Die Herstellung von "Normalität" - Medizinische Gewalt und andere Diskriminierungen

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    • Offizieller Beitrag
    Zum Teil aus gegebenen Anlässen, zum Teil, weil ich irgendwo über Begriffe gestolpert bin oder irgendwie im Internet, vorzugsweise bei Wikipedia, vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen bin, habe ich mich in letzter Zeit mit "anderen Randgruppen" und deren Probleme beschäftigt. Da ging es z.B. um Diabetikerdiskriminierung. Ich war platt, was Diabetiker sich so alles bieten lassen müssen, inbesondere am Arbeitsplatz und größtenteils aus einer unglaublichen Unwissenheit der Diskriminierer heraus. Es gibt sogar einen Anwalt, der sich konkret auf dieses Thema spezialisiert hat. Zu dieser Zeit kam mir bereits in den Sinn, dass wir gelegentlich mal über unseren Tellerrand hinausschauen sollten. Oder Intersexuelle. Darüber habe ich gerade heute gelesen. Ich hatte etwas über Transsexuelle im Fernsehen gesehen und bin dann beim Nachlesen auf dieses Thema gestoßen. Man sollte zu dem, was ich jetzt noch schreiben möchte, wissen, dass jeder Mensch über körperliche Geschlechtsmerkmale und ein Identitätsgeschlecht verfügt. Letzteres ist das Geschlecht, dem sich der Mensch zugehörig [U]fühlt[/U]. In der Mehrheit der Fälle stimmen das körperliche Geschlecht und das Identitätsgeschlecht überein. Bei Transsexuellen ist das aber z.B. nicht so. Intersexuelle sind Menschen, die mit nicht eindeutigen Geschlechtsteilen geboren werden. Zwar kann man anhand der Chromosomen feststellen, ob sie männlich oder weiblich sind, aber nicht immer ist das eindeutig. Es gibt auch andere Varianten. Die Praxis war bis in die 90er, diesen Menschen bereits im Säuglingsalter das Geschlecht zu verpassen, das sich auf Grund der körperlichen Gegebenheiten am leichtesten operativ herstellen ließ. Aber auch kulturelle Aspekte, wie z.B. dass die Eltern lieber einen Jungen haben wollten, spielten eine Rolle. Die Ärzte hielten zudem die Eltern an, die Kinder durch die Erziehung streng in die Richtung des gewählten Geschlechts zu drängen. Auch wurde diese Praxis von enormer Geheimhaltung begleitet, um den Kindern Ausgrenzungen zu ersparen. Dies hatte zur Folge, dass viele Intersexuelle überhaupt erst sehr, sehr spät dahinter gekommen sind, was eigentlich mit ihnen los ist. Seit den 90ern weicht diese Praxis auch infolge von Protesten durch Betroffene langsam auf. Ideal wäre es, einen intersexuellen Menschen ungestört und in Bezug auf das Geschlechtsverhalten unbedrängt heranwachsen zu lassen und ihn dann im Erwachsenenalter, sofern er dies überhaupt wünscht, gemäß seinem Identitätsgeschlecht zu behandeln. Im [URL='http://de.wikipedia.org/wiki/Intersexualit']Eintrag zu Intersexualität bei Wikipedia[/URL] habe ich in der Rubrik "Historische Aspekte" etwas Interessantes gelesen, was mich wieder einen Gedankenbogen zu unseren Problemen schlagen ließ. Im alten Preußen nämlich war es Intersexuellen freigestellt, sich bis zur Volljährigkeit zu entscheiden, welchem Geschlecht sie angehören wollten. Erst durch die Errungenschaften der modernen Medizin und insbesondere auch durch die Vorstellung der Mediziner, über das entscheiden zu können, was gut für die Betroffenen ist, wurde die ganze Sache zu einem monströsen Problem. Das trifft nicht auf alle (historischen) Kulturen zu. Es gab welche, in denen Intersexuelle verehrt wurden. Es gab aber auch Fälle, in denen juristisch Geschlechter zugewiesen wurden. Dennoch möchte ich mich an dieser Stelle auf den Einfluss der Medizin speziell in unserem Kulturraum beschränken. Für mich gibt es bei diesen Überlegungen Parallelen zu unseren Geschichten. Viele von uns wurden irgendwann zu einer Zeit, als wir nicht wirklich dick waren, dazu gedrängt, uns der "Normalität" zu nähern. Durch Diäten, die uns von Ärzten verordnet wurden, wurden wir schließlich immer dicker. Obwohl der Jojo-Effekt inzwischen hinlänglich bekannt ist, hat sich an der diesbezüglichen Beratungspraxis nichts geändert, was ich als Skandal empfinde. Nach wie vor werden Menschen durch von Ärzten empfohlene Maßnahmen systematisch ins Übergewicht gedrängt. Und mit der Einführung der Adipositaschirurgie wurde einmal mehr die Machbarkeit in der Medizin benutzt, um Menschen gewaltsam zu normalisieren. Vielleicht - das geht mir heute Nachmittag durch den Kopf - setzt unsere Arbeit am falschen Ende an. Vielleicht sollten wir uns nicht gegen Dickendiskriminierung auflehnen, sondern gegen die zwanghafte Herstellung von "Normalität" ganz allgemein. Was meint Ihr dazu?
