Auseinandersetzung mit den Eltern?

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  • [QUOTE=Rubensweib]Vielleicht - selbst nicht so zu werden wie unsere Eltern? Die Fehler nicht zu wiederholen? Unsere Kinder anders zu erziehen - der Kritik immer aufgeschlossen gegenüberzustehen? Zu REDEN (nicht nur) mit den Kindern? Ich denke das ist ein Anfang. [/QUOTE] Ja, das ist natürlich die Aufgabe Nummer Eins. Damit komme ich ganz gut klar, glaube ich. Wir reden viel ... um so mehr, je größer mein Kind wird. Eine schwierige Aufgabe finde ich den Umgang mit meiner Essstörung. Natürlich kriegt meine Tochter allmählich mit, dass da was nicht stimmt. Ich versuche so offen wie möglich damit umzugehen, merke aber auch, dass ich mich manchmal schäme ... ja, vor ihr, so klein wie sie ist (gerade 7 geworden). Es ist schwierig zu erklären, was mein Problem ist. Vor allem einem Kind ... wenn es schon Erwachsene oft nicht verstehen. Das andere ist: Natürlich kann ich daraus etwas für meinen Umgang mit meinem Kind lernen. Kann ich aber auch noch was für mich selbst daraus lernen? Oder muss ich - wie andere hier auch schon aus leidvoller Erfahrung geschrieben haben - mein Leben lang vergeblich darauf warten, von meinen Eltern bzw. meiner Mutter einfach um meiner selbst geliebt zu werden? Bisher habe ich offenbar noch nichts daraus gelernt, denn ich habe in Sachen Partnerschaft ein Leben lang erfolgreich verhindert, dass mich jemand um meiner selbst liebt.
  • [QUOTE=frauvonheute][font=Comic Sans MS][color=darkgreen]Ich wünschte, ich könnte mehr schreiben, Angua, aber ich habe keine Erfahrungen mit Schlägen. DAS haben meine Eltern nicht getan und ich neige auch nicht zu Gewalt. Heute schreie ich, wenn mir was nicht passt... Bist du in Therapie? Ach Mensch, ich fühl mich grad sehr unbeholfen :(, deshalb nur dies für dich: :troest: [/color][/font][/QUOTE] DAnke!:) Ich war in Therapie, habe aber nach einem Jahr aufgehört, weil es sich ausschließlich in Richtugn Therapeut bewegte und ich mich in seinem Schema letztlich gar nicht fand. Nichtsdestotrotz hat er viele kluge Sachen gesagt und viel Dinge, zwar in anderem Zusammenhang, die ich letztlich angenommen und auf meine Situation angewandt habe. Aber eigentlich: Schweigen oder Schläge oder was auch immer: Verletzen tut das alles. Ich möchte gar nicht ermessen müssen, was schlimmer ist! Dieses Schweigen kenne ich auch, weil meine Mutter mit diesem Schweigen den Ball an meinen schlagenden Vater, der abends kam, weiterreichte. dabei aht mich das Schweigen schon zerschlagen. Ich freue mich für Dich, daß Du einen Weg mit Deinen Kindern daraus findest, sie nicht mit dem selben Muster belastest! Was für ein fantastischer Erfolg! @Sally: Meine Tochter ist 6, und ich ahbe manchmal das Gefühl, sie sieht die Sachen klarer als viele Erwachsene, weil sie eben noch nicht vorurteilsgeprägt ist. Sie sieht, daß ich sehr dick bin, es ist für sie auch manchmal ein Thema, aber insgesamt scheint sie zu begreifen, daß ich eben so viel esse, weil ich krank bin, auch wenn das keine Krankheit ist, die man eben sehen kann. Sie selbst findet es einfach doof, wenn mich Leute blöd anmachen, und ich denke, da lernt sie vermutlich mehr über Toleranz, als ich ihr durch einfaches erklären jemals vermitteln könnte. Ansonsten kennt sie, in Rahmen einer 6jährigen natürlich, meine Krankheit und einen kleinen Teil meiner Probleme. Ich finde es in allen Bereichen wesentlich, daß Kinder worte für ihr Erleben kennenlernen müssen, um sich damit auseinanderzusetzen. Früpher oder später wird es ihr nämlich vermutlich geschehen, daß sie damit gehänselt wird, und dann ist es mir lieber, sie weiß, wovon sie spricht. Liebe Grüße Angua
  • [QUOTE]Sie selbst findet es einfach doof, wenn mich Leute blöd anmachen, und ich denke, da lernt sie vermutlich mehr über Toleranz, als ich ihr durch einfaches erklären jemals vermitteln könnte.[/QUOTE] Ja, das ist bei uns auch so. Ich wünsche mir manchmal, meine Mutter hätte so viel Rückgrat gehabt wie meine kleine Tochter heute, wenn es um diese Dinge geht. Denn meine Mutter hat sich immer nur für ihr dickes Kind geniert (das ist übrigens eines der wenigen Dinge, die sie in Gesprächen auch zugegeben hat). Meiner Tochter würde das im Traum nicht einfallen. Ich habe von Anfang an versucht ihr mein Weltbild zu vermitteln: Beurteile niemals einen Menschen nach seiner Größe, seinem Gewicht, seiner Hautfarbe ... Bis jetzt scheint das auch ganz gut zu funktionieren. Nur wenn sie mir - wie heute Morgen mal wieder - sagt, Mama, du wirst immer schöner ... dann frage ich mich manchmal was sie sieht ... und wünsche mir, ich könnte einmal mit ihren Augen sehen. Ich denke, es ist sehr wichtig, gerade Mädchen in diesem Alter in dieser Beziehung zu stärken, denn der Terror geht jetzt bald los. Ich sehe, was für ein alles beherrschendes Thema für viele Mädchen in der Schule es jetzt schon ist, welche Kleider jemand anhat, welchen Schmuck etc. (das Prinzessinen-Syndrom sozusagen). Ich rechne damit, dass es bald losgeht mit dem Schlankheitswahn.
