Wie geht ihr mit Stress um?

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  • Aus aktuellem Anlass, bin mitten in der Prüfungsphase :) Ich habe immer das Problem, dass ich mich reinsteigern muss, weil ich sonst das Gefühl habe nicht genug getan zu haben. Ich kann auch nicht richtig abschalten, obwohl Lernpausen wichtig sind. Gerade jetzt beim Schreiben gehe ich in Gedanken den Stoff durch, obwohl ich eigentlich mal ein halbes Stündchen abschalten wollte. :( Oder es gibt ja für jeden von uns Tage, wo man gar nicht weiß was man zuerst machen soll und trotz durchorganisieren und planen nicht weiß, wo einem der Kopf steht und man denkt nichts geht mehr. Mitlerweile habe ich schon Schlafstörungen, träume von fiktiven Prüfungssituationen und bin meist schon gegen 5Uhr wach, weil ich einfach den Drang habe "Lerne weiter!" Mal davon abgesehen, dass ich tagelang null Appetit hatte und dann wieder auf ein Mal so einen Hunger, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster a la Pizzaservice zurückfalle. Ich habe es gestern Abend mal mit Muskelentspannungsübungen und Meditation versucht, dazu leichte ruhige Jazzmusik aufgelegt. Aber lange hat das nicht geklappt...dieser Teufel in meinem Kopf hört nicht auf zu sagen "Du musst lernen bis zur letzten Minute, du darfst dich nicht entspannen!" :eek: Ich hab schon ernsthaft überlegt, ob ich schon in Richtung Burn Out unterwegs bin, aber ich beobachte dieses Verhalten nur in Prüfungsphasen bei mir, sonst bin ich mit meinem Studium zufrieden und kann alles super koordinieren und auch mal abschalten. Aber immer, wenn es um was geht...drehe ich mental durch. In der Prüfung selbst gehts dann wieder, aber vorher Horror.
  • Solche Kopflosigkeit ist nicht schön, da hast du wohl recht. WEißt du denn, woran das liegt bei dir? Was das "nicht-entspannen-können" angeht - hast du dir denn einen Zeitplan erstellt, wo definiert ist, wann du genau lernst und was du wann lernst? Du kennst ja deine Schwachpunkte und weißt wie lang du ungefähr brauchst, um den Stoff durchzuackern. Auch wenns vielleicht schwer fällt, ist das wohl die beste Strategie, genau zu definieren, was man wann macht, wann man arbeitet, wann man Pause macht, und mit sich selbst einen "Vertrag" aufsetzt, dass man selbst weiß, was einem gut tut und sich an den Plan hält - ohne schlechtes Gewissen. Wenn man genug Selbstvertrauen aufbringen kann (ich weiß, wie viel Zeit ich zum Lernen brauche - mein Plan ist richtig!), sollte man relativ ruhig auf die Prüfungen hinarbeiten können... Hey- du schaffst das schon! War doch bisher auch immer so, oder? ;) Gruß Dani
  • Hallo Sassy, das klingt noch ziemlich vertraut *schauder*... Für die akute Stresssituation habe ich zwei Tips, die sich meiner Erfahrung nach bewährt haben - der erste bei mir, der zweite auch bei anderen Leuten. Wenn du schlecht schlafen kannst, kann ich dir ein Bachblüten Rescue Spray Nachtempfehlen. Ich stehe "all diesen" Sachen sehr kritisch gegenüber, teste aber gerne und bin von diesen Bachblüten sehr überzeugt. Mein Schlaf ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit und das hilft mir. Der zweite Tipp bezieht sich auf das Lernen. Ich würde mir an deiner Stelle einen Plan B klar machen - also - was passiert, wenn ich nicht bestehe, welche Wege gibt es dann und bei allen Nachteilen - welche Vorteile könnten diese Wege für mich haben. Das entspannt wirklich! Viel Erfolg! wollmaus
  • Oh je viel raten kann ich dir nicht aber ich wünsche dir viel Glück für die Prüfung :daumen:.