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • Wäre die Frage: Was ist die Norm und wer bestimmt die? Stigmatisierung und Diskriminierung von allem, was abweicht ist normal. Leider. Ich denke, man kann nur in seinem kleinen ,persönlichen Umfeld anders handeln. Und da wäre die erste Frage: "wann habe ich das letzte Mal über jemanden geurteilt. Ohne seine Situation zu sprechen.Ohne ihn zu kennen? Heute beim Einkaufen vielleicht...?" Bin ich völlig frei "vom Urteilen"? Es ist zutiefst in uns verankert, zu urteilen und einen allgemein gültigen Maßstab an zu legen. Sonst wären wir vielleicht völlig haltlos und wüßten nicht woran wir uns orientieren sollen.
  • [quote='miamömpel','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74244#post74244']Wäre die Frage: Was ist die Norm und wer bestimmt die? Stigmatisierung und Diskriminierung von allem, was abweicht ist normal. Leider. Ich denke, man kann nur in seinem kleinen ,persönlichen Umfeld anders handeln. Und da wäre die erste Frage: "wann habe ich das letzte Mal über jemanden geurteilt. Ohne seine Situation zu sprechen.Ohne ihn zu kennen? Heute beim Einkaufen vielleicht...?" Bin ich völlig frei "vom Urteilen"? Es ist zutiefst in uns verankert, zu urteilen und einen allgemein gültigen Maßstab an zu legen. Sonst wären wir vielleicht völlig haltlos und wüßten nicht woran wir uns orientieren sollen.[/quote] ...ah so und persönlich frag ich mich grad, ob ich glücklich wäre,mit meinem zuviel Gewicht , wäre es ein Schönheitsideal ...
  • Da war doch mal im Blauen Eine/r die das lang und breit diskutieren wollte... soweit ich mich erinnern kann, ging das nicht gut, weil die Problematik eben doch eine ganz-ganz andere ist.
