Symptombekämpfung vor Ursachensuche?

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  • [align=left][font=Comic Sans MS][size=12][color=indigo]Hi,[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]heute war ich wieder bei meiner Therapeutin.[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Sie sprach unter anderem wieder länger über Wege,mein Gewicht zu[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]verringern. Sie meinte, ich solle mich sattessen und nur essen, auf was ich Lust habe. Aber nur 3x täglich und Protokoll führen darüber.So könnte ich langsam abnehmen und mein Ernährungsverhalten umstellen.[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082][/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Ich fragte sie,was ich denn machen solle,wenn mich meine Eßstörung wieder einholt und ich um Mitternacht wieder Heißhungeranfälle bekomme.[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Sie meinte, die Eßstörung wäre das Symptom. Dieses Symptom würde die Ursachen für die ES zudecken . Das heißt also,wenn ich die Eßstörung durch Disziplin eine Zeit lang beherrschen kann, kommen die Ursachen für die Störung,also Gefühle, die ich nicht spüren will, wie Angst, Wut usw. hervor.Dann könnten wir mit den Gefühlen arbeiten.[/color][/size][/font] :confused: :confused: :confused: [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Ich finde die Therapeutin sehr nett und einfühlsam, aber der wahre Sinn dieser Einstellung verschließt sich noch für mich.[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082][/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Erst trotz Eßstörung abnehmen, um dann die Eßstörung besser analysieren zu können?[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Und was ist,wenn die ES durch diese Kontrolle wieder schlimmer wird?[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Wißt Ihr ,wie das gemeint sein könnte? Es war leider nicht mehr genug Zeit,alles in der Stunde zu klären.[/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082][/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082][/color][/size][/font] [font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Chiyele, ratlos[/color][/size][/font][/align]
  • hmm... schwierig... vielleicht soll es so funktionieren: Auf bestimmte Situationen, die in dir Spannung erzeugen reagierst du normalerweise "entspannend" indem du isst. Wenn du dir diesen Weg nicht gestattest, also die Situationen längere Zeit aushalten musst, hast du die Chance, deine Gefühle zu beobachten. Darüber kommen dann vielleicht Erinnerungen oder alte Gefühle, die sonst einfach "gegessen" wären. Aber ob das geht? Wenn wir unsere Essverhalten unter Kontrolle halten könnten, wären wir wohl nicht hier. Schliesslich ist das Nicht-Kontrollieren-können Teil unserer Störung. Ganz seltsam finde ich, dass deine Therapeutin vom Abnehmen spricht. Zumindest bei mir funktioniert das nur anders rum: Das Abnehmen klappt (fast) von allein, wenn ich mit mir im reinen bin. Nicht: Ich bin mit mir im reinen, wenn ich abgenommen habe. Außerdem: Wieviel sollst du denn abnehmen, dass sie dir helfen kann?! Eins fällt mir grad noch ein: Ich hab mal 30 Kilo abgenommen, leider ohne therapeutische Begleitung, und es hat mich völlig durcheinander gebracht. Ich war nie so instabil wie zu der Zeit. Es kam mir vor, als müsste ich alle Sch***, die die Kilos zugedeckt haben, beim Abnehmen nochmal fühlen. Tja, nah dran an den Ursachen war ich aber nicht wirklich, hab alle möglichen anderen Symptome entwickelt, um mich zu betäuben. Also ich halte die Angst für berechtigt, dass die ES durch den Kontrollversuch schlimmer wird. Ist das nicht der Normalfall? Arbeitet deine Therapeutin verhaltenstherapeutisch? Hat sie Erfahrung mit Essstörungen? milane, auch nicht schlauer
  • Liebe Chijele, sicher hat deine Therapeutin recht, dass die Essstörung das Symptom ist und dass dahinter Ursachen liegen, die du in deiner Seele verschlossen hast. Trotzdem finde ich ihren Rat bedenklich. Eigentlich müsste Sie dir dein Symptom lassen können und andere Wege finden, den Ursachen auf den Grund zu gehen. In meiner Therapie war das Essverhalten zwar auch am Rande das Thema aber es gab andere Wege wie wir in die Tiefe gegangen sind. Ich habe Träume aufgeschrieben und darüber mit ihr gesprochen. Sie hat einfach andere Mittel und Wege "mich zu knacken". Für mich hört sich der Vorschlag deiner Therapeutin so an als ob sie nicht weiterkommt und hofft so an deine tiefliegenden Gefühle zu kommen, wenn sie nicht mehr durch Überessen überlagert werden. Ein Therapeut, der bei Esstörung von Disziplin spricht kann eigentlich nicht wirklich auf Essstörungen oder Süchte spezialisiert sein. Essstörungen haben nichts mit Disziplin zu tun und wenn ein Therapeut so etwas sagt schrillen bei mir alle Alarmglocken. Auch Essprotokoll (das ich auch für sinnvoll halte...aber nur weil ICH das jetzt alleine so für mich beschlossen habe) ist für viele Esssüchtige ein absoluter Trigger! Auch wenn sie nett und verständnisvoll ist, du solltest mal nachhaken wieweit sie mit Essstörungen Erfahrungen hat. Und dir gegebenenfalls lieber jemand suchen, der mit Suchtkranken Erfahrung hat.