  • Normalerweise arbeite ich immer mit einem Zeitplan. Und plane auch Pausen mit ein. Ich lerne beispielsweise gerne von früh um 10 erstmal bis um halb 1, mache dann Mittag und lerne danach bis 16Uhr, wieder kleine Pause und dann abends nochmal bis 22Uhr und versuche dann nochmal eine halbe Stunde abzuschalten bevor ich ins Bett gehe. Mein Problem ist eher, dass ich nicht weiß, wann es genug ist. Habe ich eine Woche Zeit nutze ich die genauso intensiv wie sechs Wochen, nur damit ich hinterher nicht zugeben muss "Hey da und da hast du nichts gemacht!" :( Habe eigentlich immer gute Ergebnisse soweit, mich nervt es nur so, dass ich nicht so locker mit der Situation umgehen kann wie manch andere meiner Kommilitonen. Ich hatte auch gestern erst eine Prüfung, für die ich drei Wochen lang gebüffelt habe und dann hat die Dozentin so dumme Fragen gestellt, dass ich all mein Wissen gar nicht ausführlich zeigen konnte, sondern nur ausschnittweise. Ich hab mich hinterher so geärgert, dass ich soviel Zeit mit lernen verschwendet habe, weil ich noch so viel hätte auch zu anderen Themen/Fragen sagen können. Ich hab am Ende ne 3.0 bekommen mit der Begründung es wäre zu oberflächlich gewesen, obwohl inhaltlich alles stimmig war. Mal davon abgesehen, dass mich die Frau nicht sonderlich symphatisch fand :( Und ich wette heute Nacht liege ich wieder wach bzw. stehe um 6 auf um nochmal 2h lernen zu können.
  • Ich bin grade auch in der Prüfungsphase und kann gut nachvollziehen, dass du Stress hast. Allerdings muss ich sagen, beim lesen dachte ich vor allem, dass du wirklich extrem viel von dir verlangst - um nicht zusagen zu viel. Ich bin jedenfalls nicht viel mehr als 2 Stunden am Stück wirklich aufnahme- und voll konzentrationsfähig... Was mir hilft ist ein Plan zum Tagesablauf, in dem ich eben 2 bis maximal 3 Lernblöcke a zwei Stunden pro Tag und ansonsten auch Mahlzeiten und Pausen fest einplane. So aufgeregt und auf die Prüfungssituation fixiert wie du es beschrieben hast bin ich eigentlich erst am Tag vorher bzw. in der Nacht :rolleyes:. Was mir den Kopf eher frei macht zwischendurch ist Bewegung, am besten auch draussen. Also eine Runde spazieren gehen, oder ähnliches und dann setzen sich auch die gelesenen/gelernten Inhalte besser bei mir. Und wenn dir dabei wieder Gedanken zu den Prüfungsthemen durch den Kopf gehen, würde ich mir deswegen auch nicht so einen Druck machen, sondern versuchen es vielleicht Meditations-mäßig anzugehen und diese Gedanken "wie Wolken am Himmel vorüberziehen lassen". Viele Erfolg jedenfalls noch für dich! :daumen:
  • Mir geht es wie dramaqueen, dein Stundenplan erscheint mir sehr voll. Arbeitseifer in Ehren, aber lernen allein bringt wenig, wenn man das Gelernte nicht anwenden kann. Wenn du schreibst, dass du dein Wissen nicht zeigen konntest - lag es daran, dass etwas völlig neues in der Prüfung dran kam oder war es eine Transferaufgabe? Hast du eine Lerngemeinschaft? Mir hat es immer sehr geholfen, den Stoff mit anderen zu besprechen. Erst dabei fällt meistens auf, wo wirklich Lücken und wo Stärken sind.
  • Phasenweisen Stress halte ich für ganz normal. Wenn ein wichtiges Projekt ansteht, kann ich auch nicht die Finger davon lassen, bis es steht. Das kann mal über eine längere, mal über eine kürzere Phase sein. Wenn das kein Dauerthema ist, finde ich daran nichts schlimmes.
  • Ja die gute Frau hat Fragen gestellt, die nichts mit dem Stoff direkt zu tun hatten bzw. dann so komisch formuliert, dass ich mitunter kurz nachdenken musste, bevor ich dann aber richtig geantwortet habe. Dazu hat sie mich nie ausreden lassen, was ich sehr frech fand. Inhaltlich habe ich alle Fragen richtig beantwortet, ich war ihr wahrscheinlich einfach nicht perfekt genug, weil ich vieles mit eigenen Worten erklärt habe und nicht einfach den Stoff 1:1 vorgebetet habe :( Ich weiß auch, dass ich womöglich zu hohe Ansprüche an mich selbst habe, aber irgendwie komme ich davon nicht weg. Ich definiere mich sehr stark über Erfolg im Studium, darüber dass sich mein Ergeiz auch lohnt, gerade weil ich dadurch wahrscheinlich auch mein fehlendes Körper-Selbstwert-Gefühl kompensiere. Ich beneide Leute, die sagen "Ach hauptsache ich komme irgendwie durch!" oder "Egal, dann mache ich die Prüfung halt nochmal!"...ich denke mir immer nur "So gut wie möglich zu sein!" Naja was solls. Morgen um die Zeit ist alles vorbei. Ich versuche mir immer zu sagen "Du hast dich gut vorbereitet, alles andere ist Glück!" oder "Was du hast sind Luxusprobleme, andere fragen sich wie sie den nächsten Tag rumkriegen, weil sie nichts haben!" :-o In Lerngruppen habe ich festgestellt kann ich nicht lernen, weil bei mir dann der Eindruck entsteht es drauf zu haben obwohl die Gruppe die Leistung erbracht hat. Ich muss das schon für mich alleine irgendwie begreifen können. Wie gesagt im Semester selber ist alles i.O. Null Druck, zu schaffendes Pensum und Freizeit bleibt auch genug. Aber vor Prüfungen isses bei mir dann eben ganz extrem.
