Mein Leben mit der Sucht

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  • Bin neu hier im Forum und hoffe, dass ich auf diesem Weg Menschen finde, welche vielleicht das Gleiche durchmachen, ähnlich fühlen oder mir einfach zuhören. Als Kind war ich normal, sprich nicht zu dick und nicht zu dünn. Bin in Polen aufgewachsen zum Zeitpunkt des Kommunismus; man konnte damals von Obst und Süßigkeiten nur träumen. Als ich 14 Jahre alt war, sind meine Eltern nach Deutschland übersiedelt und ließen mich mit meiner Oma zurück. Einige Monate später kam ich dann nach. Ich fühlte mich zunächst fremd in diesem Land, wollte zurück nach Polen, da ich mich gerade dort zum ersten Mal in einen Jungen verknallt habe. Außerdem hatte ich alle meine Freunde dort. Als ich 15 Jahre alt war, schickten mich meine Eltern für 3 Jahre in ein Internat, ca. 150 km von zuhause entfernt. Es geschah ohne, dass sie mich gefragt haben, was ich davon halte, ich fühlte mich einfach nur abgeschoben und dort entdeckte ich zum ersten Mal Vorliebe fürs Essen und vor allem für Süßigkeiten. Ich schlich mich manchmal abends in die Internat-Küche und naschte Pudding oder Götterspeise, welche vom Mittagessen übrig blieb. Für mein Taschengeld kaufte ich mir hauptsächlich Fast Food und Süßigkeiten. Ich begann so in die Breite zu gehen. Damals war an einen Freund nicht zu denken, ich habe mich fett gefühlt mit meinen damaligen 90 kg bei 1.78 cm Größe. Mit 18 zog ich zurück nach Essen und besuchte ein Gymnasium. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich später studiere, ich wollte es nicht. Immer wieder griff ich zu Süßigkeiten, aß unkontrolliert mehrmals am Tag, vor allem heimlich. Mit 22 Jahren wog ich dann 118 kg und beschloß Diät zu machen. Mit FdH nahm ich innerhalb eines Jahres über 40 kg ab und war ein anderer Mensch! Von Größe 50 schrumpfte ich auf 42, teilweise sogar auf 40. Doch es war reine Fassade, wenn innerlich fühlte ich mich immer noch "dick", meine Haut war aufgrund der raschen Gewichtsreduzierung etwas erschlafft und ich hatte Probleme, Männer an mich ranzulassen. Trotzdem hatte ich damals meine erste richtige Beziehung, welche jedoch nach einigen Monaten in die Brühe gegangen ist, da ich sehr stark geklammert habe. Mit 23 habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt, es dauerte jedoch noch über ein Jahr, bis wir festgestellt haben, dass wir füreinander geschaffen sind! Zu dem Zeitpunkt habe ich 5 kg wieder zugenommen, habe mich aber immer noch schlank und attraktiv gefühlt. Als mein Mann und ich zusammen kamen, kam leider wieder der Umbruch. Mein Mann schätzt gutes Essen (ist aber schlank), also lud er mich fast täglich zum Essen ein, so dass ich immer mehr und mehr zunahm. Nach ca. einem Jahr Beziehung hatte ich wieder über 10 kg mehr drauf. Meine Mutter war diejenige, welche mich immer wieder ausgeschimpft hat, meinte, mein Mann würde mich verlassen, wenn ich so weiter mache. Aus Lust am Essen wurde allmählich wieder Frustessen, diese heimliche Reinstopferei. Anfang 2003 wog ich wieder 118 kg und wir beschloßen zu heiraten. Wir waren auf einer Hochzeitsmesse, um ein Kleid für mich auszusuchen. Ich bin fast umgekippt vor Scham, als bei der Anprobe hieß, ich hätte Größe 52. Da beschloß ich wieder abzunehmen. Ich bestellte genau dieses Kleid und zwar zwei Größern kleiner. Viel Zeit zum Abnehmen hatte ich nicht, da wir bereits im August 2003 heiraten wollten. Ich speckte immerhin über 10 kg und paßte hervorragend in das Kleid! Nach der Hochzeit nahm ich leider wieder zu. Es stellte sich heraus, dass wir auf normalem