Kritische Rückschau von zwei Operierten

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  • hallo zusammen, manche wissen ja dass ich mich noch in einem AC forum tummele. dieser tage habe ich mich, aufgrund aktueller ereignisse, hingesetzt und mir ein paar gedanken zum thema "leben nach der op" gemacht. erstaunlicher weise bekammt ich grosse und sehr gute resonanz... vor allem auch von noch nicht operierten. [URL]http://www.adipositas-portal.de/thread.php?threadid=12640[/URL] des weiteren hatte mein thread einen weiteren zu folge. eine moderatorin "outete" sich sehr offen. sie hat seit der op offensichtlich eine essstörung in die andere richtung entwickelt. nämlich in richtung nix mehr essen und hat deswegen schon mehrfach infusionen bekommen. [URL]http://www.adipositas-portal.de/thread.php?threadid=12645[/URL] liebe grüsse Silke
  • Mich haben euere beiden Beiträge sehr berührt. Es zeigt wirklich, wie wichtig es ist, bei essgestörten Menschen an der psychischen Ursache zu arbeiten und nicht nur die Hülle zu behandeln.
  • Was mich fasziniert sind die angesprochenen charakterlichen Veränderungen. Leben denn soviele Dicke als stille Mäuschen vor sich hin? Nur nicht auffallen? Nur nichts sagen? Wenn es in einer Beziehung nach der OP kriselt, war vorher schon was nicht in Ordnung? Traut man sich nach der OP plötzlich wieder zu, den Mund aufzumachen und was zu sagen? Erschreckend finde ich: die Gewichtsticker mit den niedrigen Ausgangsgewichten von 105kg, 113kg, 120kg.
  • Danke für die Offenheit Silke, wenn ich an mir zweifele ist so eine Offenheit immer gut.
  • Ich habe mir die ganzen Beiträge durchgelesen und bin auch ganz begeistert von eurer Offenheit. Die Gewichtsticker mit den niedrigen Ausgangsgewichten haben mich auch ziehmlich erschreckt.:eek: Dir lieben Silke wünsche ich viel Kraft und Durchhaltevermögen. gela
  • großartig, was du da ausgelöst hast. und ich bin froh, dass da nun auf einmal leute schreiben, die reflektieren können. das hast du gut gemacht, silke.
  • [quote='Na_Ich','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60561#post60561']Was mich fasziniert sind die angesprochenen charakterlichen Veränderungen. Leben denn soviele Dicke als stille Mäuschen vor sich hin? Nur nicht auffallen? Nur nichts sagen? Wenn es in einer Beziehung nach der OP kriselt, war vorher schon was nicht in Ordnung? Traut man sich nach der OP plötzlich wieder zu, den Mund aufzumachen und was zu sagen? Erschreckend finde ich: die Gewichtsticker mit den niedrigen Ausgangsgewichten von 105kg, 113kg, 120kg.[/quote] ich kann jetzt nur von mir reden :) ich habe mich in manchen dingen sehr verändert. innerlich. früher: - kaum vor die tür gegangen (selbst wenn es gesundheitlich möglich war - keine events in der öffentlichkeit (disco, kino, schwimmen etc) - einkäufe dann erledigt, wenn es kurz vor ladenschluss war... der laden fast leer war - kleidung niemals bunt, immer schwarz (unauffällig?) - in der beziehung immer "die schuld" bei mir gesucht, seltenst frühzeitig gewagt zu sagen wenn mir etwas stinkt, sondern im wahrsten sinne in mich "reingefressen" heute: - ich bin gern unter menschen - gehe wieder gern tanzen, schwimmen etc - einkaufen gehe ich wann immer ich will /zeit habe. es interessiert mich nicht mehr ob andere in meinen wagen schauen - ich liebe kleidung in schönen farben... schwarz fast nur noch als kombi-teil - ich lerne zunehmend in der beziehung rechtzeitig meine grenzen zu zeigen, traue mich zu widersprechen, fühle mich nicht immer gleich "schuldig", wenns mal kracht. halte es aus dass es auch mal unstimmigkeiten gibt die dinge die heute in unserer beziehung zu krisen führen waren schon vorher vorhanden.... nur nich ausgesprochen/ausgetragen. ich habe jede offene auseinandersetzung gemeiden wie die pest! ich habe mir permanent von allen