Früher war alles besser ... oder?

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  • Immer wieder ärgere ich mich über die zahlreichen Ernährungs- und Diätsendungen .... neulich unterhielt ich mich mit einer Lehrerin und meinte, ich sei froh nicht mehr in der Schule zu sein, weil heutzutage überall das Thema "Dicke Kinder und was kann man dagegen tun ;) " diskutiert wird. Ich könnte mir vorstellen, daß viele dicke Kinder in der Schule, im Verein etc. das vielleicht auch zu spüren bekommen. Dann geriet ich aber ins grübeln ... ist das Leben für dicke Kinder und Jugendliche wirklich schwerer geworden? Viele junge Mädchen zum Beispiel tragen mit scheinbar grossem Selbstbewusstsein enge Kleidung und zeigen ihren Bauchspeck ... sowas wäre zu meiner Schulzeit wirklich [B]un-denk-bar[/B] gewesen. (Wobei in den Achzigern eben ganz allgemein die Mode etwas weiter geschnitten war als heute). Auch ist mein persönlicher Eindruck nicht, daß die Diskriminierung oder blöde Bemerkungen in den letzten Jahren (seit Übergewicht so intensiv in den Medien diskutiert wird) extrem zugenommen hätte. Meine Hoffnung ist ja irgendwie, daß sich die Verhältnisse doch langsam ein bisschen lockern (auch wenn man immer wieder durch die Medien einen gegenteiligen Eindruck hat). Was meint ihr?
  • Einerseits ... - sehe ich keinen großen Unterschied. Mich hat man bereits 1967/68 als Grundschulkind auf Diät gesetzt. Ich wurde ausgelacht und von einigen Mitschüler/innen ebenso wie von (Sport-) Lehrer/innen mit Häme bedacht. So etwas wie "political correctness" gab es nicht. Diese Behandlung durch (einige, nicht alle) Mitschüler/innen und Lehrer/innen blieb mir bis zum Abitur 1978 erhalten, durch alle Modewellen (Miniröcke, Hot Pants, oben enge und unten weite Hosen) erhalten. Ich habe immer versucht, mich "kaschierend" zu kleiden, das war aber damals noch nicht so leicht möglich wie heute, da es sowas wie Angebote in großen Größen gar nicht gab. Heute ist das alles noch genauso. Wenn sich manche Mädchen anders kleiden, hat das meiner Meinung nach nur mit einem seit damals veränderten weiblichen Selbstbewusstsein zu tun und nicht mit einer großzügigeren Gesellschaft. Im Gegenteil. Andererseits ... - meine ich schon, dass es heute schlimmer ist. So wie heute in aller Öffentlichkeit seitens der Politik und der allgegenwärtigen Medien auf dicke Menschen psychischer Druck ausgeübt wird - das ist nicht vergleichbar mit den 60er oder 70er Jahren. Damals war man eben dick. Das war (in den Augen der Gesellschaft) vielleicht nicht "schön", aber man hat die Dicken doch weitgehend in Frieden gelassen. Heute geben viele "Helfer" nicht eher Ruh, bis sie die dicken Kinder in entsprechende Abnehmanstalten eingeknastet und die Erwachsenen auf den OP-Tisch gezwungen haben.
  • Ich überlege gerade, wie ich das erlebt habe. Als schlankes Kind unter schlanken Kindern, gab es einen molligen Nachbarsjungen. Aber der war nie wegen seiner Molligkeit ein Thema. Höchstens deswegen, weil er ziemlich viel ausgeheckt hat. Ansonsten kann ich wirklich grübeln, aber ich meine, dass ich kein Kind kannte, das irgendwie dicker war. Doch, halt. Ein Mädchen aus meiner Klasse war insgesamt etwas mehr. Aber das fiel nur deshalb wirklich auf, weil deren Mutter sie wie eine Frau kleidete. Sie hatte schon als Kind damenhafte enge Röcke an und eine Dauerwelle, die mit irgend so einer Creme in Form gehaltebn wurde. Das alles betonte, dass sie ein wenig mehr drauf hatte. Aber eigentlich überhaupt nicht der Rede wert. Nein, Dicksein war wirklich überhaupt kein Thema damals. Ich bilde mir ein, dass dies zu einem großen Teil daher kam, dass wir Kinder selten Süssigkeiten hatten, die Mütter zu Hause waren und frische Sachen aus dem Garten (im Sommer) oder Eingewecktes (im Winter) kochten. Es gab regelmäßig Frühstück, Mittag und Abendessen. Pommesbuden kannten wir nicht. Auch kein stundenlanges Fernsehen oder ektronische Spiele. Wir spielten draußen. Sommer wie Winter und mussten nach Hause "gezwungen" werden. In unserer Straße gab es immer Kinder zum spielen und Platz dafür war auch da. Keine mäkelnden Nachbarn, weil diese ja selber Kinder hatten. Wir hatten alle ungefähr gleich viel Geld und so gab es auch praktisch keinen Konkurrenzskampf oder Markenzwang. Und trotzdem hat es uns an nichts gefehlt. Ich hatte eine schöne Kindheit.