  • [QUOTE=Sally] Denn meine Mutter hat sich immer nur für ihr dickes Kind geniert [/QUOTE] Früher habe ich das nicht verstanden, aber seit ein paar Jahren ist mir klar, dass meine Mutter mich auch gerne ein wenig "versteckt" hat, weil ich ihr als Begleitung nicht ganz recht war. Sie mochte es glaube ich nicht, dass Leute eventuell darüber redeten, dass sie was falsch macht, weil die Tochter so dick ist (und die andere nicht)... Als Lehrerin bzw. Lehrerehepaar in einer Kleinstadt steht man wahrscheinlich immer unter einer gewissen Beobachtung in dem, wie man mit den Kindern umgeht und was aus denen wird. Ich weiß, dass Nachbarinnen meine Mutter auf mein stets steigendes Gewicht ansprachen. Sie hat leider meistens nicht das Rückrad gehabt, mich zu verteidigen. [QUOTE=Sally](das ist übrigens eines der wenigen Dinge, die sie in Gesprächen auch zugegeben hat) [/QUOTE]Darauf warte ich bis heute. Habe mehrfach versucht, sie auf die alten Situationen anzusprechen. Hoffentlich gehe ich mit meinen Kindern später besser um und stehe zu ihnen mit allen "Fehlern". [QUOTE]Zitat von [b]Rubensweib[/b] Vielleicht - selbst nicht so zu werden wie unsere Eltern? Die Fehler nicht zu wiederholen? Unsere Kinder anders zu erziehen - der Kritik immer aufgeschlossen gegenüberzustehen? Zu REDEN (nicht nur) mit den Kindern?[/QUOTE] Genau das strebe ich an.
  • [QUOTE=kampfzwerg]Als Lehrerin bzw. Lehrerehepaar in einer Kleinstadt steht man wahrscheinlich immer unter einer gewissen Beobachtung in dem, wie man mit den Kindern umgeht und was aus denen wird. Ich weiß, dass Nachbarinnen meine Mutter auf mein stets steigendes Gewicht ansprachen. Sie hat leider meistens nicht das Rückrad gehabt, mich zu verteidigen. [/QUOTE] Oh jemine! Das reißt hier heute alles echt viel auf bei mir. Meine Mutter hat mich immer "versteckt", weil sie Lehrerin ist und ihren Schülern gesunde Ernährung etc. rüberbringen wollte. Ich durfte sie in der Stadt nicht grüßen, wenn Besuch da war nicht auftauchen und auch sonst möglichst nicht mit ihr in Erscheinung treten, wo die Gefahr bestand, daß Eltern der Schüler uns sehen. Ich war ihr ganz einfach peinlich, weil ich, obwohl völlig normalgewichtig als Kind und Jugendliche, für sie einfach völlig verfettet war. Sie aht mich auch sonst verfolgt, "beschattet" geradezu, damit ich nicht heimlich "fresse" oder sonstwas zu "fressen" beschaffe. Und am allerwichtigsten: Ich durfte mit NIEMANDEM jemals darüber reden. Darüber reden, ob intern oder noch viel viel schlimmer, mit "Fremden", war die schlimmste Todsünde, die ich begehen konnte. Es gab nichts, was schlimmere Folgen für mich haben konnte. Daher galt ich in der Familie auch von jeher als "die, für die man uns unter Hitler hingerichtet hätte!". Das jedenfalls war gewöhnlich das , was meine Mutter dazu sagte, seit ich 8 war. Ich steige jetzt erstmal aus, ich sprenge diesen Thread, verzeiht mir bitte bitte, vor allem Du, Babs, daß ich das hier allen in DEINEN Thread schreibe!!! Angua
  • [QUOTE=Angua] Ich steige jetzt erstmal aus, ich sprenge diesen Thread, verzeiht mir bitte bitte, vor allem Du, Babs, daß ich das hier allen in DEINEN Thread schreibe!!! [/QUOTE] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Da gibt es nichts zu verzeihen! Ich sehe diese Threads als Hilferufe und Gedankenanstöße. Und wenn sich jeder aus diesen Threads ein bisschen rausziehen kann, haben sie ihren Zweck erfüllt. Davon abgesehen, finde ich nicht, dass du am Thema vorbei bist, Angua. Mach dir also keinen Kopf. Deine Gedanken sind auch in diesem Thread gut aufgehoben. Davon ab bin ich absolut entsetzt über das Verhalten deiner Mutter. Wieviel Selbstachtung/-liebe & -respekt kann man einem Menschen nehmen? Ein wehrloses Kind, das seine Mutter nicht mal grüßen darf. Das ist unfassbar! Meine Mutter hat sich auch für mich geschämt, aber versteckt hat sie mich nicht. Äh....toller Satz...als ob "nur" schämen besser wäre.... :-o Babs[/color][/font]
  • [QUOTE=Sally] Es ist schwierig zu erklären, was mein Problem ist. Vor allem einem Kind ... wenn es schon Erwachsene oft nicht verstehen.[/QUOTE] Dann würde ich ihr das genauso sagen. Kinder verstehen schon sehr viel, und wenn Du ihr erklärst, das das selbst für Erwachsene schwer ist, dann wird sie das - so wie ich Deine Tochter kenne :bigeye: - sicherlich akzeptieren! [QUOTE=Sally]Nur wenn sie mir - wie heute Morgen mal wieder - sagt, Mama, du wirst immer schöner ... [/QUOTE] Siehst Du - sag ich doch - tolle Tochter! :daumen: Angua - Du bist hier schon richtig, keine Sorge. Es ist so wie Babs schon geschrieben hat. Das was Deine Mutter da mit Dir gemacht hat, war menschenverachtend. Ein hilfloses kleines Kind so zu behandeln, das ist für mich seelische Mißhandlung. Ich glaube Dir gerne, dass es unheimlich schwierig für Dich ist, Deine Kinder jetzt so zu erziehen, wie Du es Dir vorgenommen hast. Ich bewundere Dich dafür, dass Du die Kraft aufbringst um aus diesem Kreislauf auszubrechen. [QUOTE=frauvonheute]Wieviel Selbstachtung/-liebe & -respekt kann man einem Menschen nehmen?[/QUOTE] Nehmen kann man das erst einem Menschen, der diese Dinge hat. Ein kleines Kind hat so etwas noch nicht. Und ihm so etwas vorzuenthalten finde ich ganz schlimm. Weil dieses Kind etwas gravierendes verpaßt, etwas das zu jedem Leben dazugehört! :girl: Ich weiß wovon ich rede - ich hab nicht sooo furchtbar viel davon mitbekommen und das, was ich jetzt habe, ist hart erarbeitet..... :(
