Stressesser

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  • Hallo! Ich bin ein waschechter Stressesser... Ich war bis vor ca 2 1/2 Jahren noch normalgewichtig und zufrieden mit mir, dann kam mein Freund (Kann essen was er will ohne Dick zu werden) dazu und das letzte Lehrjahr mit dem Staatsexamen und ab da ging es mit dem Gewicht stetig bergauf. Ich hätte nie gedacht das ich jemals die 80Kg knacke aber diese Schallmauer ist schon lange durchbrochen und noch viele Kilo mehr... Das Problem ist leider das ich einen sehr stressigen Job im Krankenhaus habe, häufig macht man keine Pausen, schafft seine Arbeit wegen dem starken Personalmangel nicht und hat viel Druck und Stress von allen Seiten (Leitung, Ärzte, Patienten, Angehörige etc.). Wenn ich dann Heim komme bin ich fix und fertig und brauche was Süßes, das hilft mir um runterzukommen. Leider ist diese Methode der Stressbewältigung nicht sonderlich förderlich wenn man nicht weiter zunehmen möchte aber ich kann einfach nicht widerstehen wenn etwas Zuhause ist. Ich kaufe schon nichts mehr aber mein Freund wohnt ja auch hier und der nascht auch so gerne mal und kauft dann natürlich alles mögliche ein sodass die Versuchungen wieder im Schrank liegen. Wenn ich nicht arbeiten muss z.b. im Urlaub oder wir mal eine entspannte Phase an der Arbeit haben habe ich nur selten mal Lust an was Süßem und esse es nicht selbst wenn es da ist oder wirklich nur mal ein Stück weil ich einfach kein Bedürfnis danach habe aber wehe die stressige Zeit fängt wieder an, dann gibts kein Halten mehr. Ich habe mir sogar schon einen Job in einer neuen Abteilung gesucht der in Kürze anfängt und hoffe sehr das es dort besser wird aber ich habe trotzdem Angst das es dort ähnlich ablaufen könnte und ich dann immer weiter zunehme. Gehts hier noch jemandem so? Wie geht ihr damit um?
  • So [b]ging [/b]es mir. Es gab noch viele andere psychische Faktoren, und körperlich/genetische, aber Stressessen kannte ich auch. Du arbeitest im Krankenhaus, und "Lehrjahr" und "Examen" deuten für mich auf examinierte Krankenpflegerin, stimmt das? Du könntest dich in deinem Umfeld unter den Ärzten mal informieren über die verschiedenen körperlichen Langzeitfolgen von Stress, du sitzt ja quasi an der Quelle. Adrenalin, das Kampf-oder-Flucht-Hormon, putscht akut auf. Die Durchblutung der Muskeln wird gesteigert, die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Das Phänomen, dass beim Zahnarzt plötzlich der Zahn gar nicht mehr weh tut, gehört dazu. Das ist keine Ausrede, das ist echt so. Und Boxer pushen durch diese seltsamen Beschimpfungsrituale vor dem Kampf ihr Adrenalin hoch, damit sie schneller reagieren und den Schmerz nicht spüren. Als ich das erste Mal registrierte, wie ich voll unter Adrenalin stand, war ich erschrocken über die Taubheitsgefühle im Gesicht. Bei längerem Stress, also länger als ein paar Stunden, steigst du um auf Kortisol. Ein hoher Kortisolspiegel führt zu verstärkter Fetteinlagerung, vor allem am Bauch. Ist eigentlich logisch, da der Vormensch etwas anderes als Stress erlebte als wir heute. Eine "entwicklungsgeschichtliche" Stresssituation bestand eher aus Flucht, Bränden, Überschwemmungen, langen Wintern, Dürren, Hunger und Not. Da war es sinnvoll, richtig viel Fett anzusetzen, für den Fall, dass es ganz schlimm kommt. Kohlehydrate beschleunigen den Abbau von Kortisol. Daher die Gier nach Süßem, wenn du unter Stress stehst. Über lange Zeit hinweg kann die Nebenniere den hohen Ausstoß an Stresshormonen nicht mehr so locker schaffen. Der Körper gibbert in dieser Phase nach Fettem