  • [quote=Itsme]Wir hatten alle ungefähr gleich viel Geld und so gab es auch praktisch keinen Konkurrenzskampf oder Markenzwang. Und trotzdem hat es uns an nichts gefehlt. Ich hatte eine schöne Kindheit.[/quote] Darum beneide ich Dich :) Ich habe 1987 Abitur gemacht. Damals war ich die einzige der Klasse, die dicker war. Es gab noch eine Freundin, die mir dahingehend nahe kam. Das sorgte dafür, daß ich mir meine ganze Schulzeit wie eine Aussätzige oder ein Freak vorkam. Selbst Lehrer konnten sich abfällige Bemerkungen nicht verkneifen. Damals lernte ich mich hinter lautem Lachen und viel Blödsinn in der Klasse zu verstecken. Das sorgte dafür, daß echte Hänseleien irgendwann nachließen. Man war dann gnädigerweise der "Berufskumpel". Als [U]Mädchen[/U] wurde ich in der Schule von den Jungs nicht wahrgenommen. Bei einem Schüleraustausch habe ich den Jungen, der mich zum Abschied umarmt hat und meinte, daß er es toll fand, mich kennengelernt zu haben, ungläubig angesehen. Der konnte doch unmöglich mich meinen. Neben der Schule habe ich mich auch viel bewegt. Da mir oft Fahrkarten zu teuer waren, bin ich sehr viel mit dem Fahrrad gefahren. Schulsport mutierte aber zum Spießrutenlauf. Obendrein noch mit Angst vor dem Ball wegen der starken Brille ausgestattet bedachten mich auch die Sportlehrer mit abfälligen Bemerkungen. Das "Schönste" waren dann die Mannschaftsspiele, in denen Teams gewählt wurden. Ich habe heute noch bei diesen amerikanischen Filmen einen Kloß im Hals, wenn der Alibidicke in diesen Situationen als Letzter dasteht. Déja Vu. Erst in der Uni, wo ich dann endlich auf nette Leute gestoßen bin, habe ich begriffen, daß Sport mit anderen auch Spaß machen kann. Der Klamotten- und Markenzwang war in den 80ziger Jahren in vollem Gange. Mit wenig Geld, einigen Kilos mehr auf den Rippen als bei dem Rest der Klasse und außerdem etwas groß geraten war auch das nicht witzig. Im jugendlichen Irrglauben über die richtigen Klamotten akzeptiert zu werden, habe ich mich in eine vom Taschengeld abgesparte "Vanilla"-Hose gehungert. Heute kann ich wenigstens darüber grinsen, sah dieser Pumphosenverschnitt, der bei mir obendrein hochgradig Hochwasser hatte, doch sehr merkwürdig aus. In diesem Jahr jährt sich mein Abitur zum 20sten Mal. Ich bin nicht böse, wenn kein entsprechendes Treffen stattfindet und würde mir auch selbst wenn noch stark überlegen, ob ich da hingehe. Während ich meine Kind- und Schulzeit damit verbracht habe, mir zu wünschen, daß ich doch später erstmal schlank bin und "es dann allen zeige", möchte ich jetzt nicht den Beweis antreten, daß ich meine Gewichtsskala nach oben hin noch erweitert habe. Zudem weiß ich nicht, welche Erinnerungen meiner Schulzeit so toll waren, daß sie ein solches Revivaltreffen verdienen. Nein, früher war sicher nicht alles besser.
  • Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es seinerzeit (um 1960) in den Bahnhöfen öffentliche Personenwaagen gab, die einem für 10 Pfennig das Gewicht verrieten. Auf den Waagen waren Tabellen mit Soll-Gewichtsangaben, differenziert nach Kindern (da nach den Lebensjahren) und Erwachsenen (da nach der Größe). Mein Problem war, dass ich für mein Alter immer zu schwer, das Gewicht für meine Länge aber vollig o.k. war.Auf den Fotos aus dieser Zeit finde ich mich völlig normal gebaut - nicht zierlich, aber auch nicht dick. Auf jeden Fall war es so, dass ich deutlich größer und breiter ( und dazu passend tief !) war als meine Altersgenossen. Nichtsdestotrotz durfte ich mit etwa 10/11 Jahren meine erste Abmagerungskur machen - unterstützt durch ein appetitminderndes Medikament (vom Arzt verschrieben). Danach habe ich meine "Figur" gehalten, durch kontrolliertes Essen - ich habe aber nie das Gefühl gehabt, dass ich schlank war. Trotz Haut und Knochen (sichtbare Rippen - brrrttt! und Bauch minus im Liegen zwischen den hervorstehenden Hüftknochen) fühlte ich mich zu dick, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass ich auch in dieser Zeit wegen meines Knochenbaus Gr. 42 brauchte - ein Unding in den Zeiten, als für Mädels meines Alters Twiggy angesagt war. In nackten Zahlen: es waren 70 kg bei 1,76 m Länge. Ausgrenzung? Ja - es war schwierig, modische Klamotten zu bekommen.Als ich dann ab Ende der 70er zulegte, wurde es noch schwieriger, weil es Mode in großen Größen nicht gab - die Auswahl beschränkte sich für das kleinere Portemonnaie auf dezent Kaschierendes (weit und formlos geschnitten in dezenter Farb- und Mustergestaltung - das berühmte Hängerchen in dunkelblau mit mit weißen Pünktchen und dem munteren weißen Krägelchen!) - ich hab' mir mit Männerkleidung aus der Patsche geholfen. Und dann wurde ja der Markt entdeckt..... stübbken
  • Also wenn ich ehrlich bin wurde ich in der Schule auch nie wegen meines Gewichts gehänselt und habe das auch bei andere Kindern selten erlebt. Ehr deshalb weil ich etwas "merkwürdig" war, zumindest in den Augen der Anderen. Ich war halt immer schon ein Einzelgänger. Gut, dieses gepaart mit meiner in andere Threads schon erwähnten Ungeschicktheit führte halt dazu das Manschaftssport bei dem Teams gewählt wurden, auch für mich nicht sehr angenehm war. Obwohl irgendwann war der Punkt erreicht wo mir die Anderen in solchen Situationen egal war, ich gehörte eh nicht dazu. Allerdings hat ein Lehrer das wohl mal gut gemeint und meinte ich solle das Team auswählen, was dann in körperliche Gewalt seitens einer von mir gewählten Person endete (er ist aufgestanden und hat mir in die Genetalien getreten, leider hat der Lehrer das nicht gesehen). Danach war mein Bedarf gedeckt. Ich dencke das dick sein heute nur als weiter Grund zu sehen ist, warum Kinder gehänselt werden. Aber ich muss echt sagen, wenn ich manchmal so Berichte sehe, wie Kinder miteinader umgehen und wie generell die Menschen miteinader umgehen fühle ich mich wie ein Alien, ich kann das nicht begreifen, es fehlt mir jeder Bezug in meinem Leben zu einem solchen Verhalten und das obwohl ich auch jemad bin der sehr jähzornig und agressiv ist. Sicher ich bin in der Schule ständig gemobt worden (zumindest in den unteren Jahrgängen) und das artete auch bei mir schon mal in körperliche Gewalt aus aber das noch mal "Nachgetreten" wurde wenn einer am Boden lag, gab es nur in ausnahme Fällen (das waren auch meisten dann nur wirklich sozialgestörte Kinder) Ich glaube die Welt ist grausammer geworden, wir entwickel uns zwar technisch weiter, aber unsere moralische Entwicklung scheint mir rückläufig. Zumindest wenn ich das Gesammtbild betrachte.
  • [quote=Itsme]Es gab regelmäßig Frühstück, Mittag und Abendessen. Pommesbuden kannten wir nicht. Auch kein stundenlanges Fernsehen oder ektronische Spiele. Wir spielten draußen. Sommer wie Winter und mussten nach Hause "gezwungen" werden. In unserer Straße gab es immer Kinder zum spielen und Platz dafür war auch da. Keine mäkelnden Nachbarn, weil diese ja selber Kinder hatten. Wir hatten alle ungefähr gleich viel Geld und so gab es auch praktisch keinen Konkurrenzskampf oder Markenzwang. [/quote] Das war bei uns auch so (60er Jahre). Dennoch war ich dick. Und zwei andere Mädchen meiner Grundschulklasse auch. Deshalb glaube ich nicht, dass nur das Selbstkochen, die Mama am Herd und wenig Fernsehen die Gründe für dicke Kinder sind, wie es ja heute immer dargestellt wird.
  • Nein, Sally, bestimmt nicht [B]nur[/B]. Deshalb schrieb ich: [B]Ich bilde mir ein[/B], dass dies zu [B]einem großen Teil[/B] daher kam...
