Dämon gebannt

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  • [QUOTE=Ina-Maike]Für andere Menschen ist diese Zahl sicherlich nichts Unerwartetes.[/QUOTE] Ich habe da eine andere Erfahrung gemacht. Sie wissen zwar das wir dick sind, aber sobald die Zahl dreistellig wird, reicht die Vorstellungskraft der "Normalgewichtigen" nicht mehr aus. Ich kann auch nicht gut schätzen, aber ich habe, wenn ich einen dicken Menschen sehe, doch eine ungefähre Vorstellung wieviel Kilo es sind - auch wenn mich das nicht wirklich interessiert. Die Mehrzahl meiner Freunde/Verwandten/Bekannten/Kollegen würden wahrscheinlich doch ernste Fassungsprobleme bekommen, wenn ich eine konkrete Zahl nennen würde. Bei mir kommts öfter vor, wenn ich mir Gedanken mache, ob mich bestimmte Sachen noch gewichtsmäßig tragen (z. B. die Leiter zu meinem Dachboden), das mir gesagt wird: "Ach, locker - mach Dir nicht so viele Gedanken, wir haben auch so eine und mein Mann kommt da doch auch hoch mit seinen 100 Kilo!" Nicht das ich falsch verstanden werde - ich finde es sehr nett, wenn man mich auf 100 Kilo schätzt :baeh2::cool2:, aber realistisch ist das in keinster Weise....:grins: Mir scheint, das die Zahlen die über 99 Kilo angezeigt sind, da nicht besonders gut beurteilt/eingeschätzt werden können. Wie sollten sie auch - sie waren ja nie da.... :cool: [QUOTE=Ina] Warum ist uns uns manchmal nur so unangenehm, dass diese Zahl ausgesprochen wird?:confused:[/QUOTE] Also MIR ist das unangenehm, weil ich einfach schon zu oft das fassungslose Entsetzen in den Gesichtern gesehen hab. Ich lese darin: "Wie konnte es sooooweit kommen?" "Wieso konntest Du das nicht verhindern?" "Wie kannst Du DAMIT leben?" oder auch: "Warum reißt Du Dich nicht zusammen?" Und um das zu vermeiden, nenne ich grundsätzlich nicht mein Gewicht. Mal davon abgesehen, das ich es gar nicht kenne.... :cool: Rubensweib
  • [QUOTE=Rubensweib]Sie wissen zwar das wir dick sind, aber sobald die Zahl dreistellig wird, reicht die Vorstellungskraft der "Normalgewichtigen" nicht mehr aus. ... "...wir haben auch so eine und mein Mann kommt da doch auch hoch mit seinen 100 Kilo!"[/QUOTE] Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass in den Köpfen der Leute der Begrif "100kg" für dick steht. Darüber geht nichts. [QUOTE=Ina-Maike] Warum ist uns uns manchmal nur so unangenehm, dass diese Zahl ausgesprochen wird?[/QUOTE] Man sieht ja schon, dass ich dick bin, da muss ich ja nicht noch die Leute mit der Nase drauf stoßen, wenn ich sage, ich wiege gute 100kg. Genausowenig schätze ich es, wenn aus meiner Kleidung das Größenschild hervorlugt (nur bei einer Hose hab ich's drin gelassen, da ist nämlich versehentlich 36/38 eingenäht :grins: ). Es ist natürlich objektiv betrachtet Unsinn, denn wir sind nun einmal dick. Aber vielleicht ist es das gleiche, wie mit Schulden. Wer zahlungsunfähig ist, liest ungern seine Kontoauszüge, weil ihm das ganze Elend schwarz auf weiß entgegenschreit.
  • Mir ist es auch immer wieder begegnet, dass die Hürde von 100kg in etwa das Höchste ist, was sich solche Leute vorstellen können, die alles was 5kg über Idealwert liegt schon für krankhaft übergewichtig erachten. Ich selbst habe zeitweise knapp über 100kg gewogen. Nur wenige wissen mein Gewicht. Damals fragte mich mal eine Bekannte vorsichtig, was ich denn wiegen würden, denn ich hätte ja (hier folgte der bei solchen Fragen typische Räusperer) anscheinend ein wenig zugelegt. Nach der Nennung des Gewichts folgte eine sketchmäßige Reihe von Gesichtszügen und Geräuschen, die ich einigermaßen originalgetreu zusammenstellen möchte: Kinnlade runter, Augen ungläubig entsetzt auf meinen Körper gerichtet, "äh", "nun ja", "uff", Kinnlade langsam wieder nach oben fahrend, Blick an Intensität verlierend, "Das ist ja - äh - viel. Mehr *räusper* als ich dachte!". Selbst meine Hausärztin war über die 102kommairgendwas entsetzter als ein halbes Jahr vorher über 98. Dreistellige Zahlen werden glaube ich nur als Einzahlungsbetrag auf dem Girokonto, bei Autobahnreisegeschwindigkeiten und Ferrari-PS positiv bewertet. Beim Gewicht kommt der Wert für viele einem no-go gleich. Es ist für die unvorstellbar. So ist das leider mit Scheuklappen und engstirnigen Denkweisen: Es kann dann einfach nicht sein, was nicht sein darf!