Wege keine Kinder bekommen können. Es war schrecklich und das Frustessen nahm deutlich zu. Letztes Jahr, als ich 125 kg wog, wurde bei mir künstliche Befruchtung durchgeführt, welche negativ verlaufen ist. Mein seelisches Tief war groß, meine Eßattacken wurden wieder unkontrollierter. Nun wiege ich derzeit 134 kg und bin totunglücklich. Ich habe seit Jahren schon meine Mutter im Nacken. Sie schimpft mich bei jeder Gelegenheit aus. Mein Mann fragt mich auch zwischendurch, was los ist, ob ich unglücklich bin in der Beziehung, warum ich im Bett so unentspannt bin oder warum ich es erst gar nicht zulasse. Letzten Sonntag bin ich 33 geworden und brach beim Frühstück in Tränen aus. Ich offenbarte meinem Mann, dass ich eßsüchtig bin und Hilfe brauche. Dass ich aus diesem Teufelskreis alleine nicht rauskomme. Er hat mit mir geweint, wir haben überlegt, was wir machen sollen. Ganz ehrlich, ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Soll ich meinen Hausarzt offen darauf ansprechen und ihn um Hilfe bitten? Hat jemand von Euch Erfahrungen mit Therapie gemacht? Ich habe begriffen, dass es so nicht weiter gehen soll und darf. Bis jetzt bin ich durch meinen Hund körperlich recht fit, habe keine Gelenkbeschwerden. Aber ich befürchte, dass es mit dem Alter bald der Fall sein wird. Ich habe bereits mit hohem Blutdruck zu kämpfen, nehme seit einem Jahr Tabletten. Ich möchte nicht schlank werden, mein Ziel wären etwa 30 kg. Dass ich wieder so aussehe, wie bei meiner Hochzeit, Größe 46-48. Das wäre mein Traum. Und vor allem, dass ich wieder unbeschwert durchs Leben gehen kann und meine Beziehung wieder genießen kann. Ich danke Euch fürs Zuhören, sorry, es ist viel geworden. Ich bin für Ratschläge und Tipps sehr dankbar.
  • Dankeschön fürs Zusammenfügen Martina! Ich habe befürchtet, dass es nicht auf eine Seite paßt. :-D
  • hallo fleur, es gibt hier einige, die deine geschichte sehr gut nachempfinden können. das essen ist definitiv nicht die ursache. für mich liest es sich, als ob "grenzverletzungen" oder "die schwierigkeit grenzen zu setzen" bei dir ein wichtiges thema sind. das kannst du lernen. zum beispiel in einer therapie. und dann kannst du auch deiner mutter die macht nehmen, die sie scheinbar aus gewohnheit bei dir hat. du bist ein liebenswerter mensch und hast es nicht nötig, dich weiter herabsetzen zu lassen. auch wenn das für dich unglaubwürdig klingt, aber es liegt eine tolle erfahrung vor dir. nämlich das abenteuer, dich selbst zu entdecken, anzunehmen und dann voll und ganz hinter dir zu stehen. dein mann hat schon entdeckt, dass du eine ganz liebe bist. keine schlechte voraussetzung will ich meinen. und es wundert mich wenig, dass dir deine teure mutter dann gleich den verlust des mannes an die wand malt. pfui deibel. lass dich nicht klein machen, lass dich nicht wo hinstecken, lass nicht so mit dir verfahren. die rebellion, die du als jugendliche ausgelassen zu haben scheinst, kannst du jetzt souverän und durchaus mit viel spaß nachholen. also, los! das gewicht ist ganz hinten dran. das kann automatisch weniger werden, wenn du die wichtigen aufgaben packst. vorausgesetzt, du hast keine körperlichen gründe, nicht abzunehmen, was sich jetzt mal noch nicht so gelesen hat. liebe grüße, christine
  • Hallo fleur, deine Geschichte hat mich tief berührt. Mir fiel sofort die Mutter auf, die dich beschimpft, anstatt dich in ihre Arme zu nehmen, dich zu trösten und dir Kraft zu geben. Was brauchst du, um glücklich zu sein? Was muss geschehen, damit du dich rundherum gut fühlst? (Abgesehen von einem Gewichtsverlust).
