Gibt es auf dieser Welt zu wenig Futter für die Seele?

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  • [quote='mondschein24','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97008#post97008']Aber Boewi, ist das nicht gerade das Problem? Wenn ich mich nicht ändere wird es nie besser. Aber gleichzeitig muss ich mich dazu zwingen, weil ich mich permanent schlecht dabei fühle. Du sagst, mich kann niemand zu etwas zwingen, aber ich bin gezwungen viele Dinge zu tun, die mir schwer fallen z.B. Job suchen, wenn ich keinen Job habe, bin ich nicht krankenversichert. Und wenn ich nicht krankenversichert bin, kann ich die Therapie nicht machen. Dies geschieht alles unter Zwang. Ich fühle mich niemals frei......[/QUOTE] Nur ein kleines Beispiel, was ich persönlich als "nicht frei" empfinde: Mein Bruder, mitten im Aufbau eines spannenden neues Projektes, ein Mensch, immer gern aktiv und voller neuer Ideen, wurde von einem Tag zum anderen durch einen schweren Schlaganfall aus dem aktiven Leben gerissen. Nun, nachdem die allerschlimmste, lebensbedrohliche Zeit um ist, sitzt er in einem Rollstuhl, eine Körperhälfte kann er nicht mehr nutzen und sich zu artikulieren ist fast unmöglich. Allein kann er praktisch gar nichts mehr. Es gibt viele solcher Beispiele. Wenn wir, die wir (bis auf kleine Einschränkungen) körperlich und geistig okay sind, über so manche Dinge stöhnen, dann braucht man nur an solche Schicksale zu denken. Sie sind wirklich nicht mehr frei und würden ganz sicher gern mit unseren Problemen tauschen. Und trotzdem - Beispiel mein Bruder - freut er sich über kleinste, winzigste Fortschritte, wie z.B. dass sich der kleine Finger des Armes der gelähmten Seite erstmalig wieder ein wenig bewegt hat... Ja, wir verlieren manchmal aus den Augen, wie gut es uns geht und vor allem, wieviel wir selber in der Hand haben. Wir haben die Wahl und das ist ein so großes Privileg! Wenn man sich dann aus der lähmenden Starre aufgerichtet hat und angefangen hat die Ärmel hoch zu krempeln, dann mag zwar der Schweiß laufen, man mag auch nicht jeden Tag die gleiche Power versprüren und manches mal muss man sich selbst am Schlawittchen nehmen, aber wenn man all dies tut, ist letztlich das Gefühl, etwas geschafft zu haben, einfach unglaublich grandios und beglückend. Wer sagt, dass uns das Glück oder die innere Zufriedenheit einfach so in den Schoss fallen? Wer sagt, dass wir uns nicht auch zu manchem zwingen müssen? Niemand. Und ich denke auch, dass es gar kein Glück und keine Zufriedenheit gibt, wenn einem alles in den Schoss fällt. Gerade das, was man selber geschafft hat, wozu man sich vielleicht sogar überwinden musste und auch manchmal ein bisschen hart zu sich sein musste, macht zufrieden und gehört mit zu dem, was die Seele froh macht.