  • Oooooh ja, das kenne ich aber auch sehr, sehr gut. Und die Frage [QUOTE=Ina-Maike]Warum ist uns uns manchmal nur so unangenehm, dass diese Zahl ausgesprochen wird?[/QUOTE] kann ich auch nur so beantworten, dass die Leute echt der Ohnmacht nah sind, wenn man Zahlen ausspricht wie 110, 120, 130 ... kg. Kein (schlanker) Mensch kann sich offenbar vorstellen, dass man jenseits der 100 überhaupt noch aufrecht stehen kann. Aber mal ehrlich ... ich sag's euch ganz offen: Es hat mal eine Zeit in meinem Leben gegeben, da habe ich behauptet, "wenn ich [i][b]jemals[/b][/i] über 100 kg wiege, dann bringe ich mich um, denn das [i][b]kann[/b][/i] kein lebenswertes Leben mehr sein. Okay, da war ich Mitte 20, aber trotzdem erschreckt mich das heute sehr ... denn mein Leben ist heute ganz wunderbar lebenswert - auch wenn ich es natürlich schon fände, 30-40 kg weniger zu wiegen. Aber was die menschliche Seite betrifft, bin ich heute reich. Aber mit Gewichtsangaben bin ich immer noch vorsichtig. Eben weil ich die Reaktionen kenne. Ich bin dick ... und das sieht man. Das muss reichen. Und was das Wiegen bei Ärzten betrifft, habe ich ja gerade erst die nette Erfahrung gemacht, dass mein Gewicht stillschweigend abgelesen und eingetragen wurde. So soll es sein. Für Kleidung gilt bei mir auch: Alle Etiketten trenne ich raus. Denn für Größen wie 56/58 gilt es genauso ... für viele 38/40-Trägerinnen liegt sowas jenseits ihrer Vorstellungskraft ...:ohnmacht: (OT: Ich [i]liebe[/i] diesen Smiley!). Da es aber im Schwimmbad oder auch daheim mal vorkommen kann, dass der Blick auf das Innenleben eines Stück Garderobe fällt ... sorge ich lieber vor. Ich will schließlich keine Bewusstlosen hier rumliegen haben.
  • [QUOTE=Sally] Kein (schlanker) Mensch kann sich offenbar vorstellen, dass man jenseits der 100 überhaupt noch aufrecht stehen kann. [/QUOTE] :-D Und wie wir stehen, wie ne eins :-D [QUOTE=Sally] Aber mit Gewichtsangaben bin ich immer noch vorsichtig. Eben weil ich die Reaktionen kenne. Ich bin dick ... und das sieht man. Das muss reichen. Für Kleidung gilt bei mir auch: Alle Etiketten trenne ich raus. Denn für Größen wie 56/58 gilt es genauso ... für viele 38/40-Trägerinnen liegt sowas jenseits ihrer Vorstellungskraft ...:ohnmacht: [/QUOTE] Auf die Idee komme ich heute gar nicht mehr. Ich erinnere mich aber, dass ich das als Teenie gemacht habe, wenn statt Gr. 36...38 oder 40 drinstand. Ich bin auch sicher, dass die, die nicht dick sind, den Unterschied zwischen 50 und 56 eh nicht wissen. Und wie weiter oben schon jemand sagte...sowas ist mir neulich beim Aussuchen einer Hängematte auch passiert. "Da können Sie sich ruhig reinlegen, die hat mein Mann mit seinen 90 kg schon getestet." Ah ja:baeh:
  • [QUOTE=Solitude] Und wie weiter oben schon jemand sagte...sowas ist mir neulich beim Aussuchen einer Hängematte auch passiert. "Da können Sie sich ruhig reinlegen, die hat mein Mann mit seinen 90 kg schon getestet." Ah ja:baeh:[/QUOTE] Witzig finde ich ebenfalls, wenn z B Sportgeräte einen riesengroßen Aufkleber an sich haben, wo geschrieben steht "Belastbar bis 100kg". Tja ... ohne Worte.
  • Ich muss gleich noch eine spannende neue Erfahrung im Zusammenhang mit meiner persönlichen Dämonenbannung loswerden: Seit ein paar Wochen versuche ich, mein Essverhalten mal ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Messlatte habe ich mich für das Punktesystem von Weightwatchers entschieden, weil es mir einleuchtend und igendwie sympathisch erschien (keine Sorge, ich werde weder missionarische Züge entwickeln oder sonstwie näher darauf eingehen, das dient nur zur Erläuterung). Seither hantiere ich also des öfteren auch mal in Gesellschaft anderer mit den kleinen Büchlein, in denen steht, welches Nahrungsmittel wieviele Punkte hat - und erzähle hin und wieder auch mal ein bisschen, warum ich das tue - das Wort "Diät" fällt in diesem Zusammenhang natürlich nicht. Trotzdem wird meine neue Offenheit in Sachen Essen offensichtlich von vielen als Einladung aufgefasst, sich als Hilfs-Diätwächter oder sowas zu betätigen. Heute Nachmittag beispielsweise habe ich (bei 32 Grad) ein Eis gegessen, ein einfaches Wassereis am Stiel. Sage und schreibe DREI MAL wurde ich pseudo-scherzhaft gefragt, ob ich das denn auch "dürfe" :batsch: :lach: Und natürlich möchten meine persönlichen "Diät"-Sheriffs eine Sache ganz besonders gerne wissen, nämlich: wie viel ich denn nun wiege. Wohlgemerkt, es sind alles Menschen, die mir wohlgesonnen sind und die mich bislang nie auf mein Gewicht oder meine Figur angesprochen haben. Aber ich sehe es in ihren Pupillen rumturnen, das kleine Teufelchen der Sensationslust. Glücklicherweise war ich darauf vorbereitet, denn als ich mir diese Waage angeschafft habe, kam mir irgendwie der Gedanke "Egal, wer mich danach fragt - das ist mein Gewicht, ganz allein meine Sache, nur für mich will ich das wissen." Und dabei bleibe ich auch.