Esskultur

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  • [FONT=Verdana][size=10]In der letzten Zeit ist mir aufgefallen, dass ich so etwas wie eine Esskultur lange Zeit nicht hatte. Essen selbst diente der puren Nahrungsaufnahme oder der Kompensation, ganz selten nur die Kombination aus Nahrungsaufnahme und Genuss. Richtig essen gegangen bin ich sehr selten mal –meist war es wenn, dann etwas "zwischendurch" essen oder aber "nebenbei".[/SIZE][/FONT] [FONT=Verdana][size=10]Hin und wieder habe ich mir große Mühe gegeben und richtig etwas Schönes gekocht, doch das war eher die Ausnahme. [/SIZE][/FONT] [FONT=Verdana][size=10]Im Verlauf des letzten Jahres, in dem meine Essstörung immer mehr in den Hintergrund getreten ist und auch andere Veränderungen in mein Leben gezogen sind, begann ich –durch meine Freundin inspiriert-, das Essen zu zelebrieren. Ich esse nun regelmäßig am Tisch und nicht am Schreibtisch oder vor dem Fernseher, das Essen wird in Schüsseln aufgetragen und nicht im Topf und ich nehme mir Zeit zum Essen und versuche, tatsächlich nichts anderes zu tun, als zu essen -und nicht zu lesen oder ähnliches zu tun. [/SIZE][/FONT] [FONT=Verdana][size=10]Ich entwickele eine Esskultur.[/SIZE][/FONT] [FONT=Verdana][size=10]Nun fragte ich mich, ob das ein Sombra-Special ist, so etwas nicht gehabt zu haben oder ob dieses Phänomen (egal, ob mit oder ohne Essstörung) ein weiter verbreitetes ist.[/SIZE][/FONT] [FONT=Verdana][size=10]Habt ihr eine Esskultur? Und wie sieht sie aus? Habt ihr Rituale? Speist ihr gemeinsam? Allein? Könnt ihr, wenn ihr allein seid, euch für euch selbst die Nahrungsaufnahme schön machen? Wollt ihr das? Braucht ihr das? [/SIZE][/FONT] [FONT=Verdana][size=10]Man ist gespannt.[/SIZE][/FONT]
  • Als ich noch ein Kind war, haben wir in der Familie so oft wie möglich gemeinsam gegessen. Meine Mutter hat sich auch immer viel Mühe gegeben, das Essen in Schüsseln auf den Tisch zu tragen, weil meine Oma wohl oft nur den Topf auf den Tisch gestellt hatte und auch ansonsten wenig Umstände machte. Ich selber habe kein Problem damit, meine Töpfe auf den Tisch zu stellen, schließlich bin ich als Studentin stundenlang gefahren, um gute Töpfe im Fabrikeinkauf günstig zu bekommen. Nach rund 15 Jahren koche ich immer noch damit, und freue mich immer noch daran, das Geld war damals also wirklich gut angelegt. :) Wenn ich allein bin, esse ich gern vor dem Fernseher oder am Tisch mit einem Buch in der Hand - manchmal habe ich aber auch einfach das Bedürfnis, den Tisch schön zu decken und "das gute Geschirr" zu nehmen. Generell macht mir Essen in Gemeinschaft mehr Spaß. Mit meiner Freundin habe ich zu Singlezeiten einen Mädchenabend eingeführt, bei dem wir jede Woche einmal abwechselnd füreinander gekocht und dann gemeinsam gegessen haben. Heute schaffen wir es zwar nicht mehr immer jede Woche, trotzdem halten wir an dem schönen Brauch immer noch fest.
