wegen Corona fällt fast alles aus

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  • Ihr Lieben, Momentan bin ich ziemlich ängstlich. Als freiberufliche Honorardozentin fällt im Moment sehr viel an Jobs aus... Die Uni hat bis auf weiteres geschlossen. Meine Berufsschule auch (da hätte ich jetzt allerdings sowieso eine längere Einsatzpause weil ich alle Stunden laut Lehrplan schon gehalten habe...), meine eine VHS auch. Ich kann jetzt noch eine Fortbildung für Altenpfleger durchführen, worüber ich froh bin und habe noch 2 andere Auftraggeber (auch im Unterrichtsbereich), aber wenn auch diese wegbrechen, stehe ich ohne Einkommen da. Per mail werde ich auf dem Laufenden gehalten. Der Gedanke an Schließung steht im Raum, ist aber noch nicht umgesetzt worden. Mein Freund (Museumsaufsicht) ist jetzt auch "freigesetzt", weil alle Museen geschlossen haben. Es ist nicht klar, ob er weiterbezahlt wird. Als Angestellter hat er Recht auf ein Ersatzeinkommen, aber vielleicht gibt es vorher Kündigungen.... Klar, Corona ist wichtiger. Das ist mir schon klar. Und ich finde es gut, wenn alles versucht wird, um die Epidemie einzudämmen....!!! Und ich denke oft an die Menschen in den Krankenhäusern, vor allen Dingen in Italien....Das macht mich sehr traurig, wenn ich die Bilder sehe und es geht mir sehr nah und ich finde vieles sehr, sehr düster und hoffe, dass es bei uns nicht so weit kommen wird. :angst: Aber für Freiberufler ist es eine Katastrophe.... Meine Fixkosten (z.B. Atelier) laufen auch weiter und sind sehr, sehr hoch. Ich könnte jetzt zur Not Ersparnisse aufbrauchen... Und könnte mich 1 Jahr so über Wasser halten. Auch online bewerbe ich mich wie verrückt und habe bei Twago schon einiges bezahlt....;( Einen Job konnte ich realisieren. Und zum Glück hatte ich im Januar mit einer Freundin einen Grafikdesignauftrag gehabt. Insofern ist noch ein kleines Polster da. Die Kunstwelt spielt in Coronazeiten auch keine Rolle (Galerien etc.). Irgendwie verständlich natürlich, aber doof, wenn man Künstler ist. Ich bin jemand, der zusätzlich zum Kunstbusiness noch 6-7 weitere Jobs macht, aus reiner Angst heraus und auch Samstags und Sonntags stundenweise weiterarbeitet. Und jetzt sieht es zappenduster aus.... Ich versuche den Kopf nicht hängen zu lassen. Und bilde mich auf eigene Kosten weiter. Lerne neue Programme etc. Aber ein wenig ärgert es mich, dass Freiberufler bisher so hängengelassen werden. Oft denke ich auch an Cafés und ähnliche Selbständige. Wie viele werden die Durststrecke überleben, wenn noch mehr geschlossen wird? Die festangestellten Kollegen von mir werden alle weiter bezahlt, als Honorarlehrerin (was ich mir nie selbst ausgesucht habe!), bleiben alle Ausfallsrisiken bei mir. Viele Lehrer an meiner Schule sind auf Honorarbasis angestellt. Auch Neulehrer bekommen meist keine Festanstellung.... Ein Freund wohnt in einem Haus mit vielen Referendaren, die meisten haben keine Festanstellung bekommen....Und trotzdem fällt viel Unterricht aus. Jetzt sowieso. H4 lehne ich ab. Ich weiss schon, dass ich wieder auf die Beine komme, aber ich bin gerade so durch den Wind, dass ich es kaum noch schaffe, konstruktiv meinen Tag zu organisieren....;( Normalerweise bin ich sehr effizient. Aber jetzt erwische ich mich, dass ich lustlos bin, Süßigkeiten esse (zum Glück in überschaubaren Mengen) und sich alle Gedanken im Kreis drehen. Ich hoffe, der Vorschlag aus der Politik wird umgesetzt und auch Freiberufler bekommen Ersatzgelder für unverschuldet ausgefallene Veranstaltungen. Ein Freund von mir hat eine große Museumseinzelausstellung, auf die er jetzt fast 2 Jahre zugearbeitet hat, die jetzt ohne Publikum eröffnet wird, sozusagen eine Geisterausstellung wie die Geisterspiele in den Fußballstadien.... Ich hoffe, dass auch wir Künstler finanzielle Hilfen bekommen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie die Kulturlandschaft aussieht - wenn Corona noch 2-3 Monate anhält. Viele kleine Clubs und Cafés wird es vielleicht nicht mehr geben. Für eine bunte Gesellschaft finde ich es wichtig, dass nicht nur die "Großen" übrig bleiben. Auch Autoren leiden jetzt sehr unter dem Ausfall der Leipziger Buchmesse. Für mich als Illustratorin auch immer eine wichtige Sache gewesen. Ich freue mich schon sehr, wenn die Krise vorbei ist. Ich glaube, jedes Eis im Eiscafé schmeckt ganz anders als je zuvor. Gravierende Einkommenseinbußen. Geht es jemandem ähnlich? liebe Grüße Goldi und tut mir leid fürs Zutexten....

