Todsünde Völlerei

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    • Offizieller Beitrag
    Also, den Anfang von diesem Machwerk habe ich noch nicht gesehen. Es überschnitt sich mit etwas anderem, was ich anschauen wollte. Wir haben den Anfang auf Video. Das, was ich allerdings gesehen habe, war ein so bescheuertes Konstrukt, das man schon fast wieder drüber lachen kann. Zunächst mal wurde nach jeder Werbung eine Szene aus dem Mittelalter gezeigt, in der ein Mann vor einer üppig gedeckten Tafel saß und sich das Essen reinschaufelte. Zur Erklärung sagte die Hintergrundstimme, dass Völlerei im Mittelalter eine Todsünde gewesen sei, weil es gegenüber den Hungernden als verwerflich galt, sich den Bauch voll zu schlagen. - Und heute? Es gab noch nie so viele Übergewichtige. Die Wissenschaftler suchen fieberhaft nach den Ursachen ... Es wurde darauf eingegangen, wie Conny in ihrer Kindheit ein Schlüsselerlebnis hatte, als sie von Jungs auf einem Spielplatz gehänselt wurde. Dann wurde gezeigt, wie sie Literaturwissenschaften studierte und als Autorin erfolgreich war. Trotz ihres Erfolges fand sie aber nie einen Partner. Ihre beste Freundin erzählte in eingestreuten Interviewfetzen*, sie meine sich erinnern zu können, Conny habe einmal gesagt, dass es ja wohl auch niemanden geben könnte, der sie liebt, weil sie dick ist. An anderer Stelle sagte die Freundin, dass man einen Menschen, den man wirklich liebt, nicht so sehen möchte. Irgendwann hat Conny dann im Internet Kontakt zu Männern gefunden und sich schließlich per Mail (das haben die Ermittler nach ihrem Tod festgestellt!) in Mike verliebt. Nach langem Zögern lernte sie ihn schließlich persönlich kennen. Und Mike liebte sie nicht nur trotz ihres Gewichts, sondern er teilte ihre Leidenschaft, das Essen. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Conny während der gesamten Sendung daueressend dargestellt wurde. Sie aß permanent, während sie ihre Romane schrieb, Schokocroissants oder Schälchen mit Nutella, aus denen sie löffelte und an deren Rand Schokokekse drapiert waren. Mike fütterte sie dann mit so widerlichen (okay, für mich widerlichen) Dingen wie ganzen Haxen. Sie schob sich ein Ding nach dem anderen rein, meist mit den Fingern, die sie anschließend ableckte. Ihr Wachstum dokumentierte Mike im Internet, über Webcams, die er in der gesamten Wohnung installiert hatte. Irgendwann, sie wog schon über 200 kg, ging sie zum Hausarzt. Der diagnostizierte bei ihr Diabetes, Hypertonie und noch irgendwas. Und er riet ihr dringend zu einer Magen-OP. Daraufhin, das konnte man selbstredend auch auf den Videoaufnahmen verfolgen, gab es zu Hause einen Streit, weil sie begann das Essen zu verweigern. Mike, der auch immer wieder interviewt wurde, allerdings mit verfälschtem Gesicht, erzählte, er sei dann für ein paar Tage verreist, um ihr einen Schreck einzujagen. Die Video-Aufnahmen zeigten, dass Conny in seiner Abwesenheit unter die Dusche ging. Da klingelte ein Pizzabote an der Tür. Sie verließ die Dusche, rutschte im Bad aus, schlug mit dem Kopf auf dem Waschbecken auf (so was ist noch keinem schlanken Menschen auf dieser Welt passiert :bigno: ) und starb an ihrer Kopfverletzung. Und nun der Schlusskommentar, der Klopper schlechthin: Am Ende wurde Conny Hoffmann ihre Lust am Essen zum Verhängnis. Uwe und ich schauten uns an und hatten Mühe nicht los zu prusten. Der einzige Zusammenhang zwischen diesem Tod (der angeblich auf einer wahren Geschichte beruhen sollte) und dem Essen war der Pizzabote, der an der Tür geklingelt hat. Die gesamte Reportage war von Schnipseln aus Interviews mit Wissenschaftlern gespickt. Die betroffen-ernst-dramatische Hintergrundstimme kommentierte die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die genetische Komponente als eine beliebte Ausrede der Dicken. Einige Argumente, die Dicke haben, wurden erwähnt, aber stets mit den