  • Also ich war ja auch als Kind und Teenager schlank,man kann schon sagen fast mager.Bekam aber deswegen auch blöde Sprüche zu hören. Gestern habe ich aber zu meiner Schande zu meiner Nichte gesagt,sie soll doch ein bischen auf die Ernährung ihrer Kinder achten.Der Grosse ist 10 Jahre und die kleine Maus 7 Jahre.Aber neigen doch schon zu Übergewicht.Die Kleine war erst so ein zierliches Mädel und jetzt merkt mans erst,wie sie zulegt.Sie hat gestern als sie bei mir waren ein grosses Eis gegessen,dann eine Milchschnitte und hinterher dann noch eine grosse Scheibe Salamibrot. Wir haben natürlich darüber gesprochen als die Kinder nicht dabei waren.Ich wollte ihr nur nahelegen,das die Kinder als Teenager nicht gehänselt werden sollen. Sie hatte da auch volles Verständnis dafür.Sie ist ja selber auch nicht die Schlankeste.Aber ich finde,wenn keine Krankheit vorliegt,kann man seine Kinder schon gesund ernähren.Das find ich für mich sehr wichtig.Hinterher hab ich dann wieder zu ihr gesagt,das mich der ganze Dickenwahn schon ganz kirre macht.Man liest und hört ja fast nichts anderes mehr.
  • Ach weißt du ... Es geht mir ja gar nicht darum, einfach nur zu widersprechen. Ich wäre überglücklich, wenn ich endlich wüsste, warum ich schon als Kind dick war und damit der Grundstein für meine heutigen Probleme gelegt war! Bei mir gehen halt nur immer sämtliche Alarmglocken an, wenn ich lese, dass die Mütter damals zu Hause waren und täglich frisch gekocht haben. Da schwingt für mich immer der leise Vorwurf mit (von dir bestimmt nicht so gemeint, denke ich mal!), dass wir voll berufstätigen Rabenmütter ja selbst schuld sind, wenn unsere Kinder dick werden, weil wir uns permanent selbst außer Haus verwirklichen müssen und nicht mehr familien- und gesundheitsfördernd daheim am Herd stehen. Das steht überall zwischen den Zeilen, wenn es darum geht, aus welchem Grund Kinder dick sind. Und darauf reagiere ich inzwischen echt hochempfindlich. Zum einen, weil ich mich seit neun Jahren immer und immer wieder dafür rechtfertigen muss, dass ich nicht nur mit Kind habe arbeiten müssen, um unseren Lebensunterhalt zu sichern, sondern dass ich dass auch ganz dringend wollte. Ich glaube nicht an das Märchen von der guten alten Zeit. Meine Mutter war jahrelang frustriert, weil sie aufgrund damals nahezu nicht vorhandener Kinderbetreuung nicht arbeiten konnte. Erst als sich meine Eltern selbständig machten (da war ich 9), wurde sie zufrieden. P.S. Meine Tochter ist schlank. Und das, obwohl ich weder jeden Tag frisch koche noch einkoche noch Marmelade koche noch sonstwas. Ich hasse Hausarbeit in jeder Form, habe eine Putzfrau und lagere auch den Rest gerne aus. Meiner Meinung nach impliziert das "die Kinder sind dick, weil die Mütter sich keine Zeit mehr nehmen, um frisch zu kochen" eine Schuldzuweiseung an die Frauen nebst der Aufforderung, sich doch wieder ihrer "eigentlichen" Rolle zu widmen. Und das erträgt eine alte EMMA-Leserin wie ich nur ganz ganz schwer. Im Grunde gar nicht.
  • [quote=Sally]Ach weißt du ... [...] Im Grunde gar nicht.[/quote] Hallo Sally, warum kannst Du damit nicht lockerer umgehen? Meine Mutter blieb nach meiner Geburt neun Jahre ab 1964 Zuhause. Sie kochte jeden Tag und es gab geregelte Essenszeiten. Fertigprodukte gab es nicht, dafür kochte sie selbst Marmelade und machte Kompott und saure Gurken.Die ganze Familie aß gemeinsam. Wir Kinder spielten überwiegend draußen, egal zu welcher Jahreszeit. Dick wurde ich trotzdem. Geht es hier nicht um den Trugschluß der Verallgemeinerung? Nicht jedes Kind würde dünn bleiben, gäbe s noch die klassische Familie. Aber ich glaube schon, daß gemeinsame Mahlzeiten, selbst gekochtes Essen für Kinder gut sind. Allerdings würde ich Dir als alleinerziehende Mutter auch keine Vorwürfe mache. Entschuldige meine Offenheit, aber ich vermute, Du hörst unausgesprochene Vorwürfe, weil Du dich innerlich verteidigst. Warum fühlst Du Dich schlecht? Ich zieh mir längst nicht mehr jeden Schuh an. Schließlich muß ich mein eigenes Leben leben. Ich fühle mich auch nicht als Teil einer amorphen dicken Minderheit. Und Unterstellungen über das Verhalten oder die Charaktereigenschaften Dicker lassen mich kalt. Ich fühle mich nicht angesprochen.