  • Hallo Ihr alle, habe das Thema gerade mit großem Interesse gelesen. Danke Itsme, das Thema hier zu starten - es bietet so unendlich viel Stoff zum Nachdenken. Als Erstes habe ich mir Gedanken gemacht, warum es wohl früher besser war - oder vermeintlich besser war. Ich glaube, dass Menschen früher weniger Wahlmöglichkeiten hatten. Man wurde viel mehr in Rollen hereingeboren und diese hatte man dann auch zu "wählen". Für Frauen war die Rolle der Mutter und Hausfrau vorgesehen, für Männer waren es meist die Berufe, die die Väter auch schon gemacht hatten. Das hört sich erstmal nicht positiv an und ich bin heilfroh, dass es diese Rollenmodelle nicht mehr so star gibt. Der Vorteil in der "alten Zeit" lag wahrscheinlich schon daran, dass alle ihren Platz hatten und "gebraucht" wurden. Und das ist wichtig. Wir brauchen nicht nur Liebe im Leben sondern auch Anerkennung. Und zumindest indirekte Anerkennung bekommt man meist, wenn man für irgendwas gebraucht wird. Manchmal sogar direkte - dass ist besonders schön. Aber selbst bei indirekter Anerkennung weiß man, wozu man lebt. Und in früheren Zeiten, dass ist sicherlich richtig, waren die Motive, warum man lebt, sicherlich sehr viel näher an der Überlebenssicherung orientiert und weniger an der Größe des nächsten Flachbildfernsehers. Wenn ich daraus meine Schlüsse ziehe, dann ist die Freiheit der heutigen Zeit auch ein Problem. Wir müssen alle zumindest in Europa nicht um das nackte Überleben kämpfen (hoffe ich zumindest) - hey, und das ist übrigens eine riesengroße Errungenschaft, die weiß Gott nicht für die ganze Welt gilt. Aber, wir können es uns vermeintlich bequem in unserem Leben einrichten, brauchen im Zweifel selten die Hilfe von anderen und diese brauchen auch unsere Hilfe nicht. Und dann fehlt etwas. Es ist eben kein laufender Automatismus, gebraucht zu werden, wie dies vielleicht früher war. Die neue Freiheit bedeutet auch Verantwortung und eigenes Handeln. Wir sind verantwortlich für unser Leben, wir sind eben auch in der eigenen Verantwortung, mit welcher Brille wir auf unser Leben schauen. Mit der Brille eines Opfers oder mit der Brille einer aktiv handelnden Person? Selbst wenn wir in die Vergangenheit blicken, können wir es mit dem Blick tun, was ist uns alles übles widerfahren oder mit der Brille, was für tolle Kompetenzen und Fähigkeiten habe ich genau in dieser damalig schwierigen Zeit erlernt? Und wie toll kann ich die heute einsetzen. Die Entscheidung, welche Brille wir aufsetzen, bleibt unsere eigene. Zugegebenermassen braucht es manchmal Hilfe, um die andere Brille aufzusetzen, dass ist nicht immer ein einfacher Prozess. Aber auch dafür tragen wir die eigene Verantwortung, zu schauen, ob wir uns Hilfe organisieren - oder es eben lassen. So wunderbar diese Freiheit für viele Menschen ist, ich glaube, die Kehrseite der Medaille liegt auch ganz nah. Nicht genutzte Freiheit kann auch Leere bedeuten, passend zu dem sehr netten Lied von Annett Lousan "Wie bringe ich die Zeit bis zu meiner Beerdigung noch rum". In jedem Fall ein schönes Thema, lasst uns dazu weiter reden. Viele Grüße Gisela
  • [quote='Brit','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97012#post97012']Boewi zeigt treffend auf, wie sehr es doch unserem eigenen Entschluss unterliegt, uns selbst als Oper - der anderen, der Umstände - zu empfinden. ;)[/QUOTE] Huch, ist das die Auswirkung unseres heutigen Datums? Wenn schon aus Opfer 'ne Oper wird ... sorry :rolleyes: :-o

    2 Mal editiert, zuletzt von Sally () aus folgendem Grund: Erledischt. ;-)

  • [quote='Brit','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97034#post97034']Huch, ist das die Auswirkung unseres heutigen Datums? Wenn schon aus Opfer 'ne Oper wird ... sorry :rolleyes: :-o[/QUOTE] :applaus: ich glaube, außer dir ist das niemandem aufgefallen.

