Diskrepanzen in der Medienberichterstattung

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    • Offizieller Beitrag
    Ich bin ein erklärter Fan der Sendung "[URL='http://www.menschen-das-magazin.de/cms/de/startseite/magazin_im_ZDF.html']Menschen. Das Magazin[/URL]". Mit großem Interesse und mit Bewunderung verfolge ich, mit welchem Engagement, Lebensmut und Lebensfreude mancher Behinderte sein Leben meistert. Die Berichte strahlen meist auch eine enorme Anerkennung für die Lebenseinstellung des jeweils vorgestellten Menschen aus. Wenngleich man sich nur schwer vorstellen kann, dass z.B. eine junge, an der [URL='http://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlingskrankheit']Schmetterlingskrankheit[/URL] erkrankte Frau eine positive Lebenseinstellung hat, bleibt am Ende der kleinen Dokumentationen kein Zweifel offen. Wie gesagt, ich bewundere solchen Lebensmut. Aber tief in mir bleibt immer die Frage zurück: Wenn es möglich ist, in Erwägung zu ziehen und dies auch in einem entsprechenden Dokumentarfilm glaubhaft machen, dass ein schwer behinderter Mensch zufrieden mit seinem Leben ist, warum müssen dicke Menschen immer als Clowns dargestellt werden, die sich ja doch nur selbst etwas vormachen? Warum wird uns in den Medien die Anerkennung unserer Lebensleistung per se versagt und als Selbstbetrug hingestellt? Ich finde diese Diskrepanz erschreckend. Natürlich weiß ich, dass in erster Linie das mit Übergewicht in Verbindung gebrachte Schuldprinzip dahinter steckt. Aber das macht mich noch saurer darüber, zumal es ja auch Behinderte gibt, die durchaus "selbst schuld" an ihrer Behinderung sind (z.B. nach selbst verschuldeten Unfällen), denen aber diese Anerkennung trotzdem zuteil wird.
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • Das ist ein Thema, was mich auch immer wieder berührt und erschüttert. Ich kann es mir nicht erklären, warum dicke Menschen immer nur negativ dargestellt werden. Wenn jemand mit ÜG sagt ich fühle mich wohl und möchte einfach nur mein Leben leben kauft man ihm das nicht ab und versucht ihm was anderes einzureden. Uns solange sich Menschen immer wieder in diversen TV-Shows zum Clown machen müssen, wird sich das auch nicht änden.
  • [quote='Martina','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77042#post77042']Warum wird uns in den Medien die Anerkennung unserer Lebensleistung per se versagt und als Selbstbetrug hingestellt?[/quote] Du hast die Antwort ja schon selbst gegeben. Selbst wenn ein Behinderter einen Unfall mit schwerwiegenden Folgen selbst verschuldet hat, ist es immer noch ein "Schicksal", das er zu bewältigen hat. Er hat (vielleicht nur ein einziges Mal) einen Fehler gemacht, dessen Konsequenzen er jetzt zu tragen hat. Wenn ihm dies gut gelingt, hat er den Respekt und die Bewunderung der Umwelt. Ein dicker Mensch dagegen hat nicht [I]einmal[/I] einen Fehler gemacht. Er macht täglich Fehler - und ist auch noch uneinsichtig! Er ist zu undiszipliniert, zu dumm, zu faul, zu verfressen ... um sein Problem zu lösen. Sein Körper ist kein Schicksal, sondern "selbst gewähltes" Ergebnis dauerhafter Schwäche, Unwissenheit und mangelnder Disziplin - und das auch noch unter Inkaufnahme möglicher Folgekrankheiten, für die er dann den Geldbeutel der Allgemeinheit strapaziert. So sieht das in diesem Fall die Umwelt. Warum sollten die Medien das anders sehen? Ein dicker Mensch, der mit seinem Leben zufrieden ist, passt einfach nicht in dieses Bild. Außerdem gibt es ja immerhin doch und immer wieder Menschen, denen es tatsächlich dauerhaft gelingt, ein hohes Übergewicht abzubauen. Ich kenne auch einen solchen Menschen. Und er ist nicht essgestört. Das ist für den Rest der Welt der Beweis, dass es möglich ist, das Gewicht zu verändern bzw. eben zu reduzieren. Dass jeder Mensch physisch wie psychisch anders tickt, findet hierbei keine Berücksichtigung.
  • [quote='Sally','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77044#post77044']Er hat (vielleicht nur ein einziges Mal) einen Fehler gemacht, dessen Konsequenzen er jetzt zu tragen hat. Wenn ihm dies gut gelingt, hat er den Respekt und die Bewunderung der Umwelt.[/quote] Wenn einer viel abgenommen hat, bekommt er auch die Anerkennung der Gesellschaft und wird gefeiert. Aber wehe er nimmt wieder zu, dann wir er zum "Abschuss" freigegeben.
