Regionale Unterschiede

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  • [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Beim Lesen von Yvonnes Thread "Warum immer ich?" musste ich an meine Jugend in Hamburg denken und nun frage ich mich, ob es wohl regionale Unterschiede in Sachen Akzeptanz der Dicken gibt? Ich hatte in Hamburg und Schleswig-Holstein meine schlimmste Zeit, wurde ständig angemacht, auf der Straße sogar von Erwachsenen beschimpft. Dann zog ich - immer noch als Jugendliche - nach Hessen und musste mich plötzlich fragen, ob ich über Nacht unsichtbar geworden war. Nahezu keine dummen Bemerkungen, keinerlei Anfeindungen. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, aufatmen zu können. Was war geschehen? Es hatte sich doch nichts geändert. Ich war immer noch die selbe Person vom Charakter her, immer noch dick und die Schulform war auch gleich. Jetzt lebe ich in Nordrhein-Westfalen (hier bin ich allerdings als Erwachsene hergezogen) und auch hier kamen nahezu keine Anfeindungen. Seit letztem Jahr sogar überhaupt keine mehr. Das erklär ich mir damit, dass ich keine Angst mehr vor dummen Sprüchen habe und den potenziellen "Angreifern" direkt in die Augen blicke. Was war das vorher? Warum diese unterschiedliche Behandlung? Lag es an mir oder doch an den Eigenarten der Bundesländer? Fühlt ihr euch in bestimmten Bundesländern/Regionen wohler als in anderen? Habt ihr diese regionalen Unterschiede auch schon bemerkt? Babs [/color][/font]
  • [i][color=purple]Also mein Lebensweg hat mich auch an verschiedene Stellen in Deutschland geführt. [/color][/i] [i][color=#800080]Auch ich bin in Hamburg (Hummel, Hummel f rauvonheute!:wink2:) aufgewachsen. Danach habe ich in BErlin studiert und 15 Jahre gelebt und heute lebe ich auch in NRW.[/color][/i] [i][color=#800080]Ich habe das genauso erlebt: üble Anfeindungen und Beschinpfungen in HH, weniger in BErlin und eigentlich kaum nach was hier in NRW. [/color][/i] [i][color=#800080]Allerdings habe ich andere Schlussfolgerungen daraus gezogen...für mich war das immer eine Sache der Altersgruppe. [/color][/i] [i][color=#800080]In HH war ich ein Kind, bzw. Jugendliche und ich denke innerhalb dieser Gruppen wird noch wesentlich ungehemmter beschimpft und diskriminiert. Dass einen als Kins auch Erwachsene beschimpft haben, liegt wahrscheinlich daran, dass die sich einem gegenüber überlegen gefühlt haben.[/color][/i] [i][color=#800080]In Berlin war ich dann schon 20 Jahre und die Beschimpfungen und Anfeindungen wurden weniger.[/color][/i] [i][color=#800080]Heute, ich bin jetzt 38, beschimpft mich so gut wie keiner mehr, ich denke, weil Erwachsene nicht mehr so einfach Beschimpfungen von sich geben.[/color][/i] [i][color=#800080]Was sich nämlich eher weniger geändert hat, ist das Gelästere, wenn ich den Rücken drehe...das blieb eigentlich in allen Altersgruppen und Regionen bestehen.[/color][/i] [i][color=#800080]Liebe Grüße[/color][/i] [i][color=#800080]iko[/color][/i]
