Fehlendes Urvertrauen

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  • [font=Arial][color=#000000]In den wirklich wichtigen Bereichen habe ich große Schwierigkeiten mich zu öffnen und zu einem anderen Menschen Vertrauen zu fassen.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000][/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Meine Therapeutin meinte gestern, dass ich ganz offensichtlich kein Urvertrauen aufbauen konnte als Kind…und als mich gerade anfing schlecht zu fühlen, dass ich noch nicht einmal zu ihr unbedingtes Vertrauen haben kann…meinte sie, dass mein Vertrauen wohl entsprechend missbraucht worden sei und ich deshalb wohl auch allen Grund habe mich so zu verhalten.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000][/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Das hat mich irgendwie getröstet, dass ich nicht auch noch daran „Schuld“ habe…[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Nun frage ich mich aber ob ich je lernen kann, Menschen wieder zu vertrauen.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Es gibt in meinem Leben nur einen Menschen mit dem ich das kann…das ist mein Kind. Meine Therapeutin meint, dass das der einzige Mensch sei, den ich bedingungslos liebe und da es das sein Leben lang erfahren hat liebt es mich ebenso – mit allen Fehlern und Schwächen, die ich hier auch eingestehen kann, weil ich weiß, dass mein Kind mich trotzdem liebt.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Aber was ist mit anderen Menschen? Kann man lernen zu vertrauen?[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Im Moment besteht mein privates Leben nur aus Rückzug…die Beschreibung wie mit Einladungen umgegangen wird, hätte von mir sein können.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Gestern hat eine Freundin Geburtstag gefeiert. Eigentlich hatte ich Anfang der Woche zugesagt nach der Therapiestunde abends dorthin zu fahren.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Nach 3 Tagen tat es mir schon leid, dass ich zugesagt hatte…eine Feier mit ca. 40 Leuten, von denen ich den größten Teil nicht kannte.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Gestern Mittag entschloss ich mich dann abzusagen. Und ich habe keine falschen Gründe vorgeschoben. Ich habe ihr gesagt, dass ich das mental momentan nicht verkrafte und einfach in einer schlechten Phase bin. Und gerne irgendwann mit ihr alleine Essen gehen würde. Wenigstens darauf bin ich stolz, dass ich ehrlich gesagt habe was los ist.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Der theoretische Wunsch Leute zu treffen ist da…aber wenn ich dann Vor- und Nachteile abwäge bleibt es beim Rückzug und ich bleibe lieber mit mir alleine.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Mein Rückzug bezog sich eigentlich auch auf Internetaktivitäten.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Ich dachte, dass es ja doch eigentlich auch nur eine vermeintliche Nähe sei und auch ein bisschen exhibitionistisch, seine privaten Probleme öffentlich zu besprechen…aber sie hat mich darin bestärkt, dass es ein gutes Übungsfeld sei.[/color][/font] [font=Arial][color=#000000]Und da ich ja irgendwo anfangen muss…:smile1: [/color][/font]