  • @ Lovely Rita und freiseinwollen Danke Euch für Eure Antworten! Ich hoffe, es melden sich hier noch einige zu Wort. Lovely Rita, dankeschön fürs Mutmachen. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie ich die ganze Sache angehen soll. Soll ich einen Arzt aufsuchen und mit ihm Klartext reden? Soll ich sofort eine Selbsthilfegruppe aufsuchen? Ich bin da momentan etwas ratlos. [QUOTE]Was brauchst du, um glücklich zu sein? [/QUOTE] Hm, gute Frage. Ich habe viel. Ich habe einen liebevollen Ehemann, tolle Schwiegereltern, einige gute Freunde, einen tollen gut erzogenen Hund (bald zwei), einen netten Job (obwohl nicht mein Traumjob, wer hat ihn schon), eine schön dekorierte Wohnung etc. Was ich bräuchte? Ich denke, in erster Linie mehr Selbstbewußtsein, ich müßte mehr aus mir rauskommen, mich über kleine Dinge des Lebens mehr erfreuen, nicht immer so pessimistisch sein, mehr auf Leute zugehen. Und dann wünsche ich mir einfach etwas abzunehmen. Wie ich bereits geschrieben habe, möchte ich nicht schlank werden, das ist nicht mehr mein Ding, ich fühle mich fülliger einfach wohler, aber momentan ist es viel zu viel - 30 kg wären toll. Dann wäre ich bei etwa 100 kg bei einer Größe von 1.78 cm, so wie bei meiner Hochzeit, da sah ich toll aus, mollig und glücklich und einfach nur hübsch! Ich möchte es mir zuliebe und meiner Gesundheit zuliebe tun. Aber zuerst muß meine Seele wieder OK sein und sie ist momentan einfach nicht OK. Das Eine ergibt sich aus dem Anderen. Und dann gibt es noch den größten Wunsch überhaupt: Ich möchte seit Jahren Mutter werden, was auf normalem Wege jedoch nicht möglich ist, leider. Es ist eins der wichtigsten Gründe für meine kranke Seele.
  • [quote='fleur','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=67473#post67473'] Lovely Rita, dankeschön fürs Mutmachen. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie ich die ganze Sache angehen soll. Soll ich einen Arzt aufsuchen und mit ihm Klartext reden? Soll ich sofort eine Selbsthilfegruppe aufsuchen? Ich bin da momentan etwas ratlos. [/quote] da gibt es verschiedene wege. kommt einmal darauf an, wo du wohnst. gibt es in deiner umgebung/nähe beratungsstellen für essstörungen. da könntest du mal anrufen und schauen, ob sie therapeuten empfehlen, ob es selbsthilfegruppen gibt. einmal das angebot checken. es muss aber keine therapeutin oder kein therapeut sein, der/die auf essstörungen spezialisiert ist. gerade weil du auch selbst schreibst, dass du das gefühl hast, selbstbewusstsein fehlt dir. und bei deiner lebensgeschichte hört sich das auch so an. eine klientenzentrierte gesprächstherapie stellt den klienten und seine bedürfgnisse in den mittelpunkt. das finde ich persönlich hilfreicher, aber das ist nur meine meinung dazu. ich hab so eine gemacht, bin jetzt im dritten und wohl letzten jahr und sie hat mir so viel gebracht, auch das ende der essanfälle, was ich nie geglaubt hätte. verhaltenstherapie würde ich persönlich nicht empfehlen und ich glaube wirklich, dir würde eine aufbauende therapie besser tun als eine sozusagen "trainierende". zu deinem kinderwunsch: weißt du, woran es liegt? du musst das nicht schreiben, aber hast du eventuell PCO oder ein erhöhtes prolaktin? wie sieht es mit ärzten aus? hast du einen hausarzt bzw. eine gynäkologin, die dich gut unterstützen? selbstbewusstsein kannst du übrigens hier sehr gut aufbauen einfach durch den austausch, durch das erzählen und neu bewerten von eigenen erfahrungen und durch das lesen. trau dich einfach, du bist willkommen und wirst gerne von vielen unterstützt. liebe grüße, christine
  • [quote='fleur','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=67473#post67473'] zuerst muß meine Seele wieder OK sein Ich möchte seit Jahren Mutter werden Es ist eins der wichtigsten Gründe für meine kranke Seele.[/quote] Wenn der Grund für deine kranke Seele nicht der Wunsch wäre, Mutter zu werden, was könnte es dann sein?