  • naja, über unterschiede zwischen den bundesländern, kann ich nicht viel sagen*denk*, da ich nicht so rumgezogen bin, daß ich vergleiche ziehen könnte. ich finde es aber bemerkenswert, was du schreibst. und für diesen spürbaren unterschied, der da war, als du als jugendlicher aus HH weg zogst, gibt es ja fast keine andere erklärung, als eine andere, regionale einstellung der leute. :ueberleg: wäre wirklich mal interessant zu wissen, wieso das so ist. einen riesen unterschied habe ich bemerkt, als ich mit meinen mann in den flitterwochen nach amerika geflogen bin. da hab ich mir die gleiche frage gestellt, wie du, Babs! [I]niemand[/I] , wirklich keiner hat mich doof oder schief angeschaut! wir wurden immer nett gegrüßt und keiner hat auch nur ein wort verloren. das war unglaublich angenehm! der "hammer" kam dann, als wir zurückflogen und nach 11 stunden abgekämpft in frankfurt in die 8 uhr morgenmaschine nach hause stiegen. wir kamen rein - die ganze maschine war voll mit schlipsträgern mit aktenkoffer. mein mann ging zuerst und als ich reinkam, ruckten 50 paar köpfe in meine richtung und ich wurde von oben bis unten, teils mit erhobenen augenbrauen gemustert. ich ging hinter meinem mann her und sagte bloß: jaaaa, jetzt weiß ich, was ich [I]nicht[/I] vermißt habe :-D Stöpsel
  • [quote=iko66] Auch ich bin in Hamburg (Hummel, Hummel f rauvonheute[/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Mors, Mors! Noch ein Nordlicht, das in NRW gestrandet ist :-D [/color][/font] [quote=Stöpsel] einen riesen unterschied habe ich bemerkt, als ich mit meinen mann in den flitterwochen nach amerika geflogen bin. da hab ich mir die gleiche frage gestellt, wie du, Babs! niemand , wirklich keiner hat mich doof oder schief angeschaut! wir wurden immer nett gegrüßt und keiner hat auch nur ein wort verloren. das war unglaublich angenehm![/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Diese Erfahrung habe ich auch [/color][/font][font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]in den USA [/color][/font][font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]gemacht, Stöpsel. Ich fühlte mich nicht nur angenehm unsichtbar, sondern auch einfach atemberaubend schön, wenn ich mal wieder eine riesige Auswahl an großen Größen entdeckt hatte und Oberteile vorfand, die nicht bis zu den Oberschenkeln gingen, sondern kurz unterm Po endeten. Und wenn ich dann durch die Straßen lief und die netten Amimänner mich anguckten und ich in ihren Augen keine Verachtung sah, sondern reines Interesse. Wobei: In Amerika zähl ich wahrscheinlich auch noch zur Kategorie „üppig“ und nicht zu „fett“ wie hier. Urlaub in Amerika ist doppelter Urlaub. Von der Arbeit und von der Einstellung vieler Deutscher Dicken gegenüber. Babs[/color][/font]
  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viel davon abhängt, wie es in der jeweiligen Bevölkerung aussieht. In Ulm, wo ich anderthalb Jahre wohnen durfte, wimmelt es nur so von dicken Frauen (und Läden mit Klamotten in Übergröße, allein in Ulms gemütlicher Innenstadt gab es damals 4 oder 5 Läden, davon 2 von UP....). In München ist schon mehr Schickimicki, da gibt es öfter einen dummen Spruch. :mad: Allerdings kommt es auch da auf die Gegend an, wo wir zuerst gewohnt haben, wohnten überwiegend junge Leute mit Kindern - da bin ich Spießruthen gelaufen. Jetzt wohnen wir auf dem Dorf (mit S-Bahn-Anschluss) in einem Haus mit lauter älteren Leuten und ein paar jungen Familien und ich höre nicht mal von den Kindern dumme Kommentare, und das, obwohl die meisten im besten Teenie-Alter sind. In Leipzig, wo ich aufgewachsen bin, habe ich eigentlich immer was zu hören gekriegt. Die "großen Jungs" aus der Schule haben mich verhauen, böse Schimpfwörter hinter mir hergerufen und als dann der Film "Die dicke Tilla" ins Kino kam, hatte ich endgültig meinen Spitznamen weg. Obwohl die "dicke Tilla" ein echt toughes Mädchen war. Das Schlimmste aber, was mir im Leben passiert ist, war ein Spruch von meiner Schwester, die in der ersten Klasse (da war ich gerade 20 und wog um die 100 kg) zu mir sagte: Bitte hole mich nicht mehr von der Schule ab, ich schäme mich für Dich. Das hat wirklich weh getan. Kirstin