  • Es kommt zwar immer auf das Fach an, aber bei mündlichen Prüfungen geht es eigentlich um das große Ganze. Wenn man die Zusammenhänge verstanden hat, und dies auch darstellen kann, sollte es kein Problem sein. Viele Leute, die ich kenne, beißen sich an Details fest, z.B. lernen sie sämtliche mathematische Beweise auswendig, aber wenn man sich mal vor Augen führt, welcher Stoff in ca 30 Min abgefragt werden soll, ist schon klar, dass da nicht ins Detail gegangen werden kann. (Um bei der Mathematik zu bleiben: es können eigentlich nur die Beweisideen/ansätze abgefragt werden...) Erst wenn der Prüfer merkt, da und dort sind Schwächen, oder derjenige hats nicht drauf, bohrt er unter Umständen nach. Also: Worum dreht es sich in dem Fach/der Vorlesung? Was sind die Hauptthemen? Wie sind die Teilthemen miteinander verknüpft? Am besten lerne ich, wenn ich den Stoff so aufarbeite, dass ich ihn selbst darstellen kann, quasi als Vortrag. Dazu stelle ich mir selbst Fragen und beantworte sie - ich schlüpfe quasi in die Rolle des Prüfers. Zum Beispiel Polynominterpolation aus der numerischen Mathematik: Welche Probleme sollen dadurch gelöst werden? Warum gerade Polynome, was ist der Vorteil? Wie geht der Ansatz? (Es entsteht ein lineares Gleichungssystem.) Wovon hängt die Lösung ab? Welche verschiedenen Lösungsansätze gibt es? (Basiswahl des Polynomraums) Worauf muss ich achten, wo kann es zu Problemen kommen? Was ändert sich, wenn ich eine Stützstelle ändere? Wie kann ich das Verfahren vereinfachen? ... So teile ich den Lernstoff in Themen auf, die ich dann jeweils durcharbeite, dann zusammenfasse und quasi als Vortrag vor meinem inneren Ohr rekapituliere, am besten bei einer Joggingrunde im Wald - Sauerstoff verbessert die Hirnleistung.
  • Das Thema war Die Pfarrei im Spätmittelalter und der Reformation. Richtig WAR...denn ich habs hinter mir. Und da ich grundlegende Punkte des Seminars verinnerlicht und noch Zusatzinfos mit einwerfen konnte was z.B. den Forschungsstand angeht, war ich sogar schon 10Min. eher fertig. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich ohne lernen auch so ein super Ergebnis gehabt hätte, aber es hätte schon für ne gute 2 gereicht sich die Seminarnotizen nochmal anszuschauen. Aber ich sichere mich auch lieber in alle Richtungen ab, eben weil viele nachboren. :-D
  • Wäre euch trotzdem weiterhin dankbar für ein paar Tipps, mit denen ich es in Zukunfst vermeide von normalem Lernen bis hin zum Wahnsinn zu gelangen ^^
  • Ich empfehle die psychotherapeutische Beratungsstelle an der Uni. Die Leute haben sehr viel Erfahrung und bieten meist Kurse zu solchen Themen an. Das geht nämlich einer Menge Studenten so.