  • Nein, Sally, als Vorwurf gegen berufstätige Mütter oder dergleichen habe ich das ganz bestimmt nicht gemeint. Es war eine Aufzählung dessen, wie ich meine Kindheit erlebt habe. Vieles empfand ich damals als schön und in Ordnung. So habe ich es geliebt, von unserer Stube, der die Küche angegliedert war, meiner Mutter beim Werkeln zuzusehen. Alle diese Erinnerungen kamen mir hoch. Und für [B]mein Empfinden[/B] gab es damals weniger dicke Kinder. Vielleicht habe ich sie aber auch einfach gar nicht wahr genommen, weil es kein Thema war. Oder aber es gab eine Menge an Krankheitsbildern noch nicht. Oder aber die Lebensmittel an sich waren gesünder, weil weniger mit irgend welchen Zusatzstoffen versehen. Es wird eine Menge an Gründen haben. Genau wie es bei jedem von uns heute andere Gründe hat, warum wir relativ viel wiegen. Ich weiß es nicht. Das alles sind Vermutungen. Nein, wie gesagt, ein Vorwurf keinesfalls. Ich glaube sogar, dass die Mütter es zu meiner Zeit insgesamt in gewisser Beziehung leichter hatten. Meistens reichte einfach noch das Einkommen des Mannes aus und die Mütter, die es wollten, konnten "Nur"-Hausfrauen sein. Sie standen weniger unter Druck. Ich kann mich so auch nur an ein Mädchen in meiner damaligen Klasse erinnern, die eine geschiedene Mutter hatte. Für die "Freiheiten" die Frauen in den letzten Jahren erkämpft haben, wie zum Beispiel nicht an einer Ehe, oder Partnerschaft festhalten zu müssen, die nicht gut für sie ist, muss sie oft teuer bezahlen. Leider wird der Beruf "Mutter" vom Staat immer noch nicht honoriert und so muss Frau/Mutter sich oft schier zweiteilen um die Famile zu versorgen. Wenn ein Mann alleinerziehend ist und es schafft alles unter einen Hut zu bringen, wird er fast ehrfürchtig bewundert. Wenn eine Frau alleinerziehend ist und das alles schafft, ist das dass normalste der Welt. Die Zeiten haben sich geändert. Bestimmt nicht nur zum Guten, aber auch nicht nur zum Schlechten. Meine Kindheitserinnerungen sind schöne Erinnerungen. Insofern waren diese Zeiten für mich gute Zeiten. P.s. Mir fällt noch etwas ein: Habe ich das nicht mitbekommen, oder gab es auch dieses ganze sogenannte "Schönheitsideal" damals noch nicht? Der erste wirklich dürre Mensch, an den ich mich erinnern kann, war Twiggy. Da ging ein Aufschrei durch die Medien, ob ihrer dürren Figur. Trotzdem fingen damals schon Teenys an, es ihr gleich zu tun. Ich bin dessen nicht sicher, aber fing es nicht da ganz schleichend mit diesem "Schönheitsideal" an? Und gekoppelt damit, mit dem Blick auf Menschen, die diesem nicht entsprachen?
  • [quote=Bayernmadl]...Ich wollte ihr nur nahelegen,das die Kinder als Teenager nicht gehänselt werden sollen...[/quote] Nur ja nicht aus dem Rahmen fallen! Am Besten mit der Wand verschmelzen! Ich glaube du musst dich nochmal ganz extra bei deiner Nichte entschuldigen. Solche Ansagen lieb ich ja, gerade als Mutter! Denkst du noch oder redest du schon? Mannmannmann. Mein Mädel ist im Moment "schneckerldick" und dreizehn Jahre alt. Ich vergleiche sie mit einer Knospe, die jetzt irgendwann aufgeht, der ganze Körper ist bereit und wartet darauf aufzublühen. Dass da ein paar Pölsterchen als Baumaterial vorhanden sind, ist normal. Es muss sich ja so einiges entwickeln, vom Becken über Brust und Schenkel und eben alles. Entweder macht sie dann einen richtigen "Schuß" und wächst in die Höhe oder sie bleibt eben kleiner und mopsig-dick-rund, oder eben nicht. Ich finde es Wahnsinn diese Entwicklung miterleben zu dürfen. Ich mache mir keinerlei Gedanken darüber, ob sie danach schlank, rank, mopsig, dick oder sonstwas ist. [B]Sie wird wunderbar werden[/B]. Sie geht einmal die Woche voltigieren und bewegt sich, da wir am Kaff wohnen, auch sonst recht viel und gerne, von Freibad über Inlinern, Radfahren und einfach durch die gegend strawanzen! Alles im grünen Bereich. Manchmal bin ich einfach froh, dass es in meiner Familie von extrem dünn bis extrem dick alles gibt, welche göttliche Vielfalt. Achja und jetzt fällts mir erst wieder ein, meine Tochter ist ein Pflegekind. Wem könnte ich da jetzt die Schuld, so es denn eine gäbe, für ein eventuelles Dickendasein, mal zuweisen? Ich bin allein Erziehende und sie isst mittags bei meiner Schwester, die aber mit ihren Kindern die Dürrsten bei uns sind. Muss ich glatt mal überlegen...