  • [QUOTE=Kirstin]Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viel davon abhängt, wie es in der jeweiligen Bevölkerung aussieht. [/QUOTE] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Das habe ich auch schon überlegt, zumal es in dem Ort in Hessen, in den wir zogen, sehr viele Ausländer gab und darunter auch sehr viele dicke türkische Frauen. Vielleicht war man deshalb mir gegenüber toleranter?[/color][/font] [QUOTE=Kirstin] Das Schlimmste aber, was mir im Leben passiert ist, war ein Spruch von meiner Schwester, die in der ersten Klasse (da war ich gerade 20 und wog um die 100 kg) zu mir sagte: Bitte hole mich nicht mehr von der Schule ab, ich schäme mich für Dich. Das hat wirklich weh getan.[/QUOTE] :seufz: :troest: [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Babs[/color][/font]
  • Hallo, hier ist noch eine gebürtige Hamburgerin.:) Norddeutschland kann ich nicht als besonders dickenfeindich charakterisieren, aber hier in Ost-Berlin, wo ich (zum GLÜCK!) nicht mehr lange lebe, hier ist es echt finster! Allerdings hängt das m.E. mit vielen weiteren faktoren zusammen: Eine sehr hohe Arbeitslosigkeit, daraus resultierend eine nicht gerade rosige Lebensaussicht, dann ist hier der ANfang eines Plattenbaugebietes, wo traditionellerweise offenbar die leben, die man sich gemeinhin unter "Plattenbaubewohnern" vorstellt, dann die allgemein hier sehr stark empfundene Ungleichbehandlung der Ossis im Gegensatz zu den Wessis, viel Alkoholismus, viel Rechtsradikalismus... Ich wohne übringens im äußeren Zipfel des eigentlich recht mondänen Prenzlbergs, der hier aber nicht mehr cool ist. Viele Leute sind hier, habe ich den Eindruck, so weit unten, daß sie als einzige Möglichkeit der Selbstaufwertung das Fertigmachen vermeindlich schwächerer haben. Gerade auch die Leute, die so zwischen 40 und 60 sind, sind hier wirklich oft erschreckend niveaulos. Und ich bin so doof und suche noch Gründe, um sie zu verstehen...:/ Ausdrücklich: Ich habe keinerlei Ressentiments gegen Plattenbaubewohner oder Ossis oder was auch immer! Wenn diese Beitrag so verstanden werden sollte, bitte ich um erneutes Lesen, denn so ist er nicht gemeint! Liebe Grüße Angua
  • und ich dachte, ich bilde es mir nur ein... von klein auf bis anfang 2003 habe ich im raum rostock - rügen gelebt. überall und zu jeder zeit gab es anfeindungen, meist von älteren. in greifswald bin ich sogar 2 x angegriffen worden, beide male allerdings in meinem auto sitzend. einmal wurde mein auto beworfen, ein anderes mal auf einem parkplatz angespuckt (eher - pardon - anger*tzt) und gegen die fahrertür getreten... seit ich hier in nrw lebe (ja, noch ein nordlicht in nrw ;)) hat mich bis jetzt einmal eine gruppe teenies vorm lidl ausgelacht. aber das war's dann auch schon... ich finde es herrlich, hier so unbeachtet zu sein. :daumen:
  • Meine Erfahrungen sind nicht ganz so schlimm, wie von Angua beschrieben. Ich fühle mich in Berlin -bis auf einzelne Ausnahmen- recht wohl und unbeobachtet. Ich habe vielmehr die Erfahrung gemacht, dass ich im Norden (meine favorisierte Urlaubsgegend) viel häufiger dumme Sprüche und Blicke ernte. Meine persönliche Meinung und Erfahrung ist: Je größer der Ort oder die Stadt, je seltener die Blicke und Sprüche.