  • [quote='freiseinwollen','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=67488#post67488']Wenn der Grund für deine kranke Seele nicht der Wunsch wäre, Mutter zu werden, was könnte es dann sein?[/quote] Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, worauf Du hinauswillst. Ich habe bereits erklärt, wie bisher mein Leben verlaufen ist und was dazu geführt hat, dass ich eßsüchtig geworden bin. Sage mir bitte, was Du meinst. @ Lovely Rita Vielen Dank für Dein Posting und Deine Ratschläge. Ich werde mich dementsprechend erkundigen. Ja, ich habe PCO-Syndrom und nehme deshalb auch schon Metformin. Außerdem soll ich verstärkt männliche Hormone produzieren. Äußerlich sieht man mir das nicht an, ich wirke sehr weiblich und habe kaum Behaarung. Die Schilddrüsenwerte sollen bei mir in Ordnung sein, habe bereits zwei Untersuchungen hinter mir. Bei mir findet der Eisprung einfach nicht statt und ich habe dieses sog. Schwangerschaftshormon nicht, welches ermöglicht, dass sich Gebärmutterschleimhaut ausreichend bildet, um eine Einnistung zu ermöglichen. Das Kuriose dabei ist, dass ich seit Jahren einen dermaßen regelmäßigen Zyklus habe, dass mich viele Frauen darum beneiden. Wir wollten diesen Herbst den 2. Versuch (ICSI) in Angriff nehmen, bis dahin würde ich so gerne 10 und mehr kg abnehmen.
  • Dir ist aber schon klar, dass eine Diät für den Körper ein Mangelzustand ist, der ihn in Alarm versetzt und dann eher nicht auf eine Schwangerschaft vorbereitet? Was den Mangel an Gelbkörperhormon (ich nehm man ab, dass Du das mit dem "Schwangerschaftshormon" meinst) angeht: Eine Kollegin von mir hatte da auch Probleme, was dazu führte, dass sie, nachdem sie endlich schwanger geworden war, ihr Baby verlor. Ärztlicherseits hieß es nur lapidar, das käme halt vor, sehr viele Schwangerschaften würden sogar beendet, bevor frau es überhaupt bemerkt (was auch stimmt). Die mit uns zusammenarbeitende Osteopathin konnte ihr jedoch sehr helfen. Sie stellte bei meiner Kollegin eine Schiefstellung im Becken fest, wodurch das ganze System (Eierstöcke, Gebärmutter etc.) aus dem Gleichgewicht geraten war, somit eben auch die Hormonproduktion. Sie wurde dann osteopathisch behandelt, um die Blockaden zu lösen, bekam vom Orthopäden Einlagen und die Osteopathin empfahl ihr eine andere Gynäkologin, die hormonell noch unterstützend eingriff. Langer Rede kurzer Sinn: Die süße kleine Tochter meiner Kollegin ist jetzt 4 Monate alt :) Vielleicht ist Osteopathie oder ähnliches neben der Schulmedizin für Dich auch ein Weg?