Attributen "scheinbar", "meinen sie", "denken sie" versehen, also in Frage gestellt. Es gäbe sogar Dicke, die behaupteten, sie fühlten sich wohl in ihrer Haut, aber Wissenschaftler hätten festgestellt, dass das nicht stimmt. Zum Schluss wurde noch der ermittelnde Kommissar gezeigt, der darüber sprach, dass es wohl in gewisser Weise in diesem Fall eine Schuldkomponente gegeben habe, diese aber strafrechtlich nicht relevant sei. :batsch::batsch::batsch: Ein dickes Ding (im wahrsten Sinne des Wortes) waren Kernspin-Bilder der Dopaminsysteme eines suchtfreien Menschen, eines Kokain-Abhängigen, eines Alkohol-Abhängigen und - jetzt kommt's - nicht etwa eines Esssüchtigen, nein, eines "chronisch Übergewichtigen". Die "wissenschaftliche" Seite wurde abgedeckt durch das Adipositas-Zentrum der Uni Tübingen (davon wohne ich gerade mal 60 km entfernt), die wohl auch diese oben erwähnten Bilder beigesteuert haben. Und nun, nachdem ich diese Sendung gesehen habe, werde ich in Bezug auf diese Sendung nicht die Landesmedienanstalt kontaktieren, sondern das Adipositas-Zentrum Tübingen, und zwar, wenn möglich, im persönlichen Gespräch. Martina * Insgesamt war das Ding (anders kann ich es kaum bezeichnen) in seiner Machart ziemlich stark von den ZDF-Geschichtsreportagen abgekupfert, wohl auch um ihm eine seriöse Aura zu verleihen. Das war allerdings vergebliche Liebesmüh.
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    • Offizieller Beitrag
    Was ich noch erwähnen sollte: Ich finde es an sich gut, dass das Thema Feeding öffentlich angesprochen wird, aber nicht so: Es wurde suggeriert, dass, wenn Du eine dicke Frau bist, Du unter keinen Umständen mit Männern aus dem Internet, die Dein Dicksein nicht stört, in Kontakt kommen solltest, weil das kann nur so enden. Es gab nur einen sehr allgemeinen "wissenschaftlichen" Kommentar zu Fetischen und der Wirkung eines potenziellen Wegfalls (in diesem Fall nach dem Besuch beim Hausarzt) auf den Fetischisten. Es wurde null auf psychologische Abhängigkeiten und deren Ursachen eingegangen. Es war einfach nur reißerisch und dumm. Aber ich schwöre Euch, die Mehrheit der Menschen, die das gesehen haben, werden jetzt glauben, dass der Partner einer dicken Frau definitiv ein Feeder ist. So wurde es dargestellt.
  • Ich habe mir die Sendung aufgezeichnet und heute morgen geguckt (ich bin mal wieder seeehr früh auf gewesen) Martina hat schon einiges dazu geschrieben, dazu nur meine Ergänzungen, was mir dazu noch auffiel: - Im Hintergrund immer die unheilvolle Musikuntermalung, echt gruselig. - Die angebliche Freundin die immer so betroffen/künstlich mit effektvollen Pausen sprach und guckte - wie in einer Soap. - Die vor Monaten aufgestellte und mittlerweile längst wiederlegte Behauptung dass 75 % der Deutschen übergewichtig seien und damit die dicksten Menschen in Europa wurde deutlich betont (wo haben die recherchiert????). - Die Behauptung dass die meisten dicken Menschen die Gründe fürs Dicksein in den Genen suchen würden was wissenschaftlich nicht nachweisbar wäre; nachgewiesen wäre nur eine Veranlagung zum Dicksein. - Die Behauptung dass die meisten dicken Menschen Angst vor Nacktheit haben und deswegen keinen Partner hätten. Überspitzt könnte das heißen, wenn man deren Daten zugrunde legt: 75% der Deutschen sind dick; die meisten davon haben keinen Partner und schlußgefolgert daher auch keine Kinder. Wir sterben aus weil wir dick sind????? Alles Humbug. Und vor allem: [B]was hat das alles mit Völlerei zu tun?????[/B] Völlerei hat für mich nicht das geringste mit Feeding zu tun! Völlerei ist für mich ausgiebiges genußvolles Essen. Ulrike Edit: was mir noch unangenehm auffiel: die fast nackte Darstellung der Frau und oft die Betonung auf den übergroßen Bauch, wie er vom Mann liebkost wird: würde man eine z.B. magersüchtige Frau (die auch ihre Anhänger hat) im Fernsehen ebenso darstellen?????