    Einmal editiert, zuletzt von Sally () aus folgendem Grund: Doch. ;-)

  • [QUOTE]Nur ein kleines Beispiel, was ich persönlich als "nicht frei" empfinde: Mein Bruder, mitten im Aufbau eines spannenden neues Projektes, ein Mensch, immer gern aktiv und voller neuer Ideen, wurde von einem Tag zum anderen durch einen schweren Schlaganfall aus dem aktiven Leben gerissen. Nun, nachdem die allerschlimmste, lebensbedrohliche Zeit um ist, sitzt er in einem Rollstuhl, eine Körperhälfte kann er nicht mehr nutzen und sich zu artikulieren ist fast unmöglich. Allein kann er praktisch gar nichts mehr. [/QUOTE] Erst einmal möchte ich dir sagen, dass mir das sehr leid tut, was deinem Bruder passiert ist. Wirklich, ich habe auch jetzt ein schlechtes Gewissen, wegen dem was ich als "nicht frei" bezeichnet habe. Es tut mir wirklich aufrichtig leid und ich hoffe das ich dich damit nicht vor den Kopf gestossen habe. Gleichzeitig muss ich aber sagen, dass ich mich garnicht so fühlen will.Es ist wohl ein "nicht frei sein" im Geist oder wie man dazu sagt-eine Art gedankliches Gefängnis, aus dem es sehr schwer ist rauszukommen. Ich möchte wirklich nicht jammern Itsme und ich hoffe, dass man mir hier wirklich glaubt, dass ich ein Problem habe, was sehr schwer für mich ist zu lösen. All die Theorien bringen nur etwas wenn ich handle und eben dieses HANDELN ist das größte problem. Die Therapeutin nannte es Angst vor [B]Eigenverantwortung/Autonomie!!!![/B] [QUOTE]Manchmal hilft auch einfach ein bisschen mehr Dankbarkeit für das was gut ist in unserem Dasein.[/QUOTE] Darin übe ich mich mittlerweile täglich!!!!!Wirklich!!!!!
  • Wenn ein Mensch nie gelernt hat, eigenverantwortlich zu handeln, also mit einem eigenen Ziel im Blick ein eigenes Ding durchzuziehen, und dann alle Konsequenzen zu tragen - positive wie negative, tut er/sie sich verdammt schwer damit, sowas von heut auf morgen zu machen. Das muss geübt werden wie Klavierspielen, Fahrradfahren, Lesen und Schreiben. Für uns hier ist Lesen und Schreiben etwas Selbstverständliches. Wir können uns gar nicht vorstellen, dass jemand das nicht kann. So ähnlich ist es auch mit der Freiheit. Man muss lernen, damit umzugehen. Deswegen fallen auch etliche junge Popstars auf die Nase, weil sie mit dem plötzlichen Ruhm und der durch das Geld plötzlich scheinbar grenzenlosen Freiheit nicht umgehen können. Aber es gibt Leute, die noch mit 70 Lesen lernen (die Oma einer türkischen Kollegin) oder mit 45 eine Berufsausbildung machen (ein anderer Kollege). Man muss sich nur immer sagen: was kann denn schon groß passieren? Wenn es nicht klappt, ok, nochmal von vorn. Aber wenn man es nicht versucht, erfährt man das nie. Mondschein: nicht die ganz dicken Steine wälzen, geh in kleinen Schritten an deine Probleme, und such dir Hilfe. Es gibt auch Selbsthilfegruppen, wo man sich zumindest ausheulen kann, das hilft auch schon immens, und das kostet nichts. Dass du hier in dem Forum schreibst, ist auch schon ein kleiner Schritt, und glaub mir: wir fühlen mit dir, und uns ist nicht egal, was aus dir wird. Du musst zwar selber den Bobbes bewegen, aber soweit es uns hier möglich ist, stehen wir dir hier zur Seite.
  • [quote='mondschein24','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97047#post97047']Ich möchte wirklich nicht jammern Itsme und ich hoffe, dass man mir hier wirklich glaubt, dass ich ein Problem habe, was sehr schwer für mich ist zu lösen. All die Theorien bringen nur etwas wenn ich handle und eben dieses HANDELN ist das größte problem. [/QUOTE] Ich bin zwar nicht Itsme, ;) aber ich glaube Dir. Mir geht es oft genug ganz ähnlich. Und mir hilft es in diesen Situationen absolut nicht, daran zu denken, daß es anderen schlechter geht. Im Gegenteil, ich fühle mich durch so etwas eher in eine Ecke gedrängt und in meinen Gefühlen nicht ernst genommen.