  • Liebe Fleur, ich wollte schon dauernd etwas schreiben, hatte aber selbst zu viel um die Ohren und irgendwie ist es kompliziert, was Du da schilderst. Zunächst mal: So unglücklich wie Du wirkst, wäre es vielleicht wirklich gut, eine Therapie anzufangen. Es müssen ja auch erst nur mal ein paar Stunden sein. Einfach, damit Du jemanden Dritten hast, mit dem Du reden und wirklich mal Dein Herz ausschütten kannst. Dein Mann ist sicher lieb, aber das kann er einfach nicht leisten, dazu seid ihr zu nah. Eine klientenzentrierte Therapie wäre sicher nicht schlecht, mir hat eine "tiefenpsychologisch fundierten Gesprächstherapie" (klingt hochtrabend, ist auch miteinander reden) sehr geholfen, es kommt hauptsächlich darauf an, ob Du Dich mit der Therapeutin/dem Therapeuten gut verstehst und Dich akzeptiert und angenommen fühlst. Von einer Verhaltenstherapie würde ich allerdings ebenfalls abraten, da lernst Du nur, Dich wie ein dressierter Affe zu verhalten, da reicht auch Weight Watchers. Womit wir beim Thema sind: Was machst Du mit Deinem Gewicht? Ich denke, hier wird es schwierig. Du hast sicher schon einiges im Forum hier quergelesen und gesehen, dass Abnehmen, mal abgesehen davon, ob es überhaupt nötig ist, leider auch gar nicht so einfach ist. Unmöglich ist es sicher nicht, aber ich lese aus Deiner Geschichte, dass Dein Gewicht im wesentlich aus Frustessen, also aus der Kompensation von Gefühlen entstanden ist. Negative Gefühle durch Essen auszuhalten oder mit Essen zuzudecken hast Du als Teenager leider als Strategie Dir sozusagen angeeignet. Das ist bestimmt kein Vorwurf. Du trägst da auch keinerlei Schuld. In Deiner verzweifelten Lage, die wirklich ausgesprochen scheußlich war, ist es kein Wunder, dass Du so reagiert hast. Viel besser, als hättest Du beispislweise zu Drogen gegriffen und sehr verständlich. Die Lieblosigkeit Deiner Eltern ist wirklich unglaublich gross. Nur, solange Du diese Thematik nicht ein bißchen therapeutisch aufgearbeitet hast, wirst Du weiterhin Gefühl mit Essen zu kompensieren versuchen und solange kannst Du jedwede Abnahme schlicht vergessen. Das wird nichts. Das bringt mich gedanklich zu Deinem Kinderwunsch. Ich weiss nicht, ob Du dafür wirklch abnehmen musst, ich glaube, es gibt hier im Forum auch ein paar Mütter, die auf einem hohem Gewicht problemlos Kinder bekommen haben. Aber ich habe das Gefühl, dass Dein Kinderwunsch und die künstliche Befruchtung nur wieder ein weiterer Punkt in Deinem Leben ist, der Dich extrem unter Druck setzt. Deine reizende Mutter (der ich gerne persönlich den Hals umdrehen würde, wenn das strafrechtlich nicht so problematisch wäre) erzählt Dir sicher täglich, dass Du zu dick bist, um Kinder zu bekommen (und wenn sie es nicht persönlich tut, dann hörst Du sie bestimmt in Deinem Kopf reden), die Ärzte reden sicher auch gut zu und das einzige was passiert ist, dass Du Dich noch schlechter und schuldiger fühlst, als jetzt schon und vermutlich gleich wieder die nächste Essattacke (oder wie immer sich Deine Essstörung äußert) ausgelöst wird. Der Druck, der da auf Dich entsteht ist so ziemlich das letzte, was Du brauchst und wird Dir sicher beim Abnehmen in keiner Weise helfen, eher im Gegenteil. Aber auch ganz abgesehen davon stellt sich mir die Frage: Muss Du wirklich unbedingt jetzt ein Kind bekommen? Du bist psychisch sehr durcheinander, steckst in einer Suchtproblematik, wie tief, lässt sich nicht sagen, aber dazu noch ein Kind kommt mir ein bißchen viel vor. Auch wenn Du es Dir total wünscht, bzw. gerade weil Du es Dir so sehr wünscht, habe ich ein bißchen die Befürchtung, dass Du viel zu viele Gefühle auf das Kind projezierst. Diese Idee, nur dann glücklich zu sein, Mutter zu werden, etwas zu haben, was nur Dir gehört und Dich liebt. Ich