Sich Gehenlassen

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  • Inspiriert von der Verwendung dieses Ausdruckes in einem anderen Thread,habe ich mir mal ein paar Gedanken gemacht,was es für mich heißt:"Ich lasse mich gehen". Befolge ich in diesen Momenten nicht meine ,durch Überzeugung und gutes Wissen aufgestellte Lebenseinstellung (im dicken Sinne das Essen betreffend)und schlage über die Stränge, weil es heute eben alles egal ist? Wenn ich mich gehen lasse und das negative Auswirkungen hat,was bedeutet das im umgekehrten Sinn? Dass ich nur im kontrollierten Zustand zu einem positiven Verhalten fähig bin? Und wenn ich mich aber "anleinen" muß, um mich nicht "gehen zu lassen", bedeutet das ja auch, daß ich eigentlich ganz anders will, als ich sollte, aber nur tue,was ich muß,weil einTeil zu dieser Einsicht gekommen ist,der andere aber dagegen rebelliert und endlich mal rausgehen will? Fragen über Fragen....:fluester: :baeh2: Chiyele
  • Interessante Fragen, Chiyele. Und ich finde, es ist eine gute Idee, dieses "sich gehen lassen" zur Diskussion zu stellen. Denn anscheinend gibt es ja da durchaus differierendes Verhalten. Ich persönlich bin ein ziemlich kontrolliertes Etwas. Ein etwas zu kontrolliertes Etwas. Im Klartext: Als ich feststellte, dass ich eine zweite Scheibe Vollkornbrot zum Abendessen als Kontrollverlust erlebe, merkte ich, dass ich da ein Problem habe. Inzwischen habe ich mich ein bisschen in Richtung laissez-faire weiterentwickelt. Auch und gerade in Sachen Nahrungsaufnahme. Ein bisschen unheimlich fühlt es sich allerdings noch an... Insofern ist für mich der "Kontrollverlust" (wenn man's denn so nennen kann) das "positive Verhalten". Das heißt, ich versuche das gerade zu lernen und die Dinge ein bisschen entspannter zu sehen.
  • "Ich lasse mich gehen" kann man/frau vielleicht leichter ausloten, wenn es anders formuliert bzw. auf andere Bereiche übertragen wird. "Ich lasse mein Kind gehen" bedeutet zum Beispiel, dass ich es ohne meine Aufsicht und Kontrolle dahin laufen lasse, wo es hin möchte, ihm einen Teil Selbstbestimmung einräume. Wenn "ich mich gehen lasse" negiere ich in aller Regel irgendwelche Spielregeln, die ich mir oder die andere mir vorgegeben haben. Mir fällt in diesem Kontext auf, dass es Bereiche meines Lebens gibt, in denen ich mich (fast) nie gehen lasse, und andere, in denen ich mich sehr oft gehen lasse - unabhängig davon, wer sie aufgestellt hat. Je näher etwas an mir selbst ist, desto eher lasse ich mich gehen, und dies bezieht sich darauf, wer von den Folgen meines "sich-gehen-lassens" eventuell kurz-, mittel- oder langfristig beeinträchtigt wird. Im Berufsalltag bemühe ich mich meistens um völlige Korrektheit - es gibt aber auch da gelegentlich Situationen, und zwar die, in denen ich emotional sehr beteiligt bin, wo ich aus dem Geschirr ausbreche, mit dem Ziel, dem Frust zu entfliehen oder eine große Freude zu feiern. Im Bereich Haushalt (Putzen, Waschen etcetera pp) lasse ich mich schon öfter gehen, schiebe Sachen auf, die zwar eigentlich getan werden müssten, auf die ich aber momentan keinen Bock habe. Aber auch hier gelingt es mir meistens, die von mir oder der Sache gesetzten Regeln zu befolgen. In meinem privatesten Bereich ist der Anteil "mich gehen lassen" relativ hoch, siehe zum Beispiel "Ernährungsregeln" - da ist es übrigens für mich äußerst interessant zu erleben, dass ich die Ernährungsregeln für Diabetiker viel leichter einhalten kann, seitdem ich sie dank intensivierter Insulintherapie nicht mehr einhalten muss (siehe hier den albernen Satz "ich habe gesündigt!"). Vor diesem Erleben (siehe Ernährung) glaube ich fast, dass Spielregeln leichter einzuhalten sind, wenn man/frau sie selber mitgestalten kann, wenn das Befolgen der Spielregeln nicht mehr bedeutet, dass man/frau gegen die ureigensten Bedürfnisse/Wünsche ankämpfen muss. Das Mindeste ist, dass das Nicht-Befolgen der Spielregeln nicht mehr mit Schuld- und Versagensgefühlen verbunden ist. Zum "Sich-gehen-lassen" gehören also Regeln, gegen die man/frau verstößt und auch daraus resultierende Schuldgefühle, weil man/frau nicht "vernünftig" sondern "aus dem Bauch heraus" entschieden hat. stübbken