  • Ich nehme diese Verzweiflung durchaus auch ernst. Jeder, der Ähnliches erlebt hat, wird das wohl verstehen können. Kämpft man sich aber hindurch, stellt man meist irgendwann fest, dass man doch ein Stückchen mit sich selbst weitergekommen ist, und alles - Mutlosigkeit, Selbstzweifel, Angst, Handlungsblockaden, Hemmungen - relativiert sich, immer ein wenig mehr. Das ist das Gute: Wir sind alle auf dem Weg, und er bringt uns in verschiedener Schnelligkeit doch voran, auch wenn wir es währenddessen nicht so merken.
  • @Mondschein: ich habe dieses Thema gelesen und habe mit Erstaunen gemerkt, dass ich auf dich sogar ein bisschen neidisch bin. Mir ist es in deinem Alter naemlich sehr aehnlich gegangen. Ich wuensche mir nur, ich haette damals so tolle Ansprechspartner gehabt, wie in diesem Forum! :) Tja, und zum eigentlichen Thema habe ich nun nicht viel zu sagen, denn alles, was ich sagen wollte, wurde schon gesagt, und auch noch Einiges mehr. :applaus:
  • [quote='Pandora','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97060#post97060']Ich bin zwar nicht Itsme, ;) aber ich glaube Dir. Mir geht es oft genug ganz ähnlich. Und mir hilft es in diesen Situationen absolut nicht, daran zu denken, daß es anderen schlechter geht. Im Gegenteil, ich fühle mich durch so etwas eher in eine Ecke gedrängt und in meinen Gefühlen nicht ernst genommen.[/QUOTE] So unterschiedlich sind wir Menschen. Wenn mir genau dies nicht in bestimmten Situationen geholfen hätte, hätte ich dies nicht geschrieben, denn mir liegt es ferner als fern, mutlos machen zu wollen, oder jemanden nicht ernst zu nehmen. Mir hilft es einfach, mich bezw. meine Probleme zu relativieren. Sicherlich gibt es wirklich schlimme Momente. Davon kann ich wie viele von uns, ein lautes Lied singen, aber sobald ich mir klar mache, dass meine Probleme zwar schlimm und oftmals schwerwiegend sind, aber dass es mir immer noch viel viel besser geht als vielen anderen Menschen, werden meine Probleme kleiner, sie relativieren sich und ich sehe dann vor allem die Dinge, die gut und okay sind, was mir wiederum auch hilft, die Kraft zu Bewältigung meiner Probleme zu bekommen.
  • Seitdem ich dieses Theme gesehen habe, ueberlege ich mir die ganze Zeit, was waere denn mein Futter fuer die Seele? Und habe es noch nicht gefunden. Nicht wirklich. Diese kleinen Freuden wie aufs Meer schauen oder mit einem Obdachlosen ein freunliches "hallo" austauschen, die waermen ja auch ein bisschen, aber... irgendwie ist es nicht das Wahre. Kind, Partner, Eltern, Kollegen... aber etwas fehlt. Vielleicht kann meine Seele das Futter, das sie bekommt, nicht ganz aufnehmen? Nicht verdauen? Nun, ich muss natuerlich dazu sagen, dass heute ein dunkler Tag ist und ich bin auch noch alleine zu Hause. Das ist deprimierend. Trotzdem denke ich, dass meine "Grundtraurigkeit" immer bei mir ist und nicht von Umstaenden abhaengig ist. Sie kommt nur bei viel Wirbel und Geschaeftigkeit nicht ans Licht. Ob es bei den Anderen auch so eine Grundtraurigkeit gibt? Sehnsucht nach... was eigentlich? Glueck? :confused:

    Einmal editiert, zuletzt von Muminfrau () aus folgendem Grund: Wie immer, Typos *seufz*

  • [quote='Muminfrau','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97162#post97162']Seitdem ich dieses Theme gesehen habe, ueberlege ich mir die ganze Zeit, was waere denn mein Futter fuer die Seele? Und habe es noch nicht gefunden. Nicht wirklich. [/QUOTE] Darf ich in diesem Zusammenhang mal die User/innen fragen, was für Euch Seelenfutter ist? Wo habt Ihr es gefunden, oder wie und in welcher Form gesucht und gefunden? Haben da auch Bücher geholfen? Oder liebe Menschen im Umfeld?
