Simone Munsch: Das Leben verschlingen?

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  • Simone Munch : Das Leben verschlingen, Beltz PVU 2007 Hilfe für Betroffene mit Binge Eating Disorder (Essanfällen) und deren Angehörige Meine Meinung dazu: Die BED (Binge Eating Disorder) ist eine der häufigsten Essstörungen, Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen . Dennoch ist sie die wissenschaftlich am schlechtesten erforschteste. Das hier ist weniger ein Lehrbuch als ein Selbsthilfebuch. Gut fand ich folgendes: Es wird klar gesagt, dass Wegkommen von den Essanfällen und Abnehmen zweierlei sind. Hier geht es um das Wegkommen von den Essanfällen. Das heißt noch lange nicht, dass man abnimmt. Die Autorin empfiehlt dann auch drei große und zwei kleine Mahlzeiten am Tag UND Essenspläne. Intuiv essen ist ganz schön, aber jemand,dessen Problematik präztise das Anfangen und Aufhören vom Essen ist, ist damit zunächst überfordert . Der muss sich eventuell sogar einen Wecker stellen, um mit dem Essanfall aufhören zu können. Schlecht fand ich , dass es dann im letzten Kapitel ums Abnehmen ging und Gruppen wie Weight Watchers empfohlen werden, außerdem der BMI als Zeichen für Übergewicht genommen wird. Hätte sie dieses Kapitel wewggelassen, wäre das Buch wesentlich nützlicher. liebe Grüße Lisa [url]http://www.unifr.ch/psychotherapie/assets/files/Info_BED.pdf[/url] hier kann mal man einige Seiten lesen
  • Lisa, da fällt mir der Film "Der Club der toten Dichter ein". Eigentlich aus meiner Sicht fast ein Sakrileg, weil ich Bücher liebe, aber vielleicht wäre es in diesem Fall eine Lösung, das genannte Kapitel schlicht und einfach herauszutrennen.
  • Vermutlich schreibt die Autorin über eigene Erfahrungen. Das Problem wie bei allen Selbsthilfe-Büchern zu psychischen Problemen (und Essstörungen gehören definitiv dazu) ist die Unmöglichkeit der Verallgemeinerung. Bei vielen Menschen kann der Weg der Autorin zum Ziel führen, bei etlichen aber auch nicht. 5 Mahlzeiten und starre Essenspläne waren und sind bei mir der absolute Garant für das Auftreten von Essanfällen. Gib mir ein Ernährungsschema, dann geb ich dir einen Essanfall. Das hat bei mir immer dazu geführt, dass meine Gedanken ständig ums Essen kreisen. Entweder die Frage "Wann darf ich endlich?" über "Eigentlich hab ich keinen Hunger, warum soll ich jetzt essen?" bis hin zu Versagensgefühlen, wenn dann doch eine unplanmäßige Situation auftrat, bei der ich (und auch noch zusätzlich zu den "erlaubten" Mahlzeiten!) einen Essanfall bekam. Jeder Zwang, jede Einschränkung, und das bedeutet ein Korsett aus Essensplänen ja, führt bei mir zu einer unbewussten Rebellion, bei der ich panisch genau das tue, was ich oder andere mir verbieten. Essanfälle als überschießende Reaktion auf ein gespürtes Hungergefühl kann man durch viele kleine Mahlzeiten vermutlich begrenzen. Und auch ein über den ganzen Tag hingezogenes "Dauerfuttern" kann vielleicht abgewendet werden, wenn das Essverhalten ein wenig genauer beobachtet wird. Aber ich kann es mir aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen nur schlecht vorstellen, dass durch Regulation Wesentliches an der Problematik der Essanfälle geändert werden kann. Wenn ich soviel Selbstbeherrschung habe, dass ich Essenspläne und Mahlzeiten einhalten kann (ohne um Mitternacht den Kühlschrank leer zu futtern), dann kann ich auch ohne diese Maßnahmen den einen oder anderen Essanfall unterdrücken. Absolut einverstanden bin ich mit Lisas Statement, dass Binge Eating noch zu wenig erforscht wurde. Ich fürchte jedoch, dass es so viel Ursachen und Therapien wie Betroffene gibt. Dieser Weg ist eine weitere Handlungsoption, die man ausprobieren kann, aber ich vermute mal stark, dass betroffene Personen diesen Weg bereits (erfolglos) versucht haben. Die Gefahr besteht bei solchen Selbsthilfe-Ratgebern leider immer, dass Menschen, bei denen die jeweilige Methode nicht funktioniert, sich noch einen Tick mehr als Versager fühlen könnten. Nach meiner Meinung bringt es nichts, mit irgendeiner [b]Verhaltensreglementierung [/b]eine psychische "Fehlfunktion" zu kurieren. Man muss die Ursachen herausfinden, und da ansetzen. Ich bin sehr dafür, psychische Kompetenzen zu trainieren, aber bitte nicht an den Symptomen.