  • Oh mann, wenn ich das alles lese - Prügel oder Schweigen als Strafe, Verleugnen des Kindes in der Öffentlichkeit und so vieles mehr - dann frag ich mich wirklich, was bei mir eigentlich falsch gelaufen ist? Oberflächlich betrachtet hatte ich eine schöne Kindheit. Wir lebten mit meinen Großeltern zusammen, ich wurde (bis auf ein einziges Mal, was aber eher eine Verzweiflungstat war und wofür ich absolut Verständnis hatte) nie geschlagen, ich wurde seltenst angeschrieen (höchstens zwei, drei mal), ich wurde nie mit Schweigen bestraft, mein Vater sang meinem Bruder und mir jeden Abend Lieder vor zum Einschlafen, wir konnten/sollten über alles reden, es gab auch Umarmungen oder Küßchen für uns Kinder ... Und trotzdem passt da was nicht. Das Verrückte ist nur, dass ich es nicht benennen kann, sondern einfach ein unterschwelliges Gefühl da ist. Das Gefühl, einfach nicht zu dieser Familie dazuzugehören, sondern fremd zu sein. Wenn ich nur wüßte, woher das kommt??? Ratlose Grüße, Darcy
  • [QUOTE=Darcy] Und trotzdem passt da was nicht. Das Verrückte ist nur, dass ich es nicht benennen kann, sondern einfach ein unterschwelliges Gefühl da ist. Das Gefühl, einfach nicht zu dieser Familie dazuzugehören, sondern fremd zu sein. Wenn ich nur wüßte, woher das kommt???[/QUOTE] Ich konnte das alles auch ewig nicht benennen, würde auch nie soweit gehen, zu sagen, meine Kindheit sei nicht überwiegend glücklich gewesen. Was mir fehlte und wie ich das verdrängt habe lerne ich eigentlich erst in den letzten Jahren und verstärkt seit Beginn meiner Therapie. Fühle mich immer noch oft fremd und habe in Gruppen oder in der Verwandtschaft das Gefühl, nicht dazuzugehören, auch wenn andere mir sagen, ich sei völlig integriert. Schon komisch, wie sehr Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sich unterscheiden können. :(
  • [QUOTE]Fühle mich immer noch oft fremd und habe in Gruppen oder in der Verwandtschaft das Gefühl, nicht dazuzugehören ...[/QUOTE] Das kommt mir auch sehr bekannt vor. Bei meinen Eltern weniger - als Einzelkind hatte ich auch wenig Vergleichsmöglichkeiten -, aber in der Rest-Familie schon. Jetzt, wo ich diesen Satz lese, merke ich, wie sehr er mich trifft. Meine Konsequenz ist schon lange, Gruppen aus dem Weg zu gehen, soweit es möglich ist, um dieses Gefühl nicht zu haben. Andererseits: Müssen wir alle Gruppen- und Familienmenschen sein? Gibt es nicht vielleicht auch Menschen, die lieber einen kleinen, überschaubaren Kreis aus, ja, auch Einzelpersonen um sich herum haben und eher Solisten sind ("Einzelgänger" klingt immer so negativ)? Das habe ich mich auch schon gefragt. Die Antwort fällt je nach Seelenlage unterschiedlich aus. [QUOTE]Schon komisch, wie sehr Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sich unterscheiden können.[/QUOTE] Meißelt diesen Satz in Stein. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn schon gedacht habe.
  • [QUOTE=Sally] Gibt es nicht vielleicht auch Menschen, die lieber einen kleinen, überschaubaren Kreis aus, ja, auch Einzelpersonen um sich herum haben und eher Solisten sind [/QUOTE] Gibt es absolut! Zum Beispiel mich. Bin niemand, der gerne viel Zeit in großen Gruppen verbringt. Große Partys etc. sind mir fast immer zuwieder. Lieber nur mit einer anderen Person oder in ganz kleiner Gruppe was unternehmen - auch wenn's viele nicht verstehen. [QUOTE] [color=SeaGreen]Schon komisch, wie sehr Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sich unterscheiden können.[/color] [QUOTE=Sally] Meißelt diesen Satz in Stein. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn schon gedacht habe.[/QUOTE] [/QUOTE] Ich laufe seit einiger Zeit mit einem Button auf meinem Rucksack rum, auf dem steht: "Ich bin eben so" - das passt irgendwie zu mir an guten Tagen und an schlechten erinnert er mich daran, dass ich eben so bin wie ich bin und ich mich für niemanden verbiegen sollte, selbst wenn meine Selbstwahrnehmung mir mal wieder nur Schlechtes über mich sagt. [align=left]Wie falsch meine Selbstwahrnehmung oft ist, habe ich u.a. in meiner Therapie deutlich vor Augen geführt bekommen. Das hatte ich [i]an anderer Stelle[/i] schon mal berichtet, es passt aber gerade gut hierher und deswegen wiederhole ich es: [/align] Ich musste Freunde und Familienangehörige bitten, mir einen Brief zu schreiben, in dem sie schreiben, was sie an mir mögen. Da waren tolle Sachen bei, von denen ich nie geglaubt hätte, dass andere das in mir sehen. Sogar meine Schwester, mit der ich nicht besonders gut klarkomme, schrieb sehr ausführlich und machte ihre Punkte an Beispielen fest. Leider gab's auch bittere Erfahrungen, weil meine Mutter mir sehr distanziert eine Art Zeugnis im Stil der 1. oder 2. Klasse ausstelle: "Sie hat..., sie kann..., sie macht..." und mein Vater es nur schaffte, 47 reichlich kühle Worte zu schreiben, von denen der erträglichste Satz "Sie ist unaufdringlich hilfsbereit" :eek: lautete. Solche Briefe sollte man sich viel häufiger mal schreiben lassen. Irgendwie beschränkt man sich so oft auf die negativen Punkte, wenn man redet, aber die positiven Gedanken anderer über das, was ich bin und wer ich bin, kann ich nun immer dann aus meiner Mappe herausholen, wenn ich an mir selbst zweifle.