  • Hallo ihrs :wink1: [QUOTE] Es ist zutiefst in uns verankert, zu urteilen und einen allgemein gültigen Maßstab an zu legen. Sonst wären wir vielleicht völlig haltlos und wüßten nicht woran wir uns orientieren sollen.[/QUOTE] Ja und je mieser sich Menschen mit sich selbst fühlen, je schlechter das Selbstwertgefühl, desto dringender brauchen sie jemanden, auf den sie zeigen und für NOCH schlechter anprangern können, als sie sich selbst fühlen. Die Fehler anderer anzuprangern lenkt "so schön" von den eigenen Fehlern ab. Wer sich selbst akzeptieren und sich für wert halten, hat es selten nötig, den anderen ihren Wert abzuerkennen ... :( Traurige Grüße Nena
    • Offizieller Beitrag
    [quote='Sonnenkuss','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74247#post74247']Da war doch mal im Blauen Eine/r die das lang und breit diskutieren wollte... soweit ich mich erinnern kann, ging das nicht gut, weil die Problematik eben doch eine ganz-ganz andere ist.[/quote]Ich habe das Forum jetzt durchsucht und nur [URL='http://www.deutschlands-dicke-seiten.de/forum/showthread.php?t=9809']diesen Thread hier[/URL] gefunden und einen Hinweis auf einen anderen Thread, den ich aber nicht gefunden habe. Im Übrigen war das nur ein Beispiel. Es gibt sicher noch weitere, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Ich wollte mit diesem Beispiel nur zum Ausdruck bringen, dass wir nicht die Einzigen sind, die ein Problem haben. Ich möchte nicht darüber diskutieren, wie gleich oder verschieden die Probleme Intersexueller und Dicker sind. Die Frage, die ich diskutieren möchte, ist, ob es in Euren Augen mehr Sinn machen würde, sich ganz allgemein gegen die Normierung der Menschen in welcher Weise auch immer einzusetzen, da dieses Normdenken, das in unserer Gesellschaft verankert ist, - häufig medizinisch verordnet - viel Leid über viele Menschen bringt, denn wer ist schon "normal"? In mir drin sagt zwar etwas, dass das ein sinnvoller Weg wäre, aber der Realistin in mir ist schon klar, dass, wenn wir schon die Dicken nicht unter einen Hut bekommen, wie wollen wir dann alle Nicht-Normalen welcher Art auch immer unter einen Hut bekommen?
  • Ich hab heut lauter Dejavu-Erlebnisse... aber ich komm nicht mehr drauf... nee, das war ein anderer Thread. Aber welcher? Vielleicht hat die toni das noch im Kopf, oder irgendwer *hilfe*!
  • Ich denke, wir sollten das nicht allgemein machen. Dafür ist das glaub ich ein zu breites Feld. Allerdings glaube ich, dass jeder für sich etwas dran ändern kann. Sich informieren und den eigenen Horizont dafür zu erweitern. Damit man selbst eben nicht diskriminiert. Natürlich ist niemand frei von Vorurteilen. Das kann man glaub ich auch gar nicht sein. Deswegen sind wir ja Menschen. Aber man kann entscheiden, ob man jetzt wirklich jemanden offen angreifen muss oder ob man nicht einfach mal den Mund hält und sich erstmal näher mit dem Thema beschäftigt. Es überschneidet sich eh vieles. Der dicke Intersexuelle mit Diabetes.
  • [quote='Plüschzicke','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74249#post74249']Wer sich selbst akzeptieren und sich für wert halten, hat es selten nötig, den anderen ihren Wert abzuerkennen[/quote] Da hast Du Recht - so ist es!
  • [quote='Sonnenkuss','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74251#post74251'] Vielleicht hat die toni das noch im Kopf, oder irgendwer *hilfe*![/quote] in welchem Kopf? Heute? Äh... also wenn ich Martina mit dem Resthirn, dass ich heut noch habe, richtig verstanden habe, dann ist das Grundübel eigentlich nicht die gesellschaftliche Diskriminierung unsereins, sondern die von den Ärzten festgelegte starre Norm. Also hier "was ist normal,was nicht". Bei den Inter-Transsexuellen geht es auch nicht nach dem individuellen persönlichen Empfinden "ob Männlein oder Weiblein" es wird hier schlicht nach irgendwelche XYZ Chromosomen entschieden "du bis ein Junge, basta" und " du bist ein Girlie, basta". Ich denke, das nennt man auch "selektieren" oder? Diese wissenschaftliche "Selektion" hat dann natürlich eine gesellschaftlich Ausgrenzung zur Folge. Das glaube ich, war jetzt Brainstorming, geht mit ausgepowerten Denkvermögen wunderbar. Uff..... toni...a
  • [quote=Martina]Vielleicht - das geht mir heute Nachmittag durch den Kopf - setzt unsere Arbeit am falschen Ende an. Vielleicht sollten wir uns nicht gegen Dickendiskriminierung auflehnen, sondern gegen die zwanghafte Herstellung von "Normalität" ganz allgemein.[/quote] 1. Nein 2. Ja :grins: ;) Also, in umgekehrter Reihenfolge: Dass wir etwas gegen jede Form von Diskriminierung aufgrund von nicht individuell beeinflussbaren Merkmalen haben, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Vielleicht wären entsprechende Zusätze auf der Webseite und in den Forenregeln nicht verkehrt. Am falschen Ende setzen wir aber nicht an, weil Übergewicht im Gegensatz zu z. B. Geschlecht, sexueller Ausrichtung und Rasse als in jedem Fall ziemlich leicht beeinflussbar gilt. Insofern ist das schon noch eine besondere Form der Diskriminierung und bedarf einer besonderen Aufklärungsarbeit. Ich bin allerdings nach wie vor der Auffassung, dass eine isolierte Dickenbewegung weder das ist, worauf die Welt am dringensten wartet, noch das, was sie am dringensten braucht.