  • speziell im zusammenhang mit einer essstörung find ich es sehr schwierig, eigenen willen und regeln gegeneinander zu stellen bzw. zu bewerten. es ist definitiv nicht mein eigener wille, wenn ich in einem essanfall einen sack lebensmittel verschlinge. es ist auch definitiv nicht mein wille, wenn ich zum frühstück nur eine halbe grapefruit essen darf oder zur kompensation eines kuchenstückes eine stunde joggen gehen muss. wenn ich heute, weil ich lust darauf habe, einen eisbecher esse oder einen schweinsbraten, was andere leute ja auch tun, dann muss ich danach nicht mehr reflexartig denken "eh schon alles egal, jetzt geh ich nimmer schwimmen". ich ess den kuchen, ich ess den schweinsbraten, aber beides ist heute mit meinem wunsch nach bewegung (freier wille) vereinbar. nach solchen "exzessen" spült mich heute nicht mehr diese welle an selbstmitleid-selbstekel weg, sodass ich mich selbst bestrafe und jetzt auch keinen sport mehr mache, nicht mehr ins kino gehe, mich nicht mehr hübsch anziehe, mich nicht mehr pflege etc. ich verbinde mit "mich gehen lassen" ein zuwiderhandeln gegen das, was mir gut tut und freude bereitet, nicht gegen regeln. ich verbinde damit,. dass ich aus den augen und dem sinn verliere, dass nimenad etwas gutes für mich tut, wenn ich es nicht tue.
  • Der Unterschied zwischen uns ist, dass ich mit "mich gehen lassen" etwas assoziiere, das von mir - wenn auch nicht von meiner Ratio! - bestimmt ist. Ich habe meinen Beitrag auch nicht vor dem Hintergrund einer Essstörung gesehen, sondern mich um eine Begriffsklärung bemüht. Im Allgemeinen ist der Begriff ja negativ besetzt - jede/r denkt dabei an die mittelalterliche, feiste S.chlampe, mit fettigem,dunkelnachgewachsenem blondierten Haar, der es egal ist, dass sie damit ihre Ehe gefährdet - glaube ich jedenfalls! Wenn ich "mich gehen lasse", tue ich ja meist etwas, das mir in der aktuellen Situation besser und begehrenswerter erscheint als das, was ich eigentlich tun müßte...ich verstosse gegen Regeln, die ich oder andere mir vorgegeben haben und bezahle dafür mit Schuldgefühlen... Die Frage ist, ob Sich-gehen-lassen vor dem Hintergrund der Rücksichtnahme auf ureigenste Bedürfnisse im Konflikt mit tatsächlichen oder vermeintlichen Pflichten wirklich negativ zu bewerten ist. stübbken
  • [QUOTE=stübbken] Die Frage ist, ob Sich-gehen-lassen vor dem Hintergrund der Rücksichtnahme auf ureigenste Bedürfnisse im Konflikt mit tatsächlichen oder vermeintlichen Pflichten wirklich negativ zu bewerten ist. [/QUOTE] Ich denke das hängt, wie so vieles in diesem Bereich von der Häufigkeit und Intensität ab. Die Frage ob der Negativität des Sich-gehen-lassens kann ich immer nur im Einzelfall abwägen. Linke Waagschale: Gewinn durch das Sich-gehen-lassen (Zeitgewinn, Ärgervermeidung, Spassgewinn, Bequemlichkeit .....) Rechte Waagschale: Konsequenzen aus dem Sich-gehen-lassen (Ärger, Streit, negative Auswirkungen auf eine wichtige Entscheidung .....) Gruß, Lord Vetinari
  • :-o unter "sich gehen lassen" verstehe ich die Tatsache d. Mann/Frau sich aufgeben und dies auch deutlich zum Ausdruck bringen zum Beispiel durch mangelnde Körperpflege, schmutzige Kleidung etc.. Natürlich kann dies auch durchaus ein Hilferuf sein "seht her, wie schlecht es mir geht" . Es ist auch oft der Ausdruck einer handfesten Depression in derem unbehandeltem Verlauf es Menschen immer schwerer fällt die einfachsten Dinge des Lebens, wie zum Beispiel die tägliche Rasur noch durchzuführen. Obwohl ich um diese Dinge weiß, fällt es mir äußerst schwer tolerant mit "sich gehen lassen, umzugehen.
  • "Sich gehen lassen" im negativen Sinne verstehe ich auch so wie biggerman. Aber man kann sich ja auch im positiven Sinne gehen lassen indem man einfach mal aus sich rausgeht und dem was in einem ist freien Lauf läßt. Das kann während einer Zusammenkunft mit Freunden sein wo man einfach lacht bis man nur noch japsen kann oder in den intimsten Momenten mit dem Partner wo man einfach nur noch fühlt und die Emotionen schießen läßt statt zu kontrollieren.