Die DICKE Schuldfrage

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  • Hallo an alle, ich hab hier so manches gelesen. Was doch so alle umtreibt ist die ewige Schuldfrage,sie begleitet jeden dicken Menschen auf Schritt und Tritt! Mir kam beim Lesen der aufdrängende Gedanke,doch mal diesen Euch mitzuteilen. Ich esse ohne Fressattacken,ich habe ein normales Sättigungsgefühl.Bis zu meinem 30zigsten Lebensjahr war ich schlank,nun bin ich über 50 und wiege 210 kg! Nun bin ich aufeinmal "Schuld" an meinem Essverhalten,was ich jedoch nie!!!! geändert habe!Es hat mir immer geschmeckt,nur aufeinmal sind krankheitsbedingte Gewichtsschübe nach oben aufgekommen.Mit "Krankheitsbedingt" meine ich die Gewichtszunahme an sich!! Es hat Phasen gegeben,da habe ich in 3 Monaten 20 kg zugenommen. Und -peng - ich war aufeinmal "Schuldig",alles zeigt mit dem Finger auf einen und nicken sich bestätigend zu : "Die hat aber gefressen,selber schuld!!" So auch die Damen und Herren der Ärzteschaft und eine Odysee der Untersuchungen und immensen Fehldiagnosen war die Folge. Ich habe alle Höhen und Tiefen mitgemacht,mit Diäten ,Pülverchen und sonstigen Schikanen. Nur zu Anfang,da sagte ein alter Heilpraktiker mir,da stimme was nicht mit dem Blut und den Enzymen ... aber das wurde überall verlacht! Nur heute bestätigt sich es -Adenom,Histaminose,Gendefekte etc!! Und da ist noch so manches ungeklärt. Ich habe alle Diagnosen analysiert und aufgeschrieben -ich komme mittlerweile auf 260 !! Wobei einige stimmen ,andere nicht oder ineinander aufgehen!! Ich lerne,mit meinem "kaputten" Körper zu leben -aber ich wollte auf was anderes hinaus und allen zurufen :"Hey,haaallloo :Vergesst das mit der Schuld!!"Meine Lebensgeschichte ist schlicht und einfach der Beweis. Und denkt doch einmal nach,alle reden davon,früher waren die Leute nicht dick,das "Dicksein" mache die Wohlstandsgesellschaft! Hallo!Die waren ja auch schon mit spätestens 45 Uralt und die meisten starben viel früher,da hatte kaum einer Chance,richtig alt-geschweige denn "dick" zu werden!Die waren da tot! Nicht umsonst galt ein Dicker als Wohlhabender!Als Weiser sogar-siehe Buddha,ha,ein Dicker (so ein Schuldiger) als Gott!! Und gerade die fernöstliche Lehre wird als sehr alt und reif angesehen! Da stimmt doch was nicht! Erst die heutige gesunde!! Lebensweise ermöglicht es ,alt und auch in eine Lebenssituation als Dicke zu kommen! Also,sarkastisch gesagt,wären wir früher wohl schon längst tot gewesen,ohne je eine Chance zu haben,als dickes Beschimpfungsobjekt der Gesellschaft herum zu laufen!! Nun,das heißt nicht,gesund zu leben und sich richtig zu ernähren,das versucht ja ein jeder,mit mehr und weniger Erfolg,aber diese Schuldfrage macht es den anderen viel zu einfach,laßt euch das bloß nicht einreden! Denn es ist verdammt schwer,das Essen sein zu lassen! Geht wohl nicht! Also unterscheidet es sich ja auch von den ansonsten gern genannten "Drogen". Essen müssen alle,aber ein Schornstein ist uns von der Natur nicht gegeben worden,damit wir (z.B.) Rauchen MÜSSEN!! Und dann dürfen wir niemals vergessen,das Essen als "Urgefühl" unsere sämtlichen Sinne anspricht. Es ist wie eine Symfonie von Beethofen,wenn man was Köstliches auf dem Gaumen hat! Und dann die Gefühlsergüsse,das Dankbarkeitsgefühl