menschen über meine grenzen treten lassen, mich verletzen lassen. das thema "schuldig sein" zieht sich durch mein ganzes leben. ich habe offenbar schon als kind lernen müssen für das wohlergehen meiner eltern verantwortlich zu sein. solche sprüche wie:"ach wenn du doch nur abnehmen würdest. dann wäre mein leben in ordnung. dann hätte ich keine sorgen mehr! dann würde es mir endlich gut gehen!" begleiten mich seit meiner pubertät. schon viel früher haben sich auch noch andere sätze eingeprägt: "ich wollte einen schönen nachmittag mit dir/euch haben. wenn du dich so benimmst, dann geht es mir schlecht und alles ist verdorben. sei artig. dann wird es schön!" in unserer beziehung wuchs es sich soweit aus, dass ich ein schlechtes gewissen hatte, wenn mein mann gern heringssalat essen wollte und ich keinen im haus hatte. sofort ging die "schuld" gedankenkette los. "ich hätte wissen müssen dass er mal wieder welchen essen möchte. warum habe ich beim letzten einkauf keinen mitgebracht? für alle fälle!" beim letzten beispiel hat mein mann gott sei dank schnell bemerkt dass bei mir was los geht und noch hinterhergeschoben: "kein problem. ich habe nur gefragt! ist keiner da, dann ist es auch okay!" erst in diesem moment wurde mir bewusst was da wieder läuft. meine jüngste gewichtszunahme ist wieder ein resultat meines schweigens. in mich reinfressens. aus rücksicht auf die derzeitige labilität meines mannes habe ich seit monaten ALLES getan. ob es mir passte oder nicht. ich habe mich verbogen... aus lauter angst dass es ihm wieder schlechter geht, wenn ich nicht genügend leiste/rücksicht nehme. immer versucht 350% zu leisten. ich bin ganz schnell wieder in meine altes muster verfallen. es allen recht machen wollen (ausser mir), klappe halten und runter schlucken. ----> resultat: fressanfälle mehrfach am tag und in der nacht zu anfang... nach der ersten grossen gewichtsabnahme fühlte ich mich erst grossartig! ich strotzte vor energie, selbstbewusstsein und tatendrang... über die maßen! war oft regelrecht hyperaktiv. dann spürte ich förmlich dass mein "dickes fell" dahingeschmolzen war und wurde "dünnhäutig". war extrem verletzlich. spürte zunehmend dass es mit meinem selbstbewusstsein nicht so war wie ich es gern gehabt hätte. im rahmen der paartherapie lerne ich zusehends meine und andere grenzen zu erkennen/spüren/respektieren. ich lerne neue grenzen zu ziehen. nicht mehr in mich hineinzufressen. früher zu sagen wenn etwas für mich nicht in ordnung ist. ich lerne damit klar zu kommen, dass ich bei anderen (z.b. meinem mann) "machtlos" bin. er für sich und sein wohlergehen selbst verantwortlich ist. jeder ist für sich selbst verantwortlich. auch ich für mich und mein wohlergehen. das leben... und eine beziehung sind keine geraden linien. es gibt auf's und ab's. "es ist wie es ist".... der sinn dieses satzes erschliesst sich mir immer mehr . liebe grüsse Silke, sehr abgeschweift :holy:
  • Hallo Ruberta, danke für diesen Beitrag. Denn auch mir geht es so. Ich habe jetzt seit drei Monaten den Bypass und meine Abnahme läuft momentan noch recht gut. ABER: Ich merke auch, dass man schneller in alte Muster zurückfällt, als einem lieb ist. Und ich bin froh, dass ich eine begleitende Therapie mache und diese nicht erst jetzt angefangen habe, sondern bereits seit 1999. Vieles habe ich bereits gelernt, vieles kann ich jetzt auch umsetzen. Und doch, als ich Deine Reaktionen auf Deinen Mann gelesen habe, sehe ich mich selbst. Vieles läuft so unbewusst ab, man hat soviel als Kind schon geschluckt, dass Automatismen entstanden sind, die einem gar nicht bewusst werden. Dies mit der Schuld habe ich auch und ich fühle mich sehr schnell schuldig. Ich neige auch dazu, möglichst wenig Konflikte auszuleben und wunder mich dann, dass ich um den Kühlschrank und Vorratsschrank