  • [i][/i]Hallo Sophie, du hast Recht: Verallgemeinern kann man gar nichts. Ich selbst sehe meine eigene Esstörung gar nicht als psychisch an. Denn dieses Binge- Eating hat bei mir mit Medikamenten angefangen, die die D1 und D2 Rezeptoren blockieren. Und nun sind diese Rezeptoren extrem sensibel geworden, auch nachdem ich diese Medikamente nicht mehr nehme. Im Klartext (und das wurde mir auch von Fachleuten bestätigt): Ich habe eine Schädigung. Da ich weder Trotzreaktionen noch sonst was damit verbinde , ist für mich ein neurologisch - verhaltenstherapeutisches Programm vermutlich gut geeignet. Das mit dem Wecker habe ich probiert - es hilft mir tatsächlich. Ich habe nix dagegen , mich selbst zu konditionieren. ( Wie gesagt, nur für die Essanfälle, der Kontrollverlust ist belastend. Um abzunehmen hilft diese Methode gar nicht.) [quote='Sophie']Wenn ich soviel Selbstbeherrschung habe, dass ich Essenspläne und Mahlzeiten einhalten kann (ohne um Mitternacht den Kühlschrank leer zu futtern), dann kann ich auch ohne diese Maßnahmen den einen oder anderen Essanfall unterdrücken. [/quote]Da kam für mich schon die erste wichtige Info im Buch: Binge Eating hat mit Selbstbeherrschung , die ja ein bewußter Akt ist, nichts zu tun. Sie nennt die Betroffenen:[i] "Menschen, deren Regulation des Anfangs und des Beendens der Nahrungsaufnahme gestört ist." [/i] [i]Daher der[/i] Wecker als "Außensignal", weil das "Innensignal" nicht funktioniert. Die Konditionierung hat aber als Ziel, dass es irgendwann von alleine geht. Verhaltenstherapie setzt ja immer nur am Ist-Stadium an , ohne irgendwas tieferes zu suchen. Nicht jedem hilft Verhaltenstherapie. Die KK bezahlen sie nur gerne, weil sie so schön kurz ist. [quote='Lucia','http://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/9750-simone-munsch-das-leben-verschlingen/&postID=147518#post147518']Lisa, da fällt mir der Film "Der Club der toten Dichter ein". Eigentlich aus meiner Sicht fast ein Sakrileg, weil ich Bücher liebe, aber vielleicht wäre es in diesem Fall eine Lösung, das genannte Kapitel schlicht und einfach herauszutrennen. [/quote] Mir kommt es fast so vor, als hätte die Autorin dieses letzte Kapitel noch ziemlich lieb- und lustlos dazu geschrieben, nach dem der Verlag ihr gesagt hat: "Jetzt muss aber noch was übers Abnehmen rein, sonst kauft es die Zielgruppe nicht." Ich werde das Kapitel mit Rotstift durchstreichen. liebe Grüße Lisa