des Körpers!! Das hat auch was mit "Leben" und "Lebensgefühl" -"Glücklichsein" zu tun! Und wonach streben wir denn??? Nach dunklem Kerker,kalt und naß mit schimmligem Brot und muffligem Wasser??? Pah,das kann nicht sein! So sind wir eben auch gebaut,und das ist doch auch gut so! Aber um das "Ganze" geht es eben,wenn man dick ist!! Und das Leben ist besonders heute schon ganz schön fies ,sowenig Nähe,Gemeinsamkeit und Miteinander wie heute hat es doch noch nie gegeben! Und dann dieses Durcheinander ,dieses Verlorensein!! Das bringt die Moderne mit sich! Da kommt es zu Problemen,schlußendlich geht es um Glück und Unglück,da kann sich keiner rausreden!! Sonst schlucken nicht so viele Manager Drogen,haben Richter ihr Schnäpschen im Schrank und straucheln so viele Berühmtheiten! Und da sollen wir Dicken an dem Dicksein Schuldig sein??? Nein,nein ,so geht das nicht,laßt es ,wie ich schon sagte,es euch nicht einreden. Aber setzt euch damit auseinander,das ist wichtig,und es ist gut,das so ein Forum gibt!! Es muß diskutiert werden,um raus aus der Schmuddelecke zu kommen! So,Ihr Lieben ,habe genug hier rumgelabert! Es grüßt Euch alle die Ryana und Küßchen,immer wieder aufstehen und weitermachen!!
  • Öhm ... jo ... 3 Monate hier und erst jetzt gelesen, worums hier geht und das mal eben zusammengefasst? Oder biste da ganz alleine drauf gekommen? :cool:
  • Ryana [quote] Und da sollen wir Dicken an dem Dicksein Schuldig sein??? Nein,nein ,so geht das nicht,laßt es ,wie ich schon sagte,es euch nicht einreden. Aber setzt euch damit auseinander,das ist wichtig,und es ist gut,das so ein Forum gibt!! [/quote] Und für Dich war es sicher gut, das alles mal in Deinen eigenen Worten zu schreiben. Mir geht es oft so, dass ich das, was ich selber in meinen Worten geschrieben habe, erst richtig in mich aufnehme. Mehr, als wenn ich es "nur" lese.
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=88691#post88691']Öhm ... jo ... 3 Monate hier und erst jetzt gelesen, worums hier geht und das mal eben zusammengefasst? Oder biste da ganz alleine drauf gekommen? :cool:[/QUOTE] Hallo, weißt Du,ich bin da tatsächlich "alleine" darauf gekommen. Es belastet mich auch sehr und habe hier im Forum sehr viel Bestätigungen meiner Gedanken und meiner Gefühle gelesen. Nun,man steckt ja in solch einem Körper und ich setze mich sehr intensiv damit auseinander,da konnte ich endlich mal "loslassen" und hier mal "mich von der Seele" schreiben. Diese Vorurteile und Verurteilungen der anderen Menschen ist schon sehr,sehr schlimm.Das geht einem an die Nieren!! Gerade gestern war wieder so ein Tag. Ich steige aus dem Auto aus,in einem Restaurant nebenan gehen alle Blicke auf mich.Man zeigt auf einen - und die denken wohl noch,man merkt es nicht.Kinder tuscheln und lachen. Man hört sogar Wortfetzen :"Hast du diese dicke Frau gesehen?","Wie kann man nur so fett werden!!""Komm,wir schauen mal,wie die sich bewegt!" Bei manchen bleibt der Mund offen,geht vor lauter Staunen nicht mehr zu. Das ist schon schlimm und furchtbar!! Und dann ging später zuhause auch noch mein Vater auf mich los:" Wie kannst Du nur dich so zurichten,das ganze Leben wegwerfen?Du frisst doch ständig!!Was tust du nur den Kindern an,was sollen die machen,wenn du bald stirbst??Du willst