Reise und Rückkehr

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  • 19. Juni 2006 Vier wunderbare Tage in Amsterdam liegen hinter mir. Seit über 20 Jahren war ich nicht mehr hier. Was für eine Stadt. Nicht nur für Kulturjunkies wie mich ein echtes Eldorado. Ich fühle mich unglaublich wohl. Egal wo ich bin, egal was ich tue – immer fühle ich mich gut und richtig und angenommen, so wie ich bin. Auf den Straßen sehe ich die ganze bunte Mischung, die die Spezies Mensch so zu bieten hat: Große und Kleine, Dicke und Dünne, Kahle und Haarige, Unauffällige und Schrille, Modische und Lässige, Schöne und Schräge, Frauenpaare, Männerpaare, Punker, Kiffer, Fußballfans ... und ganz viele Typen, die einfach Typen sind. Niemand stößt sich daran, niemand findet irgendwas zum Lachen oder gar Pöbeln. Wir essen Käsefondue in einem knuffigen kleinen Restaurant mit viel altem Holz und mörderisch steilen Treppen. Wir essen Pannekoeken, die über den Tellerrand hängen. Wir essen indonesisch in einem winzigen Familienrestaurant – ab dem zweiten Tag gehören wir zur Familie. Wir essen Fritten aus der Hand und schlecken Eis aus der Tüte. Wir sitzen im Straßencafé und schwätzen mit der schönen dunkelhäutigen Bedienung. Auch sie kennt uns bald persönlich. Wir amüsieren uns wie Bolle und kommen an jeder Ecke und bei jeder Gelegenheit mit allen möglichen Menschen ins Gespräch. Und sie alle geben mir das Gefühl: Jeder Mensch ist einfach so wie er ist. Und du bist auch ok. Vier Tage wie ein ganzer Urlaub. Ein Fest für Geist und Seele. 29. Juni 2006 Ich sitze mit meiner kleinen Tochter im Eiscafé. Sie hat es sich so sehr gewünscht. Hier gibt es das beste Eis der Stadt. Im Frankfurter Nordend – da wo die jungen Wilden wohnen und wo die meisten Häuser älter als 100 Jahre sind. Wo die Bioläden boomen, die Kneipendichte hoch ist und die Grünen 25 Prozent haben. Ein begehrter Stadtteil, ein Stadtteil zum Wohlfühlen ...? Neben uns am Tisch sitzt eine vierköpfige Familie. Die Eltern vielleicht Mitte, Ende 30, die Kinder im Kleinkind- bzw. Kindergartenalter. Alle schlecken Eis. Wir auch. Die Frau schaut mich an, mustert mich von oben bis unten, verzieht angewidert das Gesicht und sagt leise, aber für mich gut hörbar zu ihrem Mann: „Abartig!“ Als die vier schließlich per Fahrrad verschwinden, schaut sie noch einmal zu mir, wirft mir einen letzten angeekelten Blick zu und schüttelt den Kopf. Keine Frage: Ich bin wieder zu Hause.
  • Ich zieh nach Amsterdam. Keine Frage. :cool3: Hast du auf diese Unverschämtheit reagiert, Sally?
  • oh wie unschön :( . das geht unter die haut, vor allem, wenn man vorher was anderes erlebt hat. wie gehst du damit um? kannst du das bei der frau lassen und es nicht "annehmen"? Stöpsel
  • [quote=Pandora]Ich zieh nach Amsterdam. Keine Frage.[/quote] Ich auch. Und dann mach ich Museumspädagogik bei Rembrandts. *hach* *schwärm*:smile1: [quote] Hast du auf diese Unverschämtheit reagiert, Sally?[/quote] Nein. Wieder mal nicht. Erst gestern Abend, als ich im Bett lag, fiel mir allmählich ein, was ich vielleicht hätte sagen können. In jedem Fall hätte es einen größeren Aufriss im Straßencafé bedeutet. Und sowas ist mir zutiefst zuwider. Unterm Strich gilt allerdings nach wie vor: Ich fühle mich solchen Dingen gegenüber eher machtlos.