  • Dass ich eigentlich eher ein "Einzelkämpfer" bin, ist gar nicht so das Problem. Es ist schwer zu erklären, vielleicht gehts mit einem Beispiel: Ich mochte es nie (und mag es bis heute nicht), wenn meine Eltern mich fest umarmen - ich brauch da ein bissel Abstand. Andererseits weiß ich noch, dass ich als Kind sehr darunter gelitten habe, wenn mein Bruder bei meiner Mutter oder meinem Vater auf dem Schoß saß und geknuddelt wurde. Ich war furchtbar eifersüchtig und neidisch auf den Körperkontakt, den ich aber eigentlich gar nicht wirklich mag. Noch heute ist es so, dass ich da (vor allem in Bezug auf Familienangehörige) Schwierigkeiten habe, Nähe zuzulassen - seltsamerweise ist das aber bei "Fremden", wie z.B. meinem Exfreund, aber auch bei einigen meiner Patienten oder Kollegen kein Problem. Es war überhaupt nicht schwer für mich, sie gestern beim Abschied zu umarmen - etwas was mich bei meinen Eltern schon etwas Überwindung kostet. Der einzige, den ich aus meiner Familie stundenlang knuddeln kann (und der das nun leider nimmer mag, weil er schon "groß" ist) ist mein Sohn. Ich hab keine Ahnung, woher diese komische Fremdheit kommt :confused:
  • [quote=Kampfzwerg] Fühle mich immer noch oft fremd und habe in Gruppen oder in der Verwandtschaft das Gefühl, nicht dazuzugehören, auch wenn andere mir sagen, ich sei völlig integriert. Schon komisch, wie sehr Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sich unterscheiden können.[/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Hier kommt noch jemand, der diesen Satz noch vor 2 Jahren sofort unterschrieben hätte. Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt in einer Firma, die nur aus 15 Leuten bestand. Zwangsläufig hat man da engeren Kontakt zu allen und dennoch fühlte ich mich immer fehl am Platze. Irgendwann besprach ich das mal mit einer Kollegin, die dann völlig überrascht war und sagte: „Wieso fühlst du dich so? Du bist doch völlig integriert.“ Auch Geburtstage verbrachte ich am liebsten mit maximal 3 Freunden. Oder mit nur einer Freundin, mit der ich dann ins Kino ging. Ich hatte zwar Freunde, aber es waren auch alles Solisten (schöner Ausdruck, Sally). Cliquen fand ich entsetzlich. In meiner Therapie habe ich viel über dieses Verhalten gelernt: Ich habe Probleme mit mir selbst. Ich weiss nicht, wie ich ticke, wer ich bin und was ich will. Und wenn ich dann mal weiss, was ich will, weiss ich nicht, wie ich es durchsetzen kann. Ich habe Angst, dass man mich nicht mag. Dabei brauche ich Lob und Anerkennung zum Überleben. Wie soll ich bloß mit Menschen umgehen, die mich nicht mögen? Dann kam die Therapie und mit ihr ging die Angst. Die Angst vor dem Leben, vor anderen Menschen. Die Angst davor, Entscheidungen treffen zu müssen oder auch mal anzuecken. Die Angst, sich auf andere Menschen einzulassen und sie mich kennen lernen zu lassen (nachdem ich mich endlich kennen gelernt hatte). Als ich in meiner neuen Firma anfing (nach 6 Monaten in Therapie), fühlte ich mich auch erstmal nicht integriert. Alle waren super nett zu mir, dennoch hatte ich immer das Gefühl, draußen zu stehen. Erst mit der Zeit (und viel professioneller Hilfe) erkannte ich, dass niemand ein Problem mit mir hatte. Aber das war ein langer, angstvoller Weg. Meine Therapeutin fragt in solchen Momenten: „Was ist das schlimmste, was Ihnen da passieren könnte?“ und kaum, dass ich weiss, was das schlimmste wäre, finde ich einen Weg raus aus dem Problem. Heute habe ich einen wundervollen Freundeskreis. Wenn jemand etwas von mir erwartet, dass ich nicht zu geben bereit bin, lehne ich es ab. Ohne Angst, dass er/sie die Freundschaft daraufhin beendet. Wenn es mit meinem Freund Probleme gibt, spreche ich sie an. Ohne Angst, dass er mich daraufhin verlässt. Früher habe ich keine Parties feiern wollen, weil ich immer Angst hatte, dass es jemandem nicht gefallen könnte. Ich wollte es immer allen recht machen. Dieses Jahr habe ich meinen 31. Geburtstag groß gefeiert. Und es war fantastisch. Ich hatte nur Leute eingeladen, die mir am Herzen liegen und mir war klar, dass alle sich gut verstehen werden. Sie mögen mich, ich mag sie – warum sollen sie sich nicht auch untereinander verstehen? Ich habe diesen Geburtstag genossen wie noch nie einen Geburtstag zuvor. Ich habe erfahren, dass Cliquen etwas sehr Schönes sein können. Denn sie bestehen aus einer Gruppe von Menschen, die mich auffangen können. Die gute und schlechte Momente mit mir teilen können und... [b]wollen[/b]! Sobald diese allumfassende, lähmende Angst weg ist, kommt die Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Das ist am Anfang gruselig und schwierig. Aber Übung macht auch hier den Meister! Und es ist ein wunderbares Gefühl, es nicht mehr allen recht machen zu müssen. Welch eine Freiheit! :) Babs[/color][/font]