dich nicht damit auseinander setzen und frißt einfach weiter!!" Dann fing ich an mich zu rechtfertigen,das ich mich am meisten damit beschäftige,ich bin in Dauertherapie,ich mache da nichts absichtlich,ich will alles tun,was menschenmöglich ist -aber einem sind Grenzen gesetzt.Und keiner! will meine Erfahrungen und meine Kraftabstrengungen,die ich ständig tue,hören denn geschweige denn damit auseinander setzen. Ich soll überall und für alle da sein. Was man aber auch macht,ist falsch! Mache ich mein Programm,schimpfen alle ,das ich nicht für sie da sei!! Bin ich da,ist es nicht genug,überarbeite ich mich,wird das nicht gesehen und verlacht.Ein Teufelskreis!! Danke für die Antwort,es war einfach mein extremer Druck auf der Seele,der mich zu meinen "Ergüssen" hinriß. Alles Liebe und guten Rutsch!! Ryana
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=88692#post88692']Ryana Und für Dich war es sicher gut, das alles mal in Deinen eigenen Worten zu schreiben. Mir geht es oft so, dass ich das, was ich selber in meinen Worten geschrieben habe, erst richtig in mich aufnehme. Mehr, als wenn ich es "nur" lese.[/QUOTE] Danke!! Vielen lieben Dank für diese Worte! GENAUSO ist es ! Und danach lese ich sogar meinen eigenen Text,manchmal auch,weil man selber immer wieder zweifelt und so sehr leidet.Wenn es dann geschrieben ist,dann ist es irgendwie "manifestiert"! Alles Liebe und guten Rutsch ! Ryana
  • [quote='Ryana','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=88722#post88722'],es war einfach mein extremer Druck auf der Seele,der mich zu meinen "Ergüssen" hinriß. Alles Liebe und guten Rutsch!! Ryana[/QUOTE] Hallo Ryana, lass dich nicht entmutigen, Deine Geschichte und Gedanken hier in Worte zu fassen...ich habe es gerne gelesen, weil ich mich in Deinem Beitrag wieder finde. ..und mir einiges bekannt vorkommt.
  • mach weiter dein Ding,was andere über Dich reden ist doch egal.Wenn sie ein Problem mit deinem Aussehen haben,sollen sie woanders hinschauen,du hast ja niemanden gezwungen Dich zu betrachten.Wenn meine Verwandten mit dem Thema anfangen kommt mein Standartsatz:"Leute das weiß ich alles selber und ich wollte heute nicht das thema des Abends sein".Wenn das jemand nicht checkt,übersetzt mein großer Bruder:"Hinsetzen-Klappe halten!" Das wirkt:applaus:
  • Diese stigmatisierenden Schuldzuweisungen kenne ich leider zu gut, denn sie haben mich mein "dickes" Leben lang begleitet. Als Kleinkind bzw. Säugling hatte ich noch deutliches Untergewicht, erst mit der Einschulung kam das Übergewicht dazu. Dann folgten zwei Kuren zum Abspecken, nach denen ich jeweils 5kg mehr hatte als vorher..Jojo Effekt sei dank! :eek: Immer musste/muss ich mir von allen Seiten anhören "Wenn du 20kg weniger wiegen würdest, wärst du glücklicher, hübscher, selbstbewusster...!" Und was war, ich habe zum Abitur 2007 25kg abgenommen; war ich glücklicher? Oberflächlich gesehen ja: ich hatte auf einmal viel mehr "Freunde" (nämlich diejenigen, die mich vorher nie beachtet haben) und überall sagte man mir wie toll ich doch jetzt aussehen würde. Aber es gab immer noch Menschen, die mich als Dickerchen bezeichnet haben; in manchen Bekleidungsgeschäften hatte ich immer noch Größe 44. Dabei hatte ich doch von [B][COLOR=SeaGreen]xx[/COLOR][/B]kg auf [B][COLOR=SeaGreen]xx[/COLOR][/B]kg abgenommen (bei 1,64m Größe). Ich war so stolz auf mich, und trotzdem wurde ich noch schief angeschaut. Das führte schließlich dazu, dass ich noch mehr Sport trieb und noch weniger aß. Als mein Gewicht dann stagnierte, obwohl ich täglich 45m laufen ging und völlig Kohlenhydrat und Fett - frei aß, ging ich dann mal zu einem neuen Arzt. Der diagnostizierte bei mir eine heftige Schilddrüsenunterfunktion. :mad: Und er sagte mir auch, dass ich nie soviel Gewicht zugelegt hätte, wenn man das früher erkannt und therapiert hätte. Ganz toll! War ich doch bei unzähligen Ärzten gewesen, da ich ein recht aktives Kind war (Sportvereine und Co.) und normal gegessen habe und komischerweise weiter zugenommen habe. Und sich mit so einer Erkenntnis fast täglich anhören zu müssen, man "fresse nur so in sich hinein" und wäre "stinkendfaul" bringt mich echt in Rage. Ich esse gesünder als vor meiner Crashdiät, alles in Absprache mit meinem neuen Hausarzt, der mir dann auch dazu geraten hat, dass exzessive diäten aufzugeben, da ich bereits Haarausfall hatte und verstärkte Migräneanfälle. Und was habe ich davon? Ich wiege wieder 90kg, trage wieder Größe 44/46 und werde nach wie vor von einigen Seiten als "selbst Schuld" und "undiszipliniert" abgestempelt. Der Höhepunkt war mal ein Arztgespräch 2006, wo mir der Arzt sagte, dass ich mich schämen soll, als Jugendlicher soviel zu wiegen wie ein Boxer im Schwergewicht. Er sagte weiterhin, wenn ich so weiter mache würden sich alle Freunde von mir abwenden, weil ich ihnen peinlich werden würde und schließlich würde ich einsam sterben, weil ich natürlich mit so einem Aussehen nie einen Partner finden würde, der mich liebt so wie ich bin. Bekomme das mal mit 17 Jahren gesagt! :mad: Heute weiß ich zwar, dass das pädagogisch und psychologisch voll das Armutszeugnis war (er hatte meine Schilddrüsenkrankheit auch nicht erkannt!) aber damals bin ich heulend aus dem Zimmer raus. Leider gehöre ich nunmal zu den Menschen, für die gutes Essen ein Stück Lebensqualität ist, genau wie Literatur, Musik, Kultur, ein schönes Gläschen Wein etc. Ich für meinen Teil würde jederzeit ein gutes Stück Fleisch mit gedünstetem Gemüse etc. einem Burger vorziehen. Manchmal wünsche ich mir einer von den Menschen zu sein, für die Essen bloße Notwendigkeit ist. Es gibt sie eben doch die gern - Esser und die nicht gern - Esser. Und zu dem glücklicher/dünner sein nochmal: Ich war glücklicher, weil ich es meinem Umfeld recht gemacht habe und somit ein wenig sicherer vor Anfeindungen, blöden Kommentaren und tötenden Blicken war. Aber innerlich? Ich wusste ich habe die Diät nicht allein für mich gemacht hatte, sondern nur damit die blöden Sprüche etc. endlich aufhören; dieses ständige "Wenn du nur abnehmen würdest" oder "Was isst du denn schonwieder?"..ich wollte einfach meine Ruhe. Und das ist eigentlich keine gute Motivation dauerhaft etwas zu ändern. Ich fühle mich von der Gesellschaft nicht anders wahrgenommen, auch nicht mit 25kg weniger. Also was soll dann das Ganze. Wahrscheinlich hätte ich mich auf 60kg runterhungern können und wäre immer noch das "Dickerchen" gewesen.

    2 Mal editiert, zuletzt von sombra_blanca () aus folgendem Grund: Bitte keine Gewichtsdokumentation! s. Forenregeln