  • Das witzige an der Sache ist, dass ich selber 5 Semester lang Psychologie hatte und eigentlich weiß, dass ich mir selbst den Druck mache. Ich werd mir aber fürs Erste mal so einen Nerven/Schlaf Tee zulegen. Der hatte damals vorm Abi gut geholfen. Und wenn das nichts bringt muss ich mal wieder eins, zwei Entspannungsübungen mehr einplanen. :-D
  • Ich studiere ja nun eine ganze Weile und so komplett raus habe ich es nicht. Auch wenn Prüfungsangst/Referatspanik sich zum Glück mittlerweile in Grenzen hält. Aber man hat immer das Gefühl, nicht alles drauf zu haben. Je nach Fach spekulieren die ja auch damit. Kenne auf jeden Fall kaum jemanden, dem es nicht so geht. Kurz vor ganz entscheidenden Prüfungen schlafe ich in der Nacht auch maximal 1,5 Stunden. Habe es mir mal anders vorgenommen, aber das klappt nicht so recht. Zur Ruhe komme ich ey nicht und ich persönlcih bin da dann in der Klausur dann alleine Aufgrund des Adrenalins am leistungsfähigsten. Zum Glück sind nicht alle Klausuren/Prüfungen so extrem. So in meinem Kommilitonenkreis herrscht auch die Hoffnung auf einen Job, bei dem man einen tatsächlichen "Feierabend" hat. Also abends Büro abschließt und erst am nächsten Morgen wieder hin muss um was zu tun z.b. Im Studium ist es ja eher so, dass man IMMER irgendwas zu tun haben könnte sollte. Irgendein Text ist immer zu lesen oder nochmal zu recherchieren oder Formeln auswendig zu lernen etc. Das nimmt ja kein Ende.
  • Ich habe festgestellt, dass mich Putzen innerhalb der Prüfungen wenigstens für eins, zwei Stunden entspannt. Meine Wohung ist dann dementsprechend noch ordentlicher als sonst schon :-D Ja das ist das Los mit einem Studium. Richtig Ferien hatte ich das letzte Mal auch in meiner Schulzeit, zuletzt in der Zeit nach dem Abi, so mit in den Urlaub fahren, abschalten etc. Man muss ja meistens eh immer tausend Hausarbeiten schreiben, hat Praktika und und und. Deswegen ja auch der Ausdruck "vorlesungsfreie Zeit" und NICHT "Semesterferien" :( Ich bin regelrecht froh, wenn die deadlines für die Seminararbeiten rum sind und man wenigstens noch eine Woche "frei" hat. Allerdings ist die meistens auch schon wieder mit Lektüre für die neuen Kurse verplant. Bei mir ist es auch nicht bei jeder Prüfung extrem. Komischerweise habe ich sogar die ein oder andere gehabt, bei der es mir egal wie wie ich die bestehe, allerdings ging es da auch nur ums bestehen bzw. die Note war nicht wichtig für meinen Abschluss. Aber sobald es um was geht, dann gehts bei mir auch immer zwischen "Du schaffst das schon!" und "Du hast das noch nicht drin!" hin und her, obwohl ich schon wochenlang am Vorbereiten bin. :confused: In diesem Sinne...ich muss noch fünf Seiten heute schaffen...
  • Und es wird nach dem Studium tatsächlich noch schlimmer :rolleyes: Im Nachhinein kommt mir der Stress im Studium vor wie die sprichwörtliche gute alte Zeit... Lustigerweise war meine Wohnung auch besonders sauber in den Prüfungszeiten :wisch:
  • Ich habe mal diesen alten Thread wieder aus der Versenkung geholt, weil ich denke, dass mein Anliegen hier gut hinein passt. Kleine Vorwarnung, das wird ein langer Text. :rolleyes: Ich bewege mich z.Z. in den letzten Zügen meines Studiums (Lehramt). Ich habe eine Fachrichtung komplett abgeschlossen (Geschichte), besuche die letzten beiden Veranstaltungen in meinem Zweitfach (Philosophie) und muss nur noch ein Praktikum absolvieren und zwei Hausarbeiten zu je 10-15 Seiten schreiben. Außerdem schreibe ich an meiner Zulassungsarbeit für die Prüfungen zum ersten Staatsexamen. Das heißt, das sollte ich. Ich habe alle notwendigen Recherchen angestellt, die Literatur beisammen und müsste mich eigentlich nur endlich aufraffen jeden Tag um die 3-5 Seiten zu schreiben. Der Abgabetermin ist am 31.1.2012. Vorher muss die Arbeit dreifach gedruckt und gebunden werden, je ein Exemplar für jeden Prüfer und ein Exemplar für das Landesprüfungsamt. Ich ging bei der Planung vor wie immer, wenn ich wissenschaftlich arbeite. Ich führe Recherchen durch, sichte die Literatur, die