  • [QUOTE=schlingelchen].... überall und zu jeder zeit gab es anfeindungen, meist von älteren. in greifswald bin ich sogar 2 x angegriffen worden, beide male allerdings in meinem auto sitzend. einmal wurde mein auto beworfen, ein anderes mal auf einem parkplatz angespuckt (eher - pardon - anger*tzt) und gegen die fahrertür getreten... [/QUOTE] Ich bin wirklich entsetzt, zu was Menschen alles fähig sind!! Woher kommt dieser Hass auf jemanden, den man gar nicht kennt? Zu den dummen Sprüchen kann ich über regionale Unterschiede auch nichts sagen, habe aber bei mir selber festgestellt, daß je älter ich wurde, die Anmachen weniger wurden... Als Schulkind wurde ich noch relativ häufig gehänselt, in der Ausbildung fast gar nicht mehr und jetzt nur noch ganz, ganz selten, daß ich mal was mitkriege - kann natürlich sein, daß ich ob meines hohen Alters schon schwerhörig geworden bin.:zwinker: Jetzt nehme ich mir die Sprüche - wie gesagt, falls welche kommen - nicht mehr so zu Herzen. Allerdings bin ich von solchen extremen Attacken, wie von Schlingelchen genannt auch verschont geblieben. Immer noch fassungslose Grüße, simsalabine
  • [QUOTE=iko66][i][color=#800080]Allerdings habe ich andere Schlussfolgerungen daraus gezogen...für mich war das immer eine Sache der Altersgruppe. [/color][/i][/QUOTE] Auf jeden Fall. :ja: Je älter ich wurde, desto weniger offene Angriffe kamen. In der Schule verging keine Pause und auch kein Schulweg, ohne daß ich Kämpfe (verbal und auch körperlich) ausfechten mußte. Die Ausbildung war schon merklich ruhiger. Und seit ich die 30 überschritten habe, bin ich scheinbar jenseits von gut und böse. :hihi: Regional...naja, zu verschiedenen Bundesländern kann ich mangels Erfahrung nichts sagen, aber seit ich in immer ländlichere Gegenden gezogen bin, wurde es nochmal ein ganzes Stück ruhiger. Vielleicht hängt beides auch zusammen? :idee:
  • [QUOTE=Pandora]:offtopic: @Simsalabine - 2 Doofe, 1 Gedanke? :hihi:[/QUOTE] Sieht so aus Pandora!!
  • [QUOTE]Meine persönliche Meinung und Erfahrung ist: Je größer der Ort oder die Stadt, je seltener die Blicke und Sprüche.[/QUOTE] Mmmhm. Also ich glaube das nicht so recht. Ich bin in einer mittelgroßen Stadt aufgewachsen (200.000 Einwohner) und lebe seit 20 Jahren in der Großstadt. Meine Erfahrung ist eher, dass sich dumme Sprüche, Blicke, Bemerkungen mit dem Alter gegeben haben. Und auch mit dem Muttersein. Einer 45jährigen Mama verzeiht man offenbar das Dicksein eher als einer 25jährigen Single-Frau. Und natürlich hat sich das alles auch proportional zu meiner eigenen Entwicklung verändert. Ich muss lange überlegen, wenn ich sagen soll, wann ich das letzte Mal blöd angeredet worden bin. Eine meiner angenehmsten Erfahrung war aber über mehrere Jahre hinweg der Besuch bei einer Freundin mitten auf dem Land, in der Region am Kaiserstuhl. Dort gibt es einen "Dorfweiher", in dem wir - u.a. im heißen Sommer 2003 - täglich schwimmen waren. Niemand hat mich dort jemals blöd angeguckt. Auch keine Jugendlichen. Da habe ich hier in großstädtischen Hallenbädern schon ganz andere Sachen erlebt.