  • Ich hab dem Manni auch schon gedroht, er darf sich mit mir nicht mehr auf der Straße zeigen, sonst wird er verhaftet... Ausserdem sind wir auch der Meinung, hätte es so einen Fall [I]tatsächlich[/I] gegeben, wäre der durch die Presse gegangen und zwar rauf und runter! Schlicht und einfach gelogen und schlampig recherchiert, was die [I]angeblichen[/I] dicken Tatsachen betraf. Das werd ich dem Sender auch genau so schreiben.
  • [quote=Sonnenkuss] Ausserdem sind wir auch der Meinung, hätte es so einen Fall [I]tatsächlich[/I] gegeben, wäre der durch die Presse gegangen und zwar rauf und runter! [/quote] Naja ... ein wirklicher "Fall" war das ja nicht, sondern ein Unfall im Haushalt - von daher mag es das schon gegeben haben. Ich bezweifle allerdings, daß sie Tag und Nacht im Internet zu sehen war. Ärgerlich ist eben wieder mal diese horrorszenarienhafte Inzenierung, so als bliebe einem als dicker Mensch nur Einsamkeit, die Beziehung mit einem Fetischisten, der komplett die Kontrolle verliert - oder eben dann das rettende Magenband. Ganz allgemein hatte ich es mir aber noch um einiges schlimmer vorgestellt. ;)
  • Wie sagt man so schön fränggisch: A su a Gschmarri, a Riesenquaaaf hald. Aber du hast Recht, was habe ich erwartet. Nix. Und genau das wurde geliefert... :-p
    • Offizieller Beitrag
    Danke, Ulrike. Mir ist auch noch einiges eingefallen, was ich vergessen hatte. Z.B. wurde ja auch gezeigt, dass es böses und gutes Fett gibt, dass das die Organe umschließende Viszeralfett ein Lagerstätte der schlimmsten Gifte ist. Ich denke, dass das stimmt. Aber ich habe auch schon mal gehört, dass auch gerade deshalb schnelle, hohe Gewichtsabnahmen bedenklich sind, weil diese Gifte dann auch schnell und in hohen Dosen in den Restorganismus gelangen. Davon aber kein Wort. Ich werde mir die Sendung nachher noch mal komplett auf Video anschauen.
  • [quote]- Die Behauptung dass die meisten dicken Menschen die Gründe fürs Dicksein in den Genen suchen würden was wissenschaftlich nicht nachweisbar wäre; nachgewiesen wäre nur eine Veranlagung zum Dicksein.[/quote] Okay, jetzt mal für mein morgendliches Hirn...gibt es da einen Unterschied? Wenn es genetisch bedingt eine Veranlagung zu Übergewicht gibt, warum ist es dann nicht wissenschaftlich nachweisbar, wenn dicke Menschen die Gründe für ihr Dicksein in den Genen suchen? Ich persönlich glaube, dass auch eine genetische Veranlagung zu Krebs besteht. Man kann ihn bekommen, muss aber nicht. Hat man eine Veranlagung dazu, dann ist die Chance um einiges höher, daran zu erkranken als ohne Veranlagung. Gleiches gilt doch dann für Übergewicht. Gibt es eine Veranlagung, ist die Chance für Übergewicht um einiges höher sobald bestimmte Komponenten aufeinandertreffen z.B. falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, psycholgische Aspekte, körperliche Erkrankungen usw. Das ist für mich eine logische Erklärung, warum z.B. nicht alle schilddrüsenkranken Menschen dick sind. Ich bin froh, dass ich die Sendung nicht gesehen habe. Ich hätt mich dauerhaft drüber aufgeregt. :rolleyes: Was mich ärgert...Menschen glauben das einfach. Ohne zu hinterfragen, ohne darüber nachzudenken. Die haben das gesagt und es ist so. DAS nervt mich einfach am allermeisten.
