Bewertung des Gewichts/Essverhaltens durch die Sprache

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  • Hallo, ich bin jemand, den Sprache allgemein sehr interessiert. Und mir ist schon länger was aufgefallen : Die positive Bewertung des aktuellen Schönheitsideals zieht sich auch durch unsere Sprache....zumindest im Deutschen. Wenn jemand versucht, einen dicken Körper zu beschreiben, kommt meistens das eher abwertende Wort "fett". Bei einem dünnen dagegen eher das Wort "schlank", welches automatisch positiver klingt. "Dick" und "Dünn" finde ich viel wertneutraler. Noch mal gesondert aufgefallen ist mir die Bewertung des Essverhaltens, logischerweise besonders durch esssgestörte Menschen. Viele beschreiben das Essen zur Gefühlsregulation nicht mit "Ess-" sondern "Fressanfällen", wobei ja eigentlich nur Tiere fressen - wieder eine negative Bewertung. Und abwertende Kommentare a la "Friss nicht so viel" kommen ja auch manchmal. Und Menschen, besonders Frauen, die auf Diät sind, "sündigen" beim Essen... Seit mir das aufgefallen ist, versuche ich absichtlich, wertneutraler zu sprechen. Ich sage z.B. dass ich dick bin und hin und wieder Essanfälle habe. Und es fühlt sich tatsächlich besser an. Wie sind eure Erfahrungen mit dem Thema ? Ist euch das auch schon aufgefallen ? Gruß, Mystery
  • Ich bin in Sachen Sprache meistens auch recht feinfühlig. Inzwischen weise ich Leute auch gerne mal darauf hin, wenn sie sprachlich entgleisen. Meine Mutter konnte mich lange Jahre immer wieder runterziehen mit ihrer Frage: "Was FRISST Du denn da schon wieder?" oder ähnlichen Konstruktionen. Viel zu lange habe ich mich nicht dagegen gewehrt. Gerade in meiner frühen Jugend habe ich damit verinnerlicht, dass Essen besser heimlich geschehen sollte, um bloß keine Sprüche hören zu müssen. Damit wurde es mir dann auch peinlich, öffentlich zu essen. Daran habe ich arbeiten müssen. Als ich sie dann Jahre später endlich deswegen zur Rede stellte, hat sie sich zwar nicht direkt entschuldigt, aber man sah, dass sie darüber nachdachte. Ich habe ihr verdeutlicht, wie verletztend solche Äußerungen sind und sie damit das Klischee schürt: Normalgewichtige ESSEN, Dicke FRESSEN. In den Folgejahren kam es nur noch sehr selten zu dummen Kommentaren und meistens genügte ein Blick meinerseits, um ihr zu zeigen, wie blöd ich das fand.
  • Wie spricht denn deine Mutter über sich selbst? Ebenfalls so abwertend wie früher dir gegenüber?
  • Vielleicht sollten wir mal aus Spaß eine Negativ und eine Postiv Liste anfertigen. Beispielsweise deklarieren wir gedanklich folgende Worte als unerwünscht in Verbindung mit Essen: Dürfen Müssen Verbieten Erlauben Gesund Ungesund Fressen Fett Hässlich Heimlich Faul Sünde Gut Böse Brav .... Und statt dessen wahlweise Bedürfen Genießen Spaß Egal Lustig Bunt Lecker Abenteuer Sowieso Einfach ... Mist, wieso fällt mir bei der Positiv-Liste weniger ein?
  • Sorry. WLAN-Probleme am Handy. Beitrag wurde nicht korrekt übermittelt. Unten neu.
  • [quote='Lucia','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=134689#post134689']Wie spricht denn deine Mutter über sich selbst? Ebenfalls so abwertend wie früher dir gegenüber?[/QUOTE]Sie sprach durchaus etwas anders, wenn es um sie selbst ging. Natürlich konnte sie halb im Scherz auch negativ über sich äußern. Es lag aber ein großer Unterschied in der Art der Selbstironie und den Sprüchen mir gegenüber.