  • [quote='Lunix','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74318#post74318']Ich bin allerdings nach wie vor der Auffassung, dass eine isolierte Dickenbewegung weder das ist, worauf die Welt am dringensten wartet, noch das, was sie am dringensten braucht.[/quote]Genau, und darum sollten wir uns offen gegen Diskriminierungen aller Art stellen und[quote=Martina]gegen die zwanghafte Herstellung von "Normalität" ganz allgemein.[/quote]
  • Hallo! Ich hatte beim Lesen von Martinas Beitrag (da gab es noch keine Antworten hierzu) gleich schon das Gefühl, meine Meinung äußern zu möchten. Ich hatte, vor einiger Zeit schon, animiert durch eine Fernsehsendung, den Wikipediabeitrag zum Thema Transsexualität gelesen. Was für Menschen, die als Kind oder junge Heranwachsende "umoperiert" wurden so grauslich ist, ist die Tatsache, das unwiderbringlich die Chance auf einen möglichst der eigenen Wahrnehmung entsprechenden Körper genommen wurde. Dies hier breit auszudiskutieren, sprengt wohl den Rahmen. Wie man aber grundsätzlich mit anderen Menschen umzugehen hat, ist für mich klar: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Jetzt soll es mit der Religion jeder halten, wie er mag, aber ich denke, dieses Gebot sollte im täglichen Leben auch gelten. Ich hab mir auch schon oft überlegt, was es alles für Krankheiten gibt. Ich habe 2 Jahre lang mal neben Schule / Ausbildung an einer Tanke als Kassiererin gearbeitet. Ein Kunde hat nie etwas zu mir gesagt, sondern ist immer stumm nach dem Tanken reingekommen, ich hab ihn abgerechnet und er ist rausgegangen, hat zwischendurch mehr auf den Boden geschaut als hoch. Irgendwann war noch eine Kollegin da, weil wir gerade die Schichten übergeben haben, sie begrüßte ihn mit Namen und er lächelte sie an. Als er raus war, hab ich sie natürlich gefragt, ob der Herr vielleicht stumm sei. Sie erzählte mir dann, das er als Kind im Krieg mit seiner Familie im Keller verschüttet wurde, man ihn erst nach drei Tagen rausgeholt hat und seine restliche Familie im Keller gestorben ist. Das hat dem Herrn im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen. Ich war richtig froh, dass ich - trotz der scheinbaren Ablehnung - immer freundlich zu ihm war. Was ich damit sagen möchte: wir sind alle anders. Und es gibt viele Menschen, die ein Handicap mit sich herumtragen, nicht nur wir Dicken. Nur bei uns sieht man es sofort. Und wahrscheinlich könnte man jeden, der andere wegen einer bestimmten Eigenschaft diskriminiert, selbst diskriminieren. Oder er könnte, z. B. durch einen Unfall oder eine Krankheit, selbst in die Lage kommen, ausgegrenzt zu werden. Ich hoffe, ich bin nicht zu sehr vom Thema abgewichen. Viele Grüße Nici
  • [quote]Nach wie vor werden Menschen durch von Ärzten empfohlene Maßnahmen systematisch ins Übergewicht gedrängt. Und mit der Einführung der Adipositaschirurgie wurde einmal mehr die Machbarkeit in der Medizin benutzt, um Menschen gewaltsam zu normalisieren. [/quote] Also ich finde ja nciht das wir Dicke da "benutzt" werden. Ich hätte gar nichts dagegen mein Übergewicht loszuwerden, allein schon aus gesundheitlichen und bewegungstechnischen Gründen. Ich denke mal, damit stehe ich nicht allein und viele wünschen sich ein Gewicht mit dem sie wieder beweglicher werden, die Treppe gut hochkommen, keine Knieschmerzen haben, sich ohne Probleme anziehen können und es kein Riesenakt wird, wenn man sich mal zu den Kindern auf den Boden setzen will und dann auch wieder flott hoch zu kommen. Ich würde mich sehr gerne "normalisieren" lassen, wenn es denn gelingen würde! Aber mbei mir hat auch die Umstellung auf gesundes Essen bloß gebracht daß ich mein Gewicht halte. Von Weight Watchers fang ich gar nicht erst an, da bekomme ich heute noch schwache Nerven, wenn ich an die bekloppte Gruppe denke, die einen mitleidig anguckt, weil man wieder nicht abgenommen hat.