  • Hallo Sonnenkuss, ich glaube nicht,das ich mich da bei meiner Nichte und meinem Patenkind noch dazu,extra entschuldigen muss. Wir hatten da gestern schon darüber gesprochen und wir haben ein super Verhältniss.Das war gestern eine interessante Unterhaltung und als sie nach Hause ging,war das schon wieder vergessen.Und so ist es mit meiner übrigen Verwandschaft auch.Wenn es etwas zu diskutieren gibt,wird das ausgesprochen und wir müssen uns da nicht grossartig entschuldigen.Ich verstehe jetzt eigentlich nicht so ganz,wieso du da so reagierst. Und ja,ich denke noch,bin selber dreifache Mutter.
  • ich persönlich hatte in den frühen 70ern nicht den eindruck, dass alles besser war. ich war größer und dicker als meine mitschüler, meistens die dickste oder zeitdickste, und bekam von verwandten und ärzten enorm viel "gutgemeinten" druck, mich normkonform zu hungern. seltsamerweise wurde ich von meinen mitschülern (in immerhin 7 schulen) nie zum opfer auserkoren. ich erinnere mich aber durchaus, dass es "die andere dicke" manchmal ordentlich erwischt hat. was ich als großen unterschied sehe ist die mediale präsens des themas, vor allem im fernsehen. ein kind heute, kann keine stunde am tag fernsehen, ohne mindestens 3mal dünne frauen, fettreduzierten joghurt anpreisen zu hören oder eine angeblich ex-dicke die weight-watchers. was heute besser ist, ist das angebot an jugendlicher mode für dicke. zu meiner zeit wurde ich in oma-klamotten gesteckt, die auch noch so stramm saßen, wie ich es heute nie mehr tragen würde, weil es einfach nichts anderes gab.
  • [quote=Cassandra]Hallo Sally, warum kannst Du damit nicht lockerer umgehen?[/quote] Ja, für Lockerheit im allgemeinen und besonderen nehme ich gern dich als Vorbild. Und für Einfühlsamkeit in die Gedanken und Befindlichkeiten anderer Sonnenkuss. Dann bin ich sicher bestens gerüstet. Und darüber[quote] Allerdings würde ich Dir als alleinerziehende Mutter auch keine Vorwürfe mache. [/quote]bin ich echt froh. Nur zur Info: Ich würde auch nicht täglich kochen, wenn ich nicht alleinerziehend wäre. Weil ich Hausarbeit [I]hasse[/I]. Auch Kochen.
