Wie gehen Essstoerungen weg?

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Die Beiträge in diesem Forum wurden von engagierten Laien geschrieben. Soweit in den Beiträgen gesundheitliche Fragen erörtert werden, ersetzen die Beiträge und Schilderungen persönlicher und subjektiver Erfahrungen der Autoren keineswegs eine eingehende ärztliche Untersuchung und die fachliche Beratung durch einen Arzt, Therapeuten oder Apotheker! Bitte wendet Euch bei gesundheitlichen Beschwerden in jedem Fall an den Arzt Eures Vertrauens.
  • Ich habe hier schon ein paar Beitraege gelesen, wo einige erzaehlt haben, dass ihre Essstoerung weitgehend verschwunden ist, oder deutlich rueckgegangen ist. Wie ist es bei euch passiert? In welchem Zeitraum? Mit welchen Mitteln? Bei mir war es so, dass ich eine Essstoerung habe seit ich 12 bin. Ich habe nach einer Diaet eine Esssucht entwickelt, die mich seitdem immer begleitet hat. Die schlimmste Zeit war wohl von 13 bis 22, wo ich einfach nur stumpf gelitten habe, ohne Ausweg, davon ueberzeugt, dass ich bis ans Ende meiner Tage nur ans Essen denken wuerde, und mich so keiner lieben wuerde und keiner mit mir befreundet sein wuerde. Danach kamen einige Ereignisse, die mich dazu gebracht haben, nachzudenken, was denn eigentlich aus meinem Leben werden soll. Wo will ich hin, mit wem moechte ich mein Leben verbringen, was moechte ich tun, und was nicht? Ich habe angefangen, sehr gruendlich darueber nachzudenken. Ich war auch in einem entsprechenden Forum gelandet, in dem es um Persoenlichkeitsentwicklung ging. (Diesen Forum gibt es leider nicht mehr.) Ich habe einige Buecher zum Thema Persoenlichkeitsentwicklung gelesen. Ich habe Psychotherapien und Workshops zum Thema gemacht. Das Resultat aller dieser Massnahmen war, dass meine Essstoerung, die ja immer noch bei mir war, [B]schliesslich nicht im Mittelpunkt meines Lebens stand[/B]. Ich habe mir gesagt: Ich habe viel wichtigere Dinge zu tun. Ich moechte meine Faehigkeiten entwickeln, beruflich was erreichen, meinen Sohn gut erziehen, und Vieles, Vieles mehr! Ich moechte gluecklich sein! Und wenn ich dabei Essanfaelle habe, dann ist es nur zweitrangig. Ich kann mich auch so entwickeln. Um die Essstoerung kuemmere ich mich spaeter irgendwann mal, aber heute habe ich was anderes vor. In diesem Regime ging es dann weitere 10 Jahre. Ich habe die Essstoerung mehr oder weniger ignoriert und mich aufs Wesentliche konzentiert: Beruf, Familie, Selbstakzeptanz. Irgendwann hatte ich weniger Essanfaelle. Bei Stress kamen sie wieder, sonst blieben sie einige Zeit weg... Auch ein paar Krisen waren dabei, wo ich wie verrueckt gegessen habe, z.B. berufliche Probleme oder Liebeskummer. Ich bin mittlerweile fest davon ueberzeugt, dass meine Aufgabe in diesem Leben meine persoenliche Weiterentwicklung ist, in allen moeglichen Bereichen. Das ist mein Hauptinteresse, meine Hauptbeschaeftigung. Ich denke, dass meine Essstoerung langsam aber sicher zurueck ging, als ich angefangen habe, ihr keinen grossen Platz in meinem Leben zu lassen. Als ich aufgehoert habe, immer in Gedanken um die Essstoerung zu kreisen und mich einfach "hoeheren Zielen" zugewandt habe. Jetzt bin ich 36, also ca. 23 Jahre sind seit Beginn meiner Essstoerung vergangen. Und ich bin die Essstoerung weitgehend los geworden. Das hoffe ich zumindest! Bin gespannt auf andere Berichte. :)
  • Es ist schön zu hören, daß jemand aus seiner Eßstörung einen Weg gefunden hat.:daumen: Ich kämpfe Tag für Tag und alles was ich vom Leben noch erwarte, ist einfach nur Frieden, keine Freunde mehr außer meine Vierbeiner. Nur noch 3x täglich spazieren gehen ohne menschlichen Kontakt. Einfach nur noch meinen Frieden möcht ich haben.