Quellen, erstelle eine Gliederung und mache mir einen Zeitplan, wann ich welchen Punkt bearbeitet haben möchte. Dann fange ich an und komme immer sehr gut durch. Probleme beim Schreiben habe ich bis jetzt nie gehabt, selbst für mich uninteressante Themen beackerte ich, weil ich es musste. Ich muss dazu sagen; ich liebe mein Examensthema. Ich befasse mich mit Stadtgeschichte, dazu gibt es kaum Forschung. Meine Betreuer waren sofort begeistert und gaben mir das Gefühl mir zu vertrauen, obwohl ich sie vorher aus keinen Seminaren kannte. Außerdem sagte mir einer der Beiden im Gespräch, dass das meine Chance wäre, eben weil ich eine Lücke in der Stadtgeschichtsforschung füllen würde. Ich konnte schon viel aus Quellen herausfinden und entsprechend deuten. Es macht mir Spaß daran zu arbeiten, weil es mich einfach interessiert. Ich schreibe über den Umgang der Bürger und Einwohner der Stadt Halle/Saale mit Katastrophen z.B. der Pest, Stadtbrände bzw. Überschwemmungen (1680er Jahre). Seit nunmehr fast drei Wochen habe ich mir vorgenommen mit dem Schreiben zu beginnen und ich habe bis jetzt gerade mal eine Seite schreiben können. Ich konnte mich einfach nicht aufraffen, obwohl ich Spaß an dem Thema habe. Außerdem muss ich noch Quellentranskriptionen machen, die sich mehr als schwierig gestalten, weil ich noch nie mit historischen Handschriften gearbeitet habe und mir das quasi selbst noch beibringen muss. Auch das schiebe ich seit Wochen vor mir her. Ich habe bereits Kommilitonen um Hilfe gefragt, die aber selbst so ausgelastet sind, dass sie mir das nicht abnehmen können. Als mein Betreuer mich fragte, ob ich mit den Handschriften klar komme wollte ich nicht dumm dastehen und habe mit "Ja geht so, aber wird schon!" geantwortet. Diese Woche wollte ich voller Tatendrang beginnen, musste aber noch mein letztes Praktikum beantragen. Dazu braucht man die Unterschrift der beiden Fachdidaktiken. Leider hat einem meiner Dozenten mein letzter Praktikumsbericht nicht gefallen und bat mich diesen zu überarbeiten. Daraufhin wollte mir die Verantwortliche des Praktikumsamts keine Stelle vermitteln, weil ich ja demnach das erste Praktikum nicht abgeschlossen hätte. Ich war wieder so aus der Bahn geworfen, dass ich wie in Trance gestern den Bericht überarbeitet habe und nur noch daran denken konnte: "Was ist, wenn der Dozent es nicht schafft den Bericht bis 1.11. zu lesen, dann musst du ein weiteres Semester auf dein Praktikum warten und wirst erst 2014 fertig. Noch ein Jahr länger!" Dazu muss ich anmerken, dass ich mein Praktikum schonmal um ein Semester verschieben musste, weil die Didaktik unterbesetzt ist und zu viele Studenten da sind. Ergo...wurde mein Bericht nicht fristgerecht kontrolliert und ich konnte die Bewerbungsdeadline für die Anmeldung zum Praktikum nicht einhalten. Kurzum ich fühle mich in dieser Situation gerade sehr gestresst und auch irgendwie hilflos. Wieder Verzögerung, weil ich durch das Gehetze zwei Tage lang nicht mehr klar denken konnte. Immer nur "Du machst noch ein Jahr länger!"...und das will ich ehrlich gesagt nicht. Ich möchte meinen Abschluss machen, um mich als Doktorantin zu bewerben. Und ich möchte nicht noch ein Jahr dranhängen, obwohl ich nicht müsste, nur weil ich den Personalmangel am Ende ausbaden darf. Etwas anderes kommt auch noch hinzu. Ich fühle mich in der letzten Zeit innerlich einsam. Obwohl ich ständig von Menschen umgeben bin, die ich liebe und schätze, also regelmäßige Sozialkontakte habe, geht es mir manchmal hundeelend. Fressanfälle inklusive..und das ist kein gutes Zeichen. Ich habe auch schon mit einer Freundin darüber gesprochen. Über alles. Auch darüber, dass ich mich hier wohlfühle, in der Stadt, an meiner Uni..und ungern weg möchte. Sie vermutete, dass mein Unterbewusstsein diese Angst vor Veränderung gespeichert hat und mich, mein Handeln und Denken manipuliert, denn jede geschriebene Seite meiner Arbeit bringt mich meinem Abschluss näher, und dann müsste ich vielleicht weg und das möchte ich ja nicht. Jetzt ist dem aber nicht