tiger, obwohl ich keinen körperlichen Hunger haben kann. Sicher bin ich froh, dass mir diese Chance gegeben worden ist, ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen, mein Auto war mein Krankenfahrstuhl. Heute bin ich schmerzfrei im Rücken, die Knie sehen anders aus. Noch erfasst mich keine Panik, wenn ich Heißhungerattacken bekomme, aber doch eine gewisse Unruhe und ich warte sehnsüchtig auf die kommende Therapiestunde. Gut fand ich auch, dass in dem einen Thread jemand geschrieben hat, dass man sich nicht auf die Berichte der anderen verlassen soll. Denn es ist bei jedem anders, wie die OP wirkt. Und eine Esstörung ist nicht einfach weggezaubert, wenn man sich operieren lässt. Da muss man immer dran arbeiten, ob mit oder ohne OP und dies wahrscheinlich ein Leben lang. Liebe Grüße Antje
  • Liebe Ruberta, vielen vielen Dank für diesen Beitrag, gerade im Hinblick auf diese 'Schuldfrage'. Ich habe keinen Vergleich vor/nach OP (werde ich auch nicht haben), aber ich bin in meiner Therapie u.a. meiner Essstörung auf der Spur, und immer wieder kreist dieses Thema genau darum. Wenn ein Familienmitglied (überspitzt ausgedrückt) nicht die Mundwinkel nach oben und ein Strahlen in den Augen hat, dann ist das bestimmt meine Schuld. Wenn irgendetwas nicht so klappt, wie es hätte sollen - meine Schuld. Wenn mein Auto nicht anspringt weil die Batterie altersschwach ist - meine Schuld. Ich hätte halt mehr Langstrecken fahren müssen...etc. pp. Diese Reihe lässt sich endlos fortsetzen. In Ermangelung eines Gegenübers kreisen die Gedanken nur in meinem Kopf bis ich sie schließlich stille und wegschiebe. Diese Automatismen und Denkmuster zu erkennen ist schon ein Schritt. Sie aber abzuwandeln und in etwas positives zu lenken, ein ganz anderer. Und dieser Pfad ist noch recht verschwommen. An manchen Tagen gelingt es gut, an anderen kaum. Aber wichtig ist schon mal, SICH bewusst zu sein und sich eben diese Muster bewusst werden zu lassen. Damit ist schon viel gewonnen. Hoffe ich. :-o LG Tanja
  • Toller Beitrag Silke :) [quote='Na_Ich','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60561#post60561']Was mich fasziniert sind die angesprochenen charakterlichen Veränderungen. Leben denn soviele Dicke als stille Mäuschen vor sich hin? Nur nicht auffallen? Nur nichts sagen? Wenn es in einer Beziehung nach der OP kriselt, war vorher schon was nicht in Ordnung? Traut man sich nach der OP plötzlich wieder zu, den Mund aufzumachen und was zu sagen? [/quote] [quote='Ruberta','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60588#post60588']ich kann jetzt nur von mir reden :) ich habe mich in manchen dingen sehr verändert. innerlich. früher: - kaum vor die tür gegangen (selbst wenn es gesundheitlich möglich war - keine events in der öffentlichkeit (disco, kino, schwimmen etc) - einkäufe dann erledigt, wenn es kurz vor ladenschluss war... der laden fast leer war - kleidung niemals bunt, immer schwarz (unauffällig?) - in der beziehung immer "die schuld" bei mir gesucht, seltenst frühzeitig gewagt zu sagen wenn mir etwas stinkt, sondern im wahrsten sinne in mich "reingefressen" heute: - ich bin gern unter menschen - gehe wieder gern tanzen, schwimmen etc - einkaufen gehe ich wann immer ich will /zeit habe. es interessiert mich nicht mehr ob andere in meinen wagen schauen - ich liebe kleidung in schönen farben... schwarz fast nur noch als kombi-teil - ich lerne zunehmend in der beziehung rechtzeitig meine grenzen zu zeigen, traue mich zu widersprechen, fühle mich nicht immer gleich "schuldig", wenns mal kracht. halte es aus dass es auch mal unstimmigkeiten gibt [/quote] Ich könnte mir vorstellen, daß solche Veränderungen nicht vorrangig durch die Abnahme kommen, sondern auch und vor allem durch die Therapien, die ja vermutlich fast immer eine solche OP begleiten ... ?
