dass er eben nicht wie das typische Weichei wirkt. Ich will keinen Weichgespülten Kerl, der voller Verständnis ist und gar keine Ecken und Kanten hat. ICh will einen, der mir zur rechten Zeit in den Allerwertesten tritt, wenn ich mal wieder nicht voran komme, aber auch mit einem wachenden und einem lächelnden Auge daneben steht und mir zuhört, wenns mir schlecht geht.[/quote] Für mich schließt das eine das andere nicht aus. Eine schwache [B]Seite [/B]zu zeigen, heißt,[B] eine[/B] der vielen Facetten, die einen Menschen ausmachen, zu zeigen. Natürlich denke ich dabei nicht an ein Weichei, welches dauernd jammernd zu seiner Frau gelaufen kommt, welches sich dauernd anlehnen will, welches hilflos und immer überfordert ist. Ich dachte, es würde verstanden werden, was ich meine. Es gibt Situationen im Leben, wo einem einfach zum heulen ist. Warum sollte ein Mann sie nicht so empfinden? Einmal ist die Frau stärker, einmal der Mann. So wie die Frau sich an ihn anlehnen kann, so kann es der Mann auch. Insgesamt sind sie ein starkes Team. Ich finde es nicht in Ordnung, wenn ein Mann nach dem alten Sprichwort "Indianerherz kennt keinen Schmerz" agieren muss, über alle seine Gefühle hinweg. Das, was ich meinte, hat nicht das Geringste mit einem Weichei zu tun. Dann wäre jede Frau, die in schlimmen Situationen weinen muss, ja auch ein Weichei.