Die Herstellung von "Normalität" - Medizinische Gewalt und andere Diskriminierungen

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  • Hallo und willkommen. Sorry musst du nicht sagen. Ich finde manche alten Threads auch interessant, man muss ja nicht was neues aufmachen, wenn man wo anknüpfen kann. Eigentlich sollen hier keine Gewichtsdaten genannt werden, um nicht diesen Wettlauf um Kilos anzupuschen. Ich finde aber, dass du anscheinend ein echtes Problem hast. Ist abgeklärt, dass deine starke Abnahme keine organischen Gründe hat? Ist es wirklich nur zwanghaftes Hungern, das dich so weit gebracht hat? Lass das unbedingt abchecken, falls noch nicht geschehen! Ich kenne aber diese Einstellung von Ärzten oder auch Familie aus eigener Erfahrung. Bei mir hieß es mit 49 Kilo noch, dass ich doch gar nicht magersüchtig sein kann, weil ich noch nicht lebensbedrohlich dünn war. Im Gegenteil wurde ich ermuntert, noch mehr abzunehmen. Erst als ich für meine Umgebung zu einem Ärgernis wurde durch mein aggressiv-depressiv-selbstzerstörerisches Verhalten, nahm man meine Probleme ernst. Mal ganz davon abgesehen, finde ich die Einstellung dieses Arztes bedenklich. Selbst mit hohem Gewicht kann so eine starke und schnelle Abnahme nicht ohne Mangelernährung vonstatten gehen, und der Organismus ist doch auch immens belastet, allein durch die Abbauprodukte von Körperfett und sicher auch Muskulatur werden Leber und Nieren extrem belastet. Was dein gefühltes Geschlecht angeht - ich glaube, da gibt es ein Kontinuum von Zugehörigkeit, biologisch wie seelisch. Neuerdings werden vermehrt Theorien propagiert, dass geschlechtstypisches Verhalten genetisch vorgegeben ist. Diese Theorien ärgern mich immer, weil ich mir dann immer als "unnormal" und "abweichend" sprich "krankhaft" vorkomme bzw. bezeichnet werde, nur weil ich zwar als Mädchen geboren bin, aber schon immer keinerlei Interesse an Puppen, Babies, Klamotten, eben "weiblichem" Verhalten zeigte. Ich wollte mit 6 nicht Krankenschwester, sondern Baggerfahrer werden:grins: Aber als Frau, egal ob "original" oder "hinoperiert" hat man heutzutage eher die Möglichkeit, sich männlich zu verhalten, als umgekehrt. Da regt sich mittlerweile keiner mehr auf, höchstens darüber, falls frau sich weigert, Kinder für Volk und Rentenkasse zu gebären. "Weibische" Männer werden ja immer noch nicht in gleichem Maße respektiert....
  • [quote='AngelofCruxis','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=82585#post82585']...wurde durch eine Essstörung dick, die jetzt aber in die andere Richtung umgeschlagen ist. (50 Kg in einem Jahr weniger, jetzt noch bei 94Kg ) Allerdings...solange man sich mit 60Kg noch vom Therapeuten anhören kann "Na also für Magersucht sind sie mit 60Kg noch zu dick" kann ich wohl mit 94 Kg auch keine Hilfe erwarten. Ich finde es toll, wie einige zu ihren Pfunden stehen können.[/quote] Ich kann dir nur dringend raten, dir einen Therapeuten zu suchen, der sich mit Essstörungen auskennt, wenn ich das lese...:mad: Klar, um die Diagnose Magersucht zu stellen, braucht es u.a auch das Kriterium, dass das Gewicht mindestens 15% unter dem Normalgewicht liegt. Aber wenn er tatsächlich nur darauf hinaus wollte mit seiner Bemerkung, dann ist das wohl mehr als unglücklich formuliert gewesen. Ansonsten liegt wohl in deinem Fall mehr als deutlich auf der Hand, dass es sich um ein wie auch immer geartetes aber eindeutig gestörtes Essverhalten handelt, wenn du bei organischer Gesundheit derartige Gewichtsschwankungen hast.
    • Offizieller Beitrag
    Heute stolperte ich zufällig in [URL='http://www.planet-wissen.de/pw/index.html']Planet Wissen[/URL], als ich nach Hause kam und ein bisschen chillen wollte. Es ging um Gehörlose. Eine verdammt interessante Sendung. Ich wurde wieder daran erinnert, dass Gebärdensprache mich wirklich fasziniert. Aber darum soll es nicht gehen. Besonders interessant fand ich die Diskussion und Berichterstattung rund um das [URL='http://de.wikipedia.org/wiki/Cochlea-Implantat']Cochlea-Implantat[/URL]. Insbesondere selbst von Gehörlosigkeit betroffene Eltern lehnen das Implantat bei ihrem Nachwuchs ab, da es mit erheblichen Komplikationen verbunden sein kann und auch nicht zwingend erfolgreich ist. Allerdings wird seitens der Ärzte und auch der Gesellschaft enormer Druck auf die betroffenen Eltern ausgeübt und ihnen wird klipp und klar gesagt, dass sie ihrem Kind die gesamte Zukunft verbauen, wenn sie das Implantat nicht einbauen lassen. Eine hörende Mutter eines gehörlosen Kindes, die das Implantat ablehnte, erklärte, die ganze Gesellschaft sei nur darauf programmiert, dass alle Menschen gleich funktionieren. Die Individualität des Einzelnen bliebe dabei auf der Strecke. Die ganze Familie, in der bis auf das kleinste Kind alle hören, nimmt bei einem Gehörlosen Unterricht in Gebärdensprache. Dieser Lehrer setzt sich vehement gegen das Implantat ein. Traurig hat mich gemacht, dass es auch Eltern gibt, die sich total auf das Implantat verlassen und auf das Erlernen der Gebärdensprache verzichten. Wenn es dann nicht funktioniert, was es wohl öfter nicht tut, bleiben letztlich sprachlose Kinder zurück. Mir kam das ganze Szenario mal wieder bekannt vor und erinnerte mich an diesen Thread hier. Vor allen Dingen der Druck, der auf die Menschen ausgeübt wird, kam mir bekannt vor. Die Gehörlosen selbst nehmen das alles ziemlich locker. Sie kennen es nicht anders und kommen auf ihre Art wunderbar im Leben zurecht. Aber auch sie haben damit zu kämpfen, dass "Normale" das nicht nachvollziehen können.