  • Liebe Solitude, ersteinmal find ich es gut, dass Du Dich hier soweit geöffnet hast, dazu gehört schon sehr viel Mut! Das mit dem Urvertrauen ist so ein Problem, das wohl viele von uns haben - mich eingeschlossen. Mir selbst geht es auch total ab, obwohl ich immer wieder versuche, anderen Menschen zu vertrauen und einen Schritt auf sie zuzumachen. Und doch denke ich, dass man es lernen kann, anderen zu vertrauen. Nur ist dieses Vertrauen sehr viel schneller wieder zerstört, als wenn man soetwas wie Urvertrauen gelernt hätte. Bei mir selbst ist es ähnlich wie bei Dir - meinem Sohn vertraue ich völlig, auch wenn er es als pubertierender Junge nicht immer so zeigen kann/mag, weiß ich doch, dass er mich so liebt wie ich bin - genauso wie ich ihn mit allen Ecken und Kanten liebe. Es geht aber auch, dass man zu anderen Menschen so ein Vertrauen aufbauen kann. Auch das hab ich schon erlebt, auch wenn dieses Vertrauen aufs Übelste mißbraucht und mit Füßen getreten wurde. So schlimm das für mich war und immer noch ist und so wenig Vertrauen ich momentan zu anderen Menschen habe, trotzdem ist es für mich irgendwie tröstlich zu wissen, dass es zumindest schon einmal möglich war und sicher irgendwann auch wieder möglich sein wird. Bis dahin "übe" ich daran, auch mir selbst und meinem Körper zu vertrauen - auch das ist nämlich gar nicht so einfach. Liebe Grüße, Darcy
  • [font=Arial]Liebe Darcy,[/font] [font=Arial]es scheint ja wohl wirklich so zu sein, dass uns Dicke - zumindest die Essgestörten - viele Gemeinsamkeiten verbinden:[/font] [font=Arial]- der Drang, unbedingt die Kontrolle behalten zu wollen (paradoxerweise haben wir sie beim [/font] [font=Arial]Essen ja dann gar nicht...)[/font] [font=Arial]- das Streben nach Perfektionismus[/font] [font=Arial]- fehlendes Urvertrauen[/font] [font=Arial]Auf der einen Seite finde ich es befremdlich, dass so viele unterschiedliche Charaktere doch offenbar auf die gleiche Problematik mit ähnlichen Symptomen reagieren (ist ein wenig so als wenn mir jemand sagt alle im August Geborenen seien sich ähnlich...) - auf der anderen Seite ist es auch wieder tröstlich, dass man/frau mit manchen Verhaltensweisen nicht alleine da steht.[/font]
  • [QUOTE][font=Arial]- der Drang, unbedingt die Kontrolle behalten zu wollen (paradoxerweise haben wir sie beim Essen ja dann gar nicht...)[/font][/QUOTE] Vielleicht ist das gar nicht so paradox - wenn man bedenkt, dass es unmenschlich wäre, immer und überall die Kontrolle behalten zu können? Fakt ist aber, dass dieses "Kontrolle behalten wollen" auch wieder etwas mit "nicht Vertrauen können" zu tun hat - denn wenn ich meinem Körper vertrauen könnte, bräuchte ich mich (auch beim Essen) nicht zu kontrollieren. Da ich das aber nicht kann, versuche ich zu kontrollieren. Allerdings hab ich auch beim Kontrollieren letzte Nacht kläglich versagt :(
  • Ich bin nicht sicher, ob das unkontrollierte Essen nur damit zusammenhängt, dass man nicht in jedem Bereich die Kontrolle behalten kann. Dann könnte es ja auch so sein, dass man mal in diesem oder in jenem Bereich die Kontrolle verliert. Ich denke, dass die Essstörung bei mir zumindest daher rührt, dass meine Seele sich den Schutzpanzer zugelegt hat, den sie braucht. Und mein Kopf als Kontrollorgan in diesem Fall dem (über)lebensnotwendigen seelischen Bedürfnis nachgeordnet ist. Ich hoffe darauf, dass es ähnlich ist wie mit der Erinnerung an bestimmte Traumata...die dann zurückkommen soll, wenn die Seele ausgelotet hat, dass man es verkraftet. Und wenn ich eines Tages meinen Schutzpanzer nicht mehr brauche...weil ich die unaufgeräumten dunklen Kammern aufgeräumt und gelüftet habe - vielleicht kann ich dann auch aufhören Essen zu "missbrauchen"? Und wenn man diesen Gedanken so weiterspinnt Darcy, dann hast du gestern Nacht nicht "versagt" sondern deine Seele ist einfach noch nicht so weit loszulassen...egal was dein Kopf so möchte.