mehr so. Ich habe einen guten Drat zu einigen Dozenten und mit einem schon über mein Dissertationsvorhaben gesprochen. Dummerweise ist das mein Erstprüfer bei der wissenschaftlichen Zulassungsarbeit. Jetzt mache ich mir den Druck ihn beeindrucken zu müssen, damit er nicht denkt, dass da viel heiße Luft, aber nichts dahinter ist. Dazu eben immer diese unbestimmte Sehnsucht, ein "inneres Umtreiben"..ich schlafe schlecht ein, dann aber halbwegs 6h durch. Dazu kommt noch, dass ich unglücklich verschossen bin. Da ist leider nichts zu machen. Ich glaube auch kaum, dass derjenige überhaupt weiß, wer ich bin. Ich halte mich von ihm fern, nachdem wir zwei Semester lang zusammen ein Seminar hatten. Er ist Tutor und hat Familie. Ich habe für mich beschlossen ihn abzuhaken und still vor mich hin zu leiden, und ihn hoffentlich irgendwann zu vergessen. Noch ein Mienenfeld mehr. Denn Gefühle lassen sich bekanntlich nicht einfach abschalten, auch wenn sie nur oberflächlicher Natur sind. Ich habe mir für das lange Wochenende vorgenommen jeden Tag eins, zwei Seiten zu schreiben, denn mich macht das fertig, dass ich auf einmal ein Verhalten an den Tag lege, dass ich nicht von mir kenne. Ich habe in meinem Studium über 25 Seminararbeiten geschrieben, bisher hatte ich nie Probleme. Ich ging immer zielstrebig und strukturiert an die Sache und war am Ende immer mit mir und dem Resultat zufrieden. Mein Umfeld glaubt an mich, ist begeistert wenn ich von neuen Quellenfunden etc. erzähle. Im November halte ich gleich zwei Vorträge zu meinem Thema, einmal innerhalb eines Forschungskolloquiums und auf einer studentischen Tagung, die wir selbst organisieren. Das konnte ich ohne Probleme vorbereiten, auch die Skripte...null problemo. Kann sich jemand darauf einen Reim machen? Muminfrau, vielleicht verstehst du ja als Akademikerin ungefähr meine Situation? Aber gerne auch alle anderen! Ich musste mir das jetzt mal von der Seele schreiben.
  • Ich bin zwar nicht Mumifrau aber du hast ja gesagt, auch andere Antworten sind dir willkommen [size=8]und nebenbei bin ich inzwischen Diplom-Psychologin und damit sowohl Akademikerin als auch hoffentlich halbwegs dafür ausgebildet, das Verhalten und die Beweggründe von Menschen zu verstehen oder vielleicht auch ein bisschen erklären zu können...[/SIZE] Was mir beim Lesen deines Beitrags spontan durch den Kopf ging war: Das kenne ich von mir selbst und speziell auch aus dem Studium, nicht nur von der Diplomarbeit sondern teilweise auch schon von vorherigen Arbeiten. Wenn ich mir das so überlege, was dich gerade alles beschäftigt, dann finde ich es nihct so überraschend, wenn du in dieser Situation vielleicht mal nicht so reibungslos fuktionierst wie sonst in der Regel. Ich denke ähnlich wie vermutlich deine Freundin, diese Zulassungsarbeit zu schreiben ist doch ein wichtiger Punkt in der Abschlussphase deines Studiums, das heißt es geht dem Ende der Studienzeit entgegen. Damit ist sicherlich viel Positives verbunden, endlich nimmt die ganze Plackerei ein Ende und der erfolgreiche Abschluss ist zum Greifen nahe. Aber gleichzeitig bedeutet das ja auch, dass eine neue Phase beginnt und vermutlich auch die eine oder andere eventuell grundlegende Änderung steht damit ebenfalls an. Das bedeutet in jedem Fall einen Abschied von Altbekanntem und eine gewisse Verunsicherung angesichts des unbekannten Neuen. Dazu kommen dann noch die anderen von dir beschriebenen "Kleinigkeiten" deines Studentenlebens und dann auch noch Gefühlschaos wegen der unglücklichen Liebe. Das alles zusammen ist für mein Empfinden eine ganze Menge Holz und ich könnte mir vorstellen, dass dein Problem mit dem Schreiben Ausdruck einer gewissen Überforderung sein könnte, die ich mehr als nachvollziehbar finde. Auch übermäßiges Essen oder Fressanfälle kenne ich als Folge von Überforderung die zunehmend zu Spannung führt bzw. den Versuch diese dann abzubauen/zu regulieren. Ich selber hatte solche Phasen wie gesagt auch mehrmals im Laufe meines Studiums. Wenn ich das dann irgendwann realisiert hatte, habe