  • Ihr Lieben, mein Bypass ist jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr alt. Ich habe nicht das Gefühl mich verändert zu haben. Meine beste und längste Freundin sagt, die "alte Persönlichkeit" ist wieder da. Die, die durch Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit, durch Medikamente völlig gedeckelt war. Meine Lebensfreude ist wieder da - aber die war durch die Schmerzen verschwunden, nicht durch die Kilos. Eine Therapie habe ich mit Ende 20 gemacht, da kam so allerhand nach oben was ich dadurch bewältigen konnte, u.a. auch dieser nette Schuldkomplex. Ich war auch schuld am Wetter und sonstigen Dingen wie Erdbeben usw... ;) Schüchtern oder zurückhaltend war ich nie und mein Selbstbewußtsein hat durch die Kilos auch nicht gelitten. Ich kann nicht "Everybodys Darling" sein und will es auch nicht, allerdings vertrete ich auch die These, wer mich nicht mag hat keinen Geschmack... (bitte die Ironie nicht überlesen...) [quote=ruberta]ich habe mich in manchen dingen sehr verändert. innerlich. früher: - kaum vor die tür gegangen (selbst wenn es gesundheitlich möglich war - keine events in der öffentlichkeit (disco, kino, schwimmen etc) - einkäufe dann erledigt, wenn es kurz vor ladenschluss war... der laden fast leer war - kleidung niemals bunt, immer schwarz (unauffällig?) - in der beziehung immer "die schuld" bei mir gesucht, seltenst frühzeitig gewagt zu sagen wenn mir etwas stinkt, sondern im wahrsten sinne in mich "reingefressen" [/quote] Ich musste ja vor die Tür, als Aussendienstlerin gab es keine Wahl - auch Messen gehören zu meinem Job. In meinem Kleiderschrank wären 4 Mädels mit Kleidergröße 58/60 gut eingekleidet worden - ich liebe Klamotten...und je auffälliger, desto besser! [quote='Fräulein Wunder','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60625#post60625'] Ich könnte mir vorstellen, daß solche Veränderungen nicht vorrangig durch die Abnahme kommen, sondern auch und vor allem durch die Therapien, die ja vermutlich fast immer eine solche OP begleiten ... ?[/quote] Ich glaube auch, dass der Therapieerfolg nicht mit der Abnahme gleichzusetzen ist. Allerdings denke ich auch, dass viele Menschen sich erst mit diesen Dingen auseinandersetzen, wenn durch die OP die Bewältigungsstrategie wegfällt. Essen ist nicht mehr geeignet die Konflikte zu lösen, also muss mensch sich nun damit auseinandersetzen. mica
  • ACHTUNG! sehr persönlich! vielleicht für machen schwer zu verdauen. gehört vielleicht eher in den ordner "essstörungen? ich habe prinzipiell kein problem damit dieses post öffentlich zu lassen. ich schweige bewusst nicht mehr zu diesem thema und halte es bewusst nicht mehr heimlich. Silke hallo ihr beiden, therapie mache ich inzwischen seit gut 15 jahren... mal mit pausen, dann wieder jahre am stück. so manche erkenntniss habe ich schon vor langer zeit gehabt. ;) problem ist/war nur immer die umsetzung dessen, was mir plötzlich so klar schien. verstand und seele sind eben zwei paar schuhe. mica hat schon recht... so manches bin ich erst wirklich angegangen, nachdem essen als "weg-stopf-mittel" wegfiel. dann denke ich auch immer wieder.... ich habe/hatte derart viel schlimmes zu verarbeiten, dass es einfach diese vielen jahre vorarbeit brauchte um jetzt an diesem punkt zu stehen. vieles musste einfach langsam in mein bewusstsein kommen. wäre es schneller passiert, dann hätte ich es wahrscheinlich nicht ausgehalten. ich spreche jetzt explizit auf meine missbrauchs und mehrere vergewaltigungserfahrungen an, welche mich meine ganze kindheit und jugend hindurch begleitet hatten. mit entsprechender elterlicher vorarbeit, dass ich sowieso schuld am wohlergehen der erwachsenen bin, wurde wahrscheinlich ein grundstein für alle folgenden ereignisse gelegt. des weiteren bestätigten sie der "kleinen silke" dass es so sein muss. immer wieder musste ich mir anhören dass ich es doch wollen würde.... eine wahl gehabt hätte. (der missbrauch begann mit 6 jahren und endete mit ca 10 jahren) welche wahl hatte ich? pest oder cholera? das tragen dieser "schuld", welche ich teilweise auf mich genommen habe, hat die kleine silke aus liebe getan! aus liebe, um noch schlimmeres unheil zu verhindern. - niemand glaubt mir... meine eltern trennen sich... sie geben mich weg... als jugendliche musste ich mir von den anderen vergewaltigern anhören ich hätte doch gehen können.... dabei sind diese monster, doppelt so alt wie ich , gemeinsam über mich hergefallen... ich hatte todesangst... sie waren angetrunken udn aggressiv.... ich hatte angst sie würden mir schlimmeres antun, wenn ich mich wehre...