  • Ja natürlich, da hast Du völlig recht, Solitude. Ich hab mich da wohl blöd ausgedrückt. Es ist nicht "nur" der Kontrollverlust - sondern eher so, dass ich das Essen dringendst brauchte, um bestimmte Dinge wieder reinzustopfen, die gestern abend, eigentlich schon den ganzen Tag über, versuchten hochzukommen. Ich spürte seit Freitag, dass etwas nicht "ok" ist, ich war unruhig, tigerte hin und her, versuchte mich abzulenken ... es funktionierte nicht. Freitag abend dann schon "mußte" ich einkaufen, aber hatte mich soweit unter "Kontrolle", dass ich nicht gegessen habe. Gestern kam dann immer mehr dazu, es wurde immer schlimmer und ich konnte es kaum noch aushalten ... und in der Nacht war's dann soweit ... Trotzdem fühle ich mich jetzt verdammt sch****, weil ich nicht geschafft habe, "es" zu kontrollieren - dabei weiß ich vom Verstand her, dass das nicht geht. Und damit ist auch wieder ein Stück des Vertrauens in mich selbst zerbrochen, weil ich nicht schaffe, was andere doch hinkriegen ...
  • [QUOTE=Darcy] Es ist nicht "nur" der Kontrollverlust - sondern eher so, dass ich das Essen dringendst brauchte, um bestimmte Dinge wieder reinzustopfen, die gestern abend, eigentlich schon den ganzen Tag über, versuchten hochzukommen. Ich spürte seit Freitag, dass etwas nicht "ok" ist, ich war unruhig, tigerte hin und her, versuchte mich abzulenken ... es funktionierte nicht. Freitag abend dann schon "mußte" ich einkaufen, aber hatte mich soweit unter "Kontrolle", dass ich nicht gegessen habe. Gestern kam dann immer mehr dazu, es wurde immer schlimmer und ich konnte es kaum noch aushalten ... und in der Nacht war's dann soweit ......[/QUOTE] DAS kenne ich sooo gut...unangenehme Dinge, die hochkommen zu schlucken. Das kennt jeder Esssüchtige... Aber dieser Mechanismus hat uns viele Jahre überleben geholfen...er war (und ist immer noch) wichtig. [QUOTE=Darcy] Trotzdem fühle ich mich jetzt verdammt sch****, weil ich nicht geschafft habe, "es" zu kontrollieren - dabei weiß ich vom Verstand her, dass das nicht geht. Und damit ist auch wieder ein Stück des Vertrauens in mich selbst zerbrochen, weil ich nicht schaffe, was andere doch hinkriegen ...[/QUOTE] Mach dich nicht zusätzlich noch fertig...was heißt andere bekommen das hin? Andere bekommen das auch erst hin, wenn der seelische Somdermüll ausgelagert ist. Und nicht vorher. Und wenn es bei dir noch nicht so weit ist dann brauchst du eben noch Zeit. Ich verstehe dich so gut. Ich bin auch so ungeduldig, möchte lieber heute als morgen für mich schädliche Verhaltensweisen ändern. Aber Verletzungen, Misshandlungen, die jahrelang gelaufen sind hinterlassen Spuren, die eben nicht auf die Schnelle verschwinden.