  • [quote=Stöpsel]kannst du das bei der frau lassen und es nicht "annehmen"?[/quote] Schwierig. Was mir ein bisschen geholfen hat war, dass ich mit meiner Tochter drüber gesprochen habe. Gemeinsam ist uns dann klar geworden, wie dumm und unverschämt eine solches Verhalten ist. Aber ich merke, dass die Geschichte noch immer in meinem Kopf kreist. Und es ist wie es immer ist bei solchen Vorfällen: Es ärgert mich, dass es mich ärgert.
  • [QUOTE]Die Frau schaut mich an, mustert mich von oben bis unten, verzieht angewidert das Gesicht[/QUOTE] Werde sowas nie verstehen. Zeigt es aber auch: Hier geht es Oberflächlich zu. Ja den Schein wahren koste es was es wolle............. Um mit den Worten eines Kindes zu sprechen aus der Fußgängerzone ( Papa kommentierte einen übergewichtigen Rollstuhlfahrer - hab net genau mitbekommen was nur das und das es abfällig war) "Papa du bist oberpeinlich" Das Kind mag vielleicht 10 oder höchsten 12 Jahre alt gewesen sein........... Wünsche mir mehr solche Kinder............
  • Schwierig, sowas nicht an sich ranzulassen. Aber ich denke immer bei mir, daß das von solchen Leuten Angst davor ist, selber in irgendeiner Weise 'unangenehm' aufzufallen, sei es durch entstellende Narben, eine sichtbare Behinderung oder ÜG (unangenehm meint nicht, daß [I]ich [/I]das unangenehm finde). Dadurch, daß man über soetwas entsprechende Kommentare abgibt, distanziert man sich selber, beruhigt sich selber, daß man ja selber 'normal' und nicht 'unangenehm' ist, also neben der Angst auch eine Art Selbstbeschwichtigung, vielleicht noch ein wohliges Gruseln. Ich merke das zB bei mir auf der Arbeit, daß diejenigen Kolleginnen, die selber ständig um ihr Gewicht kämpfen, am meisten über eine stark adipöse Kollegin lästern. (Komisch eigentlich, wo wir doch angeblich eine Gesellschaft sind, wo es unglaublich wichtig zu sein scheint, absolut individuell und ich-bezogen zu sein, es aber auf der anderen Seite 'verwerflich' ist, durchs allgemeine Raster zu fallen. Also Individualität nur in einem gewissen 'erlaubten' Rahmen gewünscht ist?) Verletzend und nicht gerade die feine Englische ist es trotzdem nicht.
  • sally, das tut mir sehr leid, dass ihr das erleben musstet. ich kann mir die szene gut vorstellen. auch das umfeld dazu. weißt du, ich finde ja, wir müssen in einer solchen situation keine weltmeisterliche scharfe geschliffene pointierte etc. bemerkung machen. ich sage in solchen fällen (die sehr selten geworden sind) einfach was normales wie "was fällt ihnen ein, sich über andere menschen zu stellen?" oder "welches problem sie auch immer haben, es ist ihr problem und ihr schlechtes benehmen" oder einfach "schämen sie sich". wenn wer komisch tuschelt schau ich einfach sehr direkt und frage "ist irgendetwas?" oder "haben sie mir etwas mitzuteilen?". dann ist sofort ruhe. es muss einfach selbstverständlich rüberkommen. auf dem flohmarkt, wo ich neulich verkauft hab, hat mir mein standnachbar sehr imponiert. der war so mitte 45, ein ruhiger typ, freundlich, aber nicht übertrieben freundlich. ein mann kam an seinen stand, etwa gleich alt und fragte ihn was, wobei er ihn duzte. der verkäufer sagte fast beiläufig (also in ganz ruhigem tonfall), aber trotzdem bestimmt, "würden sie mich bitte siezen, so gut kennen wir uns noch nicht". der andere war so verblüfft, dass er ohneein wort zu verlieren ins SIE schwenkte. aber ich weiß, dass es dir jetzt um den unterschied zwischen kultur und barbarei geht. herzlose dumme menschen und gesellschaften wird es wohl immer geben. hauptsache, wir sind nicht so.