    5 Mal editiert, zuletzt von Goldkeks ()

  • Hallo liebe Goldi, das ist kein Zutexten oder Gejammer, das sind ganz wichtige Aspekte. Vielen werden die sich wahrscheinlich erst in ihrer vollen Wucht offenbaren werden, wenn sie es "fühlen". Es ist ja immer ein Unterschied wenn man etwas WEISS - oder ob man dann drin steckt und es FÜHLT. Klar, man weiß daß es ein paar Wochen Social Distancing geben soll. Aber bereits heute morgen twittert ein offensichtlich jetzt schon genervter Vater, er sei sehr dafür, daß die Kinder in Quarantäne bleiben - aber bitteschön "in der Einrichtung", also im Kindergarten. Denn wie soll Home-Office funktionieren, schreibt er, wenn die Kinder daheim sind und rumtoben? Es ist ein extrem schwacher Trost zu wissen, daß man als Betroffener nicht allein ist. Ich habe hier auch eine Freundin, der es genau wie Dir geht. Wenn das Einkommen ganz oder teilweise wegbricht - das ist dann noch mal eine andere Art von Corona-Panik. Die nächste Stufe sozusagen. Überlebensängste werden in jedem Fall getriggert - ob medizinisch oder finanziell. Wer wird jetzt einen Maler bestellen, der mehrere Leute ins Haus bringen würde? Ich selbst überlege mir, ob ich den längst vereinbarten Termin zur Zahnreinigung wahrnehme oder auf unbestimmte Zeit nach hinten schiebe. Sogar die Tierärztin hat sich gestern schon beschwert - die Leute würden nur noch kommen, wenn die Tiere den Kopf schon unterm Arm tragen, sozusagen. Ich denke, dieses Corona werden wir ALLE merken. Und es hat gerade erst begonnen. Ich bin aber stur und nähre in mir die Hoffnung, daß vielleicht gerade durch all diese Folgen vielleicht doch ein Umdenken in unserer Gesellschaft zustande kommen könnte. Vielleicht legt diese Situation all das offen, was "wir" so gerne nicht sehen wollen, wenn es "uns" einigermaßen gut geht. Ich meine jetzt so kollektiv, vom Narrativ und von den Paradigmen her. Deshalb schreibe ich "wir" und "uns". Vielleicht haben wir jetzt die Chance einiges zu verstehen - wie prekär immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft leben müssen, oder auch daß wir jetzt alle zu Hause bleiben müssen und Einbußen auf allen Ebenen haben, weil das Gesundheitssystem seit vielen Jahren so krass Stellen abgebaut und Gewinnmaximierung betrieben hat, daß jetzt die Ressourcen fehlen, viele Erkrankte auf einmal zu versorgen. Vielleicht kommt all das jetzt einmal offen - und da wir daheim sind, hätten wir auch eine allerliebste Gelegenheit, uns zu all dem eine Lösung zu überlegen. Vielen von uns ist nicht viel geblieben. Und doch - wenn wir jetzt alle diese verbliebenen Ressourcen mobilisieren könnten, um für die Zukunft insgesamt etwas zu bewegen. Ich denke oft an eine Situation in der Geschichte, im alten Ägypten, da gab es mal einen König, der hat das Land derart gegen die Wand gefahren, daß die Leute in ihrer Armut, ihrem Entsetzen und ihrer Entmutigung wie gelähmt waren. Nichts ging mehr. Krankheiten breiteten sich aus. Feindliche Nationen standen bereits mit rasselnden Säbeln bereit, den "Kadaver" Ägypten zu schlucken, den seltsamen König wegzufegen. Aber es gab einen General, der ging zu allen Reichen und sagte unverblümt: "du gibst mir jetzt die Hälfte diese Vermögens, damit ich Ressourcen habe, um die Gefahr von außen abzuwehren, und um im Inneren einiges zu bewegen! Betrachte es als Anleihe an die Staatskasse - aber ich werde das Darlehen nie zurückzahlen. Her jetzt mit der Penunze, ich habe nicht viel Zeit zu verlieren!" Der General konnte nicht auf trainierte Soldaten zurückgreifen. Die notwendigste Ausrüstung fehlte. Der alte König hatte alles