  • [QUOTE] Mach dich nicht zusätzlich noch fertig...was heißt andere bekommen das hin? Andere bekommen das auch erst hin, wenn der seelische Somdermüll ausgelagert ist. Und nicht vorher. [/QUOTE] Ach Solitude - bei anderen leg ich (blöderweise) andere, viel weitere Maßstäbe an als bei mir. Aber sorry, ich wollt eigentlich Deinen Thread gar nicht für meinen Mist von letzte Nacht mißbrauchen, das gehört sowieso eher ins ES-Forum. Danke für Deinen Trostzuspruch, Darcy
  • [QUOTE=Darcy]Ach Solitude - bei anderen leg ich (blöderweise) andere, viel weitere Maßstäbe an als bei mir.[/QUOTE] Auch das kommt mir irgendwie bekannt vor...:rolleyes: [QUOTE=Darcy]Aber sorry, ich wollt eigentlich Deinen Thread gar nicht für meinen Mist von letzte Nacht mißbrauchen, das gehört sowieso eher ins ES-Forum. Danke für Deinen Trostzuspruch, Darcy[/QUOTE] Wenn du so willst gehört das mit dem Urvertrauen vielleicht auch eher in "Dick und Essstörungen"... Und warum muss ich bei deinen Sätzen immer daran denken, dass ich auch mein schlimmster Kritiker bin *seufz* Ich gebe dir jetzt mal eine schöne Tasse Milchkaffee mit extra viel Schaum aus...und gehe was frühstücken...:mampf:
  • [QUOTE] Wenn du so willst gehört das mit dem Urvertrauen vielleicht auch eher in "Dick und Essstörungen"... [/QUOTE] Das sehe ich auch so. :daumen: Liebe Solitude, sei ganz herzlich willkommen an Board. :wink1: Was das fehlende Urvertrauen angeht, kann ich mich euch (natürlich:rolleyes: ) anschließen. Ich denke aber auch, zu einem gewissen Teil können wir lernen, anderen zu vertrauen - sofern wir uns dieses Vertrauen uns selbst auch zugestehen. Das ist meiner Meinung nach der schwierigste Teil überhaupt, wie Darcy schon sagte. Und dieses [i]Selbs[/i]tvertrauen steht (jedenfalls bei mir) noch auf sehr wackeligen Beinen. Aber ich bin zuversichtlich - ein erkanntes Problem ist ja nur mehr ein halbes, oder? ;)
  • geteiltes Leid ist halbes Leid! Ich meine, wenn ich sehe, dass Andere genau dieselben "Fehler" machen wie ich, dann muss ich mich nicht mehr so sehr mit meinen Schuld- und Versagensgefühlen zerfleischen....kann akzeptieren, dass ich nicht vollkommen bin, kann meine Fehler als Teil meiner Selbst begreifen, die unabdingbar zu mir gehören zusammen mit meinen guten Anteilen, auf die ich stolz sein kann. Vertrauen? - ich glaube trotz meines hohen Alters und schlechter Erfahrungen nachwievor an das Gute im Menschen. Natürlich bin ich schon oft enttäuscht worden. Aber ich begreife eine Enttäuschung als positiv - denn vorher war ich einer Täuschung unterlegen! (das hilft dabei, es nach dem ersten Schmerz einzusortieren!). stübbken
  • [QUOTE]geteiltes Leid ist halbes Leid! Ich meine, wenn ich sehe, dass Andere genau dieselben "Fehler" machen wie ich, dann muss ich mich nicht mehr so sehr mit meinen Schuld- und Versagensgefühlen zerfleischen....kann akzeptieren, dass ich nicht vollkommen bin[/QUOTE] Leider funktioniert das bei mir überhaupt gar nicht. Andere "dürfen" Fehler machen, das ist völlig ok. Aber ich??? [QUOTE]Aber ich begreife eine Enttäuschung als positiv - denn vorher war ich einer Täuschung unterlegen! [/QUOTE] Auch das "tröstet" mich nicht, sondern führt mich zu der Frage, wieso ich so doof sein konnte und mich täuschen ließ ... Ich habe in den letzten Wochen (vielleicht auch weil ich frei hatte) versucht meinen Problemen und den dunklen Spuren von Erinnerung, die zu meiner ES führten, auf den Grund zu kommen - viel hat's nicht gebracht außer dass ich das Gefühl hab, nur noch tiefer reingerutscht zu sein. Menschen, denen ich versuchte Vertrauen zu schenken und einen Schritt auf sie zuzugehen, zogen sich zurück, ich selbst hab überhaupt keine Kontrolle (da ist es wieder, das böse Wort) mehr über meine Gefühle und Gedanken ... Wenn ich könnte, würd ich weglaufen, irgendwohin wo niemand mehr ist.
