Mein Leben und ich

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Die Beiträge in diesem Forum wurden von engagierten Laien geschrieben. Soweit in den Beiträgen gesundheitliche Fragen erörtert werden, ersetzen die Beiträge und Schilderungen persönlicher und subjektiver Erfahrungen der Autoren keineswegs eine eingehende ärztliche Untersuchung und die fachliche Beratung durch einen Arzt, Therapeuten oder Apotheker! Bitte wendet Euch bei gesundheitlichen Beschwerden in jedem Fall an den Arzt Eures Vertrauens.
  • Hallo Ihrs, ja, ich möchte euch ein bißchen mehr von mir erzählen. Bin ja nun schon ein Weilchen hier und mein größtes Problem ist grad die Anerkennung dessen, das mir mein Körper mit dem Essen mein Überleben gegeben hat. Ich habe eine lange, schwere Mißbrauchsgeschichte. Die arbeite ich seit 14 Jahren auf. Immer wieder kommen neue Bilder, kommen neue Situationen und TäterInnen. Ich habe zum Glück eine sehr liebevolle Therapeutin an meiner Seite mit der ich schon viel geschafft habe. Durch mein Übergewicht, ich wiege 140 Kilo zurzeit, geht es mir nicht so gut. Allerdings sind meine Blutwerte alle okay, ich habe keine Probs mit den Gelenken, bin sehr (noch) beweglich, gehe dreimal die Woche für eine Stunde schwimmen....dafür habe ich aber Fibromyalgie und Restless Legs und Depressionen und und und... Und doch..ich mag meinen Körper nicht und wenn ich es tun würde, dann würde ich vielleicht doch eines Tages mal in die Schiene fallen: ich mag mich und deswegen sorge ich auch gut für mich. Abnehmen oder Diäten waren nie ein Thema, meine Essstörung wurde von außen so angefeindet, das ich sogar 5 Jahre bulimisch war. Das war eine effektive Diät, aber, sie hat mich meine Gesundheit gekostet, habe einen Zwerchfellbruch und Reflux-Krankheit. Davon bekommen und zugenommen habe ich dann auch wieder. Bzw. ich nahm dann auch nicht mehr ab, was ziemlich schwierig ist...k*tzen und weiteressen und kein Gramm verlieren. Es war viel Ekel was raus musste, viel Wut und Scham. Das kann ich heute so sehen und ich bin froh, das ich das soweit überwunden habe und nicht mehr auf den Gedanken komme: dann k*tze ich eben wieder. Nun bin ich an einem schweren Punkt in der Therapie. Es geht um Selbstliebe. Würde ich mich mögen, würde ich mich nicht so alleine fühlen. Würde ich mich mögen, würde ich aufhören mich zu verletzen (schneiden) Würde ich mich mögen, würde ich achtgeben auf meine Krankheiten Würde ich mich mögen, würde ich einfach gut für mich sorgen. Wie aber kann ich mich mögen? Das mir mein Übergewicht nicht half den Mißbrauch zu beenden, das nehme ich meinem Körper immer noch krumm. Wenn ich in den Spiegel sehe, was kann ich anderes tun, als Würgereize zu bekommen? Ich habe ja abgenommen und in meinem Alter, wo alles nicht mehr straff ist, hängt der Bauch jetzt. Na, zur Not kann ich ihn ja aufrollen... (ironie)... Ich komme nicht weiter, nicht weiter mit mir. Ich kann mich nicht so annehmen; ich habe einen lieben Mann, seit 25 Jahren an meiner Seite, der mich moppelig kennenlernte und trotz aller Schwere (im wahrsten Sinne des Wortes!) immer noch bei mir ist. Dafür bin ich auch dankbar. Wie macht ihr das?! Wie nehmt ihr euch an?! Wie seid ihr gut zu euch? Immer oder mal mit Kompromissen? Seid ihr glücklich? Wie kam es dazu? War das schon immer so? Ach, ich weiß nicht, ob ihr meine Fragen beantworten könnt. Ich möchte es so gerne lernen und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Die Frage ist, ob ich mich - so - wirklich gerne haben will. Lg Abey
  • Liebe Abey, ich habe keinen sexuellen Mißbrauch dafür aber als Kind körperliche und seelische Mißhandlungen erfahren. Trotz dieser schrecklichen Erfahrungen ist es mir gelungen heute ein glückliches Leben zu führen. In dem viel Raum für Liebe ist - für meine Kinder, für meinen Partner und mich! Mich selbst zu lieben war bei mir ein langwieriger, nicht immer leichter Prozeß. Den Grundstein dafür hat bei mir eine Therapie gelegt. Die schmerzhafte Auseinandersetzung mit meiner Kindheit hat es möglich gemacht, die Wahrheit zu erkennen - dass ich nicht schlecht oder unliebenswert war/bin. Zunächst hat das nur meinen Verstand erreicht - aber nicht meine Gefühle. Dass ich diese Erkenntnis verinnerlicht und wirklich auch gefühlt habe - hat Jahre gedauert und war ein langsamer allmählicher Prozeß. Heute mag ich mich (außer wenn ich mal - was sehr selten vorkommt - einen schlechten Tag hab) und bin glücklich. Ich mag sogar meinen schwabbeligen, durch drei Schwangerschaften und diverse Abnahmen/ Zunahmen zerfetzten Bauch - das hätte ich vor ein paar Jahren nie geglaubt... Trotzdem haben mich die schlimmen Erfahrungen geprägt und werden immer ein Teil von mir sein...Aber ich bin ihnen nicht mehr schutzlos ausgeliefert... Ich wünsche Dir, dass Du es ebenfalls lernst dich anzunehmen und zu lieben. Hummelchen
  • Hallo Abey, daß was du schreibst berührt mich zutiefst. Das was dir angetan wurde ist schon so unsagbar schlimm und das du dich deshalb selbst nicht lieben kannst kommt mir vor wie eine Bestrafung, aber du hast nichts getan. Mißbrauch habe ich nicht erlebt, ich kann nur von meinen Erfahrungen schreiben zu Selbsthass, Schuldgefühlen, fehlendem Vertrauen. Ich habe auf dem Grundstein einer Therapie mein bis dahin eher freudloses, nur durch Routine funktionierendes Leben aufgegeben und mich auf die Suche nach mir selbst gemacht. Und gefunden habe ich Hass und Wut auf mich selbst, ich fühlte mich nur fett, abstoßend und ekelhaft. Irgendetwas positives konnte ich zunächst nicht an mir finden. Und schuld war ich daran auch, lag ja auf der Hand, ich war ja unfähig irgendeine Diät wirklich durchzuhalten. Aber ich war ja sowieso immer schuld, irgendetwas fand ich immer, das ich falsch gemacht hatte. Und die Angst vor den Konsequenzen meiner Fehler schnürt mir auch heute noch oft die Kehle zu und verunsichert mich so sehr. Was mir heute hilft, wenn die Angst mich lähmt, ich zu unsicher bin um irgendeine Entscheidung zu treffen oder ich mich schuldig fühle, ist langsam wachsendes Vertrauen, zu mir und zum Leben. Und Mut, den ich mir manchmal einfach nehme, obwohl ich ihn eigentlich gar nicht habe, d.h. ich springe manchmal, in der Erwartung den Sprung nicht zu überstehen - und bis jetzt habe ich alle Sprünge überstanden. Immer wieder ein Thema ist für mich auch, das ich abnehmen will und das meine Gesundheit durch mein Gewicht in Gefahr ist. Ist das wirklich so? Ist meine innere Zufriedenheit mit mir und meinem Leben tatsächlich mit meinem Gewicht verbunden? Ist meine Gesundheit tatsächlich mit meinem Gewicht verbunden? Ich habe für mich festgestellt, das dies alles Überzeugungen sind, die von außen an mich herangetragen werden, das sind nicht wirklich meine inneren Überzeugungen. Die Anregung das kritisch zu hinterfragen habe ich u.a. durch die Arbeit von Udo Pollmer und Dr. Frank bekommen. Sehr lesenswerte Literatur zu diesem Thema. Aber alles in allem ist es ein sehr langer Weg und wie Hummelchen habe ich auch die Erfahrung gemacht, das die Dinge sehr viel schneller im Verstand ankommen, als in den Gefühlen. Viele liebe Grüße bobi
  • Hallo Abey, ich wurde zwar nicht als Kind missbraucht, aber ich wurde als erwachsene Frau Opfer von Gewalt sexueller und nazistischer Art. Meine ersten ES (erst Magersucht und dann Bulimie - wie du zwang ich mich irgendwann, nicht mehr zu kotzen und nahm zu) bestanden da allerdings schon, aus einer Situation des massiven Alleingelassen-Sein heraus. Für mich ist mein Übergewicht jetzt auch eine Art Schutz gegen jegliche sexuelle Aufmerksamkeit: ich spreche immer von meiner Fett-Burka. Meinen Körper [B]lieben[/B] kann ich immer noch nicht so recht, aber es ist nun mal mein einziger, also mache ich das beste daraus. Ich versuche, mich an den positiven Seiten zu freuen, dazu verschaffe ich mir körperliche Erfolgserlebnisse beim Sport oder bei körperlicher Arbeit in Haus und Garten. Wenn ich dann stolz von einem Berg im Pfälzerwald auf die Täler runterschaue, bin ich stolz, wie weit mich meine Beine aus eigener Kraft tragen können, oder wenn ich eine Mauer mit Hammer und Stemmeisen eingerissen habe, weiß ich, dass ich [B]stark [/B]sein kann. Das ist vielleicht albern, aber für mich wahnsinnig wichtig. Hummelchen hat recht. Im Kopf fängt das Selbstwertgefühl an, bis es sozusagen eine verinnerlichte