Ein interessantes Gespräch!

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Technische Probleme
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  • Finde ich. :) Ich hatte es heute mit einem sehr lieben Menschen, der sehr sehr dünn ist. Seine dünne Statur ist nicht krankhaft, er ist einfach so, alles ist längt abgeklärt diesbezüglich. Unter anderem kamen wir aufgrund der gestrigen Sendung auf Arte, in denen Menschen mit bestimmten "Makeln" vorgestellt wurden, auf bestimmte Erlebnisse, die wir beide mit unserer "Besonderheit" (er dünn - ich dick) hatten. Ein Aspekt hat mir besonders gut gefallen: Er beschrieb das Leben eines Menschen mit der Möglichkeit in einem symbolischen Flur stehend, verschiedene Türen zu öffnen. Der eine öffnet diese, der andere jene. Jeder aus einer bestimmten Ausgangsposition, aus einem bestimmten Grund, aus bestimmten Interessen heraus. Er meint, ein Mensch mit einer "Besonderheit" wie zum Beispiel der, immer extrem dünn gewesen zu sein, hat sicher viele Türen geöffnet, die ein nicht-dünner Mensch wahrscheinlich nie geöffnet hätte, weil einfach die Notwendigkeit dazu nicht bestand. Kurzum: Seine körperliche Statur, mit der er als junger Mensch sehr gehadert hat, war der Grund für ihn, viele dieser Türen zu öffnen und genau dieser Umstand hat ihn [I]mit[/I] dahin gebracht, wo er heute ist: Ein wirklich erfolgreicher Mann, der seinen Weg, so wie er es wollte, gegangen ist. Für manches brauchte er Alternativen, weil seine körperlichen Möglichkeiten teilweise anders waren, als bei einem kräftig gebauten Mann, aber er hat nach diesen Alternativen Ausschau gehalten. Der Umstand, extrem dünn zu sein, hat viel zu seiner heutigen Stärke beigetragen. Aus heutiger Sicht und in der heutigen Position betrachtet, sagt er, das er sich rückblickend keine andere Figur wünschen würde. Er wäre nicht da, wo er heute ist, wenn er nicht so extrem dünn gewesen wäre. Der Mensch ist die Summe dessen, was er ge/erlebt hat. Im positiven, wie im negativen. Für mich ein nachdenkenswertes Thema in Bezug auf ein dickes Leben.
  • ein interessanter aspekt! klar,auch ich habe mein verhalten dem dicksein angepasst,aber im moment sehe ich persönlich nichts nennenswert positives darin.dünne menschen,auch superdünne werden anders akzeptiert(z.b. beruflich),als dicke.die vorurteile werden ja von den medien geschürt-in hollywood sind normalgewichtige frauen fürs filmgeschäft zu dick,hungern sie sich etliche pfunde weg,bis zur magersucht,finden viele es schick... auch menschen mit riesen nasen,narben,verstümmelungen,schiefen zähnen haben es schwer.klar,manche stecken es besser weg,andere nicht sofür viele prominente ist es ein markenzeichen:denken wir an karl dall,mike krüger,jürgen vogel-es ist oft eine frage des selbstbewußtseins. eine bekannte von mir hatte einen schweren verkehrsunfall.ihre eine gesichtshälfte war unbeweglich.es entstellte ihre ganzen gesichtszüge.ich war traurig darüber und konnte ihr nicht richtig ins gesicht sehen.sie war immer noch nicole.,aber sie war trotzdem anders... es ist nur allzu menschlich,das wir anderssein erst mit vorsicht begegnen-doch sollten wir uns alle bewußt machen,das genau das die welt bunter und interessanter macht. ich selbst beschreibe mich heute als sehr sensibel-ein persönlicher schicksalsschlag hat mich sehr erschüttert.es hat einen schmerz in mir ausgelöst,den ich nie vermutet hätte!ich habe ein wunschkind verloren-das hat mich geprägt und verändert,das hat mich zum nachdenken gebracht,das hat vieles relativiert-dinge,die früher wichtig waren(neuste mode,schicke frisur etc.).das läßt auch meine gewichtsproblematik etwas in den hintergrund treten(doch nicht vergessen). klar,viele vermeintlich traurige ereignisse,oder "schlechte" eigenschaften können von vorteil sein,sie können stolpersteine oder chancen sein. jeder einzelne geht anders damit um...
