Auslöser "entdeckt"

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  • Gestern abend hatte ich einen schlimmen Rückfall wie schon seit langem nicht mehr. Und ich konnte sogar den direkten Auslöser dafür ausmachen: Es war die Sendung von SternTV-Reportage "Wir wollen nur Dein Bestes" - Ehrgeizige Eltern ([url='http://www.stern.de/tv/reportage/557086.html?nv=cp_L2_']klick[/url]) Der Artikel spiegelt leider nicht annähernd das, was in der Sendung zu sehen war, dieser gnadelose Leistungsdruck seitens der Eltern auf die Kinder ... Ich konnte die Sendung nicht bis zum Ende ansehen, weil dabei so viele, heftige Erinnerungen an meine eigene Kindheit hochkamen, die ich nur durch Umschalten und -leider- Essen aushalten konnte. Zum Glück hatte ich nicht mehr allzuviele Vorräte, aber dadurch konnte ich meine Gefühle auch nicht allzusehr kontrollieren und wurde sozusagen direkt in meine Kindheit zurückkatapultiert. Ich sah mich wieder, wie ich als Vierjährige am Klavier saß und mein Vater mir Noten beibrachte. Er hatte das selbst übernommen, nachdem die kurzzeitig beauftragte Klavierlehrerin wohl nicht schnell genug Erfolge bei mir erzielt hatte. Ich sah mich wieder, wie ich vor Publikum am Klavier saß und mich vor lauter Aufregung dauernd verspielte, was mir selbst super peinlich war, wobei ich aber auch gleichzeitig wußte, dass es mal wieder Ärger von meinem Vater geben würde. Nein, ich wurde nicht geschlagen oder angeschrieen, aber die Enttäuschung über mein Versagen in seinen Augen und seiner Stimme waren mehr als genug Strafe für mich ... Außerdem die Schmach, dass ich als die große Schwester bereits nach wenigen Unterrichtsjahren deutlich hinter den Leistungen meines jüngeren Bruders zurückblieb ... Später dann die Schuldgefühle, was meine Eltern an finanziellen Aufwendungen für meine musikalische Ausbildung auf sich genommen hatten - und ich wollte "einfach" keine Sängerin werden (nicht weil ich nicht singen könnte, aber ich KANN nicht vor Publikum stehen und meine Seele offenbaren - und das tut man, wenn man richtig gut singt)... Das alles brach gestern mit ungebremster Wucht über mich rein ohne dass ich mich hätte darauf vorbereiten können. Zu lange hab ich dieses Thema verdrängt - wird wohl Zeit, dass ich mich daran mache, es zuzulassen und zu verarbeiten. Darcy
  • [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Diesen Smiley, liebe Darcy, kriegst du von mir für die Gefühle, die du vorgestern und in deiner Kindheit hast aushalten müssen: :troest:. Ich kann mir nahezu bildlich vorstellen, wie es in deiner Seele aussah, nachdem du diesen Bericht gesehen und dich an deine Kindheit erinnert hattest. Mir stehen noch sämtliche Augenblicke während meiner Therapie vor Augen, in denen ich solche "Momente der Wahrheit" hatte. Meist verliefen sie sehr, sehr tränenreich, aber sie führten auch immer dazu, dass ich einen großen Schritt nach vorne machte. Wie heisst es so schön? "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt." Diesen Smiley kriegst du zusätzlich: :daumen:, weil du diese Thematik erkannt hast (wenn auch schmerzlich) und dich ranwagen willst. Ich wünsch dir dafür alles, alles Gute! Babs[/color][/font]
