FAZ ... nicht nur wir wundern uns ...

[quote]39 Millionen Deutsche sind zu dick. Neun-und-dreißig-Mil-li-ooo-nen: das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.[/quote]Auf der Zunge lasse ich mir lieber leckere Sachen zergehen, Zahlen schmecken nicht. Ist schon fast Bildzeitungsstil, mit dem Infos in die Welt gebrüllt werden. Schön, dass man die Zahl nicht noch einmal zusätzlich komplett mit all ihren Nullen ausgeschrieben hat. Immerhin wurde nicht ganz so bierernst geschrieben wie sonst. Ansonsten wie eigentlich immer nix Neues. Man möchte fast schon entnervt "Jaaha, wir wissen es! Bringt mal neue Textinhalte!" entgegnen. Dass die Lage ernst ist und die Gefahr groß etc. pp. haben wir schon zu oft gehört und gelesen. Die Ansätze sind sowieso nicht innovativ, nur der Slogan wurde zeitgemäß eingefügt: "Fit statt fett". Da ist man bei dm schon richtig vorsichtig mit der Formulierung "Leichter geht's leichter". [size=8]Übrigens meldete CNN: In China ist ein Sack Reis umgekippt. Die weitere Lage ist unklar[/SIZE]

Ich schrieb doch, dass das Thema nicht so bierernst genommen wird wie in den 06/15-Blättern. Es waren übertriebene Darstellungen, aber hätte für meinen Geschmack gerne noch ein Stück spitzer formuliert sein können, um sich aus dem Einheitsbrei abzuheben und den Leuten ihre Vorurteile um die Ohren zu hauen. Satirische Ansätze gab es ja in letzter Zeit einige, wie die diskutierte Folge vom "Klaus" von Extra3. Da ist mir das augenblickliche Titelblatt der TITANIC weitaus lieber als der FAZ-Artikel. Jedenfalls finde ich nicht, dass durch den Artikel mit irgendwelchen Vorurteilen aufgeräumt wird. Aber das Bild des "Dicke sind halt auch ein Teil der Gesellschaft"-Denkers, der nun sowas wie eine von den Medien und der Politik erzwungene Polizistenrolle einnimmt, hat durchaus was.

Also, ich finde den Artikel klasse. Natürlich bringt er keine neuen Informationen, aber dafür ist er auch nicht gedacht. Er ist eine prima Glosse über die Lieblingskampagne unserer Koalition. Und nebenbei erledigt er auch gleich noch das Thema staatliche Übergriffe ins Privatleben mit. Extra3 und Titanic sind nicht meine Art Humor (gilt auch für das aktuelle Titelbild - die Bezeichnung "Fette" kann ich irgendwie nie witzig finden), da trifft dieser Artikel bei mir schon eher ins Schwarze. Ich hab's halt eher mit der etwas feineren Ironie. Manche brauchen vielleicht den Holzhammer, ich brauche ihn nicht. Außerdem glaube ich, dass der Holzhammer auch diejenigen grölend auf die Schenkel klopfen lässt, die den Witz nicht verstanden haben. Aber das ist meine persönliche Sicht, das räume ich gern ein. Die Kollegen von der FR haben gestern übrigens eine ähnlich kleine feine und sehr beachtliche Kolumne zum Thema geliefert, die mir schon beim Frühstück viel Spaß gemacht hat - [URL='http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/?em_cnt=1147347&sid=689cf9c0d7a222d1cfcc80d711c7f15e']guckst du hier[/URL].

[quote]Ich habe den ganzen Artikel eigentlich so verstanden, als dass das Thema durch den Kakao gezogen werden sollte. Ernst fand ich den nun gar nicht ...[/quote] Natürlich ist der Artikel Ironie vom Feinsten. So habe ich ihn auch gelesen. Nur möchte ich nicht wissen, wieviel ihn für vollkommen ernst nehmen. Wie Sally schon schreibt, nicht jeder wird ihn als solchen verstehen und laut schreien: "Ja genau! So ist es! Sollen die Dicken sich doch bewegen, die faulen Sä....!" Jeder Mensch hat seine Art von Humor und manchem mag diese Art nicht liegen. Was allerdings keine Bewertung ist, sondern lediglich darauf hinweist, das wir eben alle sehr verschieden sind.

