In England sollen dicke Kranke nicht mehr behandelt werden

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  • Geisterstunde im wahrsten Sinne des Wortes: Morgen erscheint in der Tageszeitung "Die Welt" unter der Überschrift [url='http://www.welt.de/data/2005/11/30/810810.html']"Keine neue Leber für britische Trinker"[/url] ein Artikel, in dem es wörtlich heißt: [QUOTE][COLOR=Red][I]*Fremdzitat entfernt*[/I][/COLOR][/QUOTE] Mit anderen Worten: Dicke sind asoziale, willensschwache Gestalten, die sich in der sozialen Hängematte des gesamtgesellschaftlich finanzierten Gesundheitssystems räkeln! Ich hätte das so nicht für möglich gehalten.
  • Nun, sagen wir mal so: Ich habe dies immer als letzte Konsequenz aus den im gesundheitspolitischen System vorhandenen dickenfeindlichen Strömungen angesehen. In Zeiten knapper Kassen sucht man sich schnell einen Schwarzen Peter, am besten gleich mehrere, die man dann öffentlich der Sozialschmarotzerei anklagen kann und ihnen zur Einsparung Leistungen entzieht bzw. vorenthält. Da das Entstehen von Übergewicht immer noch oftmals nur als schlechter, selbst herbeigeführter Lebens- und Ernährungsstil gilt und diese Ansicht, nach meinem Empfinden, in den letzten Jahren immer mehr an Raum gewinnt, trotz gegenteiliger Erkenntnisse in Medizin und Forschung, war und ist es nur eine Frage der Zeit, bis solche Vorgänge Realität werden. Ich hätte nur nicht geglaubt, daß dies schon so bald möglich wäre. Weiterhin bin ich der Meinung, daß es, wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingt, eine wirkliche Dickenlobby zu etablieren, eine gemeinsame Stimme der Dicken zu schaffen, es noch weitaus schlimmer werden könnte. Nur ein "Mal darüber geredet haben" hilft nicht mehr. R.v.G.
  • [QUOTE=Roland Deshain von Gilead]Nun, sagen wir mal so: Ich habe dies immer als letzte Konsequenz aus den im gesundheitspolitischen System vorhandenen dickenfeindlichen Strömungen angesehen. In Zeiten knapper Kassen sucht man sich schnell einen Schwarzen Peter, am besten gleich mehrere, die man dann öffentlich der Sozialschmarotzerei anklagen kann und ihnen zur Einsparung Leistungen entzieht bzw. vorenthält. [/QUOTE] In der Tat. Die mediale Berichterstattung über Dicke ist häufig in ihrer Polemik durchaus beispielsweise mit der über Arbeitslose, die etwa in bestimmten Fernsehdokus immer absurder wird, vergleichbar. Auch hier wurden ja schon mögliche "Bonussysteme" diskutiert, bei denen Menschen mit einem "verantwortungsvollen Lebensstil" (dort war von Nichtrauchen, Sport und Abnehmen bei Übergewicht die Rede) weniger Krankenkassenbeiträge zahlen sollten - was, wie ich vermute, eher auf höhere Beiträge für die übrigen hinauslaufen würde. Leistungsverweigerung wegen Übergewicht gibt es auch hier schon in Ansätzen. Besonders deutlich zeigt das Nettes Thread in "Dick & Gesundheit". Wie oft war hier schon von Ärzten zu lesen, die bei gesundheitlichen Beschwerden der unterschiedlichsten Art auf das "Übergewicht" als Auslöser verwiesen und weitere Untersuchungen teilweise sogar verweigerten. Erschreckend finde ich an dem englischen Beispiel daher nur, dass das ganz offiziell geschieht und angeblich laut einer Umfrage immerhin einer von fünf Ärzten Menschen mit "ungesundem Lebensstil" nicht behandeln wolle. Ich glaube allerdings nicht, dass die Ergebnisse bei einer Umfrage in Deutschland wesentlich anders wären. Auch hier hilft ein Vergleich mit Umfragen zur Arbeitslosigkeit: in den letzten Jahren hat die Zahl deren, die der Meinung zustimmen, dass viele "gar nicht arbeiten wollen", deutlich zugenommen. Woran das wohl liegt? [QUOTE=Roland Deshain von Gilead]Weiterhin bin ich der Meinung, daß es, wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingt, eine wirkliche Dickenlobby zu etablieren, eine gemeinsame Stimme der Dicken zu schaffen, es noch weitaus schlimmer werden könnte. Nur ein "Mal darüber geredet haben" hilft nicht mehr.[/QUOTE] Absolut ... Viele Grüße, Kimmie
  • [QUOTE=Kimmie]Leistungsverweigerung wegen Übergewicht gibt es auch hier schon in Ansätzen.[/QUOTE]Nicht nur in Ansätzen. Das hiesige Krankenhaus schickt übergewichtige Patienten, die operiert werden sollen, wieder nach Hause. Mit dem Satz: "Nehmen Sie erst mal dreißig/ vierzig/ fünfzig Kilo ab, dann machen wir ihnen auch ein neues Knie, eine neue Hüfte, eine neue Bandscheibe." Die Frage, wie man denn mit kaputtem Knie, kaputter Hüfte, kaputter Bandscheibe abnehmen solle, da die Option "Bewegung" ja schon mal ausfällt, wird wahlweise mir "Ist mir egal", "Interessiert mich nicht" oder "Hätten Sie es mal nicht so weit kommen lassen!" beantwortet. Und glaubt nicht, dass das beim nächsten Krankenhaus, in dem man vorspricht, anders wäre. Das einzige mir bekannte, das die Behandlung nicht verweigert, liegt 65 km entfernt. Also, wundern wir uns ruhig, fluchen wir ruhig über die Sitten auf der Insel - aber halten wir Deutschland mal besser nicht für eine Insel der Glückseligen. [QUOTE]Erschreckend finde ich an dem englischen Beispiel daher nur, dass das ganz offiziell geschieht und angeblich laut einer Umfrage immerhin einer von fünf Ärzten Menschen mit "ungesundem Lebensstil" nicht behandeln wolle.[/QUOTE]Das war es auch, was mich am meisten aufbrachte an dieser Geschichte. Die Borniertheit derer, die es besser wissen sollten.[QUOTE=Herrn von Gilead]Weiterhin bin ich der Meinung, daß es, wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingt, eine wirkliche Dickenlobby zu etablieren, eine gemeinsame Stimme der Dicken zu schaffen, es noch weitaus schlimmer werden könnte. Nur ein "Mal darüber geredet haben" hilft nicht mehr.[/QUOTE]Ich bin für Konkreta immer zu haben. :)
  • [QUOTE=Sophonisbe]Das hiesige Krankenhaus schickt übergewichtige Patienten, die operiert werden sollen, wieder nach Hause. Mit dem Satz: "Nehmen Sie erst mal dreißig/ vierzig/ fünfzig Kilo ab, dann machen wir ihnen auch ein neues Knie, eine neue Hüfte, eine neue Bandscheibe." Die Frage, wie man denn mit kaputtem Knie, kaputter Hüfte, kaputter Bandscheibe abnehmen solle, da die Option "Bewegung" ja schon mal ausfällt, wird wahlweise mir "Ist mir egal", "Interessiert mich nicht" oder "Hätten Sie es mal nicht so weit kommen lassen!" beantwortet. [/QUOTE] Brrrr. Zwar kann ich nicht beurteilen, ob solche Operationen bei sehr hohem Gewicht vielleicht wirklich nicht mehr möglich sind (siehe dazu Rubertas Thread). Aber abgesehen davon, dass wahrscheinlich viel zu viele Patienten abgewimmelt werden, müsste gerade denen, die tatsächlich aus Gewichtsgründen nicht operiert werden können, Unterstützung bei einer *sinnvollen* Gewichtsreduktion angeboten werden. Ein gleichgültiges Achselzucken in einer solchen Situation widerspricht meiner Ansicht nach dem ärztlichen Berufsethos und ist nur durch die Ansicht, dass Dicke grundsätzlich "selbst schuld" an ihrem Schicksal seien, erklärbar. Eine Dickenlobby hätte viel zu tun ...;) Viele Grüße, Kimmie
  • [QUOTE=Kimmie]Zwar kann ich nicht beurteilen, ob solche Operationen bei sehr hohem Gewicht vielleicht wirklich nicht mehr möglich sind (siehe dazu Rubertas Thread).[/QUOTE]Ich vergaß: Diejenigen, die mir die Geschichte aus erster Hand geliefert haben ("Gehört" hat man freilich mehr), liegen im Gewichtsbereich von 90 bis 120 kg.
  • [QUOTE=Sophonisbe]Ich vergaß: Diejenigen, die mir die Geschichte aus erster Hand geliefert haben ("Gehört" hat man freilich mehr), liegen im Gewichtsbereich von 90 bis 120 kg.[/QUOTE] Das ist tatsächlich kein bisschen besser als das, was in dem Artikel über England berichtet würde. Ob es da "nur" um Kostenersparnis geht, oder glauben die Ärzte, Gelenkprobleme könnten bei Dicken von selbst verschwinden, wenn sie abnehmen?