  • Liebe Darcy, ich mag Dich so sehr und es macht mich traurig, dass es Dir so schlecht geht. Ich finde bei Dir wieder, was ich seinerzeit bei mir fand, als ich depressiv war.Damals hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass mein Leben mal wieder schön wird.Ich habe mehrere Male versucht, mich zu vergiften, weil ich keinen Lichtblick mehr sah, mich als in Allem gescheitert sah und mir einfach keine Existenzberechtigung mehr zugestand. Ich habe dann dank der Hilfe eines Psychiaters gelernt, mich so wie ich bin, als lebenswert zu begreifen. Er hat mir geholfen, meine positiven Anteile zu sehen und meine negativen Anteile zu akzeptieren - sie sind da, ich will auch versuchen, sie zu verändern, aber wenn es mir nicht gelingt, ist es eben so. An meine Beziehungen zu anderen Menschen gehe ich seitdem mit einem großen Vertrauensvorschuß heran - wenn ich mich in der Einschätzung des Anderen täusche, ist es nicht wirklich mein Problem, weil mir Menschenkenntnis fehlt - zum ganz normalen Alltagsleben gehört auch das Recht auf Täuschungen/Irrtümer. Es ist aber nicht so, dass ich emotional abgestumpft bin oder dass ich mich als fehlerfrei empfinde - ich zerfleische mich nicht mehr!Ich akzeptiere meine Gefühle und lebe sie aus! Ja, ich darf wütend sein! Ja, ich darf traurig sein! Ja, ich darf auch kindisch reagieren! Ja, ich darf Fehler machen! Geholfen hat mir auch, dass ich mit 30 zum ersten Mal mit der Endlichkeit meines Lebens konfrontiert wurde, als die Ärztin mir sagte, dass eine Knochenveränderung krebsig entarten kann. Damals habe ich erkannt, wie kostbar das Leben an sich ist und dass ich nur dies eine habe und dass ich jeden Tag meines Lebens leben will, jeden Tag, so wie er ist... ohne auf eine bessere Zukunft zu warten. Und ich könnte das Schöne in meinem Leben ohne das Häßliche nicht erkennen (..und so hat auch das Negative sein Positives!). Ich hab' Dir das jetzt nur geschrieben, damit Du vielleicht Geduld mit Dir haben kannst! stübbken
  • [QUOTE=Darcy]Auch das "tröstet" mich nicht, sondern führt mich zu der Frage, wieso ich so doof sein konnte und mich täuschen ließ ...[/QUOTE] Das kenne ich von irgendwoher... Man kann mächtig auf die Nase fallen mit dem Versuch, Vertrauen aufzubauen, wenn man dabei an die falschen Menschen gerät. Ich erinnere mich an meine frühen Zwanziger (lang, lang ists her :-D ;)), als ich eine (sehr verwirrende, sehr irritierende und letztendlich, nach vielen Kämpfen, auch sehr positive) Urvertrauens-Erfahrung machte. Klein Sopho, die Perfektionistin, erkannte das Problem und wollte es natürlich mit aller Gewalt lösen. Frei nach dem Motto: "Und ab jetzt wird vertraut!". Und das natürlich ohne Ansehen der Person. Wie gesagt: Man kann mächtig auf die Nase fallen damit. Aber man kann auch die ERfahrung machen, dass "Ich vertraue jedem" genauso falsch ist wie "ich vertraue keinem". *kopf schüttel* Warum kann das nicht ausnahmsweise einfach mal leicht und selbstverständlich sein wie für andere Leute auch? Warum besteht mein Leben im Wesentlichen im Bewältigen von Problemen? :mad:
  • [QUOTE]Ich habe mehrere Male versucht, mich zu vergiften, weil ich keinen Lichtblick mehr sah, mich als in Allem gescheitert sah und mir einfach keine Existenzberechtigung mehr zugestand[/QUOTE] Liebe Stübbken, nur damit Du Dir keine Sorgen machst: Ich hab nicht vor, "Dummheiten" zu machen - ich wurde schon von kleinauf darauf konditioniert, alles bis zum Ende durchzuhalten und nicht schon vorher "aufzugeben". Auch wenn's noch so wehtut und wirklich unertrählich ist - "man" gibt nicht auf, "man" zieht das durch. [QUOTE] Warum besteht mein Leben im Wesentlichen im Bewältigen von Problemen? [/QUOTE] Genau die Frage stell ich mir auch immer wieder, Sopho - wieso kanns nicht EINmal, ein einziges Mal einfach sein?