  • hab ich das richtig verstanden,du möchtest keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen haben? Was muss da ein Schmerz in dir sein... Ich weiss aus eigener,manchmal sehr bitterer Erfahrung,wieviel Kraft der tägliche Kampf um´s "Nicht-Essen" kostet.Es macht mich oft sehr müde und mutlos,aber irgendwie kommt immer wieder ein Impuls der mir hilft nicht völlig aufzugeben. [B][U]Akos.Outlaw[/U][/B],ich wünsche dir von ganzem Herzen,dass du deinen Frieden findest [B]und[/B] Kontakt zu verständnisvollen,vertrauenswürdigen Menschen
  • Ich mache jetzt seit 1 1/2 Jahren eine Therapie. Geholfen hat sie schon. Es ist mir lange nicht mehr passiert, dass ich wirklich ganz masslos esse. Früher habe ich manchmal nachdem ich ein Eis gegessen habe, direkt noch eins geholt. Und dann vielleicht noch eines. Das passiert mir nicht mehr. Auch passiert es nur mehr ab und zu, dass ich mich wirklich so ganz voll und unwohl fühle. Ich kann selbst bei "All you can eat" meistens aufhören, wenn ich satt bin. (Ok, satt plus bisschen extra, wie die meisten Menschen) Ob es bei mir aber mal so ganz normal wird, weiß ich nicht. :( Ich habe noch immer manchmal sowas wie Angst zu wenig zu kochen. Es fällt mir schwer auf Schokolade zu verzichten. Aber ich esse wenigstens nicht mehr die ganze Tafel auf wie früher. Zwar wird es manchmal mehr als ich wollte, aber so dass mir schlecht wird, nicht mehr.
  • @ Akos.Outlaw - ich hoffe, dass das Leben dir noch viel mehr bringen wird, als was du erwartetst! @topic Ich denke, dass die Art wie eine Essstörung weg geht sehr davon abhängt, welche Art Essstörung man hat (zu viel, zu wenig, brechen....) und davon, wann man noch denkt, dass man eine Essstörung hat. Ich selbst habe mich gnadenlos überessen und konnte das Schritt für Schritt hinter mir lassen - den Weg zu beschreiben würde zu weit führen und eine Zeitangabe ist schwierig, weil ich nicht so recht weiß, wo ich die Grenze zur Essstörung ziehe. Eine klare Grenze hängt damit zusammen, dass ich nicht mehr in der Lage wäre diese Mengen in mich hineinzustopfen und das meine ich wirklich sehr praktisch - ich habe da inzwischen eine so starke psychologische Schwelle, dass sie sich körperlich niederschlägt. Ich bekomme das dann nicht mehr runter. Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass es (fast) keine unmittelbar verknüpften Situationen gibt - früher musste ich beispielsweise am Bahnhof zwanghaft essen. Ich denke aber auch, dass die Frage sehr wichtig ist, wann man denkt, dass man eine Essstörung hat, um zu entscheiden, ob und wann man eine Essstörung hinter sich lassen kann. Grundsätzlich würde ich sagen, dass ich eine Essstörung habe, wenn ich unnormal viel über essen nachdenke. Was aber ist unnormal? Ich denke, dass ich mehr als andere darüber nachdenke, aber das tun beispielsweise Veganer auch, ohne dass sie deshalb essgestört sind. Ich nehme es wörtlich - ich denke nicht mehr so viel über essen nach, dass es mich stört und fühle mich dadurch nicht essgestört. Trotzdem ist mir beispielsweise noch bewusst, ob ich an einem Tag eher viel oder eher wenig gegessen habe, auch wenn ich glücklicherweise nicht mehr die Kalorien zähle. Immer wieder lese ich, dass Menschen sich für essgestört halten, weil sie zu viel essen, weil sie nicht aufhören, wenn sie satt sind und das natürlich schlanke Menschen nur nach ihrem Hunger essen. Nach dem Kriterium bin ich auch noch immer essgestört. Ich empfinde mich aber nicht mehr so. Ich möchte mich an meinem Leben erfreuen und es genießen und auch wenn ich meist nach meinem Hunger ist und aufhöre wenn ich satt bin, esse ich mehr, wenn ich es sehr genieße und es kommt auch mal vor, dass ich abends noch nasche, weil ich das Bedürfnis danach habe - auch wenn es kein Hunger ist - das kann auch seelischer Hunger sein, aber auch das finde ich nicht schlimm. Natürlich ist mir klar, dass man die wahren Gründe für den seelischen Hunger finden soll, aber wenn mein Mann gerade beruflich im Ausland ist und ich ihn vermisse, dann kann ich das nicht ändern und wenn es mir dann nach Schokolade besser geht, dann ist Schokolade toll :). Ich höre aber auf, bevor mir schlecht wird und deshalb weiß ich, dass das Kriterium der Genuss ist - der wäre sonst ja nicht mehr da. Menschen unterscheiden