- welche wahl hatte ich da? was macht ein kind in diesem alter? ich war gerade einmal 14 jahre! was macht ein mädchen in diesem alter, wenn sie gesagt bekommt sie sei doch selbst schuld... solle jetzt nicht jammern... sie hätte doch gehen können!? das sind noch lange nicht alle erfahrungen dieser art, welche ich im leben gemacht habe. es gab mit 12 und mit 13 jahren noch weitere vergewaltigungen. von verschiedenen *** ich finde kein wort dafür.sorry. noch immer nicht. die meisten dieser traumatischen erlebnisse davon habe ich über viele jahre schlichtweg "vergessen". verdrängt. sie begannen erst mit kanpp 30 so langsam wieder an die oberfläche zu kommen.... nach und nach.... immer ein neues puzzleteil... immer mehr bekomme ich dadurch jetzt ein klareres bild von mir... warum mein lebensweg so verlaufen ist wie er war... ich beginne mich langsam mit mir selbst auszusöhnen... ganz langsam. "die seele lässt immer nur soviel zu wie im moment getragen werden kann"... das hat mal irgendwer zu mir gesagt. so ist es auch. das weiss ich jetzt. als ich innerlich noch nicht stark genug war diese dinge anzuschauen, da hat meine seele die essstörung entwickelt um all diese traumatischen ereignisse zu "deckeln". es war eine überlebensstrategie. meine einzige chance nach und nach grösser und stärker zu werden... innerlich.... um eines tages die kleine silke in mir trösten und schützen zu können... ihr die sicherheit und den rahmen zum trauern und wütend sein zu geben. sich mit sich selbst versöhnen zu können. um die wut, den hass und die schuld wieder dahin zu geben wohin sie gehört. die schuld die sie nur allzu gern auf sich genommen hat um andere und sich selbst vor schlimmeren zu bewahren. ich kapiere so langsam dass alles seine zeit braucht. das es nicht reicht diese "schuld" nicht haben zu wollen, sondern dass ich sie erst dann wirklich abgeben kann, wenn ich innerlich in liebe loslassen kann. nachdenkliche grüsse Silke
  • [quote='Ruberta','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60636#post60636']ich kapiere so langsam dass alles seine zeit braucht. das es nicht reicht diese "schuld" nicht haben zu wollen, sondern dass ich sie erst dann wirklich abgeben kann, wenn ich innerlich in liebe loslassen kann. Silke[/quote] Liebe Silke, Du bist eine starke Frau - Du hast überlebt. Du bist einen weiten und sehr schweren Weg gegangen, der braucht eine lange Zeit und bei zu grossen Schritten kommt man unweigerlich mal ins Stolpern. Aber Du wirst schon weitergehen. Gib Dir die Zeit, sei nett zu Dir! Therapie kann unterstützen und helfen und Wege zeigen. Leider ist sie auch sehr vom Therapeuten abhängig. Und wie in jedem Job gibt es gute und nicht so gute. Außerdem bist Du eine intelligente und wortgewandte Frau, was in einer Therapie nicht immer von Vorteil ist, im Zweifel redest Du einen Therapeuten in Grund und Boden... Bei mir ist auch ein Mißbrauch im Alter von 9 Jahren mit ursächlich für die ES gewesen und für den gesammelten Rest an Schuld- und sonstigen Komplexen. Allerdings bin ich auf der anderen Seite durch eine sehr unkonventionelle Kindheit auch stark gewesen und habe mich durchgebissen. In der Therapie mit Ende 20 habe ich das Ganze zuordnen und auflösen können - was nicht einfach und problemlos war - und noch ganz viele Dinge mit meiner Mutter auf die Reihe bringen können. Was nun aber nicht heißt, dass meine Mehr-Kilos sich danach in Luft aufgelöst hätten:). Aber ich bin schon seit vielen Jahren stolz auf mich und zufrieden mit mir. Silke, tritt mal einen Schritt zurück und schau Dir an was Du alles schon geschafft hast! Und lobe Dich dafür!:knuddel1: mica
  • [quote='Ruberta','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60636#post60636']ACHTUNG! ich kapiere so langsam dass alles seine zeit braucht. das es nicht reicht diese "schuld" nicht haben zu wollen, sondern dass ich sie erst dann wirklich abgeben kann, wenn ich innerlich in liebe loslassen kann.[/quote] Wie kann man IN LIEBE loslassen bei solchen Verbrechen?