  • Zuwendung. Gebet. Kontemplation in der Natur. Bücher. Musik, Gesang. Malen. Und es gäbe noch mehr Seelenfutter für Brit, aber Aufzählungen können schnell langweilig werden. ;)
  • Ich beobachte an mir, dass mir gute soziale Kontakte z.B. Familie, Freunde und Unternehmungen mit diesen lieben Menschen gut tun. Das scheint für mich und meine Seele wichtig zu sein, denn sehe ich sie eine lange Zeit nicht bzw. unterhalte ich mich an einem Tag sehr wenig mit Menschen, geht es mir schlecht und ich fühle mich schrecklich leer. Natürlich sind für mich auch andere Dinge "Futter": Musik, Literatur, schöne Momente wie ein toller Sonnenuntergang z.B. Aber auch ein reges Traumleben ist mir wichtig. Selbst wenn es der größte Schwachsinn ist...wenn ich mal nicht träume (z.B. nach dem ein oder anderen Gläschen zuviel), habe ich das Gefühl nicht ausgeruht und ausgeglichen zu sein.
  • Ich bekomme auch sehr viel von Kontakten mit Menschen, mit denen ich "auf einer Welle" bin. Stimmt, das ist auch [I]mein[/I] Seelenfutter. Nur passiert es so selten... Und ich habe doch noch etwas gefunden, was mir wirklich tiefen seelischen Frieden und Zufriedenheit spendet. [I]Gitarre spielen und singen![/I] So richtig tiefsinnige und melancholische Lieder, das tut soooo gut. Habe ich schon so lange nicht gemacht, habe das irgendwie vergessen. Werde versuchen, das oefter zu machen.
  • Vielleicht ist es auch die ewige Suche nach Seelenfutter. Manchmal erfüllt mich dieses, manchmal jenes. Neulich haben wir einen Ausflug nach Wismar gemacht. Eher um Kühle zu finden, als aus christlichen Bedürfnissen sind wir in eine Kathedrale gegangen. Es hat mich fast umgehauen. Mir kamen die Tränen, ich war ergriffen von - ich weiß nicht was. Es war eine Mischung aus Rührung, Ergriffen sein und innerer Friede. Mir ist dieses Erlebnis noch immer stark in Erinnerung, dennoch wüßte ich nicht, ob sich dieselben intensiven Regungen wieder einstellen, wenn ich jetzt die Kirche nochmal besuche. Denn diese Gefühle sind flüchtig. Was mir hilft ist, dafür offener zu werden. Ich versuche, mich nicht zu sehr mit Terminen zuzuballern, sondern genau auch in der Stille und Ruhe meinen Emotionen nachzugehen. Dabei bin ich manchmal erstaunt, wie schnell meine Gedanken dann von negativen Gedanken hin zu positiven wechseln, oder zumindest tröstlichen. So als ob die negativen Gedanken nur ständig nörgeln und anklopfen, wenn ich mich ihnen nicht stelle und sie ständig wegdrücke. Wenn sie dann zu Gehör kommen dürfen, sind sie zufrieden und lassen auch Raum für neue nicht mehr so negative Gedanken. Viele Grüße Gisela
  • @ Gisela Eine schöne Erfahrung. Kirchen ziehen ja viele Menschen an, vorwiegend alte Kirchen - wohl wegen des besonderen (und hier wörtlich) Geistes, der dort weht. Auch wenn es "nur" eine temporäre Erfahrung ist, so sagt es uns doch, dass die Seele dort Nahrung aufnimmt, die ihr anderswo so nicht geboten wird. Ich bin in alten Kirchen jedesmal auch wieder beeindruckt davon, wie Menschen früherer Jahrhunderte es nur fertig brachten, derart bauen zu können, wie anders ihre Einstellung zum Schöpfer gewesen sein muss als bei uns heute ... Dann empfinde ich immer besonders die Verarmung unserer Zeit - für die Hunger leidenden Seelen ...