  • Martina [quote] Vielleicht - das geht mir heute Nachmittag durch den Kopf - setzt unsere Arbeit am falschen Ende an. Vielleicht sollten wir uns nicht gegen Dickendiskriminierung auflehnen, sondern gegen die zwanghafte Herstellung von "Normalität" ganz allgemein.[/quote] Sich gegen Dickendiskriminierung aufzulehnen ist in meinen Augen nach wie vor wichtig. Was den zweiten Teil des Gedankens anbelangt, frage ich mich gerade, ob es denn sein kann, dass diejenigen, die die Norm auf biegen und brechen erfüllt sehen wollen, dies nicht vielleicht sogar mit dem Gefühl, etwas wirklich Gutes erreichen zu wollen, tun! Ist in deren Körpfen nicht vielleicht der Gedanke - nur wer normal ist wird in der Gemeinschaft anerkannt, nur wer anerkannt wird, kann ein gutes oder glückliches Leben führen? Und müsste man dann nicht zunächst einmal klar machen, dass eine solche Norm oder Normalität eben nicht natürlich und gesund ist und dadurch auch nicht dazu beitragen kann, ein gutes oder glückliches Leben zu führen? Dass eine solche Norm Menschengemacht und nicht von der Natur gegeben ist? Wie kann man also jemanden "bekehren" der glaubt, das was er tut, ist das Richtige, bezw. zum Wohle des jeweiligen Menschen?? ----------------- Wenn ich mir so anschaue, wohin sich das Bild "normaler Mensch" bewegt, wundere ich mich immer mehr, dass es kein allgemeines, großes Aufbegehren gibt... Weit sind wir von Frankensteinschen Visionen nicht mehr entfernt. Oder haben wir sie schon überholt?
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74433#post74433']Weit sind wir von Frankensteinschen Visionen nicht mehr entfernt.[/quote]So ist es! Bestimmte Körperteile lassen wir bei Defekt austauschen. Vielleicht tausche ich eines Tages meinen dicken Bauch gegen einen künstlichen Waschbrettbauch aus! :grins:
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74433#post74433'] Ist in deren Körpfen nicht vielleicht der Gedanke - nur wer normal ist wird in der Gemeinschaft anerkannt, nur wer anerkannt wird, kann ein gutes oder glückliches Leben führen? Und müsste man dann nicht zunächst einmal klar machen, dass eine solche Norm oder Normalität eben nicht natürlich und gesund ist und dadurch auch nicht dazu beitragen kann, ein gutes oder glückliches Leben zu führen? Dass eine solche Norm Menschengemacht und nicht von der Natur gegeben ist? Wie kann man also jemanden "bekehren" der glaubt, das was er tut, ist das Richtige, bezw. zum Wohle des jeweiligen Menschen?? ----------------- Wenn ich mir so anschaue, wohin sich das Bild "normaler Mensch" bewegt, wundere ich mich immer mehr, dass es kein allgemeines, großes Aufbegehren gibt... Weit sind wir von Frankensteinschen Visionen nicht mehr entfernt. Oder haben wir sie schon überholt?