  • Knallfrosch, die Idee mit der Liste/Wortsammlung positiv und negativ finde ich richtig gut. Vielleicht könnte man die auslagern ? Mir würde da bestimmt auch noch einiges einfallen. kampfzwerg, gut, dass es dir gelungen ist, deine Mutter dafür zu sensibilisieren und zum Nachdenken zu bringen. Das finde ich eine ganz wichtige Sache, bei solchen "Kleinigkeiten" fängt die Akzeptanz Dicker schon an.
  • Naja, meine Essanfälle konnte man schon als "fressen" bezeichnen. Was ich da zum Teil gemacht habe, [B]war[/B] tierhaft... Es gibt ja auch dürr, mager, mümmeln... als negativ belegte Begriffe
  • [quote='Mystery','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=134682#post134682']Wenn jemand versucht, einen dicken Körper zu beschreiben, kommt meistens das eher abwertende Wort "fett". Bei einem dünnen dagegen eher das Wort "schlank", welches automatisch positiver klingt. "Dick" und "Dünn" finde ich viel wertneutraler. [/QUOTE] [FONT=Verdana][COLOR=#000000]Diese wertende Sprache gegenüber dicken Menschen oder anderen Randgruppen erfolgt durch die Zuschreibung dieser Attribute, die, je nach Wunsch, positiv oder negativ behaftet sind.[/COLOR][/FONT] [FONT=Verdana][COLOR=#000000]„Gratulation, du hast aber viel abgenommen, du siehst richtig toll aus“ bedeutet auch „wer dick ist, sieht schlecht aus“.[/COLOR][/FONT] [FONT=Verdana][COLOR=#000000]„was frisst [I]du[/I] schon wieder“ bedeutet auch „du solltest so lange sehr wenig Nahrung zu dir nehmen, dass man dich am besten [I]nie[/I] essen sieht, und der Nahrung solange widerstehen bist du endlich schlank bist“.[/COLOR][/FONT] [FONT=Verdana][COLOR=#000000]Es handelt sich bei diesen Worten um Beleidigungen die auch in der [I]gesamten Gesellschaft[/I] als abwertend empfunden werden. Mit diesen Worten beleidigt man die angesprochene Person, aber auch [I]alle anderen[/I] die zu dieser Randgruppe zählen. [/COLOR][/FONT] [QUOTE]Seit mir das aufgefallen ist, versuche ich absichtlich, wertneutraler zu sprechen. Ich sage z.B. dass ich dick bin und hin und wieder Essanfälle habe. Und es fühlt sich tatsächlich besser an. [/QUOTE][FONT=Verdana][COLOR=#000000]Das finde ich klasse, denn jedes Mal, wenn wir diese Worte benutzen, treffen wir unbewusst zwei Aussagen. Wir nehmen also, wenn wir uns so äußern, auch einen indirekten Einfluss auf die gesellschaftlichen Ausgrenzungsmechanismen. Mit deinem Verhalten zeigst du, dass es dir nicht vollkommen gleichgültig ist, was wir von uns geben, denn für die Dinge, die wir äußern, müssen wir auch Verantwortung tragen.[/COLOR][/FONT]
  • [quote='Knallfrosch','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=134690#post134690'] Und statt dessen wahlweise Bedürfen Genießen Spaß Egal Lustig Bunt Lecker Abenteuer Sowieso Einfach ... [/QUOTE] Genuss gemütlich Freude appetitlich verlockend geschmackvoll gesund Zufriedenheit Befriedigung Sättigung lebenswichtig
  • Was mir einfällt, ist der quasi religiöse Touch, mit dem über Nahrungsaufnahme gesprochen wird. Als hätte "Essen" Religion abgelöst! Da geht es um Verbote und Gebote, da gibt es Sünden, "du bist was du isst" , da gibt es einen Diätpapst etc. mir fallen jetzt nicht alle Beispiele ein, da gibt es bestimmt mehr. liebe Grüße Lisa