  • Ein "Makel" kann auch ein Ansporn sein, "es jetzt allen zu zeigen", und wenn man daran wächst, ist das was besonders Erfreuliches. Vor allem, wenn man nichts daran ändern kann, wie z.B. die Körpergröße, die Hautfarbe oder das Geschlecht, wird ein wesentlicher Anteil meiner Persönlichkeit daraus, den ich zu einer Stärke ummünzen [B]muss[/B], wenn ich nicht den Rest meines Lebens unglücklich sein will. Leider wird die Figur (Über- oder Untergewicht) von der Welt und von uns selber nicht als Teil der Persönlichkeit gesehen, sondern als beliebig formbar. Wir kämpfen also gegen unser Fett und damit gegen uns selbst, das kann nicht gesund sein. Wir verstecken uns und fühlen uns als Menschen dritter Klasse, weil wir ja "selber schuld" sind. Der Teufelskreis Dicksein - Minderwertigkeitsgefühle - Essen als Trost - Dicksein usw. macht aber nicht stärker im Leben, im Gegenteil. Dieser Teufelskreis muss geknackt werden, aber am Dicksein können wir nichts ändern, das haben wir doch schon oft versucht. Also muss am Selbstwertgefühl gearbeitet werden. Wir müssen also für Erfolgserlebnisse sorgen, die nichts mit dem Gewicht zu tun haben. Daraus kann dann wieder ein Ansporn entstehen, seine Stärken zu entwickeln statt über die Schwächen zu jammern. Genau das hat der dünne Mann gemacht. Er hat sein Dünnsein akzeptiert und sich unabhängig davon gemacht.
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81067#post81067']Er wäre nicht da, wo er heute ist, wenn er nicht so extrem dünn gewesen wäre. [/quote] Ich wäre auch nicht da, wo ich heute bin, wenn ich schlank und schön gewesen wäre. Als dicke Frau werde ich für meine Fähigkeiten geschätzt, nicht für mein Äußeres. Ich kann in Konflikten [B]ge-wichtiger[/B], [B]imposanter[/B] auftreten. Ich bin nicht das hübsche Dummchen, was ja auch ein verbreitetes Vorurteil ist, nach dem sich aber viele Personalverantwortliche (unbewusst) richten. Ich zeige [B]Präsenz[/B], ich nehme[B] Raum[/B] ein. Wäre ich schlank, würde man mich nicht so stark wahrnehmen und ernst nehmen. So gesehen, hat sich für mich mein Gewicht auch positiv ausgewirkt. Vielleicht tue ich mich auch deshalb schwer mit dem Abnehmen.
  • [quote='Sophie','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81083#post81083']Ein "Makel" kann auch ein Ansporn sein, "es jetzt allen zu zeigen", und wenn man daran wächst, ist das was besonders Erfreuliches. Vor allem, wenn man nichts daran ändern kann, wie z.B. die Körpergröße, die Hautfarbe oder das Geschlecht, wird ein wesentlicher Anteil meiner Persönlichkeit daraus, den ich zu einer Stärke ummünzen [B]muss[/B], wenn ich nicht den Rest meines Lebens unglücklich sein will. Leider wird die Figur (Über- oder Untergewicht) von der Welt und von [B]uns[/B] selber nicht als Teil der Persönlichkeit gesehen, sondern als beliebig formbar. [B]Wir[/B] kämpfen also gegen unser Fett und damit gegen [B]uns[/B] selbst, das kann nicht gesund sein. [B]Wir [/B]verstecken [B]uns[/B] und fühlen [B]uns[/B] als Menschen dritter Klasse, weil [B]wir[/B] ja "selber schuld" sind. Der Teufelskreis Dicksein - Minderwertigkeitsgefühle - Essen als Trost - Dicksein usw. macht aber nicht stärker im Leben, im Gegenteil. Dieser Teufelskreis muss geknackt werden, aber am Dicksein können [B]wir[/B] nichts ändern, das haben [B]wir [/B]doch schon oft versucht. Also muss am Selbstwertgefühl gearbeitet werden. Wir müssen also für Erfolgserlebnisse sorgen, die nichts mit dem Gewicht zu tun haben. Daraus kann dann wieder ein Ansporn entstehen, seine Stärken zu entwickeln statt über die Schwächen zu jammern. Genau das hat der dünne Mann gemacht. Er hat sein Dünnsein akzeptiert und sich unabhängig davon gemacht.[/quote] Liebe Sophie, sicher war es nur im Eifer des Gefechts, aber bitte übertrage nicht alle Deine Gedanken auf den Rest der Dicken. ICH fühle mich weder als Mensch dritter Klasse, noch schuldig an meinem Gewicht. ICH kämpfe auch nicht gegen meinen Körper/mich. Ich HABE Selbstbewusstsein und ziehe das schon immer aus dem, was ich leiste, das tat ich auch schon als ich noch schlank war. Ich weiß zwar, dass ich objektiv dick bin (BMI um die 40), aber ich fühle mich nicht als primär Dicke, das ist nur eine Eigenschaft unter vielen anderen wie lange Haare, Brille etc.