Wirklich gut fand ich die Bemerkung, dass die Lebenserwartung weiter steigt und steigt und steigt. Ironie: wann sterben denn die ganze Dicken Ironie off? (und Raucher).

Klasse Artikel, Danke für den Hinweis! Die Ironie war eine Erholung gegenüber den anderen gängigen Publikationen zum Thema. :) Gut fand ich aber auch, dass der Autor die veränderte Wahrnehmung ansprach, denn seit Veröffentlichung des Aktionsplans und den Diskussionen darum herum, schauen auch wirklich alle hin. :regen: Die Kommentare waren aber fast durchweg positiv (in unserem Sinne) - immerhin ein Trostpflaster. :applaus:

Hier etwas was an die Frankfurter Rundshau gieg von mir. Ich hab mich entlich getraut Herzklopfen und Angstschweis inklusive, hab es auch nach der Wortrechtschreibkorektur sofort verschickt, sonst kneife ich vermutlich wieder. Leserbrief: Ich bin Opfer diese Kampagne, ich bin schuld an den hohen Gesundheitskosten und seit ich das weis habe ich auch noch Depressionen oder werden die mir eingeredet? Ich weis nicht welchem Zweck diese Kampagne wirklich dient, aber sicher nicht dem, die Menschen gesünder zu machen. Da habe ich ehr den Verdacht das unsere Regierung von ihren mal wieder gescheiterten oder gar nicht erst statt gefundenen Reformen ablenken will. Und wie geht das besser, in dem man sich einen Sündenbock sucht. Das Kostenproblem beiden Krankenkassen ist nicht das Problem der Behandlungskosten für dicke oder behinderte Menschen, es ist ein lobbyistisches Problem: z.B. Überteuerte Medikamente. Viele Medikamente sind im "westlich" europäischen Ausland billig als hier. Wie kann das sein?? Wie können Reimporte, die erst nach beispielsweise Spanien geflogen werden, natürlich in spanischer Verpackung, dort dann umgepackt werden in deutsche Verpackungen und anschließend hierher zurücktransportiert werden, billiger sein als das original Produkt.. Nun wenn man das fragt, dann kommt das altbekannte in meinen Augen fadenscheinige Argument, Entwicklungskosten, Arbeitsplätze. Mit diesem Argument kann man ja alle Kritik erschlagen. Ich jedenfalls glaube dieser Argumentation schon lange nicht mehr. Hier wird kräftig verdient, auf meine kosten. Das ist natürlich nur ein Beispiel von vielen. Und ich muss mir dann anhören ich sei auch noch schuld daran. Nun diesen Schuh ziehe ICH mir nicht an. Ach und zu dem modern gewordenen Spruch dick und dumm: Warum gibt es im Mesa Deutschland e.V. auch dicke Mitglieder, die dürften es doch dort gar nicht geben, wenn sie dumm währen. Und nur am Rande: verstoßen solche Äußerungen, wie lieber Schlank und fit, als dick und dumm in der Öffentlichkeit, nicht gegen das Antidiskriminierungsgesetz? Oder gilt das für uns Dicke nicht? Ich fühle mich jedenfalls diskriminiert, seit dem Start dieser Kampagne und das ganz offen und mit Unterstützung unserer Politiker. Aber immer hin, es gibt immer mehr Artikel wie diesen, der fragt ob das alles was im Rahmen dieser Kampagne so gesagt wird auch so stimmt. Jeanette Ob sie das veröffentliche weis ich nicht. Aber es ist für mich wichtig, zu lernen mich auch schriftlich in der Öffentlichkeit zu äussern.

gehe mir jetzt den Angstschweis abduschen.