  • Mir kommt das ein wenig vor wie die Holzhammermethode. Auf Biegen und Brechen die Gefühle hervorzuholen, die bisher mit Essen verdeckt wurden (und zwar für dich sicher aus gutem Grund), halte ich als Laie auch für bedenklich. [QUOTE][font=Comic Sans MS][size=12][color=#4b0082]Und was ist,wenn die ES durch diese Kontrolle wieder schlimmer wird?[/color][/size][/font] [/QUOTE] Diese Befürchtung hätte ich auch. Zwar kann das Eßprotokoll ganz gut sein, um dir bewußt zu machen, was, wieviel du in welchen Situationen/Gefühlslagen ißt, aber daß du dir deine Eßanfälle "verkneifen" sollst, um die Gefühle deutlich zu machen, nein, dabei wäre mir auch nicht wohl. Wie lange bist du schon bei dieser Therapeutin? Versteht ihr euch und vertraust du ihr, was ihre Kompetenz angeht? Ich würde in der nächsten Stunde auf jeden Fall diese Zweifel nochmal ansprechen. :)
  • [QUOTE=Chiyele]]Sie meinte, die Eßstörung wäre das Symptom. Dieses Symptom würde die Ursachen für die ES zudecken . Das heißt also,wenn ich die Eßstörung durch Disziplin eine Zeit lang beherrschen kann, kommen die Ursachen für die Störung,also Gefühle, die ich nicht spüren will, wie Angst, Wut usw. hervor.Dann könnten wir mit den Gefühlen arbeiten.[/QUOTE] ich schätze, du wärest bereits wütend, während du einen essanfall niederringen müsstest, würdest früher oder später "versagen" und dann kämen natürlich eine menge gefühle daher: wut, weil du wieder einmal versagt hast, zorn, trauer, selbsthass... die wären aber quasi künstlich produziert. wenn du in den essanfall dagegen reingehst und während du isst, dir bewusst bist, was gerade geschieht und was du dabei fühlst (nämlich wahrscheinlich auch wut, trauer, resignation), dann wären das die "echtere" gefühle. ich fände es besser, essanfälle so bewusst wie möglich "auszukosten" (gefühlsmäßig) und danach einfach nicht in resignation zu verfallen, ganz normal weiterzumachen. vor allem würde ich mit der therapeutin unbedingt darüber reden, aber das wolltest du ja eh tun.