  • Hinterher kann frau sich immer gute Antworten ausdenken - dann wenn sich der erste Schock über eine derartige Unverschämtheit und Dreistigkeit gelegt hat....Mir fallen jetzt ausse lameng (Ruhrdeutsch für: aus dem Handgelenk, von "de la main") mehrere supergute Antworten* an diese Dame ein, aber ich bin mir sehr sicher, dass ich an Deiner Stelle auch fassungslos geschwiegen hätte... stübbken * "Warum?" " Fürwahr, trefflich beobachtet!" "Ich bin ganz Ihrer Meinung!" " Angenehm, Sally Meier!"
  • Na ja, das Problem ist ja in solchen Situationen eher, dass man gar nicht direkt angesprochen wird. Die Frau hat ja nur unverkennbar [I]über[/I] mich gesprochen - aus einiger Entfernung, also am Nebentisch. Sie hat es so getan, dass ich es mitbekam, aber [I]mit[/I] mir hat sie nicht gesprochen. Dazu hat der Mut dann wahrscheinlich doch nicht gereicht ... Jedenfalls fand ich es sehr schwierig zu reagieren. Ich hätte ja die Initiative ergreifen müssen, um etwas zu entgegnen ... auf etwas, was gar nicht direkt zu mir gesagt wurde.
  • [quote=Pandora]Ich zieh nach Amsterdam. Keine Frage. :cool3: [/quote] ich komme mit :) ich hab hier in wien die probleme mit solchen pöbeleien zwar nicht, aber das meer ist dort soviel näher.
  • Warum kann frau einer am Nebentisch geäußerten Meinung nicht lautstark zustimmen? Passiert doch öfter, dass sich Leute ungefragt in ein Gespräch mischen...so à la: "Abartig!" - " Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sie haben völlig Recht! Das Benehmen der Leute wird wirklich immer abartiger!" stübbken
  • Sally, ich kann dich gut verstehen - ich würde mich über diese dumme Ziege auch ärgern und mich gleichzeitig nicht richtig gut damit fühlen, dass ch mich ärgere. :( Aber dass einem sowas wirklich [I]total[/I] am A**** vorbeigeht, kann ich mir nicht recht vorstellen, denn wenn jemand zB über meine Brille oder meine Haare was sagen würde und nicht über das Gwicht, wäre ich auch verletzt...einfach verletzt und verärgert. Und dann bräuchte ich Zeit, um darüber hinwegzukommen.:-o Diese Zeit würde sich allerdings erheblich verkürzen, hätte ich so einer Pöbelei etwas Kluges/Witziges/Unverschämtes o.ä. entgegengesetzt. Manchmal gelingt mir das.:daumen: Manchmal jedoch auch nicht, denn ich möchte ja auch nicht immer so "wqachsam" rumlaufen", um gleich jeden Spruch, der eventuell da kommt, parieren zu können. Auch schwierig.:rolleyes: Ich denke, es ist gut, dass du gleich mit deiner Tochter gesprochen hast, dann ist da doch schon mal eine, die sicher ein besseres Benehmen an denTag legen wird und legt!!! ;) Und die schönen Erlebnisse in Amsterdam. Kann ich auch gut nachvollziehen. Immer, wen ich dort war, habe ich mich spontan zu Hause gefühlt, sehr sicher in der Stadt selber, sehr wohl mit all den verschiedenen Menschentypen. [size=8] Wenn dort jemand lästern wollte, hätte er soviel zu tun, dass es wohl keinen Spaß machen würde *grrr*. :mad:[/SIZE] Ich beneide dich richtig und wünsche mir, auch bald wieder in Amsterdam sein zu können. Traumhaft. Viele Grüße von eau_de_mit_dem_geauldhelm :-p