sich darin, was ihnen Freude bereitet - manchen ist essen gleichgültig - aber für mein Empfinden können das ja nicht die einzigen sein, die nicht essgestört sind :) Wenn ich also gerne koche und genussvoll mit Freunden esse, dann macht das noch keine Störung aus, auch wenn ich vielleicht mehr esse, als ich müsste um mich am Leben zu erhalten. Ich möchte damit nicht das Problem "Essstörung" klein reden - wie gesagt, ich habe selber lange und heftig daran gelitten - bis hin zum Selbstmordversuch. Essstörungen sind ein wirklich ernst zu nehmendes Problem und müssen sehr bewusst angegangen werden. Ich glaube nur, dass sich viele Menschen zu sehr unter Druck setzen, ihre Essstörung los zu werden, indem sie sich ein nicht gestörtes Ideal setzen, dass nicht zu erreichen ist. Ich denke beispielsweise, dass ich mein Leben lang anders über essen nachdenken werde als andere, was einfach an der Gewohnheit liegt (gute 30 Jahre Essstörung/Diät) - und das mich Aspekte in dem Zusammenhang immer beschäftigen werden - aber das wäre auch so, wenn ich 30 Jahre lange aktive Christin gewesen wäre und dann zum Buddismus wechsel - das Christentum hätte für mich immer mehr Bedeutung als für den "geborenen" Buddisten. Ich hoffe, dass das nicht zu wirr war, denn das sind Überlegungen, die für mich selbst noch nicht so alt sind. Grüße, Wollmaus
  • Ich persönlich glaube, daß es nicht möglich ist, eine Eßstörung komplett zu heilen. Ich denke, man kann sie abschwächen und von der "Bühne" in den "Bagstage-bereich" ziehen, aber sie wird immer da sein. UND: Sie wird immer darauf lauern wieder die erste Geige zu spielen. Das liegt wohl daran, daß dieses angelernte Verhalten einfach [I]zu gut[/I] greift und wirkt. Es gibt einfach nichts, was so schnell und "zuverlässig" wirkt (außer andere Drogen). Schließlich ist das Essen ja vom normalen Zweck abgekoppelt und zweckentfremdet, zb. um Gefühle zu kanalisieren/zu verarbeiten. Da man auch nicht komplett auf's Essen verzichten kann, triggert man sich jeden tag mit dem "Suchtstoff" - da dann das Maß zu finden ist wirklich schwierig. Ich muss gerade auch höllisch aufpassen, daß ich in den Kreislauf nicht wieder reinrutsche. Ich kann durch die OP zwar nicht mehr so viel essen, aber der "gefährliche" Kram hat eben eine enorme Kaloriendichte. Dadurch kann man mit wenig Volumen viele Kalorien aufnehmen. Und ich habe mich auch schon erwischt, daß ich, nachdem ich an einem Tag mehr "Naschi" gehabt hab, als ich wollte, mich den nächsten Tag "maßregeln" wollte. Also wenig essen. Und genau dieses Verhalten lockt die Eßstörung aus der Dunkelheit. Dieses MAßregeln ist überhaupt nicht gut. Früher habe ich oft gedacht, daß ich viel lieber magersüchtig als freßsüchtig wäre. Alleine wegen der Aufmerksamkeit, die diese Eßstörungen bekommen. So bekommt man ja zusätzlich von der Gesellschaft und auch oft von Ärzteseite einen Einlauf und zusätzliche Ablehnung. Aber natürlich ist die Seite auch nicht besser, man tauscht nur das eine Extrtem mit dem Anderen. Was kann ich also tun? Ich kann weiter mit mir arbeiten und schauen, welche Fußfallen sich auf meinem Weg auftun und ich kann versuchen, sie vorher zu sehen. Toastbrot
  • Naja. Ich war magersüchtig, dann bulimisch, und dann fresssüchtig. Am schlechtesten habe ich mich bei der Magersucht gefühlt, weil da zu den seelischen Qualen, die man bei allen ES hat, auch noch der körperliche Zusammenbruch kommt. Das einzig "Positive" aus der essgestörten Sicht ist, dass "dünn" nicht so auffällt, wie "dick". Meine Mutter hat bis heute nicht kapiert, was damals mit mir los war. ("Kind, früher warst du doch so schön schlank...") Jetzt bin ich auf dem Weg aus der Fressucht, habe schon erheblich abgenommen. Aber ich bin noch nicht ganz raus, und ich will auch nicht schneller oder mehr abnehmen, es beängstigt mich eher als dass es mich reizt. Ich habe mir jetzt ein halbwegs "normales" Essverhalten angewöhnt, aber nicht um abzunehmen, sondern weil mein Seelenleben sich geändert hat. Wenn sich daraus ein niedrigeres Gewicht ergibt, OK. Wenn nicht, wäre es mir auch recht. Die Ursache für die ES muss als erstes erkannt werden. Manchmal täuscht man sich aber auch darüber und muss weiter suchen. Ich habe ein paar Fässer mit Seelen-Giftmüll entsorgt, und das tat gut.