  • Bei mir ist halt das Seltsame, dass ich mit Freunden oder Kollegen dieses "Fremdgefühl" nicht so habe. Z.B. in meiner bisherigen Arbeitsstelle - da hab ich mich super wohlgefühlt mit meinen Kollegen, das war wie ein zweites Zuhause. Vor allem die eine Kollegin, die mochte ich wie eine große Schwester, wenn die zum Dienst kam, dann hab ich mich immer riesig gefreut :) . Wenn ich dagegen zu meinen Eltern fahre, dann IMMER mit einem unguten Gefühl. Wenn ich zu Familienfesten fahre, wo die ganze Family da ist (von denen ich etliche kaum kenne und nur alle paar Jahre mal sehe), dann fühle ich mich fremd, als wäre ich völlig außenstehend. Mag sein, dass es auch daran liegt, dass ich den Kontakt kaum pflege und von mir aus nicht aufrecht erhalte, aber mir ist einfach nicht danach. Dabei freuen die sich aber immer alle sehr, wenn sie mich sehen :eek: Es geht wirklich von mir aus und ich denk auch nicht, dass es an meinem Gewicht liegt (außer von der Schwester meines Vaters, die aber eh 'ne Macke hat, kommen NIE irgendwelche Sprüche wegen meines Gewichtes). Und ich hatte das schon als Kind - ich war wahnsinnig gehemmt, wenn die Verwandten zu Besuch kamen, verkroch mich am liebsten in meinem Zimmer - obwohl alle gern mit mir reden/knuddeln/spielen wollten. Ich verstehs nicht, wieso ich da so auf Abstand gehe - nicht nur äußerlich, sondern auch im Inneren. Bei "Nichtverwandten" hab ich dieses Problem gar nicht so - ich hab mich in meinen Beziehungen immer sehr weit öffnen können (vor allem in der letzten), ich kann mit Freunden sehr offen reden, auch über meine Probleme, es ist nur in der Familie, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass DIE auch kein Problem damit hätten, mit mir über alles zu reden und dass sie mich wirklich alle mögen. Nur ich hab diese blödsinnige Blockade :( Darcy
  • Mmmmhm. Das ist wirklich komisch. Versteh ich gut, dass du dir darüber Gedanken machst. Du hast geschrieben, dass du dich rückblickend an eine schöne Kindheit erinnern kannst. Aber in einem anderen Thread haben wir ja auch schon geschrieben, dass das so eine Sache ist mit den Erinnerungen. Auf die kann man sich nicht immer verlassen. Ich habe auch ein großes Problem, meine Mutter zu umarmen. Sie ist mir körperlich unangenehm - wofür ich mich selbst oft genug hasse, aber ich kann es nun mal nicht ändern. Und das liegt für mich ganz klar an unserer gemeinsamen Geschichte. Daraus schließe ich, dass es bei dir wohl doch vielleicht mal irgendwas in der Familie gegeben hat, was zu diesem Fremdheitsgefühl geführt hat. Sowas fällt doch nicht vom Himmel. Also, denke ich mir mal so in all meiner psychologischen Laienhaftigkeit. Vielleicht liege ich auch total daneben, aber ich kann mir halt nicht vorstellen, dass man sich "einfach so" so fühlt. Zumal du ja sagst, dass du mit anderen Menschen in der Beziehung kein Problem hast (das geht mir auch so, Umarmungen mit anderen machen mir keine Probleme ... und mit meinem Kind schon gar nicht, im Gegenteil). Gibt es jemanden in deiner Familie, mit dem du darüber mal sprechen könntest? Und von dem du vielleicht auch erwarten könntest, dass er/sie dir weiterhilft? Da es dich doch offenbar immer wieder beschäftigt, wäre es vielleicht gut ein bisschen zu bohren.
  • Ich hab ja auch schon drüber nachgedacht, Sally, was die Erklärung dafür sein könnte. Eingefallen sind mir zwei Möglichkeiten: Zum Einen bin ich sehr früh, im Alter von 8 Wochen, in eine Kindertagesstätte gekommen, weil meine Eltern beide arbeiten mußten. Ich wurde morgens dort hingebracht und am späten Nachmittag wieder abgeholt. Vielleicht hat diese frühe Trennung die Bindung gestört? Die andere Sache hängt mit der frühesten Erinnerung zusammen, die ich überhaupt habe. In dieser Erinnerung ist es frühmorgens, ich bin gerade aufgewacht, aber nicht in meinem Bett, sondern auf dem gelben Ecksofa meiner Eltern im Wohnzimmer. Ich weiß noch, dass die Sonne schien, blauer Himmel war und vor dem Fenster die zartgrünen Birken sich im Wind bewegten. Und mitten im Zimmer stand ein knallroter Puppenwagen. Aus Gesprächen mit meinen Eltern weiß ich, dass ich diesen Puppenwagen bekam, als mein Bruder geboren wurde, da war ich zweieinhalb Jahre alt. Von meinen Großeltern weiß ich, dass ich, kurz bevor mein Bruder geboren wurde, für ca. ein halbes Jahr zu meinen Großeltern (damals wohnten wir noch nicht zusammen) gegeben wurde, weil es meiner Mutter gesundheitlich nicht gut ging. Zu Ostern, direkt nach der Geburt meines Bruders, war ich für ein paar Tage zu Hause, weil mein Vater Urlaub hatte - deshalb diese Erinnerung dass ich auf dem Sofa aufgewacht bin. Den Puppenwagen bekam ich als Geschenk, damit ich nicht eifersüchtig werde auf den kleinen Bruder. Wie es vorher war, also wie mein Verhältnis zu meinen Eltern als Kleinkind war, weiß ich leider nicht - aber ich weiß, dass ich mich speziell wegen meines Bruders fremdfühlte. Mein Bruder war als Kind das Ebenbild meines Vaters (also als der ein Kind war), genauso blond und süß wie er. Ich dagegen war schon immer ziemlich dunkel, (angeblich) moppelig und sehr zurückhaltend, während mein Bruder ein kleiner Sunnyboy und sehr beliebt war. Ich war lange Zeit sehr sehr eifersüchtig auf meinen Bruder, ich hab auch heute noch einige Minderwertigkeitsgefühle ihm gegenüber, obwohl ich ihn inzwischen sehr mag, aber leider sehr wenig Kontakt zu ihm habe (er ist beruflich ständig in der Weltgeschichte unterwegs und lebt in einer völlig anderen Gesellschaftsschicht als ich). Unser Kontakt beschränkt sich auf meist max. 1-2 Treffen pro Jahr bei unseren Eltern, da ich mich nicht traue, ihn in meine doch recht spartanisch eingerichtete Wohnung einzuladen. Wenn ich das alles so niederschreibe, beginne ich zu ahnen, wo mein Problem liegt - kannst Du damit auch was anfangen, Sally? Darcy
