Das Essen und die anderen

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  • Mir ist etwas aufgefallen: Mein alltägliches Essverhalten hat sich ja seit einigen Jahren wieder normalisiert. Anders ist es jedoch, wenn ich z.B. zuhause bei meinen Eltern bin - dort habe ich interessanterweise fast immer Hunger, weil ich von den Mahlzeiten einfach nicht satt werde. Das liegt aber nicht an der Portionsgröße oder dem Kaloriengehalt, sondern an der Atmosphäre bei Tisch. Ich bin immer so angespannt, fast schon genervt, dass ich mich gar nicht auf das Sattwerden konzentrieren kann. Ein Hauptgrund dafür ist meine Mutter, die ganz verlässlich jedesmal ihre Show abzieht: "Oh, jetzt seid ihr ja schon alle fertig. Tut mir leid, dass ihr auf mich warten müsst. Ich bin aber auch [i]immer[/i] die Letzte!" (Übersetzung: Ich esse angemessen langsam, ihr schlingt!) Nicht zu vergessen die obligatorische "Jetzt bin ich aber satt!"-Einlage, wenn alle anderen noch mitten beim Essen sind - sie isst dann übrigens noch weiter, um sich hinterher zu beschweren, sie hätte viel zu viel gegessen. Jedesmal! Ich werde noch wahnsinnig. (Das Essens-Theater hat noch ein paar mehr Akte, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen...) Ähnlich anstrengend ist das Essen mit meinen Schwiegereltern in Spe, die im Gegensatz zu meinen Eltern beide dick sind. Es fängt schon damit an, dass ich als Vegetarierin immer unangenehm im Mittelpunkt stehe. ("Was isst du denn, steht da überhaupt was Vegetarisches auf der Karte? Warte, ich frag den Kellner für dich...") Schwiegerpapa ist tatsächlich aufgrund seines Essverhaltens - zu viel, zu fett, zu süß - so dick und macht auch kein Hehl daraus. Allerdings hat er mit zu hohem Blutdruck und Blutzucker zu kämpfen und redet ständig darüber, was er nicht essen darf - hält sich aber nicht dran. Schwiegermama - eine liebe süße Frau - diätet seit Jahren herum und versteht wirklich nicht, warum sie jetzt wieder so dick ist, obwohl sie doch so schön abgenommen hat... Das Thema Essen wird immer wieder angeschnitten, so dass ich auch hier bei den Besuchen richtig angespannt bin und entweder wie ein Spatz esse oder aber gar nicht richtig satt werde. Kennt das jemand von euch?
  • [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Ja, das kenne ich auch. Ich kann nicht sagen, dass ich schon einige Jahre von meiner Esssucht entfernt bin, aber ich kann sagen, dass ich von diesem Verhalten weg bin. Es war ein harter Kampf! Erst musste ich meinen Eltern klar machen, dass wir eigentlich immer nur miteinander essen und nie etwas Anderes machen. In unserer Familie war z. B. Abendessen oder gemeinsam ins Restaurant gehen immer der zentrale Moment der Zusammenkunft. Im Gegensatz dazu spielten wir aber nie Gesellschaftsspiele oder machten abends mal gemeinsam einen Spaziergang. Essen war unsere Form der stillen Kommunikation - kein Wunder in einer stummen Familie. Wir konnten uns nur über Nahrung austauschen. Im Laufe der Therapie musste ich meiner Mutter sagen, dass sie aufhören soll, immer Essen auf den Tisch zu stellen, wenn ich komme oder mich ständig zu fragen, ob ich noch etwas möchte. Auch mussten meine Eltern lernen, dass ich nicht mehr als Mülleimer für übrig gebliebenes Essen fungiere. Ich glaube, mein Vater war auch sehr überrascht, als ich vor einiger Zeit seine Einladung zum Brunch ausschlug und stattdessen mit ihm am Rhein entlang lief. Indirekte Anspielungen allerdings gab es nicht und gibt es heute sowieso nicht mehr. Dagegen würde ich mich verwahren. Babs[/color][/font]