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81088#post81088']Liebe Sophie, sicher war es nur im Eifer des Gefechts, aber bitte übertrage nicht alle Deine Gedanken auf den Rest der Dicken. [/quote] Darum möchte ich auch bitten! Ich mag keine Pauschalisierungen und dieses "Wir Dicke" nicht... Das ist nicht böse gemeint! Erst neulich habe ich darüber nachgedacht, dass die Tatsache, dass ich dick bin meine Persönlichkeit schon stark (und in den letzten Jahren durchaus positiv) beeinflusst hat. Ich habe mich erfolgreich geweigert mir die ganzen "Schuhe" ( ich bin hässlich, kein Chef nimmt mich, die Kollegen lehnen mich ab usw.) anzuziehen und bin dadurch in der Lage meiner kleinen, pummeligen Tochter (8) vorzuleben, dass ein dickes Leben so lebenswert sein kann wie jedes andere. LG Hummelchen
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81088#post81088']ICH fühle mich weder als Mensch dritter Klasse, noch schuldig an meinem Gewicht. ICH kämpfe auch nicht gegen meinen Körper/mich. Ich HABE Selbstbewusstsein und ziehe das schon immer aus dem, was ich leiste, das tat ich auch schon als ich noch schlank war. [/quote] Dito. Ich empfinde das ganz genauso. Ich denke nicht, dass ich minderwertig [B]bin[/B]. Aber in der Tat fühle ich mich oft von Anderen wie einen Menschen dritter Klasse [B]behandelt[/B], vor allem von Ärzten und Gesundheits-"Experten". Wenn ich mit dieser Erfahrung alleine da stünde, wäre dieses Forum glatt verwaist. Sicher war das (provokativ gemeinte) verallgemeinernde "wir" etwas zu weit gefasst, aber man muss nur die vielen Beiträge lesen, in denen hier User/innen über Schamgefühle, "ich trau mich nicht", soziale Ängste, Minderwertigkeitskomplexe, Mobbing etc. schreiben, dann sieht man, dass die allegegenwärtige Du-Bist-Dick-Also-Schlecht-Gehirnwäsche doch Auswirkungen hat.
  • [QUOTE]aber man muss nur die vielen Beiträge lesen, in denen hier User/innen über Schamgefühle, "ich trau mich nicht", soziale Ängste, Minderwertigkeitskomplexe, Mobbing etc. schreiben, dann sieht man, dass die allegegenwärtige Du-Bist-Dick-Also-Schlecht-Gehirnwäsche doch Auswirkungen hat. [/QUOTE] Das seh ich nicht so - diese Probleme haben schlanke Menschen genauso wie dicke, das ist nix dickenspezifisches! Ich kenne genug schlanke/normalgewichtige Leute, die Minderwertigkeitskomplexe wegen irgendwelcher Äußerlichkeiten haben (auch dick sein ist für mich nur eine Äußerlichkeit!), genauso kenne ich dünne Menschen, die gemobbt werden oder wurden, die von Ärzten nicht gescheit behandelt wurden etc. Einige dicke Menschen schieben das eben auf ihr Dick-Sein, hätten sie das Problem mit dem Übergewicht, würden sie eben einen anderen Grund finden, wieso es ihnen so geht.