  • [i][color=#800080]Hallo Ihr Lieben,[/color][/i] [i][color=#800080]ausgelöst durch die Lektüre dieses Threads haben meine Gedanken angefangen zu wirbeln, weil ich einige Aspekte meiner Kindheit darin wiedererkannt habe. Und trotzdem bildet das alles in meinem Kopf einen derartigen Sumpf von Gefühlen und Fragen, dass ich diesen Thread jetzt nochmal aufleben lassen möchte.[/color][/i] [i][color=#800080]Angefangen hat alles damit, dass ich mich über mein Essverhalten schon einige Jahre gewundert habe, aber es hat noch eine lange Weile gedauert, bis ich, ungefähr zu dem Zeitpunkt als ich mich hier registrierte, erkannte, dass ich wirklich eine ESSSTRÖRUNG habe. Bis jetzt bin ich immer noch damit beschäftigt, diese Tatsache zu akzeptieren und die Fähigkeit zu entwickeln das auch zu äußern, z. B. meinem Mann und meinem Therapeuten gegenüber.[/color][/i] [i][color=#800080]Trotzdem habe ich bei allen Reflektionen (und das waren beileibe nicht wenig im Laufe meines Lebens!) Schwierigkeiten, den Finger auf die Ursachen zu legen, bzw. die Auslöser für meine Essattacken zu erkennen.[/color][/i] [i][color=#800080]Was mir schon klar ist, ist dass die ganze Misere in meinem Elternhaus begonnen hat. Ich bin das jüngste von 6 Kindern, mit 10 Jahren Abstand zur Nächstälteren. Das bedeutet, ich bin bei sehr alten Eltern aufgewachsen, hatte zwar viele Geschwister, aber die waren alle schon außer Haus und erwachsen. Ich war immer schon ein dickes Kind, was darauf hindeutet, dass man mir falsches Essverhalten beigebracht hat. Genaue Erinnerungen habe ich allerdings nicht so recht daran, außer dass meiner Mutter auch dick war, worüber sich keiner aufregte, weil sie ja 6 Kinder bekommen hatte und das auch als Begründung angab.[/color][/i] [i][color=#800080]Als 10jährige machten meine Eltern mit mir eine krankenhausbetreute „Zwangsdiät“. Es war wie WW für Kinder, mit blauen Quadraten für Eiweiß, runde rote Punkte für Fett und gelbe Dreiecke für Kohlenhydrate. Ich musste genau Buch führen und die richtige Anzahl von Quadraten, Punkten und Dreiecken pro Tag erreichen. Komisch ist, dass ich mich daran besser erinnere, als an alles andere. Aber es führte dazu, dass ich erstmals überhaupt über Essen nachdachte, leider jedoch im negativem Sinne, denn alles, was Spaß machte war verboten.[/color][/i] [i][color=#800080]Als ich in der Grundschule war, bekam mein schwer herzkranker Vater eine Bypass OP, meine Mutter stand in dieser Zeit völlig neben sich und ich nehme an, dass sie sich nicht sonderlich um mich gekümmert hat. Jedenfalls fing ich an zu stehlen (und zu essen???), das Stehlen hat sich nach langer Zeit, mit ca. 13 wieder gegeben...das Essen nicht.[/color][/i] [i][color=#800080]Im Verlauf seiner Herzkrankheit wurde mein Vater zum Tyrannen, weil er selber depressiv war und ständig Schmerzen hatte. Ich musste ständig auf der Hut sein, seinen Zorn nicht auf mich zu lenken. Wenn mir das gelang, dann konnte ich hören, wie er seine Launen meiner Mutter gegenüber herausschrie. Bei solchen Streitigkeiten fielen dann auch so Sätze wie: Dann muss Sie eben ins Internat,“ Mit „Sie“ war ich gemeint...[/color][/i] [i][color=#800080]Heute denke ich, dass es für mich vielleicht nicht schlecht gewesen wäre, in ein Internat zu kommen, aber damals hatte ich schreckliche Angst davor und wenn meine Mutter anfing damit zu drohen, fing ich an zu weinen und zu flehen.[/color][/i] [i][color=#800080]Mein Vater war vorher schon erzkonservativ und sehr streng gewesen, Ohrfeigen gab es zu genüge und er verstand es ausgezeichnet, seine Kinder unter Druck zu setzen und zu Höchstleistungen zu treiben. [/color][/i] [i][color=#800080]Die Wahrnehmung emotionaler Bedürfnisse wurde systematisch unterdrückt. Herzliche Umarmungen von ihm, aber auch von unserer Mutter waren sehr, sehr selten. Genaugenommen kann ich mich nur an EINE Umarmung von meinem Vater erinnern, die wirklich Gefühle rübergebracht hat, wo ich mich sehr drüber gewundert habe und wahrscheinlich etwas befremdet war.[/color][/i] [i][color=#800080]Der abendliche Gute-Nacht-Kuss war ein Ritual und ich musste meinen Vater auch küssen, wenn er zuvor enorm streng oder wütend mit mir gewesen war. Wenn wir Kinder weinen mussten, weil er böse war, dann herrschte er einen an: „Komm wieder, wenn Du vernünftig sprechen kannst!!“[/color][/i] [i][color=#800080]Alles was heute als erinnertes Gefühl meiner Kindheit übrig ist, ist dass ich mich von meinem Vater vollkommen ungeliebt und unterdrückt fühlte, und seine Zuneigung eigentlich nur mit guten Leistungen (z.B. Noten) „verdienen“ konnte. Noch heute habe ich das Gefühl, Liebe „verdienen“ zu müssen. Außerdem fühlte ich mich von meiner Mutter und auch von meinen Geschwistern (die wirklich nichts dafür konnten, sie waren halt nur alle schon erwachsen und ausgezogen) im Stich gelassen.