ich versucht soviel Druck wie möglich rauszunehmen, in dem ich alles was nicht unbedingt notwendig war an Stress/Belastung weggelassen habe. Außerdem habe ich mich bewusst bemüht, mir trotz allem genug Auszeiten zu gönnen und mich möglichst gut selbst zu versorgen (ausreichend Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten, genug Pausen etc.). Ich frage mich, ob es beispielsweise für dich nicht zur Not auch die Möglichkeit gäbe, die Abgabefrist für die Arbeit zu verlängern? Falls du wirklich nicht rechtzeitg fertig werden solltest, könntest du dann nicht einfach ein paar Wochen später abgeben? Oder bedeutet das bei dir dann auch wieder eine Verlängerung der gesamten Studienzeit? Dann diese Sache mit dem zu spät kontrollierten Bericht: könntest du um sowas zu vermeiden nicht dem Dozenten mitteilen, wie wichtig die rechtzeitige Absegnung seinerseits ist, damit du nicht ein Jahr verlierst? Es kann doch nicht sein, dass du Fristen einhältst und dann aber daran scheiterst, dass die Dozenten zu viel zu tun haben... Schlimm genug, dass dir das schonmal widerfahren ist, da kann ich deine Befürchtung gut verstehen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Dozenten sehr verständnisvoll reagieren, wenn man sich persönlich an sie wendet und die Dringlichkeit darlegt. Wäre also bestimmt einen Versuch wert, oder? Jedenfalls denke ich es ist schon ein wichtiger Schritt getan, indem du dir die Sache mal bewusst gemacht hast und dir Rat holst bei Freunden und hier im Forum. Außerdem könntest du dich ja mal an die Studienberatung oder die psychologische Beratungsstelle deiner Uni wenden. Die kennen sich mit dieser Problematik ganz sicher bestens aus und du bist auch bestimmt nicht die Einzige, die sich mit solchen Themen dort Rat holt. Vielleicht haben die ja noch den einen oder anderen hilfreichen Tip, wie du einen guten Weg aus deinen momentanen Schwierigkeiten findest und zurück zu deinen Stärken kommst. Ich wünsche dir alles Gute, ganz viel Kraft und dabei auch genug Gelassenheit für diese Phase! :daumen:
  • [quote='dramaqueen','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=111317#post111317'] Ich frage mich, ob es beispielsweise für dich nicht zur Not auch die Möglichkeit gäbe, die Abgabefrist für die Arbeit zu verlängern? Falls du wirklich nicht rechtzeitg fertig werden solltest, könntest du dann nicht einfach ein paar Wochen später abgeben? Oder bedeutet das bei dir dann auch wieder eine Verlängerung der gesamten Studienzeit?[/QUOTE] Es kann in Extremfällen z.B. Krankheit, Trauerfall, Schwangerschaft etc. sein, dass man diese Arbeit verlängern kann. Allerdings ist das wie gesagt keine normale Hausarbeit, sondern eine Arbeit, die beim Landesprüfungsamt angemeldet ist und für die ich eben diese Zeit habe. In den Bestimmungen lese ich nichts über die Möglichkeit aus anderen Gründen die Arbeit zu verlängern. Hier steht: [I]"Auf Antrag kann die Bearbeitungsfrist aus wichtigen Gründen, die der Prüfling nicht zu vertreten hat, um bis zu einem Monat verlängert werden. Die Gründe sind dem Landesprüfungsamt unverzüglich anzuzeigen und zu belegen."[/I] [quote='dramaqueen','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=111317#post111317']Dann diese Sache mit dem zu spät kontrollierten Bericht: könntest du um sowas zu vermeiden nicht dem Dozenten mitteilen, wie wichtig die rechtzeitige Absegnung seinerseits ist, damit du nicht ein Jahr verlierst? Es kann doch nicht sein, dass du Fristen einhältst und dann aber daran scheiterst, dass die Dozenten zu viel zu tun haben... Schlimm genug, dass dir das schonmal widerfahren ist, da kann ich deine Befürchtung gut verstehen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Dozenten sehr verständnisvoll reagieren, wenn man sich persönlich an sie wendet und die Dringlichkeit darlegt. Wäre also bestimmt einen Versuch wert, oder?