[/quote] [QUOTE] Es ist zutiefst in uns verankert, zu urteilen und einen allgemein gültigen Maßstab an zu legen. Sonst wären wir vielleicht völlig haltlos und wüßten nicht woran wir uns orientieren sollen. [/QUOTE] Leider ist es oberste Überlebens-Maxime des "Rudeltiers" Mensch, sich anzupassen um zu überleben bzw anzupassen, um zum Überleben zu funktionieren. Das bedeutet natürlich auch, sich einer Macht unterwerfen zu müssen, die die dafür nötigen Merkmale und Maßstäbe aufstellen kann/darf/will(...). Nur leider funktioniert dieses Prinzip zerstörerisch. Es zerstört individuelle Fahigkeiten, Talente, Gedanken bis zur Genialität, Lebenswege, ja, es zerstört Seelen. In meinem Leben ist dies ehrlich gesagt der wichtigste Aspekt, und zwar nicht nur wegen meiner Körperform, sondern auch wegen eines bzw. inzwischen mehrerer Handicaps sowie einschneidender Erfahrungen in meinem Umfeld. Aber sooft diese Frage bei mir auftaucht, stoße ich an Grenzen, denn egal ob Körperform, Handicap, Religion etc. Wie erreicht man mehr Platz für individuelle Lebensformen in der Gesellschaft, ohne dieser den Rücken zu kehren?
  • milkyway [quote]Wie erreicht man mehr Platz für individuelle Lebensformen in der Gesellschaft, ohne dieser den Rücken zu kehren?[/quote] Indem man sich ein (so weit wie nur irgend möglich) Umfeld baut und sucht in dem man so geliebt und anerkannt wird, wie man ist. Und hier bekommt man dann auch die nötige Kraft, Unterstützung und eben wahre Gefühle. Das Bussi-Bussi bestimmter Menschen (Gesellschaftsschichten) ist sowieso nicht echt und auf so etwas kann man getrost verzichten. Alles andere ist in meinen Augen ein ewiges Theater spielen aus sich anpassen, bloß nicht anecken und dem Wunsch anerkannt zu werden. Nur von wem will man da anerkannt werden? Wirklich von Menschen, die einen lieben, oder doch eher von Menschen, die einem im Grunde schnurz sein können?
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74446#post74446']milkyway Indem man sich ein (so weit wie nur irgend möglich) Umfeld baut und sucht in dem man so geliebt und anerkannt wird, wie man ist. Und hier bekommt man dann auch die nötige Kraft, Unterstützung und eben wahre Gefühle. Das Bussi-Bussi bestimmter Menschen (Gesellschaftsschichten) ist sowieso nicht echt und auf so etwas kann man getrost verzichten.[/quote] Nun ja, in meinem privaten Umfeld mag das möglich sein, es gibt trotzdem noch eine "Außenwelt", mir der ich täglich konfrontiert werde.Arbeit, Einkauf, Freizeitaktivitäten usw. [quote=milkyway] Wie erreicht man mehr Platz für individuelle Lebensformen in der Gesellschaft, ohne dieser den Rücken zu kehren? [/quote] Zum einen kommt darauf an, wo dir der Platz fehlt. Zum anderen: du findest ihn in dir selbst! In vielen Dingen schränken wir uns doch selbst extrem ein.