  • Bei mir können es besondere Bauten wie Kirchen sein, aber auch sonstige hervorragende Leistungen von Menschenhand. Ich schätze, ein ähnliches Gefühl wie Du, Gisela, es beim betrachten der Kirche hattest, hatte ich z. B. als ich vor Jahren, als Michael Flatley (Lord of the Dance) den Menschen noch nicht so viel sagte, an einem späten Samstagabend zufällig auf N3 Ausschnitte aus dieser Tanzshow sah. Diese unglaubliche Leistung, dieses Feuer, die permanente Steigerung der Tanzschritte, ließ mich wie gebannt auf den Fernseher starren. Ich bekam Gänsehaut, klatschte laut vor Begeisterung und bekam schließlich, ob der in meinen Augen fast unmenschlichen Leistung, einen großen Kloß im Hals und konnte meine Tränen kaum zurück halten. Mich hat diese Darbietung durch und durch berührt und irgendwie sehr beschenkt. Jahre später durfte ich diese Show live sehen, was dann noch emotionaler war. Ich werde dieses Gefühl niemals vergessen. Es ist fest abgespeichert und kann, wenn ich mag, wieder hervorgeholt und genossen werden. Auch das ist für mich eine Form von Seelenfutter. Ansonsten - Seelenfutter ein kleinen Häppchen sozusagen - ist für mich, wenn ich mich praktisch jeden Tag auf ein kleines Highlight freue. Das kann die kleine Pause mit einem leckeren Cappu sein, das kann das Sahnehäppchen innerhalb meiner Arbeit sein, wenn ich zum Beispiel den weniger geliebten Teil fertig habe und mich dann auf den Teil freue, der kreativer Art ist, das kann das neue Buch sein, welches ich beginne zu lesen, oder die Zeit, die ich mir vielleicht abzweigen kann, um einen kleinen Spaziergang im Park oder am Meer zu machen. Ich finde es wichtig, sich so kleine Highlights zu setzen, die immer etwas sind, auf das man sich freuen kann.
  • P.s. Ich glaube, es gibt nicht das pauschale richtige Seelenfutter -Rezept, welches allen Seelen gleich gut schmeckt und sie gleich gut sättigt. Da muss wohl jeder für sich forschen und schauen, was gerade für ihn am besten ist. Für mich besteht in diesem Bereich kein Unterschied zur buchstäblichen Ernährung. So glaube ich heut schon längst nicht mehr, dass ein von außen kommendes Konzept für alle Menschen passen kann. Jeder muss auch hier für sich selber in sich horchen, muss ausprobiern und austesten und schauen wie es seinem Körper und auch seiner Seele mit diesem oder jenem Lebensmittel geht. Ich denke, dass beide Formen mindestens gleich wichtig sind und man für sich einen Weg finden muss, beides - Körper und Seele zufrieden zu stellen. Berichte, wie jemand hiermit und damit umgeht und klar kommt, sind trotzdem immer auch gute Denkanstösse und so manches mag dann dabei sein, was für einen selbst richtig gut passt.
  • [quote='Muminfrau','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=97162#post97162']Ob es bei den Anderen auch so eine Grundtraurigkeit gibt? Sehnsucht nach... was eigentlich? Glueck? :confused:[/QUOTE] O ja, o ja! Sehnsucht nach... Schönheit in der Welt dem Gefühl, nach Hause zu kommen Geliebtwerden reinen Herzen Trauer über... den eigenen Schmerz den Schmerz der anderen ein nicht greifbares Gefühl von Verlust, Verlorensein eine verlorene Heimat Diesen Hunger kann kein Lebensmittel stillen.