  • hmmm... wie soll ich das erklären? die "schuld" loslassen. realisieren dass es nicht meine ist. das ich sie mir damals in/aus liebe genommen habe. ich habe geschwiegen, ausgehalten und "die schuld" auf mich genommen. aus liebe zu meiner familie, zum leben.... um zu überleben. hätte ich sie nicht auf mich genommen, dann hätte ich wohl nicht geschwiegen... schweigen können... ...dann wäre in meiner vorstellung... in dem bild, welches mir gemalt wurde noch schlimmeres passiert. meine familie wäre zerbrochen, ich wäre verlassen worden, vielleicht verstümmelt oder mir wäre gar das leben genommen worden. ein grosser punkt ist die liebe zu meiner mutter. diese liebe hat mich bis heute schweigen lassen. sie weiss von all diesen dingen noch nichts. die kleine silke in mir weiss dass sie traurig wäre, sich vorwürfe machen würde, unglücklich wäre, wenn sie wüsste was (teilweise unübersehbar) fast vor ihren augen geschehen ist. aus liebe schweigt silke heute noch. was bringt es ihr heute noch davon zu erzählen? am ende muss sowieso ich mit meiner vergangenheit leben. "es reicht wenn es mir damit schlecht geht." diese liebe verhindert auch heute noch mit ihr darüber zu sprechen. da macht sich die kleine silke ganz gross. zu gross!? vieleicht kann ich auch erst dann in frieden mit mir und meinem gewicht leben, meinen speck und die essstörung wirklich loslassen, wenn ich sie nicht einfach nicht mehr haben will. sie und damit mich bekämpfe. die essstörung hat mir einst... bis heute auch ermöglicht zu überleben. wenn ich den daraus resultierenden speck heute betrachte, dann kann ich das nach wie vor noch nicht "mit liebe" tun. es macht mich wütend. es ekelt mich teilweise sogar ihn anzusehen oder zu berühren. ich hoffe du verstehst was ich sagen will *haarerauf* grüsse Silke
  • Liebe Silke, ich habe deine Beiträge gelesen, und möchte mich für deine Offenheit bedanken. Deine Beiträge haben mir durch viele Ähnlichkeiten,die auch ich in meiner Kindheit erlebte, den Verlauf meiner Eßstörung nochmal deutlicher gemacht. Ich bin auch seit Jahren, in Therapie,(mal mit Unterbrechungen) und manchmal denke ich, dass ich garnicht mehr voran komme....wenn ich dann genauer hinschaue, fallen mir die vielen kleinen Schritte ein, die ich schon gemacht habe... An dem was du geschildert hast, sehe ich auch mein Vorwärtskommen...ich danke dir ganz herzlich dafür!