  • [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Hallo Chiyele, bei mir war es so, dass ich am Anfang der Therapie auch ein Essensprotokoll führen sollten, damit meine Therapeutin sehen konnte, wie mein Essverhalten so ist. Sie wollte herausfinden, wie weit ich bin: Ob ich gleich parallel zur Therapie abnehmen kann oder ob ich meinen Kompensator noch so sehr brauche, dass das nicht geht. Ich war auch einige Stunden bei einer Ernährungsberaterin, aber gebracht hat mir das nichts. Ich muss erst an meiner Ursache arbeiten, ehe ich die Symptome bekämpfen kann. [/color][/font] [quote=Chiyele]Sie meinte, ich solle mich sattessen und nur essen, auf was ich Lust habe. Aber nur 3x täglich und Protokoll führen darüber.So könnte ich langsam abnehmen und mein Ernährungsverhalten umstellen.[/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Find ich komisch. Wie sollst du denn etwas kontrollieren, nachdem du süchtig bist? [/color][/font] [quote=Chiyele]Sie meinte, die Eßstörung wäre das Symptom. Dieses Symptom würde die Ursachen für die ES zudecken . Das heißt also,wenn ich die Eßstörung durch Disziplin eine Zeit lang beherrschen kann, kommen die Ursachen für die Störung,also Gefühle, die ich nicht spüren will, wie Angst, Wut usw. hervor.Dann könnten wir mit den Gefühlen arbeiten. [/quote] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Ja, aber wenn du isst, weißt du doch, dass es sich in dem Moment um unterdrückte Gefühle handelt. Was ändert es, wenn du dann nicht isst? Dann wird es dir noch schlechter gehen und ich frage mich, ob du überhaupt schon erkennen könntest, welches Ereignis/Gefühl zum Essen geführt hat. Genau dieses Erkennen ist es aber doch, dass man erst in der Therapie erlernt. Irgendwie wirft diese Aussage bei mir viele Fragen auf. Babs[/color][/font]
  • Ich schließe mich Babs voll und ganz an. Wie sollst Du den Gegenstand Deiner Sucht kontrollieren? Man kann ja auch keinen Drogenabhängigen therapieren, indem man ihm sagt, dass er seinen Konsum kontrollieren soll- dreimal am Tag, und immer schön aufschreiben :eek: Meine Therapeutin bei einer Beratungsstelle ist damals einen komplett anderen Weg gegangen. Sie hat erstmal das Feindbild, dass ich gegen meine ES aufgebaut hatte, versucht zu neutralisieren, indem sie mir sagte, dass die ES für mich einen Nutzen hat, und dass, wenn es meine ES nicht gäbe, ich vielleicht andere Ventile für diesen Nutzen suchen würde. Und da sei es immer noch besser zu essen als sich die Pulsadern aufzuschneiden (etwas überspitzt ausgedrückt). In diesem Zug hat sie mich sogar aufgefordert die ES zu nutzen, solange wir dem Ursprung noch nicht weiter auf den Grund gegangen sind. Und was das Aufschreiben angeht: Das hat sie mir auch geraten- aber eben auch andersrum. Sie sagte, ich solle immer genug essen im Haus haben, damit ich im Zweifelsfall gar nicht erst los muss. Und ich solle beobachten und versuchen zu ergründen, warum ich zu einem gewissen Zeitpunkt essen "will". Und ich solle herausfinden, wie es mir in der Gegenwart des Essens geht. Ich erinnnere mich an einen alten Post von Babs, in dem sie geschrieben hat, dass sie jetzt die Kraft habe, ihre ES gehen zu lassen, aber das es ihr sehr schwer fallen würde, denn sie wäre all die Jahre ein treuer Begleiter gewesen. Ich fand das damals sehr schön auf den Punkt gebracht. Eine ES ist siche rnichts ERstrebenswertes, aber sie erfüllt trotz allem einen wichtigen Sinn im Leben und hilft einem Situationen zu ertragen, die man zu ertragen vielleicht sonst nicht in der Lage wäre. Natürlich ist es wichtig sich HIlfe zu holen und zu lernen, eben diese Situationen anders zu meistern, aber bis dahin bleibt einem eben nur die ES. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich denke, DEine Therapeutin ist viel zu fixiert aufs Abnehmen. Und darum kann es im Moment noch gar nicht gehen. Ein Protokoll könnte, wie Du ja selbst schon angenommen hast, de Situation nur verschlimmern. Du willst nicht die Symptome bekämfen- dazu könntest Du auch "einfach" eine Diät machen, das hätte wohl denselben Effekt (Viel Anstrengung und keinen ERfolg). Lass Dich nicht unter Druck setzen! DickesM
