Meine Mutter

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  • Hallo Zusammen, es geht hier in diesem thread nur indirekt über meine Essstörung. Ich bin heute ziemlich erschrocken über mich, und weiss gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Zuerst der Hintergrund: Meine Mutter hat in meiner Jugend und Kindheit keine gerade glorreiche Rolle gespielt. Gefühle hat sie nie gezeigt, alles musste nach außen perfekt sein, Schuldgefühle einimpfen war ihr Hobby, alles wurde totgeschwiegen... habe mich lange damit auseinandergesetzt und die Sache eigentlich für mich geklärt.Ich habe sie aber auch nie mit meinen Poblemen verbal konfrontiert, nur einmal war es für alle offensichtlich, wie dreckig es mir ging, und sie hat trotzdem weggeschaut und die Fassade bewahrt. Heute denke ich, sie hat als Kriegskind auch viel schlimmes erlebt und es nie gelernt, über ihre Gefühle zu sprechen. Ich habe mich damit arrangiert und mich von ihr wegentwickelt, was mir sehr gut tat. In letzter Zeit hat sie schon komische Anwandlungen, bei meinem letzten Umzug brach sie in Tränen aus, doch wohl mehr über ihr eigenes Leben als über meinen Weggang, denn ich lebte mehrere Jahre nur 20 km entfernt, und sie hat mich nie außer an meinem Geburtstag (mit vielen anderen) besucht. Ich denke, sie hatte einfach keinen wirklichen Beadrf, und das ist ok, ich habe damit abgeschlossen. Nun ist folgende Situation eingetreten: Meine Mutter wird demnächst operiert (eine Orthopädische Geschichte). Heute habe ich mit ihr telefoniert, wir haben über die Op gesprochen, sie wiegelt wie immer ab, wenn ich ein Angebot mache, ihr zu helfen, und zum Schluss merkt man, dass sie vor Tränen kaum mehr sprechen kann. Und was geht in mir vor? Nichts. Keine Regung. :eek: Ich bin echt erschrocken, habe in mich hineingelauscht.. ja, ich finde es traurig für sie, dass sie ihre Angst nicht formulieren kann oder ihr Leben ändern, aber sonst: nichts. Muss ich ihr aus dieser Sprachlosigkeit heraushelfen, ist es meine Aufgabe, das zu tun? Das habe ich schon sooo oft versucht, und immer nur gabs eine kalte Anbfuhr, bis hin zum körperlichen Wegstoßen. Habe ich alles verdrängt? Oder ist da einfach nichts mehr da? Bin ich gefühllos und kalt? Oder ist diese Distanz das gesunde Ergebnis eines langen Prozesses? ich bin echt ratlos... Jesse
  • Liebe Jesse, Nimm's nicht so schwer und nenn' Dich nicht gefühlskalt! Die alte Bauernregel sagt, dass der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht. Eltern, die ihre Kinder mit Schuldgefühlen zu Höchstleistungen treiben, müssen damit rechnen, dass irgendwann dass Maß voll ist.... stübbken die lange gebraucht hat, bis sie das System, nach dem ihre Mutter sie funktionieren ließ, durchschaut hat und die heute (meine Mutter ist 1998 verstorben) immer noch manchmal das Gefühl hat, sie hätte versagt....
  • [QUOTE=Jesse] Muss ich ihr aus dieser Sprachlosigkeit heraushelfen, ist es meine Aufgabe, das zu tun? Das habe ich schon sooo oft versucht, und immer nur gabs eine kalte Anbfuhr, bis hin zum körperlichen Wegstoßen.[/QUOTE] nein, es ist nicht deine aufgabe. egal aus welchem grund deine mutter so ist, wie sie ist. du bist ihre tochter, nicht ihre therapeutin. und auch eine therapeutin könnte ihr nur helfen, wenn sie dazu bereit ist. deine "kälte" kenne ich von mir selbst, als schutzmechanismus. und ich habe mich, als meine mutter noch lebte, oft dafür gegeißelt und ich bin heute noch manchmal traurig darüber, dass ich so "emotionslos" an sie zurückdenke. das loslassen und letztlich das eingeständnis, dass ich keine macht über die gefühle meiner mutter habe, dass ich sie nicht glücklich machen kann, habe ich in vielen jahren therapie lernen müssen. aber letztendlich hätte meine mutter nichts davon gehabt, wenn ich auch noch seelisch zugrunde gegangen wäre.