  • Oh, Darcy - fühl` Dich geknuddelt! Ich kann Dich so gut verstehen!!!!!!!! Mir ging es gestern beim Fernsehen auch so, dass ich in einem Rutsch gefühlsmäßig direkt annähernd 40 Jahre zurückversetzt wurde. Auslöser bei mir: Die Super-Nanny... Diese Erziehungsberaterin war ein paar Tage bei einer Mutter mit 3 Kindern, 2 Jungs, ein Mädchen (wie früher bei mir). Die Nanny kommt halt in Familien, wo es Probleme mit den Kindern gibt und hilft ihnen dann bei Verhaltensänderungen. Hier waren nicht die Kinder das Problem, sondern die Mutter: Sie hatte augenscheinlich massive seelische Probleme, war komplett überfordert und hochgradig aggressiv, was sich in ständigem Anschreien und auch Schlagen der Kinder äußerte. Das älteste Kind hatte mittlerweile selbst schon Probleme (immer vor den Hausaufgaben Heulkrämpfe, obwohl er gute Noten schrieb; Übergewicht). Das alles war genau wie bei mir zuhause. Meine Mutter war - auch aus Sicht meiner heutigen Therapeutin - hochgradig depressiv und hochaggressiv. So war ich ständig in hab-acht-Haltung. Dann gab es dort eine Szene, wo sie wegen einer Nichtigkeit so aggressiv wurde, dass sie ihrem Sohn seinen Geburtstag versaut hat. Auch dazu hatte ich eine konkrete Erinnerung... Ich konnte meinem Mann gerade noch sagen, was los war, dann flossen nur noch die Tränen. Auch heute morgen, beim Autofahren, mußte ich sie zurückdrängen. Ich glaube, das wird mich noch die nächsten Tage beschäftigen... Schlimm war es auch, zu sehen, wie entsetzt die Super-Nanny war. Da wurde mir erst richtig klar, wie schlimm so ein Verhalten der Mutter für die Kinder überhaupt ist - und, dass die Probleme meiner Kindheit bei weitem keine Lappalien waren. Ich bekam richtig Mitleid mit mir als kleinem Kind, ein seltsames Gefühl... Gestern hatte ich keine Fressattacke, aber heute morgen giere ich nach Schokolade. Ich schätze, ich werde noch mal in die Kantine tigern... Es ist wirklich nicht leicht, wenn diese alten Knöpfe gedrückt werden. Aber ich glaube, dass man auf einem guten Weg ist, wenn so ganz konkrete Erinnerungen losgetreten werden. Aber wie macht man der Seele klar, dass das alles Vergangenheit ist? Viele solidarische Grüsse von Bärbel
  • Ja, die Sendung hab ich gestern auch gesehen und war über die Mutter sehr schockiert. Solche aggressiven Situationen gab es bei uns nie, im Gegenteil. Weder mein Bruder noch ich wurden geschlagen (na ja, einmal hab ich was auf den Hintern bekommen, aber das war aus völliger Hilflosigkeit meines Vaters heraus - ich war mehrere Stunden zu spät heimgekommen und er hatte sich furchtbare Sorgen gemacht, dass etwas passiert wäre ... das hab ich ihm auch nie übel genommen). Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber vielleicht kennt der eine oder andere hier ja auch Lehrer, die von ihren Schülern respektiert werden. Nicht durch Angstmachen, sondern durch ihre Art, mit den Schülern umzugehen. Mein Vater ist so ein Lehrer gewesen (jetzt in Rente), der für seine Schüler alles gegeben hat - wirklich alles, auch seine Freizeit. Heute noch hat er Kontakt zu seiner ersten Abi-Klasse (seit über 40 Jahren!!), er war wirklich beliebt bei seinen Schülern, aber er konnte auch mit einem BLICK eine ganze Schulklasse zum Schweigen/zur Ruhe bringen. Ich hab das selbst mehrfach erlebt und war jedesmal wieder aufs Neue davon beeindruckt. Wenn Ihr Euch aber diese Autorität vorstellt, die 30 pubertierende Jungs gleichzeitig zur Ruhe bringt nur durch Ansehen, dann könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, wie das auf ein kleines Mädel wirkt, dass diesen Blick ganz allein auf sich gerichtet fühlt. Noch dazu, wenn dieses Mädel nix mehr will, als endlich den Ansprüchen eines übermächtigen Vaters zu genügen. Es hört sich vielleicht blöd an, aber manchmal hätte ich mir gewünscht, er hätte mich angeschrieen oder vielleicht sogar mal 'nen Klapps auf den Po gegeben, statt mich so anzusehen - so, dass ich genau wußte, wie enttäuscht er von mir ist und dass ich es wieder nicht geschafft hab, "gut" zu sein ... Das ist eben etwas, was mich bis heute nicht losgelassen hat. Darcy