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81094#post81094'] genauso kenne ich dünne Menschen, die gemobbt werden oder wurden, die von Ärzten nicht gescheit behandelt wurden etc. [/quote] Natürlich gibt es das auch. Aber es ist mir noch nie passiert, dass ein Arzt zu mir gesagt hat, färben sie sich erstmal die Haare oder legen Ihre Brille ab (wenn es hier wirklich nur um Äußerlichkeiten ginge) ... Es hat auch noch keiner gesagt, dass meine Beschwerden von meinen roten Haaren kämen. Bzgl. meines Übergewichts ist mir das aber schon oft passiert. Allerdings gehe ich zu solch einem Arzt kein zweites Mal und halte inzwischen auch meine Klappe nicht, sondern wehre mich...
  • Trotzdem ist es nicht primär ein Gewichtsproblem, wenn man von einem Arzt nicht ordentlich behandelt wird, sondern ein Problem der Arbeits- und teilweise auch Lebenseinstellung dieses Arztes. Ich kann Dir aus dem Stehgreif mehrere Beispiele aufzählen, wo Patienten nicht so behandelt wurden, wie es ihnen eigentlich zustünde, obwohl sie nicht dick waren. Dafür hatten sie andere "Makel": einige waren zu alt und hatten keine Angehörigen, von denen der Arzt evtl. noch Probleme hätte befürchten können, anderen waren Psychiatriepatienten, vor denen offenbar einige Ärzte anderer Fachrichtungen Angst haben, eine Kollegin von mir (sehr klein und zierlich) bekam, als sie wegen Rückenschmerzen beim Orthopäden war, gesagt sie sei nicht für den Beruf als Krankenschwester geeignet, weil sie zu dünn ist - dabei hatte sie einen Bandscheibenvorfall ... etc. Es ist NICHT das Gewicht, es ist die falsche Einstellung des Arztes in Kombination mit einem "sich nicht wehren können und das auch ausstrahlen" des Patienten.
  • [quote='Sophie','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81084#post81084']Ich wäre auch nicht da, wo ich heute bin, wenn ich schlank und schön gewesen wäre. Als dicke Frau werde ich für meine Fähigkeiten geschätzt, nicht für mein Äußeres. Ich kann in Konflikten [B]ge-wichtiger[/B], [B]imposanter[/B] auftreten. Ich bin nicht das hübsche Dummchen, was ja auch ein verbreitetes Vorurteil ist, nach dem sich aber viele Personalverantwortliche (unbewusst) richten. Ich zeige [B]Präsenz[/B], ich nehme[B] Raum[/B] ein. Wäre ich schlank, würde man mich nicht so stark wahrnehmen und ernst nehmen. So gesehen, hat sich für mich mein Gewicht auch positiv ausgewirkt. Vielleicht tue ich mich auch deshalb schwer mit dem Abnehmen.[/quote] Das könnte ich so unterschreiben - .....naja und bei den Ärzten funktioniert seit längerem, daß ich von vornherein mein Gewicht zum Thema mache, "Ich weiß, daß ist mein riesen Problem, aber dennoch blablabla" dann noch mit dem nötigen Selbstbewußtsein auftreten, den richtigen Ton treffen - und so habe ich in der Vergangenheit keinerlei schlechte Erfahrungen mit Ärzten mehr machen müssen.
  • Ich fand es berührend, dass er als sehr dünner Mann, der Stärke nicht mit Musklen und einem imposanten Äußeren zeigen konnte, seine wirklichen Stärken wahrscheinlich genau deswegen viel früher gesucht und gefunden hat. Und - ich habe es schon mal irgendwo erwähnt - sobald man auch nur einige Minuten mit ihm spricht, merkt man, dass er mehr Stärke besitzt, als viele andere Männer, die auf den ersten Blick stark wirken. Stärke hat wirklich gar nichts mit dem Äußeren zu tun.
  • [QUOTE]Stärke hat wirklich gar nichts mit dem Äußeren zu tun.[/QUOTE] Ach nee, tatsächlich? Und ich dachte immer, alle, die nicht mindestens wie Arnold Schwarzenegger aussehen, wären die totalen Weicheier :cool: Sorry Itsme, aber hast Du für diese Erkenntnis tatsächlich das Gespräch mit diesem dünnen Mann gebraucht?? Dachte, seit David und Goliath, spätestens aber seit Don Quichotte wäre das allgemein bekannt gewesen.