  • [QUOTE]Nun ja, in meinem privaten Umfeld mag das möglich sein, es gibt trotzdem noch eine "Außenwelt", mir der ich täglich konfrontiert werde.Arbeit, Einkauf, Freizeitaktivitäten usw.[/QUOTE] Auch die Außenwelt lässt sich besser ertragen, wenn es "innen" stimmt. Jeder Mensch hat seinen eigenen Komfortbereich, in dem er sich wohlfühlt. Wenn es da stimmt, kann die Außenwelt sein wie sie will, man wird immer wieder aufgefangen.:troest: Da ich neu hier bin, lese ich immer mal wieder auch in den früheren Beiträgen und bin manchmal ehrlich geschockt, was für ein schlimmes Selbstbild sich einige der Schreibenden haben einreden lassen und was sie sich selber antun, um anderen zu gefallen. In manchem finde ich eigene frühere Verhaltensmuster wieder, aber wenn ich das von anderen lese, erschreckt mich das schon... Ich finde es deshalb wichtig, immer wieder und wieder aufzuklären. Nicht nur andere, sondern auch uns selber. Vorurteile kann man nur abbauen, wenn man sie zuerst einmal als Vorurteile entlarvt. Aber generell [QUOTE]gegen die zwanghafte Herstellung von "Normalität" ganz allgemein[/QUOTE]vorgehen, hieße vermutlich gegen Windmühlen zu kämpfen
    • Offizieller Beitrag
    Nicht dass Ihr denkt, ich möchte dazu nichts mehr schreiben, aber muss jetzt mal den Rest der Woche komplett in Organisationsarbeiten abtauchen. Danach schreibe ich noch etwas dazu. Ist mir nämlich ein sehr wichtiges Thema.
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]

    Einmal editiert, zuletzt von Martina ()

  • [quote='Boewi','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74451#post74451']Auch die Außenwelt lässt sich besser ertragen, wenn es "innen" stimmt. Jeder Mensch hat seinen eigenen Komfortbereich, in dem er sich wohlfühlt. Wenn es da stimmt, kann die Außenwelt sein wie sie will, man wird immer wieder aufgefangen.:troest: [/quote] Das kann ich nur von ganzem Herzen bestätigen! Das "innen" beziehe ich jetzt mal auf das private Umfeld, aber auch auf das Innere in einem selbst. Und das in einem selbst wird wieder durch das Innere im liebevollen, intakten privaten Umfeld bestärkt. Und das bedeutet für mich auch - um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen - dass man sich leichter tut, einer ungesunden und unnatürlichen Norm, der man im Grunde gar nicht entsprechen [U]will[/U], zu trotzen.
  • [quote='Martina','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=74243#post74243'] Vielleicht sollten wir uns nicht gegen Dickendiskriminierung auflehnen, sondern gegen die zwanghafte Herstellung von "Normalität" ganz allgemein. Was meint Ihr dazu?[/quote] Nicht [B][COLOR=Black]sondern [/COLOR][/B][COLOR=Black]- [B]auch[/B][/COLOR] Das eine schließt doch das andere nicht aus bzw. beinhaltet nicht die Auflehnung gegen die Diskriminierung von Dicken auch ein sich Wehren gegen Normierung und Diskriminierung im allgemeinen??? Ich empfinde die Diskriminierung von übergewichtigen Menschen als etwas "spezielles" - bei allen anderen Diskriminierungen ist der öffentliche, gesellschaftliche Konsens der, dass man so etwas nicht tut und dass es unrecht ist...Diesen Kosenz sehe ich in Bezug auf die Diskriminierung von Dicken nicht... Und genauso wie sich andere Gruppen, die in unserer Gesellschaft Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt sind, organisieren und dagegen angehen, sollten übergewichtige Menschen dies auch tun und dafür sorgen, dass es immer mehr dicken Menschen gelingt sich anzunehmen und sich gegen Benachteiligungen und Anfeindungen zu wehren. Das bedeutet ja nicht, dass man nicht in der Lage ist über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und sich mit anderen solidarisieren kann. LG Hummelchen
