Danke!

Ich bin ja eigentlich mehr die Leserin als die Schreiberin, aber jetzt muss ich Euch doch einmal etwas schildern (vorsicht, ist ein bisschen länger geworden): In der letzten Woche musste ich wegen einer Haut-Geschichte zum Arzt. Der Allgemein-Mediziner (bei dem ich das erste Mal war) sagte auf den ersten Blick: "Sie haben Übergewicht!" - in einem Ton, als würde er mir jetzt etwas völlig Neues erzählen. Ich war einen Augenblick lang perplex, dann habe ich gesagt: "Ach? Wirklich?". Er stutzte, guckte mich erstaunt an. Dann habe ich gesagt: "Damit lebe ich nun schon ziemlich lange und ziemlich gut. Jetzt habe ich aber gerade das Gefühl, dass mein Bein gleich abfällt - also: Wollen wir weiter über mein momentan nebensächliches Gewicht sprechen oder sehen Sie sich mein Bein einmal an?". Er hat dann mein Bein sehr gründlich untersucht, mir alles genau erklärt und Tabletten und Salbe verschrieben. Dann fing dann noch einmal wegen meines Gewichtes an. Und hat es geschluckt, dass ich sagte, ich möchte mich erst einmal nicht mit ihm darüber unterhalten und mich schon gar nicht bei ihm dafür rechtfertigen. Weil ich auf einem guten Weg wäre, und ich, wenn ich irgendwann einmal das nötige Vertrauen zu ihm habe, auch mit ihm darüber sprechen würde. Er hat mir dann nur noch eine Blut- und Schilddrüsenuntersuchung vorgeschlagen, wenn "ich soweit wäre" - das fand ich sogar ganz gut. Als er dann aber noch meinte, ich hätte "wahrscheinlich Diabetes und Bluthochdruck", bin ich etwas lauter geworden (von beidem weiß ich, dass ich es nicht habe) und habe ihn gefragt, wie er darauf kommen würde, dass ich krank sei? "Nur weil ich dick bin?" Hat er mich angeguckt und nichts mehr gesagt. Ich war inzwischen wegen der Haut-Geschichte noch drei Mal bei ihm, weil ich seine gründliche Untersuchung gut fand und die Behandlung auch sehr gut angeschlagen hat. Er hat sich jedes Mal viel Zeit genommen und nicht einmal mehr mein Gewicht angesprochen, wir haben sogar ein sehr freundliches Verhältnis. Das ich als so gut empfinde, dass ich überlege, mir doch einmal von ihm Blut abnehmen zu lassen, wäre wirklich mal wieder Zeit für eine Untersuchung ... Und da wollte ich mich bei diesem Forum bedanken! Früher hätte ich mich schon bei der ersten Andeutung in Richtung meines Gewicht gerechtfertigt und wäre fast im Boden versunken. Jetzt versöhne ich mich mit mir selber (wenigstens an manchen Tagen!) und kann viel selbstbewusster durchs "dicke" Leben gehen. Das habe ich Euch zu verdanken, weil mir klar geworden ist, dass ich mich nicht schämen muss... Also: Macht weiter so, ich glaube, es gibt viele "stille" Leser, die von diesem Forum profitieren! Rosa

Schön, dass Du die Kraft gefunden hast, Dich mit Dir und Deinem Körper zu versöhnen. Dass Dir das Forum dabei eine gute Unterstützung ist, beweist das wieder einmal, dass auch die stillen Mitleser davon profitieren können, selbst wenn sie sich nicht aktiv am Forengeschehen beteiligen. Vielleicht findest Du zukünftig häufiger mal den "Dreh", ein wenig mitzuschreiben und zu berichten, wie es Dir geht.

Ich freue mich, dass du dich so schlagfertig gewehrt hast :daumen:

Coole Aktion! :applaus:

diesen Mut hätte ich sicher nicht gehabt.:daumen::bigdaum:

Weiter so, Rosa! Du bist auf einem guten Weg! :daumen:

Wow, das war echt COOL. Gratuliere!

Echt souverän. [I]Wenn ich irgendwann einmal das nötige Vertrauen zu Ihnen habe... [/I]Den muss ich mir gut merken. Der fasst doch so ein Patienten-Arzt-Verhältnis auch wirklich gut zusammen und weist auch darauf hin, dass auch ein Arzt sich dieses Vertrauen erst einmal verdienen muss.

Hm-hm, gefällt mir auch gut. Sich abzugrenzen ist für viele Menschen eine schwierige, lebenslange Aufgabe; Du bist auf einem guten Weg. Und schön auch, dass Dir das Forum dabei eine Hilfe war. LG Brit

Vielen Dank für die netten Antworten! Ich bin im Nachhinein wirklich froh, dass ich so reagiert habe, weil ich den Arzt inzwischen (ich war zwischenzeitlich noch einmal bei ihm) immer mehr als gründlich und gut einschätze. Wäre schade gewesen, wenn ich mich von seiner ersten Aussage hätte schrecken lassen und nicht wieder zu ihm gegangen wäre. Vor zwei Jahren wäre ich wahrscheinlich hochrot geworden, hätte mich tausendmal entschuldigt, irgendwie die Untersuchung hinter mich gebracht und wäre nicht wieder zu ihm gegangen. Heute habe ich selbstbewusster und sicherer reagiert und habe einen guten Arzt gefunden. Das habe ich bestimmt nicht ausschließlich diesem Forum zu verdanken, aber doch zu einem guten Teil. Weil ich hier viele Denkanstöße bekommen habe, dass ich mich nicht schämen muss, nur weil ich dick bin. Ich finde mein Gewicht immer noch nicht "toll", aber ich kann mich damit arrangieren. Schade, dass mir das nicht schon 20 Jahre früher möglich gewesen ist... Liebe Grüße Rosa