kann verstehen, dass da bei Dir eine grosse Sehnsucht da ist, aber leider ist das in der Realität nicht so einfach. Denn eigentlich soll nicht das Kind für Dich da sein, sondern Du für das Kind. Das ist kein Tauschgeschäft von Versorgung gegen Liebe oder auch Liebe gegen Liebe, sondern da ist erst mal ein kleiner Mensch, der Deine volle Aufmerksamkeit braucht und fordert und im Grunde wirst Du da noch weiter hinten an gestellt, als das heute schon der Fall ist. So toll es bestimmt ist, Mutter zu werden, glaube ich doch dass es zum jetzigen Zeitpunkt alle Deine Probleme nur verstärken und verschlimmern würde. Ein Kind ist keine Lösung sondern ein eigenes Wesen und quasi ein "stand-alone" Projekt, dass überhaupt nichts für Dich tut aber dafür eine riesen Menge fordert. Und ich befürchte, das wirst Du derzeit psychisch nicht stemmen können. Klar, Du bist 33 und hast ein körperliches Problem, überhaupt schwanger zu werden und damit hörst Du sicher mehr als eine Uhr im Hintergrund ticken. Aber Du hast noch mindestens 7 Jahre um schwanger zu werden und dann gäbe es auch noch die Möglichkeit einer Adoption, eines Pflegekindes oder was auch immer. Im Moment scheint es mir am wichtigsten, dass Du Deine psychischen Probleme in den Griff bekommst, die vermutlich über die Esstörung weit hinausgehen (eine Essstörung ist immer nur ein Symptom) und ich denke, mit denen solltest Du Dich als erstes auseinandersetzen. Die Abnahme kommt danach, eine Schwangerschaft vielleicht auch ganz von selbst oder aber Du hast dann die Kraft, diese künstliche Befruchtungsarie besser durchzustehen. Wenn Du dann überhaupt noch ein Kind willst. Aber bevor Du ein Kind bekommst, werde bitte erst mal besser mit Dir selbst fertig. Lös Dich von Deiner grauenvollen Mutter und versuche, mit Dir ins Reine zu kommen, Dich anzunehmen, Deinen Wert zu erkennen. Dann fällt Dir alles andere so viel leichter. Tja, und wie kommst Du an einen Therapeuten? Das funktioniert meistens nur über Ausprobieren. Schau Dich in Deiner Umgebung um, ob Dir ein Schild auffällt oder frag vielleicht Deine Gynäkologin, oder Freunde, vielleicht gibt es auch ein Internetforum für Deine Stadt mit empfehlungen von anderen, die meisten Frauenzentren arbeiten ebenfalls mit Therapeuten zusammen, tja und dann hilft einfach nur, einen Termin zu einem Vorgespräch vereinbaren und dann hingehen und schauen, ob Du mit ihm/ihr klar kommst, ob Du Dich sicher, geborgen und akzeptiert fühlst. Das kann beim ersten klappen aber auch erst beim zehnten. Aber die Suche lohnt sich.
  • [quote='fleur','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=67473#post67473']Und dann gibt es noch den größten Wunsch überhaupt: Ich möchte seit Jahren Mutter werden, was auf normalem Wege jedoch nicht möglich ist, leider. Es ist eins der wichtigsten Gründe für meine kranke Seele.[/quote] Du schreibst, dass deine Kinderlosigkeit eins der wichtigsten Gründe für deine kranke Seele sei. Wenn die Kinderlosigkeit nicht eins der wichtigsten Gründe für deine kranke Seele wäre, was wäre dann ein Grund? Worauf ich hinauswill? Manchmal ist es so, dass der augenscheinliche Punkt nur ein Ablenkmanöver ist und das Offensichtliche als gegeben angesehen wird. Das Dahinter wird übersehen, weil es noch schmerzhafter ist. Deswegen könnte die Erfüllung des Kinderwunsches dann auch nicht heilsam auf deine Seele einwirken.
  • Liebe Fleur! Wir haben 13 Jahre auf unseren Sohn warten müssen und er wurde uns dann geschenkt, als wir bereit für ihn waren! Und das bedeutet einfach, dass wir - und da vor allen Dingen ich! - erkannt hatten, dass ein Leben mit Kind nicht die einzige Erfüllung eines Menschenlebens und einer Liebe ist. Ich war 37, als er geboren wurde, und war mit 115 kg schwanger geworden. stübbken