  • Sehr interessante Frage... vor ein paar Jahren habe ich an einem Projekt einer jungen Transsexuellen mitgearbeitet und da gingen mir ähnliche Gedanken durch den Kopf. Ich finde auch, dass es da deutliche Parallelen und Überschneidungen gibt, aber eben auch viele Bereiche die nicht zu vergleichen sind. Aber darum soll es ja in diesem Thread nicht hauptsächlich gehen. Grundsätzlich finde ich den Gedanken richtig und wichtig, rein praktisch finde ich ihn aber ein bisschen schwer durchführbar und schwer umzusetzen. Wie Du - Martina - schon schriebst, ist es ja schon schwierig genug die [B][I]Dicken [/I][/B]zu einer Gruppe zu einigen - würde man nicht vielleicht anfangen sich zu verzetteln, würden sich die Ziele verwässern, wenn die Definitionen immer allgemeiner gefasst werden müssten, damit eben die vielen, die ähnlich aus der "Norm" fallen noch irgendwie unter den Hut passen? Oder würde es vielleicht ganz im Gegenteil mehr Klarheit bringen, die Einigung auf gemeinsame Ziele vereinfachen, wenn man sich gedanklich etwas von dem speziellen Thema Übergewicht entfernt und das Ganze aus einer weiter gefassten Perspektive betrachtet? Schwierig zu sagen. Ich glaube, ehrlich gesagt es ist wichtiger zunächst an einer eigenen "dicken" Identität zu arbeiten. Anders als andere "Randgruppen" (furchtbares Wort :genervt: ) wie zum Beispiel die Schwulen und Lesbenbewegung, die praktisch schon eine kleine Tradition und Geschichte in ihrem Kampf gegen Diskriminierung hat, steckt die Dickenbewegung (zumindest bei uns) doch noch in den Kinderschuhen. Um auch für andere kämpfen zu können muss ich doch zunächst erst mal voll für mich selbst einstehen können, mich gut kennen und mir des Rückhalts aus der eigenen Gruppe sicher sein, muss meine eigenen Ziele, Wünsche und Grenzen definiert haben. Das mag bei den einzelnen Leitfiguren der Dickenbewegung der Fall sein, aber als Gesamtgruppe ist das m.E bei den Dicken noch nicht so wirklich gegeben. Ein sich Wegbewegen von speziell dicken Themen hin zum Kampf gegen die zwanghafte Herstellung von Normalität könnte möglicherweise zu noch mehr Zersplitterung führen und könnte m.E. auch so wirken als ginge man leicht verschämt mit dem Thema um.
  • huhu, sorry, dass ich die Threadleiche fleddere, aber ich bin selbst betroffen. Ich kam mit beidem auf die Welt und mir wurde das männliche weggenommen, weil ich mehr weibliches in mir hatte. Jedenfalls haben meine Hormone verrückt gespielt und keiner wußte was mit mir los war. Hatte dadurch auch depressionen und alles mögliche. Meine Eltern wurden darüber auch nicht informiert. Hab mich auch seelisch irgendwie immer zwischen den Geschlechtern gefühlt. Nicht zu den Frauen gehörend, aber auch nicht so richtig zu den Männern. Am liebsten würde ich so richtig androgyn aussehen, wie viele Figuren in Mangas und Animes. Also ein Mann mit weiblicher Statur. Ich habe als Kind nie mit Puppen gespielt, aber war auch nicht der typische Raufbold, der sich gerne dreckig gemacht hab. Hab allerdings auch schöne Kleidchen und Schmuck geliebt. Erst als ich beim Frauenarzt war hat der mich auf die Vernarbung angesprochen und meinte, selbst wenn ich Kinder kriegen wollen würde, wäre das schwierig, weil meine Gebärmutter kleiner als bei einer richtigen Frau ist. (Lebe mit einer Frau zusammen) So im nachhinein bin ich ja froh, dass das gemacht wurde, auch wenn ich es nicht befürworte. Sonst wäre ich als Kind noch mehr gemobbt wurden. "Ihhhh Frau Lehrerin, bei uns ist ein Junge in der Umkleide." "Was willst du denn hier? Du bist doch ein Mädchen." Vom Gefühl her fühle ich mich zwischen den Geschlechtern...aber doch mehr männlich. In Foren, in denen ich gezwungen bin mein Geschlecht anzugeben, nehme ich immer das männliche. ;) Warum ich eigentlich hier bin? Hab bisher nur mitgelesen...wurde durch eine Essstörung dick, die jetzt aber in die andere Richtung umgeschlagen ist. (50 Kg in einem Jahr weniger, jetzt noch bei 94Kg ) Allerdings...solange man sich mit 60Kg noch vom Therapeuten anhören kann "Na also für Magersucht sind sie mit 60Kg noch zu dick" kann ich wohl mit 94 Kg auch keine Hilfe erwarten. Ich finde es toll, wie einige zu ihren Pfunden stehen können.