  • Sorry - Itsme - aber es irritiert mich immer etwas, wenn ich deine Beiträge lese, dass du SO OFT solche Gespräche führst ... übers Dicksein und die Akzeptanz oder auch nicht usw. ... dass das so oft Thema in deinem Alltag mit anderen ist ... und dass du vieles darauf projezierst ... !? So erscheint es mir zumindest. Ich bin auch dick - und habe mein Päckchen damit, im wahrsten Sinne des Wortes, zu tragen ... aber es ergibt sich ganz selten, dass ich mit anderen über meine Figur (oder deren Figur) spreche. Das ist mir - und anderen in meinem Umfeld - offensichtlich ziemlich unwichtig. Und das ist auch gut so! :-D
  • Darf ich fragen, was Ihr jetzt erwartet? Das ich mich dafür rechtfertige oder auch entschuldige, dass ich mit vielen Menschen über alles mögliche spreche und dabei auch und immer wieder das Thema Dick etc. eine Rolle spielt? Nur weil vielleicht der eine oder andere von Euch keine oder weniger Gespräche solcher Art führt, ist es irritierend, dass sie bei mir öfter vorkommen? Bitte: Habt Ihr Euch vielleicht auch einmal überlegt, dass dies auch durchaus mit meiner Arbeit zusammen hängen kann? Das ich [B]sehr viele[/B] Gespräche führe und das ich gerade aufgrund meiner Figur (und der offenen Art damit umzugehen) anderen dicken Frauen auch die Hemmung nehme, über sich zu sprechen? Was dann jeweils uns beiden hilft? Dass das obige Gespräch sich ergab, weil ich davon erzählte, dass ich das erste mal wieder schwimmen war? Und dass ich dies erzählte, weil mir das Gegenüber absolut vertraut ist und mein Herz davon noch ganz voll ist? Dass ich auch von so mancher "Erkenntnis" hier schreibe, die mir durchaus bekannt war, aber dass ich mir dies doch auch immer wieder bewusst machen muss? Und wenn mir das beim schreiben durch den Kopf geht, soll ich es weg lassen, weil die meisten dies ja doch wissen? Was/wem schadet es, sich solche Dinge immer wieder bwusst zu machen? Wieso soll es schlechter sein, viel über dieses Thema zu sprechen? Wenn es kein wichtiges Thema wäre, würden wir nicht dauernd etwas darüber in den Medien lesen / hören / sehen. Wenn es kein so wichtiges Thema wäre, bräuchte es dieses Forum nicht. Da es aber dieses Forum gibt, dass sich ganz spezifisch gerade mit diesem Thema auseinander setzt, spreche ich hier darüber viel mehr als sonst. Ist das nicht verständlich?
  • Ich erwarte gar nix, Itsme. Und natürlich erst recht keine Entschuldigung für das, was Du so denkst, schreibst etc. Für mich entsteht halt der Eindruck, dass es bei Dir ziemlich oberflächlich zugeht, wenn Du ganz erstaunt in einem Gespräch mit einem scheinbar schon lange und gut bekannten Menschen feststellst, dass er trotz seiner wohl recht mageren Statur ein starker Mensch ist und es Dir plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt, dass Stärke nicht zwingend mit aufgepumpten Muskeln zusammen hängen. In sehr vielen Deiner Beiträge finde ich diese "Fixierung" auf das Äußere, was mir vielleicht besonders auffällt, weil mir das Äußere von Menschen nicht primär wichtig ist. Und da stelle ich dann tatsächlich fest, dass es etwas gibt, wofür ich meinen Eltern zutiefst dankbar bin: Dass sie mich von kleinauf so erzogen haben, dass Aussehen/Äußerlichkeiten deutlich unwichtiger sind als Leistung. Ich bin froh, dass ich das nicht erst im fortgeschrittenen Alter lernen muss und vielleicht hat mich das auch davor bewahrt, meine krankhafte Gewichtszunahme als persönliches Lebensdrama zu empfinden. Denn egal wie dick ich bin, meine Leistung, mein Verstand, meine Gedanken - die sind dieselben. Vielleicht ist es schwer zu verstehen, aber wenn ich mit einem Menschen spreche (vor allem mit einem, den ich schon länger kenne), dann sehe ich nicht mehr sein Äußeres ... dann sehe ich in ihn hinein. Das geht z.B. so weit, dass ich bei meinem afrikanischen Exmann gar nicht mehr bewusst "gesehen" hab, dass er schwarz ist.