[/QUOTE] Ich versuche immer persönlich mit den Dozenten zu sprechen, aber bei diesem geht das oft nicht. Er ist nur Lehrbeauftragter und nebenbei immer noch als Lehrer tätig, demnach oft im Stress und nicht immer erreichbar. Also bleibt mir nur die Möglichkeit ihn vor bzw. nach seinen Seminaren abzupassen, zwischen Tür und Angel mit ihm zu reden. Jetzt habe ich ihm heute Morgen den Bericht gegeben und er hat ihn auch gleich kontrolliert. Jedenfalls hatte ich eine Mail, dass er mich am Dienstag dringend dazu sprechen möchte. Das klingt schon fast so, als würde ihm wieder etwas nicht passen. Ich hab schon richtig Angst, dass er mir wieder sagt "Saskia (er duzt mich, also nimmt er mich wahrscheinlich nichtmal ernst!) das geht aber so nicht!" und mir dann wieder "im Weg steht". Noch dazu ist unsere Didaktik in der Regel sehr pedantisch, was die Bewertung der Studierenden angeht. Da werden Berichte zurückgegeben mit dem Satz "Bitte nochmal überarbeiten!" und wenn man dann in den Bericht schaut, sind Kleinigkeiten am Ausdruck unterstrichen (oder gar nichts) oder nur Fragezeichen am Rand. Keine Verbesserungsvorschläge, keine Erklärungen. Man soll es nur nochmal und anders machen, bekommt aber nicht erklärt wie. Dazu fehlt ja die Zeit.:( Ich nenne das Schikane. Dazu kommt, dass ich wie gesagt den ersten Bericht mühelos bestanden habe (bei einem anderen fest angestellten Dozent, der auch die Richtlinien fürs Schreiben der Berichte festgelegt hat) und ich wieder nach diesen Richtlinien gearbeitet habe, es allem Anschein nach aber jetzt falsch ist. Meine Freundin hat mir erzählt, dass sie auch gesagt bekam, welche Punkte sie beim Bericht bearbeiten soll und als sie das dann gemacht hatte, wurde ihr vorgeworfen nicht den ganzen Bericht komplett bearbeitet zu haben und was sie sich eigentlich einbildet nur Teile zu bearbeiten. Von der Vereinbarung wusste der Dozent dann angeblich nichts mehr. Auch ich sollte nur zwei Teile überarbeiten, mal sehen ob es mir dann ähnlich ergeht. Heute Hüh, morgen Hopp. Und wieder mal fühle ich mich machtlos. Man ist ja auch abhängig von den Dozenten und möchte es sich da ungern verscherzen. Es kann natürlich sein, dass ich meine Fähigkeiten was das Formulieren von Seminararbeiten und Berichten angeht vier Jahre lang maßlos überschätzt habe und immer das Glück hatte, bei besondern milde gestimmten, studentenfreundlichen Dozenten abzugeben. Jetzt habe ich schonwieder Kopfweh. :(
  • [quote='Sassy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=111346#post111346'] Hier steht: [I]"Auf Antrag kann die Bearbeitungsfrist aus wichtigen Gründen, die der Prüfling nicht zu vertreten hat, um bis zu einem Monat verlängert werden. Die Gründe sind dem Landesprüfungsamt unverzüglich anzuzeigen und zu belegen."[/I] [/QUOTE] Bei Diplomarbeiten im naturwissenschaftlichen Bereich werden die 4 Wochen Verlängerung oft schon eingeplant. Lass dich krank schreiben.

    Einmal editiert, zuletzt von babelfish ()

  • Ich kann mich babelfish nur anschließen: lass dich kank schreiben. Wenn du deinem Hausarzt die Situation und wie es dir damit geht erklärst, dann wird er das ganz bestimmt tun. Zumindest wäre dann mal ein bisschen Druck raus und du hättest etwas mehr Zeit für diese Arbeit. Das andere Thema mit dem Praktikumsbericht klingt wirklich reichlich kompliziert und ich drücke dir fest die Daumen, dass das Gespräch diesmal positiv verläuft. Falls das nicht so sein sollte und deine Befürchtungen sich bestätigen bleibt dir wohl nicht viel, als zumindest zu versuchen das alles nicht allzu persönlich zu nehmen. Wie du schon schreibst scheint das ja mit einer ziemlichen Willkür gehandhabt zu werden und somit kann es kaum an dir und deinen Qualitäten liegen.
  • Ich rate Dir auch zu einer Krankschreibung. Habe ich bei meiner Magisterarbeit damals auch gemacht bzw. machen müssen, weil meine Kräfte nicht mehr reichten, ich mich zu sehr unter Druck setzte und damit dann erst recht nicht weiter kam. Der zusätzliche Zeitpuffer tat mir gut, ich konnte klarere Gedanken fassen. Glücklicherweise stand auch mein Prof sehr hinter mir und gab mir zu verstehen, dass er meine Arbeit bisher wirklich gut fand und ich mir eigentlich keine Sorgen zu machen bräuchte.