  • Vielleicht hab' ich das mit dem Vertrauensvorschuß nicht ganz deutlich ausgedrückt - was ich meine, ist, dass ich meinen Sozialpartnern nicht mißtrauisch gegenübertrete....sondern offen bin! Ich denke nicht, Darcy, dass Du einen Schlußstrich ziehen willst, aber immerhin scheint Dir der Gedanke faszinierend....für mich das Zeichen, dass es Dir wirklich schlecht geht. Habt doch Geduld mit Euch - wenn heute nicht die Kraft da ist, mit einem Problem fertig zu werden, morgen ist auch noch ein Tag! Und manche Probleme erledigen sich auch dadurch, dass man sie hintanstellt.....Manches muss man/frau einfach aussitzen..... Erlaubt Euch doch, nicht perfekt zu sein - wären wir als perfekte Menschen nicht seelenlose Roboter? Machen uns unsere Fehler nicht auch liebenswert? stübbken
  • [QUOTE=stübbken] Machen uns unsere Fehler nicht auch liebenswert? [/QUOTE] Mag sein, dass das so ist, allerdings kann ich das nicht glauben... Das hängt mit dem Perfektionismus zusammen... Jeder Fehler macht mich zu einem unliebenswerten hässlichen Monster... Und eine ES ist ein ziemlich großer "Fehler"... Irgendwie ist das ein verdammter Teufelskreis... -.-
  • Ich würde aber zu einem fehlerlosen Menschen keine Beziehung aufbauen können! - Genauso wenig wie zu gewalttätigen Menschen! Persönliche Probleme sind kein Hindernis!!! Wenn ich das an Infos zusammennehme, was ich über ES habe, ist eine ES doch nichts anderes als der Versuch, damit ein anderes, existenzielleres Problem zu bewältigen. Das bedeutet aber auch, dass man/frau versucht, ein Problem zu lösen - und d a s ist nicht negativ! stübbken
  • [QUOTE=Pandora] Liebe Solitude, sei ganz herzlich willkommen an Board. :wink1: [/QUOTE] Danke für das freundliche Willkommen:smile1: [QUOTE=Pandora] Was das fehlende Urvertrauen angeht, kann ich mich euch (natürlich:rolleyes: ) anschließen. Ich denke aber auch, zu einem gewissen Teil können wir lernen, anderen zu vertrauen - sofern wir uns dieses Vertrauen uns selbst auch zugestehen. Das ist meiner Meinung nach der schwierigste Teil überhaupt, wie Darcy schon sagte. Und dieses [i]Selbs[/i]tvertrauen steht (jedenfalls bei mir) noch auf sehr wackeligen Beinen. Aber ich bin zuversichtlich - ein erkanntes Problem ist ja nur mehr ein halbes, oder? ;)[/QUOTE] So habe ich das noch gar nicht gesehen...weil ich mir selbst nicht vertraue, nichts zutraue, vertraue ich auch anderen nicht? Aber das stimmt. Ich traue mir nicht zu mich gegen Angriffe von anderen schützen zu können, ich bin so hypersensibel, dass ich jedes Verhalten des anderen darauf abklopfe, ob es gegen mich gerichtet sein könnte. Beispiel: es ruft mich jemand nicht an. In meinen Gedanken hat er/sie kein Interesse mehr an dem Kontakt. Wenn ich dann erfahre, dass eine Dienstreise "Schuld" war oder eine Grippe bin ich überrascht...Kennt ihr das auch? Mangelndes Selbstvertrauen...kein Vertrauen, das jemand am Kontakt mit mir liegen könnte, kein Vertrauen, dass ich liebenswert bin - es Wert bin geliebt zu werden. Im Gegenteil ich erinnere mich an zurückliegende Beziehungen, wo ich mich manchmal fragte, was stimmt mit dem nicht, wieso interessiert der sich für mich? Traurig ist das...:(