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • Dass jemand zu solchen Implantaten gedrängt wird, finde ich schlimm... vor allem, weil ich Leute erlebt habe, die sich in Gebärdensprache ausdrücken! Ich kannte die beiden nicht und habe sie zufällig kurz beobachtet, wie sie sich an einem Bahnhof begrüßt haben und miteinander redeten. Da lag so viel Ausdruck drin, dass ich die Herzlichkeit und Freude sehr deutlich wahrnehmen konnte und ich fand es toll. Gebärdensprache ist eine schöne Sprache, finde ich. Ohnehin verständigen sich die Menschen zum größten Teil über Mimik und Gestik, das gesprochene Wort selbst macht nur etwa 7% unserer (teils unbewußten) Kommunikation aus, da halte ich die Gebärdensprache sogar eher für zusätzliche Ressourcennutzung. Aber manch einer versteht wohl einfach nicht, dass Gebärden ganz normal sind :cool3:
  • Ich fände Gebärdensprache auch für Hörende nützlich: man könnte sich in lauter Umgebung (Disco, Fabrik) verständigen ohne zu schreien. Ich kenne mich da ja nicht so aus. Gibt es landesspezifische Unterschiede oder ist das Repertoire international einheitlich, d.h. könnte man sich mit "deutscher" Gebärdensprache mit Amerikanern "unterhalten"?
  • [quote='Sophie','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=83119#post83119']IGibt es landesspezifische Unterschiede oder ist das Repertoire international einheitlich, d.h. könnte man sich mit "deutscher" Gebärdensprache mit Amerikanern "unterhalten"?[/quote] Jedes Land hat seine eigene Gebärdensprache. Das liegt vielleicht daran, dass diese nicht "erfunden" wurde, sondern sich nach und nach entwickelt hat (wie gesprochene Sprache eben auch). Soviel ich weiß ist sie nicht einmal innerhalb Deutschlands einheitlich - es gibt da auch eine Art "Dialekte".
  • Es gibt ein sehr interessantes Buch, dass ich vor bestimmt schon 10 Jahren gelesen habe, das mich damals aber sehr gefesselt hat. Es geht darum, wie sehr integriert die Gehörlosen auf der Insel Martha's Vinyard früher waren. Dort gab es sehr viele Gehörlose aufgrund bestimmter Gruppen, die dorthin ausgewandert waren und eine erbliche Vorbelastung hatten. Gebärdensprache war auf der Insel bzw. in einigen Dörfern so etwas wie die Handelssprache und wenn ich mich recht erinnere gerade unter den Fischern sehr gängig, um durch laute Geräusche keine Fische zu vertreiben. Auch heute noch gibt es anscheinend unter den Alteingesessenen die Tendenz, einige Dinge per Gebärden zu kommunizieren anstatt die Stimme laut zu erheben, auch wenn es nicht mehr viele Gehörlose gibt. Nicht umsonst heißt das Buch von Nora Groce auch [URL='http://english.ttu.edu/Kairos/7.1/coverweb/dunn_demers/spokesl.htm']"Everyone here spoke sign language"[/URL] statt die Gehörlosen auszuschließen gab man ihnen einen Platz in der Gesellschaft und näherte sich ihnen auch auf kommunikativer Ebene an. Auf das Buch gestoßen war ich während einer Dokumentation über Martha's Vinyard, wo das Dorf, in dem früher besonders viele Gehörlose gelebt hatten, vorgestellt wurde Gebärdensprache ist eine Sache, die ich gerne auch noch lernen möchte. Die raumgreifende Dreidimensionalität der Gestik macht die Sprache sehr lebendig. Dass sich auch Dialekte und andere Formen entwickelt haben, finde ich spannend. An der Schule für Gehörlose, an der eine Cousine von mir unterrichtet, haben die Schüler von Beginn an über ihre Lehrer statt mit Buchstaben für die Namen mit Spitznamen in Gebärdenform gesprochen. So fiel meine Cousine offenbar dadurch auf, dass sie sich ständig eine Strähne links hinter das Ohr schob - diese Bewegung war dann eben die Ersatzgebäre für ihren Namen.

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