  • Ich brauch schon drei richtige Mahlzeiten am Tag. Nebenbei essen befriedigt mich irgendwie nicht. Ich mag es schon lieber, wenn ich von ordentlichem Geschirr und mit ordentlichem Besteck esse. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich das "Tafelsilber" raushole (hab auch leider keins), aber es sollte halt zusammenpassen. Während meinen Wohnheimzeiten und als Besucher in WGs bin ich oft mit einem Sammelsurium an altem Geschirr und seltsamen Besteck konfrontiert worden. Das beeinträchtigt für mich schon irgendwie die Qualität der Mahlzeit. Schüsseln auf dem Tisch, finde ich besser als Töpfe. Obwohl mich letztere jetzt auch nicht stören, vorausgesetzt es sind nicht Omas aussortierte und verbeulte aus der Nachkriegszeit. ;) Seltsam finde ich, dass manche Leute sagen, für sie alleine würde sich das Kochen nicht lohnen. Ich wohne alleine und koche daher auch meistens für mich alleine. Ich kann ja nicht jahrelang nichts Warmes essen und darauf warten, bis ich irgendwann mal wieder einen Partner gefunden habe und wir zusammengezogen sind ... Ich ernähre mich komischerweise auch gesünder, wenn ich ein bisschen auf das Drumherum achte. [QUOTE=Boewi]Mit meiner Freundin habe ich zu Singlezeiten einen Mädchenabend eingeführt, bei dem wir jede Woche einmal abwechselnd füreinander gekocht und dann gemeinsam gegessen haben. Heute schaffen wir es zwar nicht mehr immer jede Woche, trotzdem halten wir an dem schönen Brauch immer noch fest.[/QUOTE] Das finde ich schön. Meine Freunde kochen leider nicht so gerne. Wenn ich für andere koche, gebe ich mir schon mehr Mühe als für mich allein. Viele Rezepte eignen sich ja auch nicht für eine Person. Weswegen ich auch häufiger aufwärme oder "Resteverwertung" mache.
  • Meine Esskultur besteht daran dass ich mich keinen Zwängen oder Vorschriften hinsichtlich Essen unterwerfen will. Da bin ich radikal. Ich esse wann ich will und was ich will. Und ich behalte es mir vor, meine Vorlieben zu ändern. Wenn ich reise, versuche ich nur lokale Spezialitäten zu essen und zu trinken. Und ich gebe gerne viel Geld aus für Essen, lieber als für andere Dinge. Ich esse auch mal nebenbei und ich lese auch gerne beim Essen. Ich finde Genuss wichtig, egal wie er daher kommt. Ich persönlich mag Töpfe auf dem Tisch, weil das für mich heimelig und gemütlich ist, mag auch keine Tischdecken und so Gedöns wie Platzteller. Finde ich spiessig. Das ist aber echt Geschmacksache und ich hab schöne Töpfe, schönes Besteck, einen schönen Tisch und ein schönes Esszimmer. Ich habe erst angefangen zu kochen, als ich alleine wohnte. Für mich selbst zu kochen finde ich schön - kann mich sozusagen selbst feiern. Genauso schön ist es gemeinsam zu essen. Ich mag besonders gemeinsam kochen, auch da zelebriert man irgendwie die Mahlzeit. Bei mir im Familien- und Bekanntenkreis wird kein Tischgebet gesprochen, ich fänds gar nicht schlecht. Ich danke manchmal leise dem Tier das für mich sein Leben gelassen hat damit es mir lecker im Curry schmeckt (schäm)
  • Esskultur ist shcon etwas Schönes... Bei mir läuft es darauf hinaus, dass ich mir Dinge kaufe, die in meinen Augen gesünder für mich sind als andere, weil zB keine Zusatzstoffe enthalten sind. Dass ich selbst koche und backe, oder auch mit meinem Partner zusammen. Dass ich dafür sorge, dass das Essen schön angerichtet ist. Und dass ich mir Zeit fürs Essen und dessen Zubereitung nehme. Ich esse gerne in Gesellschaft, koche aber auch für mich alleine. Und ich mache keine falschen Kompromisse, indem ich etwas esse, was mir nicht schmeckt, nur um anderen damit einen Gefallen zu tun.