  • [QUOTE=Darcy] Ich habe in den letzten Wochen (vielleicht auch weil ich frei hatte) versucht meinen Problemen und den dunklen Spuren von Erinnerung, die zu meiner ES führten, auf den Grund zu kommen - viel hat's nicht gebracht außer dass ich das Gefühl hab, nur noch tiefer reingerutscht zu sein..[/QUOTE] Durch die arbeitsfreie Zeit hast du einfach mehr Zeit zum Nachdenken gehabt...und da kommt dann einfach "Unerledigtes" an die Oberfläche. Wahrscheinlich führt eben kein Weg am Aufräumen mit der Vergangenheit vorbei. Sonst kommt eben immer was hoch, wenn zuviel Zeit ist, zuwenig mit Essen gestopft wird... [QUOTE=Darcy] Menschen, denen ich versuchte Vertrauen zu schenken und einen Schritt auf sie zuzugehen, zogen sich zurück... Wenn ich könnte, würd ich weglaufen, irgendwohin wo niemand mehr ist.[/QUOTE] DAS hätte ich geschrieben haben können. Ich kann dir nachfühlen wie weh das tut...
  • [QUOTE=stübbken] Wenn ich das an Infos zusammennehme, was ich über ES habe, ist eine ES doch nichts anderes als der Versuch, damit ein anderes, existenzielleres Problem zu bewältigen. Das bedeutet aber auch, dass man/frau versucht, ein Problem zu lösen - und d a s ist nicht negativ! stübbken[/QUOTE] So habe ich das noch nie gesehen. Für mich war die Essstörung immer nur ein Mittel zu überleben, bestimmten Schmerz aushalten zu können, mir Situationen/Menschen im wahrsten Sinne des Wortes "vom Leib" halten zu können. Als Problemlösung habe ich es nicht gesehen, sondern eher so, dass ich um meine Essstörung überwinden zu können die dahinterliegenden Probleme angehen muss.
  • Ich sehe das irgendwo auf derselben Schiene, auf der mißbrauchte Kinder sich "häßlich" machen. Es ist Ausdruck des Kampfes gegen eine existenzielle Bedrohung. Wichtig finde ich in dem Kontext, dass überhaupt gekämpft wird - wenn auch mit untauglichen (sogar eher schädlichen) Mitteln. Aber Fakt ist, dass der - vielleicht unbewußte - Wunsch da ist, die Situation zu bewältigen und dass etwas getan wird. Wenn ich ES als Abwehr interpretiere ( ich also aktiv bin!), kann ich auch davon ausgehen, dass ich die Kraft haben werde, die untauglichen Mittel in taugliche umzumünzen - und fühle mich nicht mehr so hilflos ausgeliefert, schwach und haltlos.Ich habe Stärke - ich muss sie nur anders einsetzen! Ich weiß nicht, ob dieser Gedankenansatz es trifft - ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Verhaltensänderung und Bewältigung von Problemen leichter ist, wenn man/frau die positiven Aspekte herauslöst und dort ansetzt. stübbken
  • Das ist ein schöner Gedankenansatz Stübken. Mir fällt es im Moment schwer, die positiven Aspekte zu sehen. Gerade deswegen danke für das Bild der Stärke, die auf andere tauglichere Mittel umgemünzt werden kann.
  • [quote]Ich sehe das irgendwo auf derselben Schiene, auf der mißbrauchte Kinder sich "häßlich" machen. [/quote] Und manche dieser Kinder nehmen eine ES, um häßlich zu werden und zu bleiben, jedenfalls ihrem Gefühl nach... Wie mir diese ganze "Kritikgeschichte" doch nur allzu bekannt vorkommt! Liebe Grüße Angua
  • Bitte, Angua, was meinst Du mit, dass Dir diese ganze Kritikgeschichte bekannt vorkommt? stübbken