  • [color=purple][i]Hallo Jesse,[/i][/color] [i][color=#800080]spät aber dennoch, möchte ich gerne nochmal auf Deinen Thread antworten, weil er mich genauso betrifft wie Dich.[/color][/i] [QUOTE=Jesse] Zuerst der Hintergrund: Meine Mutter hat in meiner Jugend und Kindheit keine gerade glorreiche Rolle gespielt. Gefühle hat sie nie gezeigt, alles musste nach außen perfekt sein, Schuldgefühle einimpfen war ihr Hobby, alles wurde totgeschwiegen...[/QUOTE] [color=purple][i]Genauso war es bei mir auch. Sie hat keine Gefühle gezeigt, sie hat selenruhig zugeschaut, wie wir Kinder emotional verhungert (interessante Wortwahl, oder?) sind. Von dem Tag an, als ich zu Hause ausgezogen war hat sie sich KEIN EINZIGES MAL von sich aus bei mir gemeldet (bei meinen Geschwistern übrigens auch nicht)[/i][/color] [QUOTE=Jesse]nur einmal war es für alle offensichtlich, wie dreckig es mir ging, und sie hat trotzdem weggeschaut und die Fassade bewahrt.[/QUOTE] [i][color=purple]Meine Mutter hat weggeschaut, wenn mein Vater mich verprügelt hat...[/color][/i] [QUOTE=Jesse]Heute denke ich, sie hat als Kriegskind auch viel schlimmes erlebt und es nie gelernt, über ihre Gefühle zu sprechen. Ich habe mich damit arrangiert und mich von ihr wegentwickelt, was mir sehr gut tat.[/QUOTE] [i][color=purple]Ja...meine hat da sicher auch viel mitgemacht. Mir haben außerdem noch Forschungen über Ihre Kindheit bei der Verarbeitung geholfen, denn da erfuhr ich, dass sie selber viel zu wenig Liebe bekommen hat..woher sollte sie sie also nehmen? Das half beim Verstehen...es half nicht, mich zu "heilen"[/color][/i] [QUOTE=Jesse] Und was geht in mir vor? Nichts. Keine Regung. [img]http://das-dicke-forum.de/forum/images/smilies/eek.gif[/img] Ich bin echt erschrocken, habe in mich hineingelauscht.. ja, ich finde es traurig für sie, dass sie ihre Angst nicht formulieren kann oder ihr Leben ändern, aber sonst: nichts.[/QUOTE] [i][color=purple]Genau das Gleiche habe ich erlebt, als ich meine Mutter vor einiger Zeit bei meiner Schwester besuchte, wo sie lebt. Ich hatte keinerlei gefühlsmäßige Regung ihr gegenüber. Es war, als ob meine Verwandte sozusagen schon gestorben war und mir gegenüber nur noch eine alte Frau saß, die mir ein wenig leid tat. Ich war genauso entsetzt darüber und erzählte das meiner Schwester. Darauf sagte sie: Was wundert Dich? Du begegnest Ihr, wie sie Dir früher begegnet ist. Wäre es anders, hättest Du nicht abgeschlossen und würdest ihr immer noch Vorwürfe machen, wäre das besser?[/color][/i] [i][color=#800080]Und damit hat meine Schwester recht. Ich denke mittlerweile, dass meine Mutter froh sein kann, dass sie Kinder hat, die sich um ihr Wohlerhgehen im Allgemeinen kümmern und dass ihr keiner von uns Vorhaltungen macht, darüer wie sie mit uns umgegangen ist.[/color][/i] [QUOTE=Jesse]Muss ich ihr aus dieser Sprachlosigkeit heraushelfen, [/QUOTE] [i][color=purple]Nein, das musst Du nicht. Deine Mutter mag vielleicht alt werden, ABER sie ist kein Kind, sondern eine erwachsene Frau. Sie muss für sich selber einstehen, genauso, wie Du für Dich und das kann ihr kein Mensch auf dieser Welt abnehmen...auch Du nicht.[/color][/i] [i][color=#800080]Alles Liebe[/color][/i] [i][color=#800080]iko[/color][/i]