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81145#post81145']Und da stelle ich dann tatsächlich fest, dass es etwas gibt, wofür ich meinen Eltern zutiefst dankbar bin: Dass sie mich von kleinauf so erzogen haben, dass Aussehen/Äußerlichkeiten deutlich unwichtiger sind als Leistung.[/quote] Da hast du wirklich ein großes Geschenk bekommen. Die Geschichten, die hier über die Jahre von unseren Usern (meist User[I]innen[/I]) aufgeschrieben wurden, zeigen ja, dass Menschen mit deinen Erfahrungen leider eine winzige Minderheit sind. Die allermeisten haben in ihrem Elternhaus Demütigungen, Spott und/oder frühe Zwangsdiäten erlebt. Noch heute klingen mir manche Worte meiner Mutter in den Ohren, und ich weiß, dass es vielen anderen hier genauso geht. Letztes Wochenende sagte meine 81jährige Mutter zu meiner knapp 11jährigen Tochter "na, du hast ja auch ganz schön Speck auf den Rippen, hahaha". Der Ton war auch entsprechend - abwertend bis spöttisch. Sie hat fast geheult. Sie war bis vor ca. 2 Jahren ein dünnes Kind, fing früh an zu pubertieren und hat sich demzufolge körperlich sehr verändert - der Busen wächst, die Schamhaare sprießen, die Hüften werden rund. Demzufolge ist sie auch ein kleines bisschen pummelig geworden. Ganz normal eben! Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich mir das verbitte und dass sie das nie wieder sagen soll. "Ach Gott, war doch nicht so gemeint" kam dann als Antwort. Aber ich war sehr sauer und denke, sie hat am Ende verstanden, dass ich sowas einfach nicht mehr hören will. Du siehst, dieser Ungeist steckt noch heute in vielen. Vielleicht heute sogar noch mehr als früher. [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81145#post81145']Ich bin froh, dass ich das nicht erst im fortgeschrittenen Alter lernen muss und vielleicht hat mich das auch davor bewahrt, meine krankhafte Gewichtszunahme als persönliches Lebensdrama zu empfinden.[/quote] Ganz sicher hat es das! Aber da deine Geschichte eine andere ist als die vieler anderer hier und du ja auch immer gern deine persönliche Sichtweise betonst, respektiere doch bitte auch die Sichtweise anderer, die sich aus [I]deren[/I] persönlicher Geschichte ergibt. Manchmal ist es gut, die Flucht nach vorn anzutreten. Ein Beispiel: Vorgestern war ich mit meiner Tochter auf einem Reiterhof. Wir wollten uns dort umsehen, weil sie gern reiten lernen möchte. Sie ist schon ewig verrückt danach, und ich werde ihr jetzt zum 11. Geburtstag ein paar Stunden schenken, um zu sehen, ob sie es wirklich mag. Die Reitlehrerin war schon am Telefon sehr nett. Wir kamen auf den Hof, ich stellte mich vor, schüttelte ihr die Hand und sagte, "keine Angst, [I]ich[/I] will nicht reiten!" Darauf sah sie mich freundlich an und sagte: "Wieso? Das wäre auch kein Problem." Ich: "Da bräuchte es aber ein starkes Pferd". Sie: "Haben wir auch". Wir lachten beide, und es wurde ein sehr netter Nachmittag. Auch meine Tochter hat sich sehr wohlgefühlt, und sie wird wohl dort hingehen. [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81145#post81145']wenn ich mit einem Menschen spreche (vor allem mit einem, den ich schon länger kenne), dann sehe ich nicht mehr sein Äußeres ... dann sehe ich in ihn hinein. Das geht z.B. so weit, dass ich bei meinem afrikanischen Exmann gar nicht mehr bewusst "gesehen" hab, dass er schwarz ist.[/quote] Das allerdings kenne ich auch. Menschen aus meinem persönlichen Umfeld - Freunde, Kollegen - nehme ich nicht mehr als dick, schwarz, behindert oder was auch immer wahr. Sie sind einfach die, die sie sind. Das geht vielen so, glaube ich.