  • @Sophie: Ich habe so lange nicht geantwortet, weil ich die ganze Zeit ueber deine Worte nachgedacht habe. Das alles empfinde ich auch. Du hast es total schoen ausgedrueckt, ich selber konnte diese Gefuehle und Nuancen gar nicht auseinander halten. Meiner Beobachtung nach haben Menschen normalerweise eine angeborene Einstellung. Bei den einen ist die Grundstimmung optimistisch, bei den anderen traurig. Das beobachte ich z.B. in meiner Familie: meine Mutter ist optimistisch eingestellt, egal was passiert. Sie ist nicht "militant" optimistisch, aber sie gruebelt halt nicht. Sie kann das einfach nicht. ;) Mein Vater, ich und mein Sohn sind die Traurigen. Warum -- wer weiss. Es ist einfach so. Und uebrigens, ich habe dir vor 1 Woche eine PN geschickt, die du noch nicht gelesen hast. ;)
  • [quote='Muminfrau','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=98057#post98057'] Meiner Beobachtung nach haben Menschen normalerweise eine angeborene Einstellung. Bei den einen ist die Grundstimmung optimistisch, bei den anderen traurig. [/QUOTE] Und doch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass man dies ändern kann. Man kann lernen optimistischer zu denken. Nicht von heute auf morgen, aber langsam und nach und nach. Man muss sich allerdings damit befassen, wie wenn man eine Fremdsprache lernen will, oder irgend etwas anderes Neues. Hierzu gibt es hervorragende Literatur. Es lohnt sich wirklich diese "Arbeit" auf sich zu nehmen, denn das Leben wird dadurch nicht nur angenehmer, sondern auch um vieles leichter. Auch wird man belastbarer, wenn man die Dinge eher von der positven Warte aus sieht.
  • Man kann lernen, "optimistisch" zu denken. Das wird dann so sein, wie ein umgeschulter Linkshaender: kann mit rechts schreiben, aber irgendwo ganz im Inneren stimmt etwas nicht. Ich denke, dass es sich durchaus lohnt, in einigen Situationen statt links auch mal rechts zu benutzen, um bei der Analogie zu bleiben. Andererseits habe ich hier nicht von depressiven Zustaenden gesprochen, sondern von einer gewissen Grundstimmung, die fuer einen ganz natuerlich ist und an sich neutral. Diese Grundtraurigkeit stoert nicht und hilft nicht. Sie ist einfach da, wenn man fuer einen Augenblick innehaelt und in sich hineinhoert. Ich habe mir ueberlegt, dass es fuer mich persoenlich gut ist, diese Grundtraurigkeit anzuerkennen und zu begruessen. Es geht mir einfach besser, wenn ich mir erlaube, traurig zu sein und diese Eigenschaft nicht verleugne. Dieses Gefuehl der Traurigkeit, der Sehnsucht, ist an sich eigentlich auch positiv, denn er ist fuer mich natuerlich. Wenn ich immer versuchen wuerde, das zu uebertonen durch z.B. Affirmationen, positives Denken oder aehnliches, wuerde mir ein wichtiger Zugang zu mir selbst fehlen. Diese Traurigkeit, mann koennte sie "transparent" oder "hell" nennen, ist fuer mich auch Futter fuer die Seele.