[/color][/i] [i][color=#800080]Seither habe ich Probleme mit Gruppen, habe immer das Gefühl, da nicht reinzupassen. Kontakte zu neuen Menschen zu knüpfen, und sei es nur beispielsweise ein Termin bei einem neuen Krankengymnasten o.ä. fallen mir unendlich schwer.[/color][/i] [i][color=#800080]Was haben nun diese Gefühle von alleingelassen-, ungeliebt- und unterdrückt-Sein mit meiner Esssucht zu tun? Warum kann ich auf Gedeih und Verderb nicht aufhören zu futtern? Aller Erkenntnis und allen Wissens zum Trotz? Was kann ich nur tun, wenn sich dieses Verhalten komplett meinem Intellekt und Willen entzieht???[/color][/i] [i][color=#800080]Werde ich jemals diese ES überwinden? Wenn ja: Werde ich jemals normalgewichtig sein oder „nur“ ein Leben in „dicker Selbstakzeptanz“ führen?[/color][/i] [i][color=#800080]Kann es eine Heilung ohne professionelle Therapie geben? Ich habe immer noch Angst über meine Esssucht mit meinem Therapeuten zu sprechen.[/color][/i] [color=#333333][QUOTE=frauvonheute][/color][color=darkgreen][font=Comic Sans MS]In meiner Therapie habe ich viel über dieses Verhalten gelernt: Ich habe Probleme mit mir selbst. Ich weiss nicht, wie ich ticke, wer ich bin und was ich will. Und wenn ich dann mal weiss, was ich will, weiss ich nicht, wie ich es durchsetzen kann. Ich habe Angst, dass man mich nicht mag. Dabei brauche ich Lob und Anerkennung zum Überleben. Wie soll ich bloß mit Menschen umgehen, die mich nicht mögen?[/font][/color] [color=darkgreen][font=Comic Sans MS]Dann kam die Therapie und mit ihr ging die Angst. Die Angst vor dem Leben, vor anderen Menschen. Die Angst davor, Entscheidungen treffen zu müssen oder auch mal anzuecken. Die Angst, sich auf andere Menschen einzulassen und sie mich kennen lernen zu lassen (nachdem ich mich endlich kennen gelernt hatte). [/font][/color][color=#333333][/QUOTE][/color] [i][color=#800080]Babs: Diese Gefühle kenne ich auch. Ich kann mich selber nicht spüren, bemerke meine Bedürfnisse nur schwer und habe folglich auch Probleme, sie durchzusetzen. Was wurde in Deiner Therapie gemacht, dass die Angst verschwand?[/color][/i] [i][color=#800080]Das ist, denke ich, alles sehr wirr, aber so sieht’s eben in meinem Kopf zur Zeit aus.[/color][/i] [i][color=#800080]Ich habe gerade Therapie-Pause und da brodeln dann immer soviel Gedanken in meinem Hirn. Und wenn ich übernächste Woche wieder zur Therapie gehe, dann werde ich nicht wagen, dieses Problem anzusprechen. Warum? Was befürchte ich, wenn ich jemandem sage, dass ich mich beim Essen nicht normal verhalte? Ich weiß es nicht...es geht eben einfach nicht über meine Lippen.[/color][/i] [QUOTE=Rubensweib]Vielleicht - selbst nicht so zu werden wie unsere Eltern? Die Fehler nicht zu wiederholen? Unsere Kinder anders zu erziehen - der Kritik immer aufgeschlossen gegenüberzustehen? Zu REDEN (nicht nur) mit den Kindern? [/QUOTE] [i][color=#800080]Das finde ich einen wunderbaren Plan. Vielleicht ist auch mein Gefühl, genau das nicht erfüllen zu können der Grund dafür, dass ich keine Kinder habe. Ich wollte nie welche, weil ich dachte, ich kann und will das nicht...und jetzt, wo die biologische Uhr tickt, da denke ich manchmal darüber nach, ob diese Entscheidung wohl richtig war. Aber heute ist es wohl zu spät, daran noch etwas zu ändern...und was würde wohl mein Mann dazu sagen, wenn ich mich plötzlich anders entscheiden würde??[/color][/i] [i][color=#800080]Verwirrte, ratlose und liebe Grüße an Euch alle,[/color][/i] [i][color=#800080]iko[/color][/i]
  • [quote]Babs: Diese Gefühle kenne ich auch. Ich kann mich selber nicht spüren, bemerke meine Bedürfnisse nur schwer und habe folglich auch Probleme, sie durchzusetzen. Was wurde in Deiner Therapie gemacht, dass die Angst verschwand?[/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Ich habe geredet. So banal das klingt, aber ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ohne Vorbehalte einem Mensch alles von mir erzählen können. Von meinen Essattacken, meiner inneren Leere, der Wut in mir, von meiner Traurigkeit. Darüber, dass ich mich in Gruppen so oft als Sonderling fühlte, dass ich immer das Gefühl hatte, meine Gedanken nicht ordnen zu können, dass ich Angst davor hatte, nicht gemocht zu werden. Ich sprach über meine Kindheit, an die ich so wenige Erinnerungen habe, ich weinte, als mir bewusst wurde, wie viel mein Großvater mir bedeutet hatte und wie wenig Zeit ich mit ihm verbringen konnte, ich tobte, als meine Eltern sich letztes Jahr trennten und mich für ihre Zwecke benutzten... Ich habe auch viele sehr schöne Moment in der Therapie gehabt. Nach den Tränen wegen meines Großvaters, kam das Lachen, als mir bewusst wurde, dass er den Grundstein für die Fröhlichkeit in mir legte, die heute noch so präsent ist. Ich lernte, meine Eltern zu verstehen und ihnen keine Schuld an meiner Esssucht zu geben. Dann verschwand das Bild der „dicken Frau“ und seitdem wurde ich nie wieder auf der Straße angemacht. Noch immer erlebe ich Augenblicke, in denen ich mich selbst überrasche. Wenn ich z. B. ganz spontan im Büro Widerworte gebe, weil ich mich ungerecht behandelt fühle. Dann weiche ich nicht mehr, sondern stehe zu meinen Bedürfnissen. Ich fuhr mit meinen Gefühlen Achterbahn und kam so Schritt für Schritt wieder in Kontakt mit ihnen. Ich lernte, dass es okay ist zu weinen, wütend zu sein, seine Meinung zu sagen, nicht gemocht zu werden (denn ich mag doch schließlich auch nicht jeden). Ich erfuhr, dass mein Freund mich nicht automatisch verlässt, wenn ich ihn kritisiere oder dass ich im Büro gemobbt werde, nur weil ich meine Meinung sage. Meine Freundschaften veränderten sich, wurden irgendwie...tja...