  • [quote='dicke Mama','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77045#post77045']Wenn einer viel abgenommen hat, bekommt er auch die Anerkennung der Gesellschaft und wird gefeiert. Aber wehe er nimmt wieder zu, dann wir er zum "Abschuss" freigegeben.[/quote] Ich denke, wenn die jeweilige wieder-Zunahme jedesmal genauso herausgestellt würde, wie man es bei großen Abnahmen sehr oft tut, würden vielleicht doch mal hier und da Menschen darüber nachdenken, dass es bei vielen (den meisten) unmöglich ist, das neues Gewicht zu halten. Ich erinnere mich allein nur an WW-Zeiten: Groß wurden von den Leiterinnen die Erfolge vorgestellt. Ich habe jedoch nie darüber reden hören, wenn sie wieder zugenommen haben. Es kann ja wohl kaum sein, dass die laut angepriesenen Personen alle ihr Gewicht halten und die "Kleinen", die nicht große erwähnt werden, die Massen in den Gruppen, fast alle wieder zunehmen. Ja, ich glaube, es ist so, wie Sally schreibt: Ein Unfall oder eine angebohrene Behinderung sind ein Unglück. Und wenn diese Menschen trotz ihres Unglückes ihr Leben meistern werden sie bewundert. Dick sein jedoch ist selbst verschuldet und damit kann man nicht zufrieden leben. So und nicht anders sieht es die Mehrheit der Menchen.
    • Offizieller Beitrag
    [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77050#post77050']Ich denke, wenn die jeweilige wieder-Zunahme jedesmal genauso herausgestellt würde, wie man es bei großen Abnahmen sehr oft tut, würden vielleicht doch mal hier und da Menschen darüber nachdenken, dass es bei vielen (den meisten) unmöglich ist, das neues Gewicht zu halten.[/quote]Das glaube ich nicht, denn dieser Teil des Problems wird in den entsprechenden Communities schon angesprochen ... allerdings wiederum in Verbindung mit Schuld. Du wirst kaum jemanden finden, der nicht sagt, er sei das selbst schuld, weil er in alte Ernährungsgewohnheiten zurückverfallen sei. Dieses "Schuldbewusstsein" macht das Leben in dieser Gesellschaft sicher auch leichter. Ich denke, dass viele es auch zum Selbstschutz vor sich her tragen.
  • [quote='Martina','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77054#post77054']Das glaube ich nicht, denn dieser Teil des Problems wird in den entsprechenden Communities schon angesprochen ... allerdings wiederum in Verbindung mit Schuld. Du wirst kaum jemanden finden, der nicht sagt, er sei das selbst schuld, weil er in alte Ernährungsgewohnheiten zurückverfallen sei. Dieses "Schuldbewusstsein" macht das Leben in dieser Gesellschaft sicher auch leichter. Ich denke, dass viele es auch zum Selbstschutz vor sich her tragen.[/quote] Meinst Du damit, es macht es der Gesellschaft leichter, dicke Menschen abfällig zu behandeln, oder es macht es denjenigen, die dick sind leichter? Wenn Du das Zweite meinst, dann verstehe ich das nicht ganz. Wie soll es leichter sein, sich selber die "Schuld" am Dick-sein zu geben?
  • [QUOTE]Wie soll es leichter sein, sich selber die "Schuld" am Dick-sein zu geben? [/QUOTE] Weil man z.B. als "gute" Dicke dasteht, wenn man sich selbst kasteit und runtermacht ... Weil es einfacher ist, sich als schuldbewußter Sünder darzustellen, statt seine Rechte einzufordern - z.B. das Recht auf ordentliche medizinische Behandlung/Abklärung der Ursachen etc. Und weil es ja auch irgendwie bequemer ist, die Sünderrolle (passiv) auszufüllen, das Übergewicht für alles und jedes verantwortlich zu machen, statt sein Leben in die Hand zu nehmen und den Hintern hochzukriegen.
    • Offizieller Beitrag
    [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77058#post77058']Weil man z.B. als "gute" Dicke dasteht, wenn man sich selbst kasteit und runtermacht ... Weil es einfacher ist, sich als schuldbewußter Sünder darzustellen, statt seine Rechte einzufordern - z.B. das Recht auf ordentliche medizinische Behandlung/Abklärung der Ursachen etc. Und weil es ja auch irgendwie bequemer ist, die Sünderrolle (passiv) auszufüllen, das Übergewicht für alles und jedes verantwortlich zu machen, statt sein Leben in die Hand zu nehmen und den Hintern hochzukriegen.[/quote]Genau das meinte ich. :)
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • Mir entfleuchte gerade ein lautes "Aaaach sooooo!" als ich Darcys Erklärung las. Dann, nach einigen Sekunden Nachdenken... logisch! :batsch: Ja, das kann vielleicht wirklich der oftmals bequemere, einfachere Weg sein. Das wäre vielleicht vergleichbar mit dem Weg mancher Frauen in manchen Partnerschaften: Sie werden seelisch oder körperlich mißhandelt, verharren aber in der Partnerschaft, weil es so "schön" ist, als die Märtyrerin die aushält - trotzdem durchhält - angesehen und ständig bedauert zu werden.
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=77057#post77057']Wie soll es leichter sein, sich selber die "Schuld" am Dick-sein zu geben?[/quote] es ist immer leichter, wenn jemand, am besten man selber "schuld hat". das heißt nämlich, dass es in der eigenen macht liegt, etwas zu verändern. dass es für 95% der dicken genauso unmöglich ist, ihr gewicht zu verändern (das gewicht, nicht das ernährungs-, bewegungs- und soziale verhalten), wie für einen querschnittsgelähmten, seine nerven neu wachsen zu lassen, tut dem eigenen ego vermutlich mehr weh, als alles andere. und meiner erfahrung nach sind es nicht die "natürlich schlanken" die mir um jeden preis einreden wollen, dass ich, egeal wie meine lebenssituation ist, wegen meines gewichts totunglücklich sein muss. es sind die dicken, oder die, die sich dafür halten. weil mein lebensstil ihre meinung von sich selber untergräbt. im übrigen ist es nicht so lange her, dass behinderung ganz selbstverständlich als "strafe gottes" angesehen wurde.