  • [quote='Muminfrau','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=98061#post98061'] sondern von einer gewissen Grundstimmung, die fuer einen ganz natuerlich ist und an sich neutral. Diese Grundtraurigkeit stoert nicht und hilft nicht. Sie ist einfach da, wenn man fuer einen Augenblick innehaelt und in sich hineinhoert. Ich habe mir ueberlegt, dass es fuer mich persoenlich gut ist, diese Grundtraurigkeit anzuerkennen und zu begruessen. Es geht mir einfach besser, wenn ich mir erlaube, traurig zu sein und diese Eigenschaft nicht verleugne. [/QUOTE] Also im Prinzip einfach das, was man früher melancholisch nannte. Einfach jemand, der von seinem Wesen her eher nachdenklich, in sich gekehrt und ein wenig wehmütig und sehnsüchtig ist. Da sehe ich kein Problem, dass man positivieren müßte. Im Übrigen geht mir dieses ganze optimistisch Denken schon seit Jahren auf den Keks, genauso wie die Ich-Botschaften und Fragen, die mit magst du mir erzählen... beginnen. :mad: Es gibt eine Menge guter und vielleicht auch schlechter Gründe, warum man sich zu der Person entwickelt hat, die man ist und sicherlich kann man da noch was beeinflussen. Die Frage ist, warum um alles in der Welt sollte man das tun, wenn man nicht sehr leidet, oder es keinen Sinn gibt. Warum muss man optimistischer denken? Damit man sich nicht mit Gedanken an die Zukunft quält? Aber vielleicht ist für selbstkritische Menschen gerade das wichtig. Vielleicht bringen sie nur deshalb soviel Energie und Leistung auf, weil sie sich sorgen. Vielleicht wird nur so etwas in Bewegung gesetzt. Vielleicht müssen manche Menschen eben genau so sein! Manche Optimisten erkennen erst nach 20 Jahren, dass sie viel zu blauäugig an das Leben gegangen sind. Manche Pessimisten ärgern sich im Nachhinein darüber , dass sie zu ängstlich waren und manch Realist wird feststellen, dass das Leben gar nicht so realistisch planbar ist, wie er dachte und mancher Tagträumer erwacht sehr böse. Aber: All das weiß man vorher nicht, daher rate ich zu akzeptanz und nicht zur Veränderung seines Charakters. Das ist so wie mit dem Gewicht. Akzeptanz macht deutlich glücklicher, als ständiger Kampf mit sich selbst und letztendlich leben und sterben schlanke Optimisten vermutlich genauso schnell und so zufrieden wie dicke Pessimisten.
  • Und was passiert mit dicken Optimisten? :-D ;) Natürlich muss alles jeder für sich entscheiden. Wenn jemand mit seinem Leben und seiner Lebenseinstellung zufrieden ist und sich in ihr Zuhause und wohl fühlt, dann braucht er daran ja nichts zu ändern. Warum auch? Wenn ich jedoch für mich feststelle, das ich die Neigung habe, die Dinge eher von der pessimistischen Seite zu betrachten und dies mein Leben in gewissem Maß erschwert, ich dann jedoch lerne, die Dinge optimistischer zu sehen - nicht blauäugig - nicht verklärt - und dadurch mein Leben angenehmer wird, dann sehe ich das einfach als Vorteil. Wieviel von dem, was einen Menschen pessimistisch denken lässt, kommt aus ihm selber, ist Vererbung und wieviel hat er sich angeeignet? Das weiß sicherlich keiner so genau. Mir war mit meinem obigen State einfach wichtig, dass man vieles nicht einfach so belassen muss, wenn man unzufrieden ist. Dass man vieles ändern kann und man [U]sehr vieles[/U] selbst in der Hand hat. Im Übrigen wird bei mir nichts "übertönt", denn das hieße ja, das negative Denken bliebe da, würde aber künstlich von positiven Denken übertüncht. So ist es ganz und gar nicht. Die Bereiche, in denen ich mein Denken ändern wollte, sind nicht übertüncht, sondern ersetzt / ausgetauscht worden. So, wie man eine schlechte Angewohnheit die man sich zugelegt hat, ablegen kann und sich eine andere, bessere Angewohnhiet aneignen kann. Und außerdem ist es hiermit so, wie bei allem, was man lernen möchte: Wenn man feststellt, dass es einem doch nicht so zusagt, wie man zunächst dachte, ist man ja nicht da verdonnert weiter zu lernen oder diesen Weg weiter zu gehen. Wenn man allerdings merkt, dass es für einen nur Gutes bringt, dann macht man eben weiter auf diesem Lern-Weg. Keiner Muss - aber jeder kann - wenn er mag. :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Itsme ()