  • Mein Vater war als Kind und Jugendlicher sehr dick und es muss für ihn die absolute Hölle gewesen sein. Besser als mir ist es ihm sicher nicht ergangen eher sehr viel schlechter. Neulich war ich auf einem Familienfest und erstaunt drei junge, runde Verwandte, die ich schon recht lang nicht mehr gesehen hatte zu jungen, runden Damen erblüht zu sehen. Es hat mich schon verblüfft, wie körperbetont sie sich kleiden. Ehrlich gesagt kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie sich so kleiden würden, wenn sie auch nur im Ansatz die Sprüche hören, die ich in dem Alter zu hören bekam und ich kann mir in meinen wildesten Träumen nicht vorstellen, daß ich in dem Alter den Mut gehabt hätte mich so zu kleiden. Deshalb mein Eindruck, daß sich eben vielleicht doch ein bisschen was geändert hat. Ich sagte dann im Gespräch mit ihrer Mutter, wie chic sie sich kleiden und wie hübsch sie geworden seien ... die Älteste hatte ganz selbstverständlich ihren gaaanz dünnen Freund dabei :). Ich bin schon etwas ins grübeln gekommen, ob mein Leben damals nicht anders verlaufen wäre, wenn ich in einer solchen Umgebung aufgewachsen wäre. Ende der Achtziger war auch ich die einzig wirklich Dicke in meiner Klasse. Dicke Mädchen, die sich so kleideten wie oben beschrieben gab es einfach nicht, vielleicht auch wegen des Mangels an dicker Mode. Vermutlich war das die schlimmste Zeit meines Lebens und ich bin schon froh zu sehen, daß es Jugendlichen (scheinbar) heute vielleicht ein kleines bisschen besser ergehen kann. [quote] Mein Mädel ist im Moment "schneckerldick" und dreizehn Jahre alt. Ich vergleiche sie mit einer Knospe, die jetzt irgendwann aufgeht, der ganze Körper ist bereit und wartet darauf aufzublühen. (...) Ich mache mir keinerlei Gedanken darüber, ob sie danach schlank, rank, mopsig, dick oder sonstwas ist. [B]Sie wird wunderbar werden[/B]. (...) Manchmal bin ich einfach froh, dass es in meiner Familie von extrem dünn bis extrem dick alles gibt, welche göttliche Vielfalt. [/quote] :):):) Diese Einstellung hätte ich mir jedenfalls sehnlichst von meiner Mutter gewünscht. Ich weiß daß sie früher und sogar noch heute [B]sehr[/B] unter den "guten" Ratschlägen von Freunden und Bekannten im Bezug auf mich leidet.
  • hallo ich war als kind und teen sehr schlank,aber ich kann mich noch daran erinnern das es nicht so schlimm war wie heute. es gab einfach nicht soviele dicke kinder wie heute. und wenn jemand dicker war dann war das eben so . ich wurde von den jungs damals wegen meines großen busens gehänselt,fand ich auch nicht schön. was heute anders ist als früher ,ich habe nicht stundenlang vorm tv gesessen vidiospiele gab es nicht oder gameboy. wir waren draußen sind auf bäume geklettert und ach weiß ich alles. auch meine kids hatten zwar tv und auch gameboy aber sie waren auch viel draußen und vor allen in sportvereine. meine vier mädels sind alle schlank. aber was so in letzter zeit in den medien berichtet wird finde ich schon sehr heftig ,vor allen diese eine sendung ,hilfe wir bringen unsere kinder um. die finde ich sowas von blöd. und sally man ist keine rabenmutter nur weil man arbeiten geht. auch ich bin trotz meiner vier kids arbeiten gegangen nicht voll aber stundenweise. und heute muss man das eben. meine zweite tochter hat zwei kids und geht auch arbeiten und dann noch schicht. es ist alles nicht mehr so einfach ,außer man will vom staat leben. lg ela
  • [quote=bigmam] und sally man ist keine rabenmutter nur weil man arbeiten geht.[/quote] Ja, so sehe ich das auch (ist, glaube ich, schon klar geworden ;) ). Für mich ist eine gute Mutter vor allem eine, die glücklich ist. Dann kann sie ihr Lebensgefühl auch positiv weitergeben. Wo sie dieses persönliche Glück findet, ist aber bitteschön ihre Sache - ganz unabhängig jetzt mal von finanziellen Zwängen. Ich fände es einfach schön, wenn Frauen schlicht und einfach die Wahl hätten, ohne sich ständig Vorwürfe von konservativen Politikern anhören zu müssen. Ich habe heute einen Satz in der Zeitung gelesen, der mich an diesen Thread erinnert hat. Es ging um den Tod von Benno Ohnesorg heute vor 40 Jahren, die Folgen und, ja, auch die Parallelen zu den sicherheitstechnischen Vorbereitungen auf den G8-Gipfel. In diesem Artikel fand ich den Satz: Die Gesellschaft ist freier geworden, bunter und toleranter. Das stimmt sicher für viele Bereiche. Zum Beispiel war es vor 40 Jahren gesellschaftlich noch ziemlich unmöglich, ein Kind allein zu bekommen und aufzuziehen - ganz ohne Vater. Heute kräht da kein Hahn mehr danach. Auch sonst ist vieles liberaler geworden - unter anderem dank der Männer und Frauen, die 68 auf die Barrikaden gegangen sind. Allerdings gibt es auch Rückschritte - siehe zum Beispiel das gesellschaftliche Ansehen der Dicken. Oder auch die momentane Hatz gegen berufstätige Mütter (Eva Herman und Konsorten - die viel Zustimmung bekommen). Es gibt sicher noch mehr Beispiele. [quote=bigmam]ich kann mich noch daran erinnern das es nicht so schlimm war wie heute. es gab einfach nicht soviele dicke kinder wie heute. und wenn jemand dicker war dann war das eben so.[/quote] Das wiederum finde ich interessant, weil es mich zu der Frage bringt: Wenn dicke Kinder früher "Exoten"waren, wieso hat man sie dann in Ruhe gelassen? Und wenn es heute so viele gibt, warum sind sie dann nicht selbstverständlicher?