schleifen lassen - er war ein Anhänger der Gewaltlosigkeit. "Alles Licht und Liebe" - deshalb weigerte er sich sogar, sich bzw. das Land gegen offen ausgesprochene Drohungen anderer Staatsoberhäupter zu verteidigen. Der General hatte es also nicht leicht. Mit völlig unzulänglichen Leuten, mit unzulänglicher Ausrüstung und gegen wie viele Widerstände mußte er alle verlieben Ressourcen mobilisieren. Ein unglaublicher Kraftakt. Aber es gelang. Es gelang ihm, das Land zu halten und im Inneren Veränderungen vorzunehmen, so daß die Dinge für die Bevölkerung wieder besser liefen. An diese Geschichte habe ich schon oft denken müssen - auch in meinem eigenen Leben. In der dicksten Krise, in der man keine Ressourcen mehr zu haben scheint, auf die man zurückgreifen kann - dann den winzigen Rest mobilisieren. Ist aber nicht leicht, und gelingt nicht immer. Aber wenn uns das jetzt so insgesamt gelänge - oder wenigstens Teilerfolge möglich wären! Ich weiß leider nichts, was ich im Moment konkret tun könnte. Oder wie ich DIR ganz konkret helfen könnte? Echt ich habe keine Ahnung. Falls Du etwas weißt, laß es mich bitte wissen. Vielleicht sollten wir - gerade in Zeiten des Social Distancing - innerlich mehr zusammenrücken? Ich denke an Dich, liebe Goldi. Vielleicht gilt es ja wirklich nur eine relativ kurze Zeit zu überbrücken. Aber auch die paar Wochen könnten sich in mancherlei Hinsicht als so dramatisch erweisen, daß hinterher alles nach Veränderung schreit. Wir werden sehen. Ganz liebe Grüße und schreib, wenn ich was tun kann. :confused:
  • Liebe Issi, Danke für Deinen mitfühlenden, klugen Beitrag! Er ist sehr hilfreich und tut mir gut. Danke! [quote='Issi','https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/10312-wegen-corona-f%C3%A4llt-fast-alles-aus/&postID=152977#post152977']Wer wird jetzt einen Maler bestellen, der mehrere Leute ins Haus bringen würde? Ich selbst überlege mir, ob ich den längst vereinbarten Termin zur Zahnreinigung wahrnehme oder auf unbestimmte Zeit nach hinten schiebe. Sogar die Tierärztin hat sich gestern schon beschwert - die Leute würden nur noch kommen, wenn die Tiere den Kopf schon unterm Arm tragen, sozusagen. Ich denke, dieses Corona werden wir ALLE merken. [/quote]>> Ja, so sieht es aus. [quote='Issi','https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/10312-wegen-corona-f%C3%A4llt-fast-alles-aus/&postID=152977#post152977']An diese Geschichte habe ich schon oft denken müssen - auch in meinem eigenen Leben. In der dicksten Krise, in der man keine Ressourcen mehr zu haben scheint, auf die man zurückgreifen kann - dann den winzigen Rest mobilisieren. Ist aber nicht leicht, und gelingt nicht immer. Aber wenn uns das jetzt so insgesamt gelänge - oder wenigstens Teilerfolge möglich wären! [/quote]>> Gerade Deine Geschichten finde ich immer wieder toll. Auch an die vom letzten Mal mit den Spiegelsplittern denke ich noch oft. Da steckt so viel Wahrheit, so viel Poesie drin und so viel Klarheit. [quote='Issi','https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/10312-wegen-corona-f%C3%A4llt-fast-alles-aus/&postID=152977#post152977']Ich weiß leider nichts, was ich im Moment konkret tun könnte. Oder wie ich DIR ganz konkret helfen könnte? Echt ich habe keine Ahnung. Falls Du etwas weißt, laß es mich bitte wissen. Vielleicht sollten wir - gerade in Zeiten des Social Distancing - innerlich mehr zusammenrücken? Ich denke an Dich, liebe Goldi. [/quote]>> Das finde ich sehr lieb von Dir!! Du hilfst mir schon so sehr viel mit Deiner Empathie, Deiner Gesprächsbereitschaft und Deiner klugen, mitdenkenden Art.