  • [QUOTE=ChaosBine]Ich habe vielmehr die Erfahrung gemacht, [b]dass ich im Norden[/b] (meine favorisierte Urlaubsgegend) viel häufiger dumme Sprüche und Blicke ernte. [/QUOTE] Dabei handelte es sich immer um kleinere Städte oder Dörfer. [size=8](Das hatte ich vergessen zu schreiben. Sonst wäre mein Beitrag auch etwas unschlüssig.)[/size] [size=8][/size]
  • Das Alter der Person selbst könnte eine Rolle spielen. Aber ich muss sagen, dass ich Unterschiede zwischen den Regionen selbst noch nicht habe feststellen können. Als Teenager habe ich zwar ab und zu mal etwas blödes gehört, aber nichts, was mich dermaßen geprägt hätte. Etwas älter habe ich ebenfalls das eine oder andere unschöne gehört. Bei mir war es primär so, dass man auf mich eingeredet hatte, dass alle über mich lachen würden und diese Sachen. Letztendlich stellte es sich heraus, dass das gar nich' der Fall war. Solche "Manipulationen", gerade von den Eltern, waren das Schlimmere Übel. Steph(chen)
  • Für mich als Landbewohner ist eines ganz klar: Auf dem Land wird viel mehr hinter vorgehaltener Hand gelästert, so das man es gar nicht direkt mitbekommt, was die Leute von einem halten. Obwohl man hier oft allein ist oder mit wenigen Leuten zusammen wohnt, weil es eben keine Hochhäuser und zusammenhängende Wohngebiete gibt wie in der Stadt, ist es hier alles andere als anonym. Hier weiß jeder alles über jeden. Es gibt hier so etwas wie "Hot Spots" des Lästerns, das kann ein kleiner Laden sein, eine Imbissbude, etc., wo man alles über andere erfährt, was man will. Man weiß hier, wer gerade mit wem, welche Mutter ihre Kinder völlig vernachlässigt, welcher Mann seine Frau vermöbelt, wer Schulden hat und woher sie kommen, wer immer zu tief ins Glas schaut, wer gerade seinen Arbeitsplatz verloren hat, usw., usf. Natürlich ist das oftmals mehr Dichtung als Wahrheit, aber das ist es, was es manchmal schlimm macht. Dazu haben die Menschen hier ein ewiges Gedächtnis. Es werden hier einem manchmal Sachen vorgehalten, die irgendwann in der Kindheit passiert sind, oder auch gerne etwas, daß die Eltern, manchmal sogar die Großeltern oder sonst irgendwelche nahen Verwandten verzapft haben. Und natürlich weiß hier jeder, daß "der Roland doch bestimmt wieder ein paar Kilo zugenommen hat, so fett wie der ist." Das Reden über andere ist ja etwas, daß jeder tut. Einige mehr, einige weniger. Auch ich bin nicht frei davon. Manchmal macht´s ja sogar richtig Spaß. Ich bin schließlich kein Heiliger. Aber hier ist es oftmals ziemlich böswillig, fast schon üble Nachrede, was über andere geredet wird. Und da halte ich mich raus. Das will ich noch nicht mal hören. Dazu muß man allerdings gerechter Weise auch sagen, daß es gerade auf dem Land zum Beispiel unter sich wohlgesonnenen Nachbarn einen Zusammenhalt gibt, oft über viele Generationen, der seines Gleichen sucht. In der Stadt gibt es so etwas kaum bis gar nicht. Ich persönlich glaube ja, daß die Menschen in den Städten schneller, agressiver, unpersönlicher sind, als hier auf dem platten Acker. Ich glaube, diese Mischung macht sie auch offensiver, was den Umgang mit den lieben Mitmenschen angeht. Unter Städtern bekommt man öfter mal einen dummen Kommentar zu hören, wird gerne mal öffentlich Beleidigt oder angeglotzt. Zumindest habe ich meine direkten Negativerfahrungen meist mit Satdtmenschen gemacht. Wobei natürlich die Frage im Raum steht, was denn nun besser ist: Offensive Anmache oder gandenloses Geläster im Verborgenen.
  • Ich kann zu den regionalen Unterschieden auch nicht so viel sagen. Weil ich mein ganzes Leben in NRW verbracht habe. Es gibt auch in NRW dumme Sprüche, aber ich glaube auch eher dass das altersabhängig ist. Meistens bekomme ich dumme Sprüche von Jugendlichen, aber sehr sehr selten. Der letzte dumme Spruch liegt glaube ich zwei Jahre oder mehr zurück. Da fuhr ein Halbwüchsiger mit dem Fahrrad an mir vorbei und sagte: "Boah ist die Dick, Mann". Hahahahahah. Habe nix gesagt, weil ich ja weiß das sich sein Gehirn erst mal entwickeln muss und dass dort noch viel Vakuum ist und er sich halt groß und stark fühlen wollte. Vielleicht liegt es an der Ausstrahlung. Gerade wenn man verletzlich ist, strahlt man das meines Wissens auch aus. Ist man innerlich stark und gefestigt, strahlt man was anderes aus. Glaube ich zumindestens. Und das mit dem Landleben kenne ich auch. Ich lebe zwar in einer Kleinstadt, nicht wirklich Land. Aber dieses Rumtuscheln hinter vorgehaltener Hand kenne ich nur zu gut. Was dort an Böswilligkeiten und Unterstellungen ausgetauscht wird (natürlich alles unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit) habe ich in einer Großstadt (dort bin ich geboren und aufgewachsen) nicht erlebt. :offtopic: Woher kommt ihr denn so aus NRW alle????