  • Es ist ja nicht so, dass ich völlig von Diäten verschont geblieben wäre - solange ich zurückdenken kann, waren meine Eltern selbst auch immer wieder auf verschiedenen Diäten (Hollywood ist mir noch besonders in Erinnerung), mir wurde auch immer wieder gesagt, ich solle nicht so viel essen bzw. keinen Nachschlag nehmen ("du kannst doch gar keinen Hunger mehr haben, du hattest doch schon eine Portion!"), ich habe heimlich Süßigkeiten vom Taschengeld gekauft und die ganzen Schokoladenpapiere unter meiner Matratze versteckt etc. Trotzdem stand immer Leistung vorne - GANZ vorne. Gute Leistung wurde aber doch auch wieder für selbstverständlich genommen, sprich es gab kaum Lob, aber viel Tadel wenn's mal nicht so gut klappte. Was mich halt überrascht oder mir auffällt ist dieses extrem auf Äußerlichkeiten bezogene Weltbild von Itsme - es wirkt halt wahnsinnig naiv, dabei scheint sie doch schon etwas älter zu sein, sodass ich eben eigentlich etwas anderes erwarten würde.
  • Ich suche mir meine Freunde nicht nach ihrem Äußeren aus, es gibt dort große, kleine, dicke, dünne Menschen und woher ein Mensch kommt ist mir auch egal. Wenn es ein Mensch ist, der mein Herz anspricht, ist alles in Butter. Mir geht es ebenso, das ich den Menschen sehe wie er ist und nicht, wie er aussieht, Das, was man sieht, ist nur der erste Moment, der sich bei einem Menschen mit Herz schnell verflüchtigt. Ein Mensch ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes schön, wenn er Herz hat. Ebenso kann ein augenscheinlich schöner Mensch für mich alles Schöne verlieren, wenn er ein Ar... ist. Es geht bei mir keineswegs oberflächlich zu. Wenn man das aus einzelnen Worten in meinen Postings herauslesen will, so mag man dies tun. Man kann sie aber auch anders lesen. Ich engagiere mich sehr im sozialen Bereich und werde dadurch mit vielen Problemen konfrontiert. Wäre ich ein oberflächlicher Mensch, wäre ich auch an meinem Arbeitsplatz, der ebenfalls im sozialen Bereich liegt, vollkommen fehl besetzt. Das bin ich aber offensichtlich nicht, denn ich bin dort seit vielen Jahren mit Leib und Seele tätig. @ Darcy Ich finde es schön, dass Dir das Äußere eines Menschen nicht primär wichtig ist. Mir geht es genauso. Und auch dies finde ich gut: Das Du Deine krankhafte Gewichtszunahme nicht als persönliches Lebensdrama empfindest. Lebensdrama wäre für mich jetzt ein zu starkes Wort, aber ich hadere schon noch mit dem für mich noch relativ neuen Zustand durch meine Krankheit. Das Du in einem Menschen hinein siehst und dann schnell sein Äußeres vergisst, ist ein schöner Charakterzug. Und das Du vieles davon schon im Elternhaus lerntest, ist eine wunderbare, nicht selbstverständliche Sache. Auch ich kann sagen, dass ich diese Gedanken schon von meiner Mutter mit bekommen habe, die einen Menschen nicht nach seinen Äußerlichkeiten beurteilte. Kleiner Nachtrag: Schau mal Darcy, Deine Worte: [I]Ich erwarte gar nix, Itsme. --- [/I] [I]...dabei scheint sie doch schon etwas älter zu sein, sodass ich eben eigentlich etwas anderes erwarten würde.[/I] Du erwartest etwas bestimmtes, weil ich "älter" bin. In bestimmten Dingen bin ich aber erst einige Jahre alt, was zum Beispiel meine Erkrankung und das Dick-sein anbelangt. Jeder Mensch steht in jedem Punkt woanders, das hat nicht immer etwas mit seinen Lebensjahren zu tun. Ich muss an einigen Punkten lernen, genauso wie Du und wir alle letztlich immer weiter lernen.