  • [QUOTE=Na_Ich]Okay, jetzt mal für mein morgendliches Hirn...gibt es da einen Unterschied? Wenn es genetisch bedingt eine Veranlagung zu Übergewicht gibt, warum ist es dann nicht wissenschaftlich nachweisbar, wenn dicke Menschen die Gründe für ihr Dicksein in den Genen suchen? [/QUOTE] Es klang so als würde die genetische Veranlagung für viele dicke Menschen als Begründung für Eßsucht mit massiven Übergewicht dienen; was aber nicht wissenschaftlich nachweisbar wäre. Ich kann den genauen Wortlaut nicht wiedergeben, aber es hieß wohl so in der Richtung "genetische Veranlagung für Dicksein ist keine Begründung fürs Dicksein, denn das könne jeder noch selbst mit seiner Lebensweise steuern" . Grüße Ulrike
    • Offizieller Beitrag
    Ein wirklich guter [URL='http://www.welt.de/fernsehen/article1043632/Der_journalistische_Suendenfall.html']Artikel[/URL] über die Serie in der Welt.
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • Mir gings gestern nicht gut.Als ich auf dem Sofa eingeschlafen bin, wollte das Bärlein mir was Gutes tun und hat mich nicht geweckt. Also hab ich es nicht gesehen...:( Aber nachdem ich eure Statements dazu gelesen habe, denke ich: Ich habe nichts verpasst. Heute morgen beim Bäcker haben sich 2 Frauen (normalgewichtig) darüber unterhalten. Ich hab sie angesprochen und gesagt das ich es auch gerne gesehen hätte, aber eingeschlafen bin. Ihre einhellige Meinung war... ...Nix verpasst, blöde Sendung, total unglaubwürdig.
  • Ich habe es nicht gesehen, aber schon die hier geschilderten Umstände des angeblichen Unfalltodes sind ganz und gar unglaubwürdig. Der Pizzabote ist bestimmt nicht ganz überraschend einfach so vorbeigekommen. Und wenn ich weiß, dass jemand klingeln wird, gehe ich entweder nicht unter die Dusche oder sehe zu, dass jemand anderes öffnet. Der WELT-Artikel spricht auch Bände. Offensichtlich hat man diesmal die Intelligenz des Fernsehpublikums in übertriebenem Maß unterschätzt.
  • [quote=Na_Ich] Was mich ärgert...Menschen glauben das einfach. Ohne zu hinterfragen, ohne darüber nachzudenken. Die haben das gesagt und es ist so. DAS nervt mich einfach am allermeisten.[/quote] Ja natürlich nervt das, andererseits kann man nicht auf allen Gebieten ein Experte sein. Ich möchte nicht wissen was für einen Quatsch ich mir auf anderen Gebieten erzählen lasse, einfach weil ich eben nicht alles nachprüfen kann (z.B. wenn meine Autowerkstätte behauptet das Ganze lässt sich nur mit einer 500 € Reperatur richten ;)). So massiv wie die Verbreitung halber und einfacher Wahrheiten zum Thema Übergewicht innerhalb der Medien momentan ist, kann ich es dem normalen Zuschauer nicht wirklich verdenken, daß er es irgendwann mal glaubt. Es erfordert schon ein bisschen Aufwand um sich in das Thema einzuarbeiten und wer nicht direkt davon betroffen ist wird dann eher das glauben was ihm vorgesetzt wird. Das ist doch einfach menschlisch.
  • Nun hab ich mir den Quatsch auch noch mal angesehen - ich hatte es aufgezeichnet. Der Inhalt ist einfach nur .. unter aller Kanone, pseudodokumentarisch aufgemacht und damit natürlich dazu angetan, dass die einfachen Gemüter den Quatsch auch tatsächlich glauben. Die komische "Jugendfreundin" und die "Nachbarin" sind ebenfalls völlig ohne Worte. Wer es nicht gesehen hat, hat nix versäumt.