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  • Ich glaube nicht, dass die Menschen mehr zusammenrücken. Im Gegenteil. Leider! Komme selbst aus der Hotelerie/Eventbereich und wurde auch gekündigt. Die Eventabsagen und Hotezimmerabsagen lagen seit Anfang März bei nahe 100% und niemand wollte auf sein Geld zurück verzichten oder Alternativangebote wie Gutscheine akzeptieren. In vielen anderen wirtschaftlichen Bereichen sieht es genauso aus. Ich weiß, dass die Gesundheit über allem steht, doch wenn ich mir anschaue wie sich die Menschen bereits benehmen wenn man sich nur beim Einkaufen anstellen muss usw. wird mir schlecht. Es wird noch mehr ein Ungleichgewicht und Ungerechtigkeit entstehen.
  • Ob die Menschen zusammenrücken oder noch mehr die Ellenbogen ausfahren, wird sich wohl erst zeigen. Aktuell sind viele wohl durch das einsperren daheim gereizt. Hier haben wohl die Couch-Potatos klare Vorteile - die sind darin trainiert :D Die Folgen von Corona werden uns wohl noch sehr lange beschäftigen. Und die dürften erheblich stärker sein, als bei der Finanzkrise 2008. Da waren es im Grund erst einmal die Banken, die betroffen waren - aktuell trifft es alle, mit ganz wenigen Ausnahmen. Ich denke, gerade die Reisebranche, Airlines, Flughäfen und die Kreuzfahrt-Industrie und alles was damit zusammenhängt, werden am heftigsten leiden. Vermutlich werden das die Bereiche sein, die als letztes wieder in die "Normalität" entlassen werden. Dazu muss ja nicht nur Deutschland das OK geben sondern eben auch andere Länder. Das die Menschen ihr Geld zurück wollen und keine Gutscheine, kann ich verstehen. Wer garantiert, dass die Gutscheine nicht verfallen, weil der Betreiber doch in die Insolvenz geht? Aber selbst wenn nicht, die Lösung können solche Gutscheine doch auch nicht sein. Der Veranstalter kann jetzt die Eintritt-Einnahmen behalten muss dann aber bei Wiedereröffnung die Leute mit Gutscheinen einlassen und hat dann keine Einnahmen. Das Problem ist dann nur in die Zukunft verlagert aber nicht verschwunden dadurch. Ich persönlich finde das abgesagte Wacken-Festival extrem schade. Nicht weil ich hingehen wollte. Aber dieses Jahr wäre eine meiner Lieblingsbands zum ersten Mal dort aufgetreten. Vermutlich nicht auf der großen Tribüne oder wenn doch, dann nicht zur besten Zeit. Aber ich habe gehofft, es gibt von denen endlich einmal eine gute Live-Aufnahme mit gutem Ton. Leider gibt es im Internet nur Handy-Videos mit sehr besch.... bescheidener Tonqualität. Naja, hat nicht sollen sein - wie so vieles andere auch nicht. Ich arbeite aktuell noch und muss bemerken, dass langsam der Verkehr auf den Straßen wieder zunimmt. Das muss also heißen, das langsam immer mehr Menschen wieder arbeiten gehen oder einkaufen fahren und wir auf dem Weg zur Normalität sind. Hoffen wir nur, dass keine zweite Welle kommt. Ich will lieber nicht wissen, was dann wäre.