“erwachsener“...ich wurde authentisch. In der Therapie lernte ich, dass ich meine Gefühle nicht mit Essen ersticken muss. Mein Ich ist nicht mehr so gestört, ich sehe so viel klarer. Heute kann ich meine Gefühle äußern. Und wenn ich meine Gefühle nicht mehr runterschlucken muss, muss ich auch nicht mehr essen. So verschwand die Angst.[/color][/font] [quote]Ich habe gerade Therapie-Pause und da brodeln dann immer soviel Gedanken in meinem Hirn. Und wenn ich übernächste Woche wieder zur Therapie gehe, dann werde ich nicht wagen, dieses Problem anzusprechen. Warum? Was befürchte ich, wenn ich jemandem sage, dass ich mich beim Essen nicht normal verhalte? Ich weiß es nicht...es geht eben einfach nicht über meine Lippen. [/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Was für eine Therapie machst du denn? Geht es dabei nicht um deine Essstörung? Aber ist denn ein Therapeut nicht genau der richtige Ansprechpartner? Wenn man es mal ganz pragmatisch betrachtet, ist ein Therapeut ein Mensch, der verdammt viel Geld dafür bekommt, sich um mich zu kümmern. Der sich meine gesamte Seelenwelt anhören muss und mir dabei helfen soll, mein Leben klar zu kriegen. Er hat nicht über mich zu urteilen und tut es im Normalfall auch nicht. Wenn du es so betrachtest, Iko, vielleicht kannst du das Thema Essverhalten dann ansprechen?![/color][/font] [quote]Das finde ich einen wunderbaren Plan. Vielleicht ist auch mein Gefühl, genau das nicht erfüllen zu können der Grund dafür, dass ich keine Kinder habe. Ich wollte nie welche, weil ich dachte, ich kann und will das nicht...und jetzt, wie die biologische Uhr tickt, da denke ich manchmal darüber nach, ob diese Entscheidung wohl richtig war. Aber heute ist es wohl zu spät, daran noch etwas zu ändern.. [/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Da geht es mir ähnlich, Iko. Ich habe immer gesagt, dass ich keine Kinder bekommen möchte, solange ich noch so psychisch krank bin. Wenn, dann möchte ich eine Mutter sein, die nicht ihr krankes Verhalten an ihre Kinder weiter gibt. Dann möchte ich eine stabile Frau sein, die Grenzen setzen, für Struktur sorgen und ein liebevolles Umfeld und Zuhause aufbauen kann. (Nein, ich meine damit nicht, dass ich bei der Erziehung keine Fehler machen werde – ich denke, ihr versteht mich schon ;)). Ob ich jemals das Gefühl haben werde, dass „jetzt“ der richtige Zeitpunkt ist, weiss ich nicht. Ich mache mir da aber auch keinen großen Kopf drum. Was sein soll, wird sein.[/color][/font] [quote]und was würde wohl mein Mann dazu sagen, wenn ich mich plötzlich anders entscheiden würde??[/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Frag ihn doch mal. Vielleicht wärst du überrascht von seiner Antwort.... Babs[/color][/font]
  • [i][color=purple]Hallo Babs,[/color][/i] [i][color=#800080]vielen Dank für die aufmunternden Worte und den Erfahrungsbericht. Ich freue mich für Dich, dass Du Deinen Weg so erfolgreich beschreitest...und hoffe, dass es mir auch irgendwann gelingen wird.[/color][/i] [QUOTE=frauvonheute][color=darkgreen]Ich habe geredet.[/color] [font=Comic Sans MS][color=darkgreen]Was für eine Therapie machst du denn? Geht es dabei nicht um deine Essstörung? Aber ist denn ein Therapeut nicht genau der richtige Ansprechpartner? Wenn man es mal ganz pragmatisch betrachtet, ist ein Therapeut ein Mensch, der verdammt viel Geld dafür bekommt, sich um mich zu kümmern. Der sich meine gesamte Seelenwelt anhören muss und mir dabei helfen soll, mein Leben klar zu kriegen. Er hat nicht über mich zu urteilen und tut es im Normalfall auch nicht. Wenn du es so betrachtest, Iko, vielleicht kannst du das Thema Essverhalten dann ansprechen?! [/color][color=black][/QUOTE][/color] [i][color=purple]Nein, die Therapie habe ich angefangen, nachdem ich nach 3 Jahren Mobbing Depressionen bekam. Aber genaugenommen wollte ich die Therapie machen, um herauszufinden, was mich zu so einem geeigneten Mobbing-Opfer macht...und siehe da, ich glaube es hängt sogar nicht unwesentlich mit den Ursachen für meine ES zusammen.[/color][/i] [/font] [font=Comic Sans MS][color=darkgreen][font=Verdana][color=#333333][QUOTE=frauvonheute][/color][/font]Frag ihn doch mal. Vielleicht wärst du überrascht von seiner Antwort....[/color][/font][/QUOTE] [color=purple][i]Auf alle Fälle wäre er erstmal überrascht über die Frage...[img]http://das-dicke-forum.de/forum/images/smilies/eek.gif[/img] [/i][/color] [color=purple][i]Ich hoffe, es löst nicht diesen Reflex aus :[/i][/color] [img]http://das-dicke-forum.de/forum/images/smilies/flucht2.gif[/img] [img]http://das-dicke-forum.de/forum/images/smilies/biggrin.gif[/img]