  • Meine Fressattacken sind eher von einer inneren Leere bestimmt...sei es durch Langeweile, Müdigkeit, Einsamkeitsgefühle oder auch mich auffressende Dinge im Privat- oder Berufsleben. Daher ist für mich das beste Rezept gegen meine Essattacken: ein erfülltes und zufriedenes Leben! :five: das liest sich einfacher, als es ist; aber seitdem ich es wenigstens versuche und einiges in meinem Leben über Bord geschmissen habe, haben sich meine Attacken reduziert:daumen:
  • Ich finde auch, dass ein erfuelltes Leben ganz bestimmt die Essattacken reduzieren wuerde. Fuer mich habe ich allerdings auch eine andere wichtige Sache entdeckt: [I]genug[/I] essen! Ganz einfach ohne Schuldgefuehle und Gedanken ueber Bauchumfang so viel Energie mit regulaeren Mahlzeiten aufzunehmen, wie viel man eben braucht. Und zwar, von Lebensmitteln, die man gerne isst. So, dass nach einer Mahlzeit ein Gefuehl der Zufriedenheit entsteht, der dann auch lange anhaelt.
  • [quote='Toastbrot','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=99140#post99140'] Und ich habe mich auch schon erwischt, daß ich, nachdem ich an einem Tag mehr "Naschi" gehabt hab, als ich wollte, mich den nächsten Tag "maßregeln" wollte. Also wenig essen. Und genau dieses Verhalten lockt die Eßstörung aus der Dunkelheit. Dieses MAßregeln ist überhaupt nicht gut. [/QUOTE] Das ist das uebelste Uebel ueberhaupt!!! Gut gemerkt! Essgestoerte, und auch ehemalige Essgestoerte, sollten sehr aufpassen, dass sie KEINE Diaeten halten. Ich habe mir seit ca. 1 Jahr ein absolutes Massregelung-Verbot beim Essen erteilt. Und ich bin darueber wirklich sehr glueklich. Duenner bin ich nicht geworden. Ich wuerde zwar sehr gerne wieder duenner sein und meine alte Lieblingssachen tragen, aber leider habe ich noch keinen Weg dazu gefunden. Vielleicht gibt es auch keinen. Aber bloss keine Diaet!!!
  • Ganz meine Meinung! Ich habe dermaßen Angst, wieder in irgendeine ES reinzugeraten, dass ich mich strikt weigere, irgendeine Form von Diät zu praktizieren. Mein Arzt meint zwar, ich solle noch mehr abnehmen, aber mir reichen die 2 Kleidergrößen, die ich im letzten Jahr verloren habe. Vielleicht wird es mal weniger, aber das ist mir mittlerweile nicht mehr wichtig. Bloss nicht anfangen zu zählen, kontrollieren, maßregeln und einteilen in gute und böse Lebensmittel. Ich unterscheide nur noch nach "bekommt mir" und "bekommt mir nicht". Da ist es dann der "gesunde" Apfel, der mir eben nicht bekommt, also lass ich Äpfel weg. Dafür esse ich bergeweise "böse" Kohlehydrate, und die machen mich satt und zufrieden. Ich habe alles durch, von monatelangem Hungern über selbsterzeugtes Erbrechen bis hin zu Fressorgien ohne Ende. Ich bin froh, glücklich, stolz, dass ich jetzt ganz normal, mit Genuss essen kann, nicht zu viel und nicht zu wenig. Seit 6 Monaten ist mein Gewicht konstant, und ich steuere meine Ernährung in keinster Weise. Ich esse sogar Pommes oder Eiscreme, wenn mir danach ist. Merkwürdigerweise ist mir immer weniger danach, je weniger ih mir die "verbotenen" Speisen versage. Ach, die sollen mir doch alle den Buckel runterrutschen mit ihren Diäten....