Liebe Jeanette, das ist gut so. Nur eine Frage: Warum hast du den Brief an die FR geschickt und nicht an SWR1? Die FR hat doch gar nicht geschrieben, Dicke seien dumm ...? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Leserbrief abgedruckt wird, ist um so höher, je expliziter man sich auf einen konkreten Artikel bezieht. Wenn ich das als Redakteurin läse, würde ich mich fragen, was du willst, wo wir (=FR) doch mit der Kolumne/Glosse die Kampagne schon ein Frage gestellt haben. Nur mal so als Tipp - lass dich nicht entmutigen!!!

das ist ein ehr psycholisches Problem. Sag ich mal so, je mehr Emotionen an einer Sache dran hängen um so schwiriger wird es für mich, dazu als ICH Stellung zu nehmen. Hier bin ich Silber-Tiger, das bin zwar auch ich aber irgend wie doch nicht. Das Veröffentlichen meines Namens bedeute für mich, mich ganz offen mit einer Welt auseinader zusetzen, die ich zum großen Teil nicht wirklich verstehe. Und es bedeutet für mich diese im Zweifelfall auch offen eingestehen zu müssen. Der Artikel der FAZ, war hier relativ neutral, so das ich wenig Emotionen beim schreiben dieses Artikels zum Thema selbst empfunden habe. Die Empfindungen die ich hatte haben nichts mit den Artikel zu tun gehabt. Ich weis das klingt etwas schräg, aber das bin halt ich. Nachtrag: Ich fürchte das mit den etwas upassenden Artikel passiert mir auch hier im Forum öfter, wenn ich so die Reaktionen bzw. die nicht Reaktionen sehe, keine Sorge das ist keine Kritik, sondern nur eine Feststellung mich stört das nicht. Solange ihr mich nicht deswegen anknurrt oder gar versucht mich virtuel zu steinigen.

[quote=Silber-Tiger] Der Artikel der FAZ, war hier relativ neutral, so das ich wenig Emotionen beim schreiben dieses Artikels zum Thema selbst empfunden habe.[/quote] Mmhm. Du sprichst jetzt von der FAZ. Oben schreibst du, du hast an die FR (Frankfurter Rundschau) geschrieben. Kritisieren möchtest du eigentlich den Spruch eines Moderators in SWR1. Ich fürchte, da komme ich nicht mehr so ganz mit. :confused: Das ist kein "Knurren" oder Schlimmeres ...:) - ich würd's nur gern verstehen. Einfach, weil die Medien und unsere Arbeit mit und in den Medien mir so ein Herzensanliegen sind. Und ich ja sowieso mittendrin stecke.

[quote=Sally]Mmhm. Du sprichst jetzt von der FAZ. Oben schreibst du, du hast an die FR (Frankfurter Rundschau) geschrieben. Kritisieren möchtest du eigentlich den Spruch eines Moderators in SWR1. Ich fürchte, da komme ich nicht mehr so ganz mit. :confused: Das ist kein "Knurren" oder Schlimmeres ...:) - ich würd's nur gern verstehen. Einfach, weil die Medien und unsere Arbeit mit und in den Medien mir so ein Herzensanliegen sind. Und ich ja sowieso mittendrin stecke.[/quote] Sorry Fehler ich meinte natürlich Frankfurter Rundschau, lag wohl daran das die FAZ - Seite noch geöffnet war. Nein ich wolte einfach mal, an ein seriöses Blatt schreiben, wie ein Betroffener diese Kampange sieht. Weil es ist ja immer was andere wenn ein Ausenstehender schreibt, als wenn ein Betroffener schreibt. Zum Schluss meinte ich ja auch, es sei gut zu sehen das es Artikel wie diesen giebt (auf den sich meine Antwort bezieht) [quote=Silber-Tiger] Aber immer hin, es gibt immer mehr Artikel wie diesen, der fragt ob das alles was im Rahmen dieser Kampagne so gesagt wird auch so stimmt.[/quote] Ich setze mich halt gerne sachlich mit Dingen auseinader, das mit dem SWR war mir zu emotional geladen und eigentlich auch zu prolemisch. Zumal ich nicht glaube das jemand der solche Sprüche bringt, wirklich bereit ist sich damit auseinander zu setzen.