  • [QUOTE=hestia] :offtopic: Woher kommt ihr denn so aus NRW alle????[/QUOTE] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Ausm Bermuda Dreieck zwischen Düsseldorf, Krefeld & Neuss. Babs[/color][/font]
  • wir haben auch mal ein paar jahre [I]in viel gegend[/I] gewohnt...das war höchst interessant und bestätigt, was Roland so schön beschrieben hat. also uns selber interessierten die nachbarn überhaupt gar nicht, selbst nach 3 jahren wußte ich nicht, wie die links und rechts von uns heißen. ich bemerkte allerdings wohl immer die schattenartigen bewegungen hinter den küchenvorhängen und fenstern, wenn wir denn mal draußen waren - oder vom einkaufen kamen, oder uns vor dem haus unterhielten :cool2: *g und von unserer vermieterin haben wir erfahren, daß die leute sie regelrecht mit fragen bombardiert haben, weil wir nichts von uns preisgaben und die vor neugier geplatzt sind. meine figut war natürlich dabei ein top thema :laber: und jeder hatte "gute ratschläge" parat. für die waren wir einfach nur unmöglich, alleine deshalb, weil wir uns aus allem rausgehalten haben - wir hingegen fanden das lustig und vor allem - nervenschonend. Stöpsel
  • [QUOTE=Roland Deshain von Gilead] Dazu muß man allerdings gerechter Weise auch sagen, daß es gerade auf dem Land zum Beispiel unter sich wohlgesonnenen Nachbarn einen Zusammenhalt gibt, oft über viele Generationen, der seines Gleichen sucht. In der Stadt gibt es so etwas kaum bis gar nicht. [/QUOTE] Dem kann ich nur zustimmen. Wir sind auch aufs Land gezogen um unserem Sohn ein freieres und gesünderes Aufwachsen zu ermöglichen.Wir haben damals ein älteres Wohnhaus umgebaut und dazu gab es noch den riesigen Garten. Allerdings muss man sich in so einer Umgebung schon anpassen und versuchen Kontakte aufzubauen.Da die meisten Dörfler Nebenerwerbsbauern sind, hatten sie auch garnicht die Zeit sich viel um unser Privatleben zu kümmern. Wir haben von Anfang an ein Haus mit offenen Türen geführt d.h. wir haben mit den Leuten geredet und ihre Fragen beantwortet. Ich finde das auch richtig, denn anders als in Stadt bin ich auf dem Land einfach mehr auf meine Nachbarn angewiesen und finde es ist schon wichtig, dass man weiss mit wem man es zu tun hat. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man auf dem Land wesentlich toleranter ist und die Privatsphäre respektiert. An meiner Haustüre haben die Nachbarn geklopft und sich die Schuhe abgeputzt. Kaffeekränzchen, Tupperware Partys oder Fensterputzen im kleinen Schwarzen mit Perlenkette hätte keine der Frauen verstanden. Es gab die Zeit zum Arbeiten und die ist am Land schwer und zu gewissen Zeiten auch lang und die Zeit zum Feiern und in der Regel wurde kräftig gefeiert. Man muss sich nur anschliessen, die einen in der Kirche, Sportverein, Theatergruppe oder sich in schulischen Belangen engagieren. Als ich die Zelte in meinem kleinen Dorf abbrechen musste, waren meine Nachbarn mit mir traurig, nur eines hat man mir dann vorgeworfen, dass wir viel zu wenig auf ein Bier abends in die Gaststätte kamen. Aber dafür hatten wir einfach keine Zeit, leider. Für mich war es die beste Zeit in meinem Leben und ich habe immer noch verdammt viel Sehnsucht danach toni
  • Auf mein 200-Seelen-Dorf im Norddeutschen, in dem ich aufgewachsen bin, lass ich nix kommen. Klar, Tratschtanten gibts, aber um die muss man sich nicht scheren. Die Gemeinschaft in so einem kleinen Ort, einfach weil man einander jahrzehntelang kennt und aufeinander angewiesen ist, ist schon was ganz besonderes. Ich bin mir im Dorf absolut sicher, dass ich nie dumm angemacht werden würde. Sicher reden mal welche über mich, aber dass wird nie nur abschätzig sein. Schliesslich bin ich mit allen gross geworden, und viel mehr als einfach "dick". Die übelsten Anmachen hab ich in Hamburg und im Urlaub in Bayern kassiert. Super entspannend meine Zeit in den amerikanischen Südsaaten. Neben den meisten Frauen dort fühlte ich mich grazil und wunderschön. (Und die Männer da fanden das auch ;) )
  • [QUOTE=hestia] :offtopic: Woher kommt ihr denn so aus NRW alle????[/QUOTE] Ich wohne an der Grenze zu Niedersachsen.