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  • [quote='Sally','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81148#post81148']... Letztes Wochenende sagte meine 81jährige Mutter zu meiner knapp 11jährigen Tochter "na, du hast ja auch ganz schön Speck auf den Rippen, hahaha". Der Ton war auch entsprechend - abwertend bis spöttisch. Sie hat fast geheult. Sie war bis vor ca. 2 Jahren ein dünnes Kind, fing früh an zu pubertieren und hat sich demzufolge körperlich sehr verändert - der Busen wächst, die Schamhaare sprießen, die Hüften werden rund. Demzufolge ist sie auch ein kleines bisschen pummelig geworden. Ganz normal eben! Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich mir das verbitte und dass sie das nie wieder sagen soll. "Ach Gott, war doch nicht so gemeint" kam dann als Antwort. Aber ich war sehr sauer und denke, sie hat am Ende verstanden, dass ich sowas einfach nicht mehr hören will. ...[/quote] Ich habe meine Tochter in dieser Zeit mit einer Knospe verglichen: Kurz vor dem Aufblühen sammeln sich alle Kräfte und die Knopse ist so richtig prall und dick und mopsig. Und dann geht sie auf und entfaltet ihre ganze gesammelte Schönheit. Jetzt ist mein Kindi 15 Jahre und ist [I]aufgegegangen[/I] und soll ich euch was sagen: Sie ist schlank!, -aber mir ist das gar nicht aufgefallen. Erst eine Bekannte sagte letzhin: "Na dein Kindi hat ja ganz schön abgenommen". Nein, hat sie nicht, sie ist einfach gewachsen und hat sich [I]entpuppt[/I]. Und selbst wenn sie mopsig oder dick oder fett wäre: Na und? Das wäre auf jeden Fall kein Hauptthema unseres Zusammenlebens. Was von aussen kommt kann ich sowieso nicht mehr beeinflußen, da muss sie selbst durch, dafür hoffe ich sie stark gemacht zu haben.
  • Soku, das hast du richtig schön beschrieben, ich hab mir das grad bildlich vorgestellt. In meinem nahen Umfeld werde ich auch nicht als Dicke wahrgenommen, ich bin so wie ich bin und gelte eher als die Mama, weil ich so ein Kindernarr bin und die Kinder der Nachbarschaft auch gern zu mir kommen. Bei meinem 17 jährigen Sohn ist es so, dass er auch von seinen Feunden nicht als dick bezeichnet wird, er hat so ein sonniges offenes Wesen, dass die Figur Nebensache ist. Und so sollte es auch sein. Eins muss ich jetzt aber endlich auch mal sagen, ohne Itsme, die doch immer wieder zu Diskussionen anregt, wäre das Forum auch nicht so belebt. Sie trägt nun mal das Herz auf der Zunge und scheint mir ein sehr offener Mensch zu sein und wem das nicht passt, der soll doch einfach ihre Beiträge nicht lesen! Mir gefällt auch nicht, dass in eingen Beiträgen immer etwas aggressives liegt. Was mich ehrlich gesagt oft abhält etwas zu schreiben, sonst fällt man am Ende noch über micht her. Das musste ich jetzt mal sagen, obwohl ich mich sonst immer raushalte.
  • [quote='Sonnenkuss','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81157#post81157']Ich habe meine Tochter in dieser Zeit mit einer Knospe verglichen: Kurz vor dem Aufblühen sammeln sich alle Kräfte und die Knopse ist so richtig prall und dick und mopsig. Und dann geht sie auf und entfaltet ihre ganze gesammelte Schönheit.[/quote] Was für ein wunderschönes Bild! Ich habe auch immer gehofft, sie stark gemacht zu haben ... und versuche es auch weiterhin. Sie ist mir in jedem Zustand recht, innerlich wie äußerlich, ich liebe sie wie sie ist. Aber ich merke immer wieder, wie dünnhäutig sie doch ist und wie schnell sie sich abgelehnt fühlt. Ist halt doch meine Tochter. :-o
  • [quote='Sally','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=81172#post81172']Was für ein wunderschönes Bild! ... [/quote] Ich glaub ich hatte diesen "Knospenvergleich" schon mal hier gebracht, aber das trifft es für mich als alte Botaninkerin am Besten. [img]http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/a050.gif[/img]
  • Der Vergleich ist wunderschön. :daumen: :applaus: Der bleibt in meinem Kopf gespeichert.