  • [quote=Sally]Ja, für Lockerheit im allgemeinen und besonderen nehme ich gern dich als Vorbild. Und für Einfühlsamkeit in die Gedanken und Befindlichkeiten anderer Sonnenkuss. Dann bin ich sicher bestens gerüstet. Und darüberbin ich echt froh. [/quote] Ja Sally, was könnten wir uns denn von dir abgucken? :holy: Ich wollte immer brav sein, achja und ein bißerl Langmut und Demut könnt ich manchesmal brauchen. Aber wie ich schon mal bemerkt habe, bin ich mit sehr wenig dieser Eigenschaften 43 Jahre alt geworden, den Rest werd ich auch noch schaffen *anmichglaub*!
  • [quote=Sonnenkuss]Ja Sally, was könnten wir uns denn von dir abgucken? [/quote] Nichts.
  • [quote]Das wiederum finde ich interessant, weil es mich zu der Frage bringt: Wenn dicke Kinder früher "Exoten"waren, wieso hat man sie dann in Ruhe gelassen? Und wenn es heute so viele gibt, warum sind sie dann nicht selbstverständlicher?[/quote] Diese Frage finde ich überlegenswert, Sally. Spontan dachte ich: Vielleicht weil erst die Masse "bedrohlich" wird und manchem vor Augen führt, dass es vielleicht doch nicht so erstebenswert für jeden ist, wie ein Model auszusehen? Oder vielleicht, weil die Masse der dicken Menschen, andere zum Nachdenken darüber zwingen könnten, dass es vielleicht doch nicht allein an der Ernährung (etc.) liegen kann, das es viele dicke Menschen gibt? Vielleicht ist es einfach einfacher, "die Dicken" zu belächeln und als schwach zu bezeichnen, als sie als Gesprächspartner ernst zu nehmen?
  • Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt Haue bekomme..... ich bilde mir ein, dass es in meiner Kindheit zwar Dicke in jeder Alterskategorie gegeben hat, kann mich aber an "Mega-Dicke" ( ich weiß nicht, wie ich es nennen soll!) in dieser Zeit nicht erinnern - gut, es gab die "Bananenfrau" auf dem Markt, die so breit war wie ihr Stand, aber das war die absolute Ausnahme! Und dann hab ich in den 70ern das erste Mal eine Frau besucht, die eine Dreier-Couch komplett ausfüllte (auf der sie lebte!) sie konnte das Zimmer nicht mehr verlassen und war pflegebedürftig. Entweder haben sich die Mega-Dicken damals alle versteckt oder es war wirklich die Ausnahme.... Ich meine, dass es heute mehr von den sehr dicken Menschen gibt... stübbken
  • [quote=stübbken] Ich meine, dass es heute mehr von den sehr dicken Menschen gibt... stübbken[/quote] das sehe ich auch so. und ich glaub, das hängt zusammen. ich denke, dass es immer mehr megadicke gibt, weil die, die von natur aus nicht wirklich schlank sind aber auch nicht richtig dick (untersetzte statur, pykniker, menschen mit leichten endokrinologischen problemen) seit, 30, 40, 50 (?) jahren alles daran setzen, sich in einen körper zu hungern, der als "schön" und "gesund" und "unsterblich" verkauft wird. ich denke 90% der user hier werden dem satz zustimmen "wirklich dick haben mich erst die diäten gemacht". und "gebetsmühle on" - sehr sehr dick wird man nicht, weil man ein fröhlicher fresser ist, kein gesunder mensch wird megadick!"
  • [QUOTE=Sally][QUOTE=Sonnenkuss]Ja Sally, was könnten wir uns denn von dir abgucken?[/QUOTE]Nichts.[/QUOTE]Das glaube ich Dir nicht, Sally. Du gehst Deinen Weg und hängst Dein Mäntelchen nicht in den Wind, etwas, was Du vielen voraus hast. Du kämpfst jeden Tag Deinen Kampf aufs Neue und gibst nicht auf. Und mit Sicherheit gibt es noch viel, viel mehr aufzuzählen, dessen Du Dir vielleicht gar nicht bewusst bist. Du hast Dich z.B. für ein Kind entschieden und liebst und umsorgst es so, dass es sich wohlfühlen und glücklich sein kann mit Dir als Mutter. Mir fehlt für das Abenteuer Kind der Mut. :knuddel1: