Autoaggressiv(er)?

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  • [font=Comic Sans MS][color=DarkGreen]Gestern haben wir durch Zufall „Iss was!“ auf 3SAT gesehen. Dort ging es um 3 junge Frauen, von magersüchtig bis bulimisch. Nach der Sendung diskutierten mein Freund und ich noch länger über das Thema Essstörungen. Auf ihn wirkte es, als seien Magersüchtige viel autoaggressiver als Esssüchtige und dass man schon fast die Magersucht mit Heroin und die Esssucht mit Alkoholsucht vergleichen könne, denn die Magersucht (so wie Heroin) führe schneller zum Tod. Ich bin seit gestern abend am Überlegen, ob ich dem zustimme, denn ich bin kein Freund solcher Vergleiche (keine Sucht ist schlimmer oder besser als die andere), aber um es anschaulicher zu machen, sind Vergleiche manchmal wichtig. Wie denkt ihr darüber? Sind wir die weniger autoaggressiven Suchtkranken, nur weil wir eventuell länger brauchen, um unseren Körper zu Grunde zu richten? Ebenso frage ich mich seit gestern, ob irgendjemand schon mal von einem "Pro-Ana-Forum" für Esssüchtige gehört hat? Gibt es so was überhaupt oder gehen wir Esssüchtigen anders mit dem Thema um? Fragen über Fragen Babs[/color][/font]
  • [QUOTE=frauvonheute][font=Comic Sans MS][color=DarkGreen] Ebenso frage ich mich seit gestern, ob irgendjemand schon mal von einem "Pro-Ana-Forum" für Esssüchtige gehört hat? Gibt es so was überhaupt oder gehen wir Esssüchtigen anders mit dem Thema um?[/color][/font][/QUOTE] Laut Google gibt es das tatsächlich. Ob man pauschal sagen kann, dass eine bestimmte Gruppe Süchtiger autoaggressiver ist als eine andere, bezweifle ich. Ich denke allerdings, es bestehen individuelle Unterschiede, da es innerhalb der Suchgruppen sicherlich verschiedene Ausprägungen von Mensch zu Mensch gibt.
  • Zitat von Babs: [quote]Wie denkt ihr darüber? Sind wir die weniger autoaggressiven Suchtkranken, nur weil wir eventuell länger brauchen, um unseren Körper zu Grunde zu richten?[/quote] Zunächst: es geht mir hier nicht darum, irgendwelche Hierarchien aufzubauen, trotzdem mal folgende überlegungen. In manchen Gesellschaften geht dem tatsächlichen, körperlichen Tod ein sog. "mort sociale" voraus, das Thema wurde auch schon in manchen Filmen hinsichtlich Aids aufgeworfen. Der soziale Tod - der körperliche Tod - was ist schlimmer? Natürlich kann man sagen, der eine ist definitiv nicht mehr rückgängig zu machen, dennoch möchte ich hier nicht werten. Die Frage ist doch, ebenso wie bei den Essstörungen, aus welcher Perspektive man das ganze betrachtet. Im Endeffekt ist jedes Leiden subjektiv und nicht gegen anderes abwägbar. So denke ich auch beim Thema Autoagressivität: Die Folgen dieses Handelns bei ES ins Zentrum der Betrachtung zu stellen (wie es im medizinischen Bereich oft geschicht), ist vielleicht aus gesellschafts-ethischer Sicht ansatzweise nachvollziehbar, da das Leben als höchstes Gut gilt. Hinsichtlich der einzelnen Betroffenen denke ich, in beiden Fällen ist definitiv ein autoagressives Verhalten vorhanden. Ist bei der Magersüchtigen der Tod eine Konsequenz, die sich als mögliches Endergebnis des eigenen Handelns ins Bewußtsein drängt? Ich denke nicht. Eine liebe Freundin von mir ist megersüchtig. ich glaube sagen zu können, dass sie diese mögliche Folge nicht mal in ihren schlimmsten Zeiten im Kopf hatte. Auch bei Binge eatern ist der "mort sociale" oder die "Selbstverletztung" nicht Ziel des Verhaltens, jedoch wird diese Konsequenz oft herangezogen, um erlerntes Verhalten nachhaltig zu bestätigen. Was ist nun agressiver? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber auch, dass ich in dieser Frage nicht definitiv werten will. Jesse
  • Mir hat eine Therapeutin mal gesagt, dass Magersucht bzw. Bulemie (meine Mutter hat Bulemie) ganz viel mit Leistung zusammenhängt, will sagen: Der Kranke treibt die Krankheit mit ungeheurer Energie voran und findet das Ergebnis oftmals auch positiv (ob ich das aggressiv nennen würde, weiß ich nicht unbedingt - irgendwie verbissener vielleicht). Das ist bei Adipositas-Essgestörten eher anders. Bitte jetzt nicht falsch verstehen in Richtung wir - denn auch ich gehöre ja dazu - würden nichts leisten. Aber wir benutzen das Essen nicht als Arena für eine Leistungsfixierung und das Ergebnis, das Dicksein, ist ja auch nicht unbedingt erwünscht. Selbstzerstörerisch und autoaggressiv ist natürlich letztlich beides. Ich denke nur, Magersucht und Bulemie bringen einen mit viel größerer Geschwindigkeit in die Schußfahrt, wenn ihr versteht... Gruß, Bärbel
  • [QUOTE]Selbstzerstörerisch und autoaggressiv ist natürlich letztlich beides. Ich denke nur, Magersucht und Bulemie bringen einen mit viel größerer Geschwindigkeit in die Schußfahrt, wenn ihr versteht... [/QUOTE] Was ich mich schon manches Mal gefragt habe ist, ob es nicht eigentlich viel autoaggressiver ist, sich langsam zu Tode zu essen, statt relativ schnell zu Tode zu hungern. Zumal ja ab einem bestimmten Punkt das Hungergefühl weg ist (weiß jeder, der schon mal gefastet hat), man zumindest zu Beginn der Magersucht durchaus 'ne Menge Komplimente für die ach so tolle schlanke Figur bekommt und auch das Verheimlichen der Such m.E. einfacher ist. Als Esssüchtige kann ich nicht verbergen, dass ich immer dicker werde, manövriere mich damit ziemlich schnell in gesellschaftlich mißachtete Bereiche und das Gefühl nach einem Essanfall ist alles andere als schön. Geht schon fast in die masochistische Richtung, zumal man spätestens beim zweiten Essanfall weiß, wie sehr ein vollgestopfter Magen schmerzen kann. Ich würde also nicht unbedingt sagen, dass es autoaggressiver ist zu hungern - m.E. ist das "nur" eine andere Richtung. Darcy
  • Komischerweise, Babs, habe ich gerade gestern darüber nachgedacht, ob ich eigentlich die einzige bin, die ihre ES als eine Form der Autoaggression empfindet... ...Ich würde mich Jesse anschließen, da m.E. die (extreme) Gewichtszunahme einen sozialen Tod nach sich ziehen kann, Übergewichtige meist eher von Spott und Häme überzogen werden als Untergewichtige. Was das betrifft denke ich, dass die Autoaggression stärker ausgeprägt ist. LG, Sombra
  • [QUOTE=sombra_blanca]Komischerweise, Babs, habe ich gerade gestern darüber nachgedacht, ob ich eigentlich die einzige bin, die ihre ES als eine Form der Autoaggression empfindet...[/QUOTE] Mir wurde in diesem Zusammenhang in der Kur 2004 sogar Borderline diagnostiziert. Auf meinen verwundernden Blick (SVV ist mir im Prinzip völlig fremd) meinte die Therapeutiun dann, dass extremes Übergewicht auch eine Form von SVV ist. Es ist zumindest Selbstmord auf Raten. Ein Begriff, den ich schon sehr früh im Zusammenhang mit meiner Figur hörte. Kirstin P.S.: Borderline halte ich trotzdem für übertrieben, finde mich in den Beschreibungen nirgendwo wieder.