Haltung ist. Erst musste das [B]Wissen[/B] kommen, dass nicht[B] ich[/B] versagt habe, als mir all das geschah. Dann kam eine Phase der Aggression gegen mich und andere, dann imachte ich ein paar Selbstverteidigungskurse mit. Lieber hauen als verhauen zu werden. Mit den Jahren kam mehr Selbstvertrauen, und ich werde nun [B]respektiert[/B], nicht weil ich lieb und süß bin, sondern weil ich etwas [B]kann[/B]. Das war mein persönlicher Weg aus dem Selbsthass heraus. Heute bin ich eher neutral gegenüber meinem Körper eingestellt. Der olle Kadaver ist nun mal so wie er ist, es könnte schlimmer sein... Für mein Empfinden sorgen Täter aller Art zuerst durch Einschüchterung dafür, dass sich jemand klein und hilflos und minderwertig fühlt. Dann erst kommt der eigentliche Übergriff. Das kann bei einer Vergewaltigung innerhalb von Sekunden ablaufen: Schlagen, Niederwerfen/Unterwerfen, Bedrohen, Missbrauchen. Oder in der Famillie über Jahre, indem dem Kind suggeriert wird, es ist blöd, unfähig, nicht liebenswert. Wenn aus der seelischen Unterwerfung dann die körperliche folgt, hat das nichts mit Versagen oder eigener Schlechtigkeit des Opfers zu tun, sondern ist vom Täter so beabsichtigt. Die Täter verschaffen sich so vor sich selbst die Rechtfertigung "die hat ja freiwillig mitgemacht". Ich habe festgestellt, dass es schon ausreicht, wenn frau so [B]tut[/B], als hätte sie ein strotzendes Selbstbewusstsein, um weniger belästigt zu werden. Wer wie eine verhuschte Maus herumschleicht, ist ein "gefundenenes Fressen" für Raubmenschen aller Art. Die erkennen instinktiv, dass ihnen schon jemand anderes den ersten Teil der Arbeit abgenommen hat, nämlich das Einschüchtern und Unterwerfen. Das hat nichts mit dem Gewicht oder dem Aussehen zu tun. Ob Kind oder Greisin, ob körperlich oder geistig behindert, ob schlank oder dick, ob Blaumann oder Ledermini: es geht nicht um sexuelle, sondern um [B]Macht[/B]geilheit, um Herrschaft und Unterwerfung. Die suchen sich ein Opfer mit möglichst geringer Gegenwehr, und leider finden die so ein Opfer am leichtesten unter Kindern.
  • Vielen Dank für eure Worte, die ihr mir hier so zahlreich geschrieben habt. So ist es doch für mich noch ein langer Weg, ich will nicht sagen, nicht gehenswert, nicht zuende. Ich fange erst an. Natürlich ist mein Gewicht heute wohl auch eine Bezeugung meiner "Gewichtigkeit", das ich eben wichtig bin, weil ich mich selber so wenig wichtig nehme (schätze). Ich habe das Thema schon in der Therapie angesprochen und wir kommen immer wieder darauf zurück, das es mir in meinem Körper wirklich besser gehen kann, wenn ich lerne, das nicht ich an allem Schuld bin, das ich liebenswert und gut bin und das es sich lohnt ein gutes, unversehrtes Leben zu führen. Das die ganzen Fragen: ob ich glücklicher wäre ohne mein Gewicht - hier und jetzt mit einem Ja beantworte und doch weiß, das es für mich persönlich eine Umstellung bedeutet, ein Nein zu sagen und zu sagen, das ich okay bin, wie ich bin. Ich bin auf dem Weg, ich ruh mich grad mal ein bißchen aus. Summer
  • Liebe Abey, als ich deine Worte gelesen habe kam in mir die Frage hoch, ob du denn überhaupt bereit und in der Lage wärst ohne Übergewicht zu leben. Damit meine ich nicht deinen Verstand, der sich das wünscht, sondern dein Unterbewusstsein, dein inneres Kind. Vielleicht schließe ich da auch nur von mir auf dich, denn ich weiß, dass ich mir ein Leben als schlanke Person im Moment nicht vorstellen könnte, denn es würde doch einige Bereiche meines Lebens verändern. Solange dies aber so ist, muss ich nicht erwarten, dass mein Körper das Gewicht loslässt. Liebe Grüße an dich!
  • Liebe Chaja, ich stimme dir zu. Ohne mein Übergewicht wäre mein vermeintlicher Schutz fort, gefutterte Gefühle kämen nach oben und mit jedem Kilo würde die verletzte Seite in mir aufschreien. Hat sie schon getan und es kommen Dinge frei, die ich so nicht haben wollte. Stecke da grad in einer ziemlichen Krise. Du hast Recht mit dem inneren Kind, das ich noch massiv ablehne. Wenn ich mir selber eine gute, fürsorgliche Mutter sein kann, werden die Pfunde von alleine purzeln. Danke auch an dich für diese wunderbaren Gedanken!