  • Da meine Eltern beide voll berufstätig sind, gab es bei uns nie dieses feste Essen zu festen Zeiten. Als ich noch zur Schule gegangen bin, waren meine Eltern mit dem Frühstück bereits fertig, als ich aufgestanden bin und meistens schon mit einem Bein aus der Tür raus. Mittagessen hatte ich entweder in der Schule oder zum Schluss in Form von Broten, Gemüse etc. mit. Gemeinsames Abendbrotessen gibt es bei uns auch nicht/gab es auch nie. Da ja wieder alle unterschiedlich nach Hause kommen/gekommen sind. Wir haben das mal eine Zeit lang probiert, aber es hat nie geklappt. Regelmäßig gekocht wird bei uns nur am Wochenende bzw. manchmal auch gar nicht, weil man irgendwo in der Stadt bzw. auf Ausflügen ist. Und da gibts dann meistens nur eine Bratwurst vom Stand. Essen gehen machen wir höchstens zusammen 1,2x im Jahr. Meistens zu irgendeinem Geburtstag oder besonderem Ereignis. Dieses zu festen Zeiten essen kenne ich nur von meiner Oma. Da gabs immer Punkt 7Uhr Frühstück, um 12Uhr Mittag, um 14Uhr Kaffee und um 18Uhr Abendbrot. Und wehe man war nicht pünktlich! Natürlich wurde regelmäßig frisch gekocht und der Tisch schön eingedeckt etc. Und wenn mein Opa dann vom Garten oder von der Arbeit nach Hause kam MUSSTE das Essen auf dem Tisch stehen, sonst bekam der einen Anfall :-D Man isst so natürlich geregelter und regelmäßiger. Aber meine Oma war auch den ganzen Tag zu Hause und hatte Zeit 2x am Tag in den Supermarkt bzw. zum Bäcker zu gehen und alles in Ruhe durchzuplanen und zu kochen. Bei einem Berufsalltag, wo man früh um 7Uhr das Haus verlässt und 18Uhr nach Hause kommt ist das natürlich etwas anders. Da ist meistens nur das Abendbrot, dass gemeinsam eingenommen wird bzw. noch nicht einmal das. Gestört hat mich das allerdings nicht ernsthaft; ich kannte es ja auch nicht anders und habe eher die Prozedur bei meinen Großeltern als unnormal empfunden. Aber es stimmt schon, dass es zur Zeit eher nur um Energiezufur als um Genuss geht. Ich versuche mir auch immer mind. für eine Mahlzeit am Tag richtig Zeit zu nehmen. Meistens das Frühstück, denn ohne gehe ich nicht aus dem Haus. Da koche ich Kaffee und lese nebenbei gemütlich meine Zeitung. Dafür sind dann schon 20-30 Minuten jeden früh eingeplant. Beim Mittagessen bin ich flexibler. Ich brauche auch nicht jeden Tag was Warmes, kann auch mal ein belegtes Brötchen sein oder ein Salat. Meistens esse ich das dann unterwegs. Abends gibts dann meistens Brot mit Aufschnitt, leider oft nebenbei am PC oder beim Hausaufgaben machen. Ich muss gestehen, dass ich selten für mich alleine koche, obwohl ich gut kochen kann. Und wenn dann meistens was Schnelles wie Rührei etc. da ich den halben Tag unterwegs bin und meistens erst gegen 18,20Uhr zu Hause ankomme. Da fehlt mir der Elan mich noch hinzustellen und zu schnibbeln. Ich liebe aber die besondere Atmosphäre beim Essen gehen z.B. Alles ist abgestimmt: das Ambiente, Hintergrundmusik, Essen, Trinken, man unterhält sich gut, der Alltag wird ausgeblendet, die Seele gestreichelt durch freundliche Bedienungen (im Regelfall). Letztes Semester sind meine Freundin und Ich reden Montag in unser Stammlokal zum Mittag essen gegangen. Das war dann immer so unser Wochenritual. :) Leider muss ich gestehen, dass ich am liebsten vor dem TV esse, weil mich das einfach am besten entspannt. Mal abgesehen von dem nervigen Phänomen, dass immer dann Werbung ist, wenn man fertig mit essen machen ist. :mad:
  • Ich hatte lange ein Vorbild vor Augen - eine Frau, die ich überraschend besucht habe und die vor einem toll gedeckten Tisch mit weißem Porzellan, Schüsseln, Blumen und Kerzen saß. Damals habe ich mir geschworen und auch gehalten, dass ich niemals auf dem Topf direkt essen würde. Zu viel mehr Esskultur hat es aber lange nicht gereicht. Die ist erst mit meinem Mann bei mir eingezogen und noch heute ist derjenige, der sich meist mehr Mühe gibt. Wir kochen praktisch täglich frisch und bei ihm gibt es immer noch ein wenig Deko hier und da. Gekocht habe ich allerdings auch schon für mich alleine - dafür koche ich viel zu gerne!
  • Bei Freunden von mir achtet die Frau immer darauf, dass der Tisch angenehm dekoriert ist. Zum Abendessen werden Kerzen angezündet und die Atmosphäre könnte sehr schön sein... wenn nicht die Blicke auf den meistens gleichzeitig laufenden Fernseher gerichtet wären. Das stört mich meistens sehr. So wird die gemütliche Tafelrunde zur Begleiterscheinung des Fernsehabends. Da fällt dann auch die Aufmerksamkeit gegenüber der frisch zubereiteten Mahlzeit flach.
  • wau, die hatten den Fernseher beim Essen an, während du als Gast mitgegessen hast? Nicht schlecht. Ich habe auch zuweilen "Fernsehessen", meistens unter der Woche. Und wir essen dann "schön" am Wochenende. Aber wenn Gäste kommen finde ich einen laufenden Fernseher nervig und unhöflich.