  • und habe es dann auch 'brav' versucht. Ich esse immer am Abend im Bett und der Therapeut hat mir auch gesagt, dass ich das zusätzliche Essen weglassen MUSS, damit wir sehen können, welche Gefühle ich zudecke. Ich habe es vier Wochen ausgehalten (übrigens ohne dabei abzunehmen, aber das war ja auch nicht das Ziel). Ich habe vier Wochen lang versucht, zu entdecken, warum ich esse. Ich habe vier Wochen schlecht geschlafen und immer auf einen Durchbruch gewartet. Nach diesen vier Wochen war ich so entnervt, dass ich dem Therapeuten gesagt habe, ich könne es nicht länger, ich würde immer doch nur diffuse Gefühle spüren. Ich fühlte mich als Versagerin, weil ich nicht sagen konnte, was mein tieferliegendes Problem war und stattdessen den ganzen Tag nur noch an Essen gedacht hatte. Da ich dem Therapeuten da noch vertraute, habe ich gedacht, es ginge vielleicht darum zu schauen, wie ich unter Druck reagiere. Ich habe dann noch ein paar Tage durchgehalten und dann konnte ich einfach nicht mehr...in der nächsten Sitzung wurde dann mein Versagen breitgetreten (und ich habe danach natürlich erst recht essen müssen). Für mich hat das Ganze leider nichts gebracht, vielleicht war es die falsche Methode für mich, vielleicht der falsche Zeitpunkt oder der falsche Therapeut? An Deiner Stelle würde ich Deine Sorgen mit der Therapeutin in Ruhe besprechen (mir hätte es damals z.B. schon geholfen, wenn ich eine zeitliche Perspektive gehabt hätte, also gewusst hätte 'ich probiere das jetzt mal für xx Tage') und wenn ich für den Notfall (=Fressanfall) auch eine 'Aufgabe' gehabt hätte (z.B. vorher und nachher aufschreiben wie ich mich gerade fühle oder irgendetwas anderes, damit ich nicht so auf mein Versagen fixiert gewesen wäre). mellow
  • [QUOTE=DickesM]Meine Therapeutin bei einer Beratungsstelle ist damals einen komplett anderen Weg gegangen. Sie hat erstmal das Feindbild, dass ich gegen meine ES aufgebaut hatte, versucht zu neutralisieren, indem sie mir sagte, dass die ES für mich einen Nutzen hat, und dass, wenn es meine ES nicht gäbe, ich vielleicht andere Ventile für diesen Nutzen suchen würde. Und da sei es immer noch besser zu essen als sich die Pulsadern aufzuschneiden (etwas überspitzt ausgedrückt). In diesem Zug hat sie mich sogar aufgefordert die ES zu nutzen, solange wir dem Ursprung noch nicht weiter auf den Grund gegangen sind. [/QUOTE] [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Genau das sagte meine Therapeutin auch. Sie brachte es sogar ganz krass auf den Punkt, indem sie sagte: "Ohne Ihre Essstörung wären Sie wahrscheinlich nicht mehr am Leben." Da habe ich mächtig schlucken müssen. Und das war der Moment, an dem ich meine ES nicht mehr als Feindin sah. Babs[/color][/font]
  • An alle ,die geantwortet und ihre Gedanken zu meinem Thema mitgeteilt haben: Vielen ,lieben Dank! Ich muß mit der Therapeutin noch einmal sprechen. Sie ist wohl doch etwas abnehmfixiert,da sie mein Gewicht für so gesundheitsschädlich hält. Eine befreundete Psychologin meinte auch,daß Drogensüchtige in einer Therapie als Erstes die Drogen weglassen müssen.Dann würde mit allem gearbeitet,was so an Gefühlen ankommt. Vielleicht kann es auch sein,daß sie mir die Kontrolle meines Eßverhaltens einfach schon zutraut? Denn Eßanfälle wie früher, in dem Sinn,daß ich den Kühlschrank leerfuttere, habe ich längst nicht mehr. Auch bin ich von der Schokoladensucht befreit.Ich esse nur unregelmäßig und unbedacht, da ich gegen jede Art von Reglementierung eine Aversion habe .Warum, bleibt noch herauszufinden:-p .Mein hohes Gewicht halte ich dadurch seit 7 Jahren stabil. Liebe Grüße!!! Chiyele