  • [QUOTE=hestia] :offtopic: Woher kommt ihr denn so aus NRW alle????[/QUOTE] [i][color=purple]Lüdenscheid :) [/color][/i]
  • Es hat so seine Vor- und Nachteile, in einer Kleinstadt aufgewachsen zu sein. Die Nachbarschaftshilfe war eigentlich immer gut. Die Nachbarn mit riesigem Gemüsegarten und Obstbäumen brachten einen Teil ihrer Ernte, wenn jemand im Urlaub war, war gesichert, dass ein Auge auf's Haus geworfen wurde oder Blumen und Haustiere bestens versorgt wurden. Gerade als Kind war man gut aufgehoben und der Leitspruch "It takes a whole village to educate a child" passte: Jeder hat ein wenig mit zur Erziehung von uns Kindern in der Straße beigetragen. Störend war und ist auch heute noch der Tratsch, wobei ich bemerken muss, dass in dem Einfamilienhausviertel, in dem ich aufwuchs die meisten Frauen Hausfrauen waren, die meisten Kinder bereits aus dem Haus oder kurz davor. Zu versorgen waren also Haus und Mann, eventuell noch der Garten. Sofern es nicht regnete standen einige Frauen mehrmals am Tag Köpfe zusammensteckend auf dem Bürgersteig und tuschelten vor sich hin. So ist es auch heute noch üblich. Das grenzt(e) manchmal an Spießrutenlauf, wenn man da vorbei wollte/will. Ausgeprägte Gerüchteküche... Verrückt auch immer wieder die Art und Weise, wie sehr plötzlich alle cliquen, wenn alle 4 Jahre das große Schützenfest ansteht. Leute, die sich sonst aus dem Weg gehen, sind plötzlich wieder per Du, was ein halbes Jahr nach dem Schützenfest meistens gleitend wieder in "Sie" zurückfällt. Alle tun dann immer so als hätten sie sich sowas von lieb. Über mein Gewicht ist früher auch viel getuschelt worden. Dass ich meiner Mutter deswegen in der Öffentlichkeit oft peinlich war, hatte ich in einem anderen Thread kürzlich schonmal erwähnt. Kürzlich durfte ich mal wieder über mehrere Ecken erfahren, dass ich Opfer der Kleintratschdorfhinterwaldshausener Gerüchteküche geworden war: Aaaangeblich hatte eine Nachbarin mich am heiligen Pfingstsonntag verliebt an einen Mann gelehnt die nächstgrößere Straße langgehen sehen. Ja, ich habe an dem Wochenende meine Eltern besucht, aber NEIN, ich bin dort nicht gelaufen und NEIN, es [i]gibt [/i]da keinen Mann. Angeblich hätte ich also meinen Freund und zukünftigen Ehemann in den Kreis der Familie eingeführt. Klar doch! Es ging soweit, dass mich kürzlich eine der neugierigsten Nachbarinnen völlig unschuldig dreinblickend fragte, ob nicht bei uns zuhause eine Verlobung anstünde. Meine Schwester sei ja in dem Alter, in dem auch Akademikerinnen den Schritt zum Traualtar wagen würden und ich hätte doch sicher auch längst [i]wen[/i] gefunden. DAS ist, was ich an meinem Heimatort so hasse.