  • [quote='Ruberta','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60647#post60647']ich hoffe du verstehst was ich sagen will *haarerauf*[/quote] Tut mir leid - nein. Ich kann das alles nachvollziehen, was und warum du es ertragen hast. Das "In Liebe gehen lassen" verstehe ich einfach nicht. Heisst es für dich, dass du dich mit etwas / jemand aussöhnen musst oder auch verzeihen, damit es dir nicht mehr weh tut. Solche Äusserungen habe ich schon öfters gehört, kann sie aber einfach nicht verstehen. Wenn mir jemand was böses tut, dann verdient er meinen Hass oder was auch immer aber doch nicht meine Verzeihung (also etwas positives)! Bist du der Meinung, dass man seine Altlasten sonst nicht losbekommt? Liebe Grüsse von einer ebenfalls Haarraufenden, weil anscheinend einfach nicht verstehenden Ina
  • Ich habe das "hassen" und später "in Liebe gehen lassen" für mich so definiert: Zu hassen gehörte für mich in den Heilungsprozess. Es ist ein Stück auf dem Weg zu Heilung. Aber es ist nicht der Dauerzustand gewesen. Ähnlich, wie wenn man um einen geliebten Menschen trauert und jede Phase der Trauer zu seiner Zeit sein muss. "In Liebe los lassen oder gehen lassen" bedeutete für mich, - aus Liebe zu [B]mir [/B](den Hass)los lassen. Ich merkte, dass der Dauer-)Hass mich krank macht. Das er nicht den bestraft, der bestraft gehört, sondern im Prinzip mich. Und darum konnte ich ihn irgendwann aus Liebe zu [B]mir[/B] los lassen.
  • Hass ist in seiner Intensität der Liebe vergleichbar, wenn auch ihr Gegenteil. Solange ich Hass empfinde, empfinde ich intensive Gefühle....Heilung kommt erst mit der Gleichgültigkeit.... Praxistipp: Hass ausleben mit Fantasien, mit Worten, mit Plänen, sich Hass erlauben...Hasserzeugende Situation immer wieder durchspielen...je öfter desto besser und desto schneller kühlen die heißen Gefühle ab und machen der Gleichgültigkeit Platz! stübbken
  • Ich kann nachvollziehen, dass Therapien nicht anschlagen, dass man jahrelang in Therapien geht und doch irgendwie nicht so entscheidend weiterkommt, wie man es bräuchte. Was ich nicht verstehen kann, wieso quasi ab dem Zeitpunkt der OP (bzw. kurz danach bei minimalem Gewichtsverlust) sich plötzlich alles ändert, man rausgeht, Sport macht, die Therapie plötzlich greift ... Wenige Kilo zuvor war das alles noch nicht möglich und nun plötzlich ist man ein neuer Mensch? Sorry, aber das will einfach nicht in meinen Kopf. (Das soll wirklich kein Angriff sein, ich würds nur gern verstehen.)
    • Offizieller Beitrag
    [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60662#post60662']"In Liebe los lassen oder gehen lassen" bedeutete für mich, - aus Liebe zu [B]mir [/B](den Hass)los lassen. Ich merkte, dass der Dauer-)Hass mich krank macht. Das er nicht den bestraft, der bestraft gehört, sondern im Prinzip mich. Und darum konnte ich ihn irgendwann aus Liebe zu [B]mir[/B] los lassen.[/quote]Genauso habe ich es auch verstanden. Ich habe eher zufällig die Erfahrung gemacht, dass Vergebung für mich als Vergebende eine enorm befreiende Angelegenheit sein kann. Bei mir handelte es sich um ein Kinkerlitzchen im Vergleich zu Silkes Geschichte, aber ich habe später Frauen mit Missbrauchshintergrund getroffen, die mir in Bezug auf ihre Problematik dasselbe berichteten. Ansonsten kenne ich diese allgemeinen Schuldkomplexe auch. Ich bin dahinter gekommen, als ich mit Ende 30 meine erste wirklich feste Beziehung hatte. Zum ersten Mal hatte ich in meinem Partner einen Spiegel meines Tuns ... und entdeckte, dass ich mir verdammt viele schlechte Angewohnheiten von meiner Mutter abgeguckt hatte. Ich bin mit so einer Art lutherischem Schuldverständnis aufgewachsen. Da es sich um Dinge handelte, die ich da im meinem Verhalten entdeckte, die mich bei meiner Mutter, mit der ich mich ansonsten gut verstehe, immer extrem aufgeregt haben, habe ich sehr schnell angefangen, daran zu arbeiten, sie abzulegen, denn fortan regten sie mich auch an mir selber auf. Bei gewissen Restverhaltensweisen dieser Art ertappe ich mich aber auch heute noch hin und wieder ... und schimpfe dann mit mir. Martina Zum Thema "Essen und Schuld" habe ich einen [URL='http://www.das-dicke-forum.de/forum/showpost.php?p=60672&postcount=46']alten Thread[/URL] noch mal hoch geholt.