und Salzigem, wozu auch immer die Nebennieren das brauchen. Naja, und das macht halt auch dick. Bei mir wurde nach jahrelanger Ärzte-Odyssee eine Nebennierenerschöpfung diagnostiziert. Das blüht einem, der sich ein Vierteljahrhundert massiven Dauerstress antut. Was man da tun kann? Da fragste die "Richtige". Ich habe auch jahrelang auf Pausen und Urlaub verzichtet, bis gar nichts mehr ging. Zurückblickend würde ich sagen: Wichtig ist eine [b]ausreichende Erholung[/b] in der Freizeit, damit der Körper sich zwischen den Stressphasen wieder regenerieren kann. Alles was "nährt" für die Seele und den Körper. Also nicht passiv aufregende Filme und Fernsehen, sondern Spaziergänge in der Natur, gemeinsam leckere Mahlzeiten aus gesunden Zutaten kochen, lesen, handarbeiten, malen, schreiben usw. Keinen Freizeitstress mit Action und Zwangssport, sondern mehr das, was altmodisch als "beschaulich" bezeichnet wird. Meine Freizeit war mit Pflege und Hausbau ausgefüllt, dadurch habe ich mir meinen Akku endgültig zerschossen. Und dass ich dann noch Sport getrieben habe, gab mir den Rest. Am Arbeitsplatz wenn irgend möglich kleine [b]Mikropausen [/b]einschieben. Die eine große Mittagspause hat weniger Erholwert als 3 Minuten jede Stunde. das ist arbeitswissenschaftlich erwiesen. Mal zwischendurch Routinetätigkeiten machen, die andere vielleicht gerne abdrücken. Schreibkram, aufräumen, dabei tief durchatmen und runterkommen.... Zur Not 5 Minuten auf dem Klo einschließen, Augen schließen, entspannen - hab ich auch gemacht. Wenn du schlapp machst, kannst du niemandem mehr helfen. Die Technik der progressiven Muskelentspannung kann man prima im Sitzen auf dem Klo anwenden. (Wenn jemand nörgelt, hast du halt einen "Reizdarm".) [b]Gleichmäßig über den Tag Kohlehydrate [/b]zuführen, aber nicht in Form von Zucker, sondern als Brot, Haferflocken, Kartoffeln. Du könntest zum Beispiel selber zuckerreduzierte Haferflockenkekse backen und zur Arbeit mitnehmen. Habt ihr eine Kantine, oder nimmst du dein Essen mit? Wenn du zur Mittagspause den Arbeitsplatz verlassen kannst, kannst du besser abschalten. Einfach mal eine Scheibe Käsebrot oder ein paar Bissen Kartoffelsalat, dafür ist hoffentlich genug Zeit. Dann kommt abends nicht der Hungeranfall auf. Was mir mein Arzt empfohlen hat: zwischendurch 1 Glas Gemüsesaft mit Meersalz trinken. Da drin sind [b]Mineralien und Vitamine[/b], die die Nebenniere dringend braucht. Habt ihr einen Personalrat? In einem Krankenhaus denke ich schon. Red mal mit denen, ob sie nicht veranlassen können, für das Personal [b]Stressbewältigungskurse [/b]anzubieten, falls es sowas noch nicht gibt. Wenn einzelne Personen danach fragen, passiert eher nichts. Den Personalrat kann man aber schön vorschicken. Dümmer wird man durch so einen Kurs nicht. Fachliche Schwächen beseitigen, üben. Für Berufsanfänger/innen ist die erste Zeit (1-2 Jahre) besonders stressig, weil man noch nicht das Gefühl hat, die Dinge im Griff zu haben. Das gibt sich aber mit der Zeit. Und je mehr [b]Fachwissen und Fertigkeiten[/b] du hast, um so weniger bedrohlich und damit stressig erscheinen viele Situationen. (Nicht immer ist der Patient am schlechtesten dran, der am lautesten schreit...) Du lernst, sinnvolle [b]Prioritäten [/b]zu setzen. Wenn alles gleich wichtig erscheint, vervielfacht sich der Stress. Biologisch mag es ja sinnvoll sein, bei Stress Süßes zu essen. Aber auf Dauer tut das nicht gut. Ich meine noch nicht mal die Gewichtszunahme, sondern die fehlende [b]echte [/b]Stressbewältigung. Dauerstress ist viel ungesunder als ein paar Kilos zuviel.