    [color=#A52A2A][b]Aus organisatorischen Gründen bevorzuge ich die Kommunikation per eMail.[/b] [b]Ihr erreicht mich daher ausschließlich über die eMail-Adresse im [url='https://www.das-dicke-forum.de/forum/index.php?legal-notice/']Impressum[/url].[/b][/color]
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60670#post60670']...Wenige Kilo zuvor war das alles noch nicht möglich und nun plötzlich ist man ein neuer Mensch?...[/quote] Ich denke das ist das gleiche Phänomen, dass einsetzt wenn man eine Diät macht und auch wirklich ein paar Pfunde purzeln. Da setzt der Körper irgendwelche Endorphine frei und man versteht so gar nicht, wie man vorher nur immer so viel essen und sich so wenig bewegen konnte. Ich glaube das ist die Placebo-Wirkung. Würde man Jemanden operieren ohne wirklich einen Bypass oder so zu sezten, ihn nur aufschneiden und wieder zusammenflicken und dann behaupten er hätte eine AC, es wäre genau der gleiche Effekt. Gottseidank sind "Doppelblindversuche" bei Menschen und Chirurgie nicht erlaubt.
  • [quote='Itsme','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60662#post60662']Ich merkte, dass der Dauer-)Hass mich krank macht. Das er nicht den bestraft, der bestraft gehört, sondern im Prinzip mich. Und darum konnte ich ihn irgendwann aus Liebe zu [B]mir[/B] los lassen.[/quote] Entschuldige die Frage, aber wie gelingt dir das? Mir ist es einfach unmöglich!
  • [quote='stübbken','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60665#post60665'] Solange ich Hass empfinde, empfinde ich intensive Gefühle....Heilung kommt erst mit der Gleichgültigkeit.... [/quote] Das sehe ich auch so. Aber vielleicht ist es mit Hass wie mit Liebe - manche kommt man einfach nicht aus dem Herzen raus - ob man will oder nicht :mad:
  • [quote='Darcy','http://das-dicke-forum.de/forum/index.php?thread/&postID=60670#post60670'] Was ich nicht verstehen kann, wieso quasi ab dem Zeitpunkt der OP (bzw. kurz danach bei minimalem Gewichtsverlust) sich plötzlich alles ändert, man rausgeht, Sport macht, die Therapie plötzlich greift ... Wenige Kilo zuvor war das alles noch nicht möglich und nun plötzlich ist man ein neuer Mensch? Sorry, aber das will einfach nicht in meinen Kopf. (Das soll wirklich kein Angriff sein, ich würds nur gern verstehen.)[/quote] Ich kann das ein Stück weit nachvollziehen. Früher empfand ich meine Erfolge und positiven Seiten nicht als positiv oder gut. Mir wurde jahrelang eingetrichtert, dass alles in meinem Leben nichts wert ist, wenn ich nicht abnehme. Z.B. hat meine Mutter gesagt, ich könnte noch so schlau sein und noch so gut im Job, noch so ein tolles Studium haben, aber! "Dich stellt ja doch keiner ein, so fett wie du bist!" Im Hinterkopf hatte ich diese Ansichten lange und habe sie wohl auch zu einem Großteil verinnerlicht. Wenn ich daran denke, ich hätte zu diesem Zeipunkt, als ich diese Denkweise noch nicht überwunden hatte, einen Weg zu einer großen Abnahme gehabt und wäre die ersten Schritte gegangen. Ich glaube ich wäre verrückt geworden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Alle meine Sehnsüchte, meine Wünsche, mein ganzes Bestreben und die Anerkennung meiner Person waren verschoben auf das Schlanksein. Wenn ich wirklich schlank geworden wäre und gemerkt hätte, dass ich nicht alles haben kann, bloß weil ich schlank bin, oder noch viel schlimmer mich nicht benehmen kann, wie ich will, weil ich schlank bin... Na ja langer Rede kurzer Sinn, die Aussicht darauf schlank zu werden und endlich alle Sehnsüchte erfüllt zu bekommen, kann eine Euphorie auslösen und auch mit einem Schlag von den Schuldgefühlen befreien, die man jahrelang hatte. Vermutlich ist das der Grund, warum die paar Kilo so viel ausmachen.